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Tierische Mitbewohner: Die 10 größten Irrtümer über Parasiten und Co

Wir bieten vielen Tieren ein lebensfreundliches Umfeld. Einige schaden uns ziemlich, doch nicht alles über diese Schmarotzer ist wahr. Wir stellen Ihnen zehn der größten Irrtümer über diese Kreaturen vor.
Parasitäre Würmer schaden uns nur
10. Kopfläuse verbreiten sich über Mützen |

Alle Jahre wieder schrecken Zettel mit "Läusealarm" an den Eingangstüren von Schulen und Kindergärten die Eltern auf: Wie ein Lauffeuer verbreiten sich die sechsbeinigen Krabbelbiester unter den lieben Kleinen. Läusekämme und Spezialshampoos werden gekauft, Kuscheltiere, Bettbezüge und Kleidung chemisch behandelt oder zumindest in die Waschmaschine gepackt. Dabei ist die Reinigung von Teddys, Mützen und Co eigentlich nicht nötig. Denn entgegen einer beliebten Annahme verbreiten sich Kopfläuse nicht über Gegenstände, sondern praktisch ausschließlich über direkten Kopfkontakt. Das belegen mehrere Studien unter anderem aus Polen und Australien, bei denen die Forscher während verschiedener Läuseplagen zwar jeweils Tausende der Tiere von den Kinderköpfen sammelten, aber keine in Mützen, auf Plüschtieren oder gar Stühlen und Tischen. Selbst über Kopfkissen krabbelten nur in seltenen Ausnahmefällen einzelne Exemplare. Ohnehin sind die Kopfläuse eher harmlose, leicht zu bekämpfende Plagegeister – verglichen mit der Kleiderlaus, die in früheren Zeiten Millionen Menschen das Leben gekostet hat.

9. Ratten übertragen direkt die Pest |

Wanderratten und die Pest – das gehört zusammen. Allerdings sind die Ratten selbst Opfer des Schwarzen Tods: Das natürliche Reservoir des Pestbakteriums bilden normalerweise Präriehunde, Erdhörnchen und Murmeltiere, von denen der Erreger dann via Pestflöhe auf die Nager überspringt. Diese sterben nach Befall selbst daran: erst nur vereinzelte Tiere und dann immer mehr, bis die Flöhe keine Wirtstiere mehr finden und stattdessen den Menschen heimsuchen. In seltenen Fällen können Epidemien unter Menschen auch ausgelöst werden, wenn infizierte Ratten Lebensmittel kontaminieren, die dann von Menschen gegessen werden. Dagegen ist bislang kein größerer Pestausbruch bekannt, der durch den direkten Biss einer pestverseuchten Ratte entstand.

8. Flöhe halten es ohne Blut nicht lange aus |

Heute gelten Menschenflöhe in Mitteleuropa als Rarität. Verbesserte Hygiene und die Erfindung des Staubsaugers haben ihm großflächig den Garaus gemacht. Dabei sind diese Insekten eigentlich recht zäh: Nach einer Blutmahlzeit können die Tiere mehrere Monate lang ohne weitere Nahrung überdauern, bis ein neues Opfer auftaucht. Wahrscheinlich entstand der Mythos, dass die Flöhe permanent Blutnachschub benötigen, durch ihren Heißhunger, wenn sie einen denn mal befallen haben. In einer Nacht können sie Dutzende Male zubeißen und regelrechte Flohbissstraßen produzieren. Ihre Larven ernähren sich übrigens nicht von Blut, sondern abseits ihres Wirts von anderen organischen Stoffen, etwa in den Ritzen alter Fußböden – und hier kommt dann der besagte Staubsauger ins Spiel.

Zecken fallen nicht von Bäumen | Mit dem Frühling kommen die Zecken wieder: Wer jetzt durch Wald, Feld und Flur streift, sollte anschließend auf alle Fälle seinen Körper auf verdächtige Achtbeiner kontrollieren. Denn harmlos sind die Blutsauger nicht, da sie gefährliche Krankheiten wie FSME oder Borreliose übertragen können. Auf der Hut muss man aber vor allem von unten sein, denn Zecken streift man in der Regel von Gräsern und Blättern ab; dagegen ist es ein Märchen, dass sie sich von Bäumen auf ihre Opfer fallen lassen. Entdeckt man eine festgesaugte Zecke, sollte man sie übrigens keinesfalls mit Öl oder gar Klebstoff beträufeln, um sie zu töten: In diesem Fall erbricht sich das Tier direkt in den Bisskanal und injiziert erst recht Krankheitserreger. Welche Folgen ein Biss manchmal haben kann, zeigt die amerikanische Lone-Star-Zecke: Einige ihrer Opfer bekamen quasi über Nacht eine Fleischallergie – mit der Zecke als sehr wahrscheinlicher Ursache.
6. Bettwanzen haben etwas mit mangelnder Hygiene zu tun |

Bettwanzen erleben gegenwärtig ein beeindruckendes Comeback: Bis vor wenigen Jahren galten sie hier zu Lande als praktisch ausgerottet, doch mittlerweile rücken Kammerjäger wieder täglich aus, um die klassischen Zivilisationsfolger zu bekämpfen. Betroffen sind vor allem auch große und gute Hotels oder öffentliche Gebäude. Und verschleppt werden die Insekten mit Reisenden in ihren Koffern und der Kleidung. Einmal eingeschleppt, lassen sie sich nur schwer bekämpfen; zudem entwickelten die Tiere in den letzten Jahrzehnten Resistenzen gegen gängige Bekämpfungsmittel – was die erneute Ausbreitung ebenfalls begünstigt. Außerdem halten es Bettwanzen bis zu eineinhalb Jahre ohne neue Blutnahrung aus; sie sind also sehr zäh und profitieren von der Globalisierung.

