2019-nCoV : Stammt das neue Coronavirus aus Schlangen?
Die Chinesische Kobra sei die ursprüngliche Quelle des neuen Coronavirus 2019-nCoV, lautet die überraschende Schlussfolgerung einer Arbeitsgruppe um Wei Ji von der Peking University. Überraschend deswegen, weil die engsten genetischen Verwandten des Virus aus Fledermäusen stammen und Krankheitsüberträger nur recht selten von Reptilien auf Menschen überspringen. Basis der Behauptung ist eine Genanalyse, die das Team jetzt im »Journal of Medical Virology« veröffentlicht hat.
Jis Arbeitsgruppe analysierte, welche Abfolgen von je drei Erbgutbasen, die in eine bestimmte Aminosäure übersetzt werden, im Genom des Virus bevorzugt auftauchen. Bei fast jeder Aminosäure gibt es mehrere Möglichkeiten, sie im Erbgut zu codieren, und wie häufig bestimmte dieser Synonyme genutzt werden, unterscheidet sich zwischen Lebewesen. Die Überlegung des Teams: Viren passen sich im Lauf der Zeit an diese Genombesonderheit ihres Wirtsorganismus an. Deswegen sollte diese subtile Besonderheit einen Hinweis auf die mögliche Herkunft des Erregers geben. Die Arbeitsgruppe verglich diese Differenzen in den synonymen Codes von acht Tierarten mit dem Genom des Erregers und fand die größten Ähnlichkeiten bei der Schlange.
Allerdings ist die Auswahl an Vergleichsarten in der Studie recht begrenzt – und gleich zwei der untersuchten Arten waren Schlangen. Daneben untersuchte das Team um Ji noch Pangolin, Huhn, Igel, Murmeltier, Mensch und Fledermaus. Beim Zusammenstellen ihrer Liste orientierten die Fachleute sich nach eigenen Angaben an den Tieren, die auf dem Markt gehandelt wurden. Die geringe Auswahl lässt allerdings die Möglichkeit offen, dass die Schlange ein Zufallstreffer ist und die wirklich passende Art einfach nicht in der Analyse eingeschlossen war. Die Fledermausart Rhinolophus pusillus jedenfalls bezog die Arbeitsgruppe nicht in die Analyse ein – und aus der stammen die beiden engsten bekannten Verwandten des neuen Erregers.
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