Astronomie für Einsteiger: Überreste von Supernova-Explosionen
Am gesamten Himmel gibt es etwa 30 Supernova-Überreste, die sich mit optischen Mitteln beobachten lassen. Darunter sind nur wenige hell genug, um von ihnen schon mit Amateurteleskopen eindrucksvolle Bilder gewinnen zu können. Nur von einem einzigen dieser wenigen besonders hellen Exemplare ist das Geburtsjahr bekannt.
Chinesische Chroniken berichten, dass im Jahr 1054 ein neuer Stern im Sternbild Stier aufleuchtete, der etwa die Helligkeit Jupiters besaß. Mit besonders geübten Augen konnte man ihn sogar am Tageshimmel erkennen. Nach einigen Wochen wurde sein Licht schwächer, und nach etlichen Monaten war er nicht mehr zu erkennen.
Jahrhunderte später entdeckte man im Stier einen seltsamen Nebel, der aus bizarren farbigen Filamenten über einem homogenen weißlichen Untergrund besteht. Es zeigte sich, dass er sich pro Jahr um 0,22 Bogensekunden ausdehnt. Aus dieser Geschwindigkeit und seiner scheinbaren Größe rechnete man aus, dass er ungefähr zur Zeit des Aufleuchtens des neuen Sterns entstanden war, der in den chinesischen Chroniken erwähnt wurde. Dieser Nebel, heute als Krebsnebel und als Nummer 1 im Nebelkatalog des französischen Astronomen Charles Messier bekannt, entstand offensichtlich im Jahr 1054, als der neue Stern aufleuchtete.
Dieses plötzliche Aufleuchten war die Explosion einer Supernova. Sterne, die bei ihrer Entstehung mehr als das Siebenfache einer Sonnenmasse in sich vereinigen, enden in einer solchen Explosion. In Abbildung 1 ist Messier 1 zu sehen.
Den Supernova-Überrest IC 443 im Sternbild Zwillinge zeigen wir in Abbildung 2. Er ist zwischen den beiden Roten Riesensternen My und Eta in den Zwillingen angesiedelt. Der Nebel ist wesentlich älter als der Krebsnebel, wahrscheinlich kommt er auf etwa 100 000 Jahre. IC 443 ist im Nordosten am hellsten. Dort wird seine Expansion durch eine benachbarte Dunkelwolke abgebremst. Im Bereich dieser Aufnahme sind weitere interessante Nebel zu erkennen. Zunächst befindet sich nordöstlich (links oben) von IC 443 der kleine blaue Reflexionsnebel IC 444. Er wird von dem hellen Riesenstern 12 Geminorum beleuchtet, der etwa 1800 Lichtjahre von uns entfernt ist.
Wenige Bogenminuten westlich befindet sich der kleine Reflexionsnebel GN 06.15.6, über dessen Natur noch nichts bekannt ist. Östlich von IC 443 befindet sich die HII-Region S249. Der einzige Stern in dieser Gegend, der dazu fähig ist, sie zum Leuchten anzuregen, ist der O9-Hauptreihenstern HD 256035.
Weitere nahe Nachbarn von IC 443 sind der prächtige offene Sternhaufen Messier 35 in den Zwillingen und die hübsche HII-Region S252 im Orion. Zusammen mit den beiden orangefarbenen M3-Riesen My und Eta in den Zwillingen, deren Helligkeiten und Farben praktisch identisch sind, prägen sie eine der abwechslungsreichsten Himmelsregionen.
Völlig anders als der Krebsnebel Messier 1 oder IC 443 ist der lichtschwache, aber dennoch sehenswerte Supernova-Überrest Shajn 147 gestaltet (siehe Abbildung 3). Auch er befindet sich im Stier, der damit das einzige Sternbild mit zwei optisch beobachtbaren Supernova-Überresten ist. Shajn 147 ähnelt dem Supernova-Überrest im Sternbild Segel (lateinisch: Vela) am Südhimmel wie auch dem Zirrusnebel im Sternbild Schwan.
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