Dermatologie: Fünf Fragen zum Sonnenbaden und Sonnenschutz
Eine sonnengebräunte Haut macht zunächst einen attraktiven und gesunden Eindruck. Nur wenigen ist bewusst, dass der neu gewonnene Bronzeton eine Abwehrreaktion des Körpers ist, um sich vor der Sonnenstrahlung zu schützen. Die ultravioletten Strahlen der Sonne sind für unser Auge unsichtbar, dringen jedoch in die Haut ein und richten dort eine ganze Reihe von Schäden an. Einen Sonnenbrand bemerken wir zwar unmittelbar, Hautkrebs tritt jedoch möglicherweise erst nach Jahrzehnten auf. Aber wie entstehen Sonnenbrand und Hautkrebs eigentlich? Kann das Solarium vorbeugen? Und wie schützt man die Haut vor den UV-Strahlen? Fünf Antworten für Sonnenanbeter.
Wie entsteht ein Sonnenbrand?
Die Haut rötet sich, fühlt sich heiß an und pellt sich in schlimmen Fällen: Ein Sonnenbrand auf der Haut gleicht einer Verbrennung. Doch ein Sonnenbrand wird nicht durch Wärme verursacht, sondern durch UV-Strahlen. Diese werden in zwei Arten unterteilt. Die langwelligeren – also etwas energieärmeren – UV-A-Strahlen gelangen tief in die Haut und produzieren dort freie Radikale, die die Haut vorzeitig altern lassen. Sonnenbrand dagegen wird von den kurzwelligeren UV-B-Strahlen verursacht.
Durch die energiereiche Strahlung werden die DNA-Moleküle der Hautzellen in der äußersten Hautschicht, der Epidermis, geschädigt: Chemische Bindungen in den DNA-Bausteinen werden gebrochen, und neue werden geformt. Der Körper erkennt, dass sich der Aufbau der DNA geändert hat, und versucht die DNA zu reparieren oder lässt die betroffene Zelle absterben. Außerdem regt der Körper diese umliegenden Zellen eine Entzündungsreaktion an, um bei der Heilung zu helfen. Eine Folge ist, dass vermehrt Blut in die betroffenen Regionen geschickt wird. Die rote und warme Haut nehmen wir als Sonnenbrand wahr. Da durch diese Entzündung das Immunsystem geschwächt wird, sollte man nicht ungeschützt in die Sonne, wenn man krank ist.
Um sich vor zukünftiger Strahlung zu schützen, produziert die Haut nach der DNA-Schädigung ein Pigment namens Melanin. Das nehmen wir als ein Bräunen der Haut wahr. Durch seine dunkle Farbe absorbiert Melanin die Energie der Sonnenstrahlen. Von Natur aus dunkelhäutige Menschen haben mehr Melanin und bekommen daher weniger leicht Sonnenbrand.
Kein Sonnenbrand – kein Hautkrebs?
Seit einigen Jahren sind sich Wissenschaftler sicher: Sonnenlicht kann Hautkrebs verursachen. Die UV-Strahlen modifizieren die DNA in den Hautzellen. Wenn der Körper es nicht schafft, sie erfolgreich zu reparieren, entstehen Mutationen. Über längere Zeit angehäuft, können diese bewirken, dass Zellen unkontrolliert wachsen – es entsteht Hautkrebs. Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Hautkrebs: Der umgangssprachlich »weiß« genannte Hautkrebs entsteht aus Zellen der Basalschicht, der innersten Schicht der Epidermis, und der Haarfollikel. Da er nicht zu Metastasen neigt, ist er leicht zu operieren. Der »schwarze« Hautkrebs, der aus den Melanozyten – den Melanin-produzierenden Zellen – wächst, ist die gefährlichere Variante. Denn das so genannte maligne Melanom wächst leicht durch die Hautschichten und kann in Lymphknoten und inneren Organen Metastasen bilden.
Die DNA-Schäden, die möglicherweise zu Krebs führen, können auch auftreten, wenn man gar keinen Sonnenbrand bekommen hat. Es reicht, dass UV-Strahlen ungeschützt auf die Haut gelangen. Doch Sonnenbrand macht die Sache gefährlicher: Auch wer nur jedes zweite Jahr einen Sonnenbrand bekommt, verdreifacht sein Hautkrebsrisiko. Als Sonnenbrand zählt auch schon, wenn sich die Haut nur leicht rötet, es muss also nicht weh tun.
