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Falsches über den Weltraum: Die 10 populärsten Irrtümer der Astronomie

Hartnäckig halten sich auch in der Astronomie manche Mythen und Fehleinschätzungen. Wir stellen die zehn populärsten Irrtümer in der Himmelskunde vor und klären auf.
10 populäre Irrtümer der Astronomie
10. Irrtum: Wir sehen Millionen Sterne am Himmel | Richtig ist: Rund 6000 Sterne sind so hell, dass wir sie mit bloßem Auge sehen können. Davon steht jedoch stets etwa die Hälfte unter dem Horizont; ein weiterer Teil bleibt in Horizontnähe im Dunst verborgen. Deshalb können wir in einer dunklen, klaren Nacht nicht mehr als rund 2000 Sterne am Himmel über uns erkennen. Ist unsere Umgebung durch künstliche Lichtquellen aufgehellt, sinkt die Anzahl der sichtbaren Sterne drastisch. So sind aus einer Großstadt heraus kaum mehr als ein oder zwei Dutzend der hellsten Sterne zu sehen. Das schimmernde Band der Milchstraße besteht zwar aus dem vereinten Licht von Millionen Sternen, doch mit dem bloßen Auge können wir darin keine Einzelsterne erkennen.
9. Irrtum: Kometen ziehen einen Schweif hinter sich her | Richtig ist: Kometen haben in Sonnennähe in der Regel zwei Schweife – einen Gasschweif und einen Staubschweif –, die nichts mit der Bewegungsrichtung des Kometen am Himmel zu tun haben. Bei Annäherung des Kometen an die Sonne erwärmt sich dessen Oberfläche. Dabei werden zuvor gefrorene Gase freigesetzt, die bei ihrem Ausblasen große Mengen an Staub mitreißen. Der Gasschweif entsteht durch die Wirkung des Sonnenwinds auf die freigesetzten Gase und weist deshalb stets in die der Sonne entgegengesetzte Richtung. Die schwereren Staubpartikel werden durch den Strahlungsdruck des Sonnenlichts beeinflusst, so dass der Staubschweif zumeist gekrümmt erscheint.
8. Irrtum: Fixsterne stehen unbeweglich am Himmel | Richtig ist: Alle Himmelsobjekte im All bewegen sich, auch die Sterne. Wegen ihrer sehr großen Entfernungen verändern sie ihre Positionen am Himmel im Lauf eines menschlichen Lebens allerdings kaum, so dass sich die Himmelssphäre scheinbar wie eine starre Kugel um die Erde dreht. Erst mit hochgenauen Messmethoden lässt sich die Positionsveränderung der Sterne untereinander erkennen. Mit dem bloßen Auge würde es Tausende von Jahren dauern, bis wir solche Veränderungen bemerken könnten. Einige wenige Sterne bewegen sich so schnell, dass sich ihre Positionsveränderung innerhalb weniger Jahre auf Himmelsfotografien erkennen lässt. Ein solches Beispiel ist der im Bild gezeigte "Barnards Pfeilstern".
7. Irrtum: Planeten sind nur mit einem Fernrohr zu beobachten | Richtig ist: Es gibt fünf Planeten, die so hell sind, dass sie schon mit bloßem Auge zu sehen sind: Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Im Lauf von Tagen und Wochen ändern sie erkennbar ihre Stellung am Himmel. Vor der Erfindung des Fernrohrs nannte man sie "Wandelsterne". Merkur und Venus umkreisen die Sonne auf engeren Bahnen als die Erde, so dass wir sie immer in der Nähe der Sonne sehen – entweder in der Abend- oder in der Morgendämmerung. Mars, Jupiter und Saturn befinden sich weit außerhalb der Erdbahn, so dass wir ihre Bewegungen unter den Sternen verfolgen können. Gegenwärtig finden wir Jupiter am Abendhimmel in südwestlicher Richtung als hellsten Lichtpunkt im Sternbild Zwillinge, während Mars als rötlicher "Stern" im Sternbild Jungfrau gerade im Osten aufgegangen ist. In der zweiten Nachthälfte geht auch Saturn (im Sternbild Waage) im Osten auf. Die Venus folgt als Morgenstern kurz vor Sonnenaufgang im Osten.
