5 Dracontiasis: Die Guineawurm-Krankheit |
Ein besonders unangenehmer Bewohner menschlichen Gewebes ist der Medinawurm Dracunculus medinensis, berüchtigt auch unter dem Namen Guineawurm. Der weibliche Medinawurm wird im Endwirt gerade einmal zwei Millimeter dick, wächst allerdings bis auf eine Länge von einem Meter zwanzig heran – als längster aller Gewebeparasiten.
Die Fadenwürmer kommen hauptsächlich in Ländern wie Ägypten, Indien, Äthiopien und dem Sudan vor. Wenn Menschen und andere Säugetiere in diesen Regionen ungefiltertes Wasser trinken, nehmen sie gleichzeitig auch winzige Ruderfußkrebse der Gattung Cyclops auf – den Zwischenwirt des Wurms, der bereits die Wurmlarven intus hat. Unbemerkt durchwandert der Parasit dann das Gewebe seines Opfers, wobei er wächst und gedeiht. Nach 10 bis 14 Monaten ist das schwangere Weibchen zu voller Länge herangereift und sorgt für ein schmerzhaftes Geschwür am Fuß – von der Größe eines Taubeneis. Um den Schmerz zu stillen, muss ein befallenes Opfer dann den Fuß in kaltes Wasser stellen, was wiederum das Medinawurm-Weibchen dazu veranlasst, Tausende seiner Larven ins Wasser zu entlassen, die dann erneut von den Krebsen aufgenommen werden.
Sobald das Medinaweibchen aus dem Geschwür herauslugt, bedient man sich seit Jahrtausenden einer wirksamen Wurmkur: Man wickelt den Wurm um ein Holzstäbchen und zieht ihn langsam, immer nur stückweise heraus (der dünne Wurm könnte brechen und seine Reste im Wirtskörper Schaden anrichten). Auch wenn der Medinawurm unter die Kategorie "vernachlässigte tropische Krankheiten" fällt, rühmt er sich gerade durch diese Therapiemaßnahme großer Bekanntheit: Überlieferungen zufolge ist nämlich er es, der sich um den Äskulapstab, das klassische medizinisch- pharmazeutische Symbol, herumschlingt.
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