Insgesamt ist Hautkrebs in west- und nordeuropäischen Ländern sowie Australien, Neuseeland, Nordamerika und Südafrika am weitesten verbreitet. Mit anderen Worten in denjenigen Ländern, in denen ein gebräunter Hautton modern ist, aber die helle Haut vieler Menschen nur wenig Eigenschutz vor der Sonne bietet. Hier zu Lande erkranken jährlich rund 20 000 Menschen an dem malignen Melanom. Wegen des Ozonlochs hat Australien die höchste Hautkrebsrate der Welt vorzuweisen, dort ist sie rund dreimal so hoch wie in Deutschland.
Aber nicht nur das Sonnenbaden, auch eine genetische Komponente steigert das Hautkrebsrisiko: Für Rothaarige ist es wahrscheinlicher, Hautkrebs zu entwickeln, auch wenn sie die Sonne meiden. Das geht auf das Pigment Melanin zurück, das in zwei Formen vorkommt. Hellhäutige und rothaarige Menschen weisen besonders hohe Anteile des rot-gelben Phäomelanins auf. Menschen mit dunkler Haut- und Haarfarbe verfügen dagegen hauptsächlich über das braun-schwarze Eumelanin. Während Phäomelanin das Anhäufen von zufälligen DNA-Schäden begünstigt, die ganz ohne Sonneneinstrahlung auftreten können, scheint Eumelanin sogar davor zu schützen.
Im Umkehrschluss heißt das jedoch nicht, dass Menschen mit dunkler Haut vor Hautkrebs sicher sind. Das Melanom kann sich auch bei ihnen entwickeln. Welche anderen Faktoren außer Sonneneinstrahlung und dem Melanin der Rothaarigen das Hautkrebsrisiko genau erhöhen, wird noch erforscht. Generell tritt Hautkrebs bei Menschen mit Muttermalen häufiger auf, und für sie scheinen kurze Intervalle mit intensiver UV-Strahlung besonders gefährlich zu sein. Darunter fällt beispielsweise ein Solariumbesuch oder der jährliche Strandurlaub.
Auch gewisse Umwelteinflüsse stehen unter Verdacht, Hautkrebs zu begünstigen. Forscher beobachteten beispielsweise, dass bei Menschen mit sehr hohen Konzentrationen an PCB im Blut, einer organischen Chlorverbindung, das Hautkrebsrisiko sechsfach erhöht war. Andere Wissenschaftler entdeckten eine Korrelation zwischen Hautkrebs und Chrom: Menschen mit künstlichen Hüftgelenken aus Legierungen mit dem Metall scheinen besonders häufig von Melanomen betroffen zu sein. Möglicherweise gibt es auch einen Zusammenhang zwischen Hautkrebs und gewissen Medikamenten. Eine Studie zeigte, dass Menschen, die Viagra einnehmen, ihr Hautkrebsrisiko verdoppeln.
Wie schütze ich mich vor UV-Strahlen?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, sich vor der Sonne zu schützen. Die Europäische Kommission empfiehlt, die Sonne in der Mittagszeit (in Europa zwischen 11 und 15 Uhr) ganz zu meiden. Wer dann dennoch draußen sein möchte, sollte sich im Schatten aufhalten, aber auch dort ist die Haut nicht vollständig geschützt. Denn die Strahlen werden beispielsweise von Staubpartikeln, Wasser oder Gebäudeoberflächen reflektiert und gelangen so trotzdem in die Haut. Zusätzlichen Schutz können Kleidung, Hüte oder Sonnencreme geben.
Bei Kleidung gilt: Je dichter und undurchsichtiger der Stoff, desto besser ist die Haut geschützt. Besonders für Kinder sind spezielle Textilien mit UV-Schutz erhältlich. In puncto Kopfbedeckung rät die britische Stiftung für Krebsforschung Cancer Research UK (CRUK) zu breiten Krempen, die Gesicht und Nacken vor der Sonne abschirmen.
Die meisten Sonnencremes halten die UV-Strahlen auf zwei unterschiedliche Arten von der Haut fern: einerseits mit organischen Molekülen, die das Licht aufnehmen (absorbieren), andererseits mit mineralischen Pigmenten, die es abweisen (reflektieren). Die absorbierenden Sonnenschutzmoleküle, die zum Einsatz kommen, sind oft komplizierte Gebilde wie zum Beispiel das Octinoxat, das aus Zimtsäure hergestellt wird. Als Pigmente werden vor allem Titandioxid, aber auch Zinkoxid verwendet. Auf der Haut hinterlassen sie eine weiße Schicht, von der die Sonne reflektiert wird.
