Astronomie für Einsteiger: Die schönsten Galaxien am Herbst- und Winterhimmel
Unterschiedliche Blickwinkel
Die neben unserer eigenen Milchstraße größten Mitglieder der "lokalen Gruppe" sind die Andromeda-Galaxie M 31 und der deutlich kleinere Spiralnebel M 33 im Sternbild Dreieck. Diese beiden Galaxien stehen in einer Entfernung von "nur" 2,5 beziehungsweise 2,7 Millionen Lichtjahren und verdeutlichen die Morphologie einer Spiralgalaxie unter verschiedenen Blickwinkeln: schräg von der Seite (M 31) und nur etwas aus der Polansicht gekippt (M 33). Entsprechend sehen ihre nebligen Flecken in einem kleinen Teleskop bei niedriger Vergrößerung auch stark elliptisch und fast rund aus. Die seitliche Ansicht liefert NGC 891 in der östlichen Andromeda.
In all diesen Fällen sehen wir eine runde, recht dünne Galaxienscheibe mit hellerer zentraler Verdickung. Sie ist durchzogen von Spiralarmen, gemustert mit hellen Sternwolken und dunklen, staubigen Zusammenballungen von interstellarer Materie. Diese beiden Elemente eines Spiralarms können Sie mit einem größeren Teleskop (ab zwölf Zoll Öffnung) tatsächlich bei M 31 und M 33 visuell studieren, wozu allerdings eine sehr dunkle, klare Nacht benötigt wird. Eine mittlere Vergrößerung (halbe Millimeterzahl der Teleskopöffnung) ist dabei am besten geeignet. Vor allem die hellsten Sternentstehungsgebiete, viele davon selbst als NGC-Objekt katalogisiert, lassen sich gut erkennen. Im Andromedanebel ist vor allem NGC 206 eine auffällige Sternenwolke (siehe Bild oben), während die Spiralarme von M 33 als Ketten hellerer Knötchen erscheinen. Dies trifft besonders für den nördlichen Arm mit NGC 604 zu. Gegen diese großen Sternentstehungsgebiete würde sich unser Orionnebel oder unser Lagunennebel geradezu klein ausnehmen. Die vielen hier produzierten jungen Sternhaufen mit ihren heißen, hellen Sternen helfen uns, die Spiralstruktur auch visuell zu erkennen. Aber es sind die dunklen, ebenfalls in den Spiralarmen eingebetteten Dunkelwolken, die das Baumaterial dazu liefern.
Jenseits der lokalen Gruppe
Außer M 31 und M 33 besteht unsere lokale Gruppe nur aus Zwerggalaxien, die zumeist eine der Spiralgalaxien als Begleiter umkreisen. Gute Beispiele sind NGC 205 und M 32, die beide sehr nah bei M 31 stehen. Somit müssen wir schon einen Entfernungssprung machen, weit heraus aus der lokalen Gruppe, um weitere Spiralgalaxien am Herbsthimmel zu sehen: NGC 891 steht in fast 30 Millionen Lichtjahren Entfernung, das heißt zwölfmal weiter als M 31! Auch die schöne Spirale in Draufsicht, M 74 in den Fischen, ist 25 Millionen Lichtjahre entfernt. M 77, eine wegen ihres hellen aktiven Kerns den Seyfert-Galaxien zugerechnete Spirale im Walfisch, steht sogar in 45 bis 50 Millionen Lichtjahren Entfernung und konkurriert mit einigen Messier-Galaxien am von uns abgewandten Rand des Virgo-Galaxienhaufen um den Titel des fernsten Messier-Objekts.
Gerade weil diese gewaltigen Entfernungen eigentlich weit jenseits unseres Vorstellungsvermögens liegen, ist es reizvoll sich vorzustellen, vor wie langer Zeit das Licht ausgesandt wurde, das unsere Augen jetzt erblicken: Frühe, noch affenähnliche Vorformen des Menschen lebten auf der Erde, als das Licht der Andromeda-Galaxie abgestrahlt wurde, und eine Welle früher Säugetierformen breitete sich gerade aus, als das heute ankommende Licht die ferne Galaxie M 77 verließ. Viele der hellsten Sterne in M 77 gibt es inzwischen schon gar nicht mehr: Sie sind die massereichsten und kurzlebigsten Sterne, denn nach nur 50 bis 100 Millionen Jahren explodieren sie schon als Supernovae. Das Licht dieser Ereignisse befindet sich aber noch auf dem Weg zu uns, irgendwo weit außerhalb unserer Milchstraße.
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