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Die Antwort auf die Frage „Warum sollte das friedliche Zusammenleben der Menschen ein Wert sein?“ ist einfach. Es ist keiner, außer wir erklären ihn dazu. Die Falschheit der angeführten Beispiele kann man nicht beweisen; man muss es aber auch nicht. Man muss es ausdiskutieren. Die drei aufgeführten "Lehren" (Napoleon, Nietzsche, Kastenlehre) stehen mit vielen anderen zur Diskussion: wohl die meisten Menschen und ich halten nichts von den drei genannten. Bei der biologistischen Lehre allerdings vergisst Herr Vogels seine Prämisse. Sie kann ebensowenig damit begründet werden, dass sie „das Natürlichste von der Welt ist“. Was natürlich ist, kann von uns – und wird es oft – als Wert verworfen werden. Ich erinnere an - das Auffressen des Partners bei einer Spinnenart (Spezies ist mir entfallen) - das natürliche Artensterben. Warum soll all das für uns – nur weil es natürlich ist – ein Wert sein? Die Bringschuld der Humanisten ist längst erbracht. Seit Jahrtausenden reden die Menschen über Werte und bringen sie in Rangordnungen. Störungen treten dann auf, wenn Leute meinen, Werte seien in heiligen Büchern verbindlich vorgeschrieben (Diskussion überflüssig), darunter Werte, die erst nach dem Tod eintreten und jeden irdischen Unfug rechtfertigen.
Prinzipiell ist der Aussage „Menschen, die davon ausgehen, dass es einen Gott gibt oder andere, die von seiner Nichtexistenz überzeugt sind, müssen dies jeweils glauben“ zuzustimmen. Doch – wie es auch Professor Bernulf Kanitscheider an vielen anderen Stellen (z. B. im Interview bei Gert Scobel, 3sat) vertrat – hat derjenige, der eine Existenzbehauptung aufstellt – noch dazu von so weittragender Bedeutung wie die eines allmächtigen, allgütigen, allwissenden Gottes – die Belegpflicht. Wie wäre es ansonsten mit dieser Aussage: „Menschen, die davon ausgehen, dass es Grashalmspitzengnome gibt, die bei Luftzug die Grashalme entsprechend den Naturgesetzen bewegen oder andere, die von deren Nichtexistenz überzeugt sind, müssen dies jeweils glauben“? Das ist sicherlich eine sehr viel bescheidenere Aussage wie die Existenzannahme eines Gottes. Auch diese Aussage ist kaum zu bestreiten, allerdings würden wir die Glaubenden zumindest extrem skeptisch anschauen. Die Begründung, dass man bisher noch nirgendwo Hinweise auf Grashalmspitzengnome gefunden hat und die Grashalme sich ohne göttliches Einwirken nach den Naturgesetzen bewegen, ist völlig in Ordnung und weit mehr als „ihr Glaubensrecht“.
Im Zusammenhang mit der Diskussion im Leserbrief-Forum von "Spektrum" zum SdW Heft 7/08: 'Ein Denker zwischen zwei Kulturen' möchte ich zum Leserbrief von J. Thomsen vom 28.06.08: 'Mehr Wissenschaft, weniger Theologie!' wie folgt antworten:
Ich stelle den "Mutmaßungen" von J. Thomsen meinerseits "spekulativ" 10 Thesen zur Thematik "Glaube und Naturwissenschaft" gegenüber - weit gehend in Übereinstimmung mit der Theologie eines Thomas von Aquins -, die vielleicht zum Nachdenken anregen könnten!
1. Gott will in seinem Wesen erkannt werden, sonst hätte er sich nicht offenbart: in seinem Sohn, in seinen Propheten, in der Natur - und auch in der Wissenschaft von der Natur.
2. Das Wirken Gottes in seiner Schöpfung ist geistiger Art: Mit der Erschaffung von Energie und Naturgesetzen aus dem "Nichts" legte er den Grund für die Entwicklung des Lebens und machte mit seinem Geist den Menschen sich selbst bewusst.
3. Die Ewigkeit Gottes ist im Sinne der Einstein‘schen Relativitätstheorie als Zeitlosigkeit denkbar. Nach Aussage der christlichen Dreifaltigkeitslehre ist "Gott-Vater" allwissend - man könnte folgern, weil er als Schöpfer der Welt außerhalb unseres Raum-Zeit-Kontinuums existiert. Damit entfällt die theologische "Zwangslage", Vorhersehung Gottes und Vorherbestimmung gleichzusetzen.
4. Die Menschwerdung Christi ist die Materialisierung Gottes, die Auferstehung Christi ist die Dematerialisierung Gottes in der Welt. Die Inkarnation Gottes in Jesus Christus ist die Kernaussage christlichen Glaubens; in den gewandelten Gaben von Brot und Wein des Abendmahles, der Eucharistiefeier bleibt er sichtbar in der Welt.