Wie gut eine Sonnencreme schützt, gibt der Lichtschutzfaktor (LSF) auf der Verpackung an. Im Ausland ist er als Sun Protection Factor (SPF) wiederzuerkennen. Je höher der Faktor, desto weniger Strahlung lässt das Sonnenschutzmittel durch. Benutzt man beispielsweise ein Produkt mit einem LSF von 15, dringen noch knapp sieben Prozent der UV-Strahlen bis zur Haut vor. Schmiert man die Haut mit einem Produkt mit dem doppelten LSF von 30 ein, halbiert sich der Wert. Dieses Prinzip lässt sich jedoch nicht bis ins Unendliche weiterführen, denn chemisch ist ab einem LSF von 60 – in Deutschland mit 50+ angegeben – Schluss. Einen 100-prozentigen Schutz vor der Sonne erreicht man mit Sonnencreme daher nicht.
Hinzu kommt: Der vom LSF vorhergesagte Schutz ist nur gewährleistet, wenn man auch ausreichend Sonnencreme aufträgt. In Laboren wird der LSF an Versuchspersonen ermittelt, die mit Sonnencreme eingeschmiert und dann mit UV-Licht bestrahlt werden, bis sich die Haut rötet. Dabei wird eine ordentliche Menge Sonnencreme verwendet – der durchschnittliche Strandbesucher benutzt im Vergleich nur halb so viel. Die CRUK empfiehlt daher als Faustregel, ungefähr zwei Teelöffel voll Sonnencreme für Gesicht, Hals und Arme zu verwenden und zweieinhalb Esslöffel für den ganzen Körper.
Aus dem Sonnenbrandtest im Labor ergibt sich noch eine andere Komplikation: Der ermittelte LSF gibt keine Auskunft über den Schutz vor UV-A-Strahlen, die zwar keinen Sonnenbrand verursachen, aber die Haut vorzeitig altern lassen und zu Hautkrebs führen können. Daher ist es wichtig, beim Kauf von Sonnencreme auf das eingekreiste UV-A-Logo zu achten. Es signalisiert, dass der UV-A-Schutz mindestens ein Drittel des LSFs, also des UV-B-Schutzes, beträgt.
Trotz der Risiken durch die UV-Strahlung kann Sonnenstrahlung aber auch positive Effekte auf den Körper haben. Zum Beispiel wird die Produktion von Vitamin D angeregt, das für starke Knochen und Zähne wichtig ist. Außerdem steigert sich die Ausschüttung von Endorphinen, die uns gute Laune machen. Zudem ist es für einen gesunden Schlaf-wach-Rhythmus wichtig, die Sonne nicht komplett zu meiden. Um ausreichend Vitamin D zu produzieren, genügt es jedoch, sich in den Frühlings- und Sommermonaten täglich kurze Perioden von 10 bis 15 Minuten ungeschützt zu sonnen.
Unklar ist bisher, ob es eine sichere Maximalzeit gibt, in der man sich ungeschützt in der Sonne aufhalten kann, ohne das Hautkrebsrisiko zu erhöhen. Fest steht, dass der Hauttyp dabei eine große Rolle spielt: Je blasser die Haut, desto kürzere Zeit sollte man sich ungeschützt der Sonneneinstrahlung aussetzen. Auch die Intensität der UV-Strahlen der Sonne variiert von Tag zu Tag. Der Spitzenwert der am Boden zu erwartenden UV-Strahlung wird durch den UV-Index angegeben. Daher kann zusätzlich ein Blick auf die tägliche Prognose des UV-Index helfen, seinen Sonnenschutz adäquat abzuwägen.
Kann man Sonnenbrand mit dem Solarium vorbeugen?
Vor dem Urlaub im Solarium vorsonnen, um auf sicherem Weg knackig braun vom Strand heimzukehren – dieser Irrglaube scheint weit verbreitet. Sonnenbänke sind mit UV-Lampen ausgestattet, die oft mehr UV-A- als UV-B-Strahlung abgeben. Das bedeutet, dass es weniger wahrscheinlich ist, auf der Sonnenbank einen Sonnenbrand zu bekommen. Doch die Solariumbräune entspricht lediglich einem LSF von 3, und ein ausreichender Sonnenschutz ist erst ab einem LSF von 15 gewährleistet, wie die CRUK aufklärt.