6. Irrtum: Der unbeleuchtete Teil des Mondes befindet sich im Schatten der Erde | Richtig ist: Wie auf der Erde gibt es auf dem Mond Tag und Nacht. Die Mondphasen entstehen, da wir während eines monatlichen Umlaufs des Mondes um die Erde unter verschiedenen Winkeln auf die Tag-Nacht-Grenze des Mondes blicken. Bei Neumond stehen Sonne, Mond und Erde in einer Linie, bei Vollmond sind die Positionen von Mond und Erde vertauscht: Der Mond steht dann in entgegengesetzter Richtung zur Sonne am Himmel. In den eher seltenen Fällen, in denen Sonne, Erde und Mond bei Vollmond tatsächlich genau auf einer Linie stehen, durchquert der Mond den Schatten der Erde, und wir beobachten eine Mondfinsternis.
5. Irrtum: Der Polarstern ist der hellste Stern am Nachthimmel | Richtig ist: Der Polarstern ist nur ein Stern mittlerer Helligkeit am Himmel. Seine besondere Bedeutung liegt darin, dass er in der Nähe des Himmelsnordpols steht, um den sich alle Sterne im Laufe einer Nacht zu drehen scheinen. Nur in seiner unmittelbaren Umgebung ist er einer der hellsten Sterne, wodurch er leicht aufzufinden ist.
4. Irrtum: Der Große Wagen ist das bekannteste Sternbild | Richtig ist: Der Große Wagen ist zwar eine der markantesten Sternfiguren am Himmel, er ist jedoch nur ein Teil des viel größeren Sternbilds Großer Bär. Die sieben hellsten Sterne des Großen Bären scheinen einen Wagenkasten mit Deichsel zu formen. Sie sind bereits leicht auch bei aufgehelltem Himmel zu sehen. Ist der Himmel dunkel genug, erkennen wir auch die lichtschwächeren Sterne des Großen Bären. Mit etwas Fantasie sieht man tatsächlich die Umrisse eines Bären. Die Wagendeichsel bildet dabei den Schwanz des Raubtiers. Während wirkliche Bären nur einen Stummelschwanz haben, liefert die griechische Mythologie eine Erklärung für den langen Schwanz des Bären am Himmel: Um den Mord an dem Bären zu verhindern, packte der Göttervater Zeus ihn am Schwanz und schleuderte ihn an den Himmel.
3. Irrtum: Schwarze Löcher saugen alles auf | Richtig ist: Schwarze Löcher sind keine gefräßigen Massemonster, die alles verschlucken, sondern kompakte Himmelskörper, in denen die Materie auf ein kleines Volumen zusammengedrückt ist. Nur was diesen Objekten zu nahe kommt, läuft Gefahr, auseinandergerissen zu werden. Materie, die dem Schwarzen Loch näher kommt als ein gewisser Mindestabstand (Ereignishorizont), verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Selbst Licht kann aus einem Schwarzen Loch nicht entkommen. Aber: Stünde an Stelle unserer Sonne ein Schwarzes Loch genau gleicher Masse im Zentrum des Sonnensystems, würden sich alle Planeten auf genau den gleichen Bahnen bewegen, wie sie es heute tun – völlig ungestört.
2. Irrtum: Im Sommer ist die Erde unserer Sonne am nächsten | Richtig ist: Die Jahreszeiten entstehen nicht durch die elliptische Bahn der Erde, sondern durch die Neigung der Erdachse gegenüber der Bahnebene der Erde. Da die Lage der Erdachse im Raum fest ist, die Erde im Lauf eines Jahres aber einmal die Sonne umrundet, ändert sich von einem bestimmten Ort auf der Erdoberfläche aus die Höhe des Sonnenstands am Himmel. Auf der nördlichen Erdhalbkugel ist Sommer, wenn sie zur Sonne hin geneigt ist und Winter, wenn sie von ihr weg geneigt ist. Zufälligerweise steht die Erde Anfang Januar der Sonne am nächsten, wenn auf der nördlichen Halbkugel Winter, auf der südlichen Halbkugel Sommer ist.
1. Irrtum: Ein Lichtjahr ist eine lange Zeit | Richtig ist: Ein Lichtjahr ist ein Entfernungsmaß – nämlich die Strecke, die ein Lichtstrahl in einem Jahr zurücklegt. Da sich Licht mit einer Geschwindigkeit von rund 300 000 Kilometern pro Sekunde fortbewegt, entspricht ein Lichtjahr einer Entfernung von 9,5 Billionen Kilometern. Ein Lichtjahr ist die passende Einheit, um die Entfernungen von Sternen zur Erde zu messen. So ist Proxima Centauri, der nächste Stern außerhalb des Sonnensystems, etwas mehr als vier Lichtjahre entfernt. Bis zur Sonne, unserem nächsten Stern, sind es hingegen nur 150 Millionen Kilometer oder rund 8 Lichtminuten. Mehr dazu finden Sie unter: Die wichtigsten Entfernungsmaße im Universum.

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