5. Parasitäre Würmer schaden uns nur |

Es ist eine gruselige Vorstellung, dass wir Dutzende bis Hunderte von Würmern in uns beherbergen könnten. Dabei leben Rund- und Plattwürmer oft friedlich im Verdauungstrakt, ohne uns zu schaden – im Gegenteil, es mehren sich die Hinweise, dass diese Wirbellosen unserer Gesundheit vielleicht sogar nutzen. Denn Forscher wie Joel Weinstock von der Tufts University in Boston gehen mittlerweile davon aus, dass die Tierchen unser Immunsystem so beschäftigt halten, dass es sich nicht umorientiert und aus dem Ruder läuft. Diese Biomediziner gehen davon aus, dass der mangelnde Wurmbefall ein Grund für die rasante Zunahme an Autoimmunkrankheiten wie Reizdarm und Allergien in Industrieländern ist. Manche Ärzte gehen daher mittlerweile dazu über, Patienten gezielt "Wurmkuren" zu verabreichen: Sie lassen sie Peitschenwurmeier schlucken, die sich im Darm entwickeln und anschließend die Autoimmunkrankheiten eindämmen.

4. Dunkelheit verhindert Mückenattacken |

Motten fliegen auf Licht – und Mücken in gewisser Hinsicht auch. Doch ob uns die Blut saugenden Insekten stechen oder nicht, hängt davon nicht ab. Denn eigentlich orientieren sich Stechmücken an charakteristischen Düften, um zu ihrem Opfer zu gelangen. Verschiedene Studien haben bereits gezeigt, dass beispielsweise Schweißgeruch besonders anziehend auf die sirrenden Hautflügler wirkt: Gezielt folgen sie dieser Duftspur bis auf die Haut, wo sie dann zustechen. Vor allem Menschen, die dicht mit Staphylococcus-Bakterien besiedelt sind, locken die Tiere an – und nicht etwa besonders süßes Blut, wie ein weiteres Märchen lautet. Immerhin: Auch eine Springspinne und damit ein natürlicher Feind afrikanischer Stechmücken erkennt Schweißfüße aus der Ferne, orientiert sich an ihnen – und fängt dann ankommende Blutsauger ab.

3. Mäuse fressen gerne Käse |

In klassischen Comics werden Mausefallen bevorzugt mit Käse bestückt. Dabei gehören Emmentaler, Gouda und Co gar nicht zur bevorzugten Nahrung der Nager, wie David Holmes von der Manchester Metropolitan University herausgefunden hat. Demnach reckten sie zwar oft ihre Nase in Richtung Käse, aber nur, weil der starke Duft ihre leistungsstarke Nase "reizt", so der Biologe. Vor die Wahl gestellt, äßen sie viel lieber Nahrung mit hohem Zuckergehalt wie Früchte oder Körner, wie sie auch in der Natur vorkommen. Moderne Fallen beinhalten daher auch Lockstoffe, die einen Schokoladenduft freisetzen – und den die Mäuse ebenfalls anziehend finden.

2. Bandwürmer helfen beim Abnehmen |

Nach (zugegeben kurzer) Recherche ist unbekannt, wer die Idee einer Bandwurmdiät in die Welt gesetzt hat. Sicher ist jedenfalls, dass sie gefährlicher Schwachsinn ist. Denn Bandwürmer gehören tatsächlich zu den gefährlichen Parasiten für den Menschen und können schwere Gesundheitsschäden bis hin zum Tod verursachen. Die Überlegung hinter der Bandwurmdiät lautet, dass die Darmbewohner einen Teil der aufgenommenen Nahrung für sich selbst verbrauchten und damit dem Körper entzögen – was sich in einem verringerten Gewicht niederschlagen soll. Das ist aber falsch: Bandwürmer enthalten unserem Organismus wichtige Nähr- und Mineralstoffe vor, die wir für unsere Gesundheit benötigen. Und wer Eier beispielsweise eines Schweinebandwurms schluckt, riskiert, dass die Larven bis ins Gehirn wandern und sich dort festsetzen. Krämpfe, Verkalkungen und schwere Schäden bis hin zu Lähmungen und Tod sind die Folge. Deshalb gilt: Wer die ersten Anzeichen eines potenziellen Bandwurmbefalls feststellt, sollte dringend einen Arzt aufsuchen!

1. Der Fisch, der in den Penis schwimmt |

Szenen wie aus einem Horrorfilm: Ein Mann uriniert ins Wasser – und wird plötzlich von stechendem, brutalem Schmerz geplagt, weil ihm ein winziger Fisch in die Harnröhre geschwommen ist. Gezeigt wurde dieser Ausschnitt in der BBC. Allerdings kann man die Geschichten von Fischen, die sich im Penis festsetzen und von dort operativ entfernt werden müssen, wohl in das Reich der Legenden verbannen. Bislang gibt es jedenfalls keinen zweifelsfrei belegten Fall, dass die im Amazonas und Orinoco lebenden und Candiru genannten, sehr kleinen und dünnen Welse wirklich in männliche Fortpflanzungsorgane vorgedrungen sind, um dort zu schmarotzen. Normalerweise setzen sich diese Fische in den Kiemen größerer Arten kurz fest, um Blut zu saugen. Sobald sie ihren Hunger gestillt haben, lassen sie von ihrem Opfer ab. Laborexperimente hatten zudem ergeben, dass sich die Candirus visuell orientieren und nicht Harnstoffspuren im Wasser folgen – die sie zu Wasser lassenden Menschen führen könnten. Nicht ganz ausgeschlossen ist, dass die Welse in die Vagina badender Frauen eindringen, wie historische Aufzeichnungen berichten. Dort ließen sie sich jedoch relativ einfach wieder entfernen, so die Notizen.

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