Zudem ist der Solariumbesuch nicht weniger gefährlich als das Sonnenbaden. Im Gegenteil, die Sonnenbank trägt in noch größerem Ausmaß dazu bei, dass die Haut vorzeitig altert und ein ledriges Aussehen bekommt. Dass Solariumbesucher abgesehen von den kosmetischen Folgen auch häufiger Hautkrebs bekommen, haben viele Studien gezeigt – unter anderem eine Metaanalyse aus dem Jahr 2006, die von der International Agency for Research on Cancer (IARC), der auf Krebsforschung spezialisierten Behörde der Weltgesundheitsorganisation, durchgeführt wurde. Dafür scheint es verschiedene Gründe zu geben.
Zum einen setzen sich Menschen, die Sonnenbänke benutzen, insgesamt mehr UV-Strahlung aus. Das bedeutet, dass sie sich draußen nicht weniger sonnen, nur weil sie sich im Solarium gebräunt haben. Außerdem ist die UV-Strahlung von Sonnenbänken häufig intensiver als die der mediterranen Sonne – wie eine Studie von der University of Dundee im Jahr 2013 aufdeckte. Die Forscher kontrollierten über 400 öffentliche Solarien in England und stellten fest, dass 90 Prozent der Einrichtungen die europäischen Standardwerte überschritten.
Die IARC warnt zudem, dass die Hautkrebsgefahr, die von Solarien ausgeht, für Kinder und junge Erwachsene besonders hoch ist. Auch neue Solarientechnologien haben die Hautkrebsrate bei Solariumbesuchern nicht verringern können, fanden Forscher von der University of Ottawa in Kanada heraus. Eine in Norwegen durchgeführte Studie zeigt zudem, dass das Hautkrebsrisiko steigt, je häufiger Sonnenbänke benutzt werden. In dem skandinavischen Land lässt sich der Einfluss von Solariumbesuchen auf das Hautkrebsrisiko besonders gut untersuchen. Denn der Krebs entwickelt sich oft über Jahrzehnte, und in Norwegen werden Sonnenbänke schon seit den 1970er Jahren benutzt.
Wie erkenne ich Hautkrebs?
Die Heilungschancen für Hautkrebs stehen umso besser, je früher er entdeckt wird. Daher sollte jeder seine Muttermale und Hautveränderungen regelmäßig kontrollieren. Bis dies möglicherweise bald Foto-Apps übernehmen, kann man sich an der ABCDE-Regel entlanghangeln. Dieser zufolge handelt es sich bei einem unter Verdacht stehenden Mal um ein malignes Melanom, wenn es eines der folgenden Merkmale aufweist:
- Asymmetrie – eine nicht gleichmäßig runde, ovale oder längliche Form
- Begrenzung – keine klaren, sondern verwischte oder unebene Konturen
- Colour (englisch für Farbe) – verschiedene Farben (zum Beispiel sowohl Rosa als auch Schwarz und Grau)
- Durchmesser – größer als fünf Millimeter
- Evolution – Veränderung innerhalb von drei Monaten
Zusätzlich zur Selbstkontrolle kann man ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre eine Hautkrebsvorsorge beim Dermatologen in Anspruch nehmen. Seit diese Präventionsmaßnahme im Jahr 2008 eingeführt wurde, ist die Zahl der diagnostizierten Krebsfälle sprunghaft angestiegen. Viele Ärzte interpretieren dies als Indiz dafür, dass die Vorsorge ihren Zweck erfüllt. Doch das Hautkrebs-Screening ist unter Wissenschaftlern umstritten.
Kritiker vermuten eine Überdiagnose, die Patienten unnötig mit Angst und operativen Eingriffen belastet. Verlässliche Studien, die den Nutzen des Screenings – zum Beispiel anhand eines Rückgangs der Todesfälle durch das Melanom – belegen, hat es bisher nicht gegeben. Da das Hautkrebs-Screening seit einigen Jahren bundesweit eingeführt wurde, sind Studien mit einer Kontrollgruppe in Deutschland nur noch schwer möglich. Befürworter der Vorsorge betonen, dass oberflächliche Melanome auch immer in die Tiefe wachsen und gefährlich werden können. Daher raten sie zu Operationen, wenn der Hautkrebs noch klein und leicht zu operieren ist.
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