Sonne aktuell: Solares Fleckenfestival
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In den ersten drei Dezemberwochen war die Sonne nur moderat aktiv. Damit setzte sich das relativ ruhige Verhalten fort, das schon im Vormonat beobachtet wurde. Doch bereits zu Weihnachten stieg die Aktivität deutlich an (siehe »Wechselhafte Sonne«). Die Monatsmittel der Relativzahlen, die das Beobachternetz der Fachgruppe Sonne der Vereinigung der Sternfreunde e. V. (VdS) bereitstellt, offenbarten jedoch keine durchgreifende Trendänderung: Im Dezember 2024 lag die Relativzahl R bei 156,1, nach 151,4 im November und 160,2 im Oktober – jeweils geeicht auf die neue Zählweise des Solar Influences Data Analysis Center (SIDC) in Belgien.
Der Hauptakteur war noch immer die Südhalbkugel. Zudem spielte sich die wesentliche Aktivität auf derselben Sonnenseite ab, die sich bereits in den drei davorliegenden Monaten deutlich aktiver präsentiert hatte. Die Nordhalbkugel ist weiterhin auf allen Längengraden mit deutlich weniger Gruppen vertreten als der Süden. Dennoch kann der Norden nicht als völlig inaktiv abgetan werden, denn zeitweise traten dort bis zu drei Gruppen auf, von denen einige recht groß waren. Deshalb besteht weiterhin die Frage, ob es im Norden, quasi als Ausgleich, demnächst zu einer längeren Steigerung der Aktivität kommen wird oder ob hier schon der Abstieg zum Minimum begonnen hat.
Auch bei den solaren Eruptionen (englisch: flares) zeigte sich zum Jahresausklang keine große Trendwende. Nur ein Flare der stärksten Klasse X mit der moderaten Unterstufe 2 trat am 8. Dezember 2024 innerhalb einer kleineren aktiven Region der Südhemisphäre auf. Ein weiterer Flare der Klasse X 2 folgte erst am 4. Januar 2025. Des Weiteren traten im Dezember einige Eruptionen der zweitstärksten Klasse M auf, was im Rahmen der Vormonate lag. Eine genauere Betrachtung ist derzeit leider nicht möglich – hierfür wären Daten des NASA-Satelliten SDO (Solar Dynamics Observatory) erforderlich. Jedoch wird die Datenverarbeitung seit November 2024 durch einen Wasserschaden im Auswertungszentrum verhindert.
Die Sonnenaktivität wird bekanntlich von lokalen Magnetfeldern beherrscht. Durch plötzliche Strukturänderungen setzen sie zeitweise große Energiemengen frei, die Eruptionen erzeugen. Im Weißlicht lassen sich die Einflüsse von Magnetfeldern generell nur mit professionellen Methoden nachweisen, aber ihre Präsenz wird auch im Spektralbereich der H-alpha-Linie des Wasserstoffs sichtbar, der Amateurastronomen zugänglich ist: Ein im Fachhandel erhältlicher H-alpha-Filter lässt Strukturen erkennen, die durch Magnetfelder innerhalb der Chromosphäre hervorgerufen werden. Diese weitaus weniger dichte Gasschicht liegt unmittelbar oberhalb der im Weißlicht sichtbaren Photosphäre (siehe »Magnetisch aufgewühlt«).
Die speziell für die Sonnenbeobachtung produzierten H-alpha-Filter sollten nicht mit den gleichnamigen Interferenzfiltern für die Deep-Sky-Fotografie verwechselt werden. Letztere sind in ihrem spektralen Durchlass fast 100-mal breitbandiger. Zudem bedarf die Sonnenbeobachtung im H-alpha-Licht eines Wärmeschutzvorfilters. Wie bei der Beobachtung im Weißlicht gilt auch hier: Die Sicherheit Ihrer Augen hat stets Vorrang, denn schließlich wollen Sie auch morgen noch unbesorgt beobachten können – und es lohnt sich, denn in den nächsten Jahren wird es auf der Sonne noch interessant werden.
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