5. Aus der christlichen Offenbarung kann man drei absolute Eigenschaften Gottes folgern: Die Allgüte - da Gott als absolute Liebe außerhalb des Bösen existiert; die Allwissenheit - da Gott als absolutes Sein außerhalb von Raum und Zeit existiert; die Allmacht - da Gott alle Freiheit besitzt, innerhalb seiner Allgüte und Allwissenheit zu wirken.
6. Angesichts des Leides in der Welt ist die Vorstellung eines absolut liebenden Gottes nur zu begründen, wenn man den Zufall als ein wesentliches Element in Gottes Schöpfungskonzept begreift: Denn Gott will das Leid nicht, sondern lässt es wegen der Freiheit seiner Schöpfung zu.
7. Die Gnade, die Güte Gottes kann nur wirksam werden, wenn der freie Wille des Menschen sie bejaht; insofern ist die Gnadenwirkung, die Fügung des Menschen unter den Willen Gottes, nicht vorherbestimmt - "determiniert" -, sondern zufallsbedingt - "indeterminiert".
8. Das christliche Weltverständnis muss unter dem Blickwinkel der Quantenphysik "komplementär" – sich gegensätzlich ergänzend – erfolgen. Der scheinbare Widerspruch zwischen Ordnung und Chaos, Notwendigkeit und Zufall, Gesetz und Freiheit löst sich auf unter einer ganzheitlichen Sicht der christlichen Offenbarung: Gott hat in seine Schöpfung sowohl Ordnungsstrukturen als auch Freiheitsgrade gelegt und diese zu statistischen - wahrscheinlichkeitsbedingten - Naturgesetzen verschmolzen.
9. Wesentlich für das Christentum ist eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen als Leib-Seele-Einheit, die ihre Auferstehung in der "Ewigkeit" erfährt. Das heißt, dass der Mensch nicht nur als geistiges Wesen in das "Jenseits" eingeht, sondern als genetisch geprägtes Individuum, dessen Ich-Sein in der Welt eben auch von seinen genbedingten Veranlagungen und Eigenschaften abhängig ist.
10. Erst die Wechselwirkung von Gehirn und Geist, von Leib und Seele, von "Hardware" und "Software" des Individuums macht den sich selbst bewussten Menschen aus; die in den Genen gespeicherte Information ist geistigen Ursprungs. Für den Christen ist das Leben Teilhabe am Göttlichen Geist, dem "Heiligen Geist".
Zum Begriff des Zufalls als "Freiheitsgrad", hier einige Aussagen von bekannten Physikern – wobei ich vorausschicken möchte, dass das in der Antwort auf meinen Leserbrief vom 23.6. genannte Beispiel: "ein geworfener Speer folgt immer noch einer klassischen Trajektorie" (m.E. "Parabel") hinkt, da es nur für den Regelfall gilt, aber nicht mehr, wenn "Turbulenzen" auftreten (das führt geradewegs in die unregelmäßige, "instabile" Chaosphysik!).
Thomas Görnitz schreibt zum Unterschied zwischen den Makroobjekten der klassischen Physik und den Mikroobjekten der Quantenphysik, "dass die klassische Physik die Fakten und die Quantenphysik die Möglichkeiten erfasst" (Der kreative Kosmos, Spektrum Akad. Verlag Heidelberg, 2002). Andere Physiker sehen in den Unwägbarkeiten und Ungewissheiten der Chaostheorie den Einlass für den Zufall ins Naturgeschehen, soweit man nicht bereits die Möglichkeit zufälliger Ereignisse durch die Akausalitäten und Unschärfen des quantenphysikalischen Geschehens gegeben sieht. So David Ruelle: "In chaotischen Phänomenen erzeugt also die deterministische Ordnung die Unordnung des Zufalls." (Zufall und Chaos, Springer Berlin,1993); Lew Tarassow: "Der grundlegende Charakter des Zufalls lässt durchaus nicht den Schluss zu, die uns umgebende Welt sei ungeordnet und chaotisch aufgebaut. Der Zufall bedeutet bei weitem nicht, dass kausale Beziehungen fehlen. ... In der realen Welt sind die Kausalbeziehungen wahrscheinlichkeitsbedingte Beziehungen." (Wie der Zufall will?, Spektrum Akad. Verlag Heidelberg, 1993); Paul Davies: "Das Chaos liefert uns offenbar eine Brücke zwischen den Gesetzen der Physik und denen des Zufalls. In gewisser Weise können Zufallsereignisse immer auf die Unkenntnis im Detail zurückgeführt werden." (Auf dem Weg zur Weltformel, Byblos Berlin, 1993).
Wenn freilich einige Hirnforscher oder Philosophen Geist und Gehirn gleichsetzen, finde ich das überspannt: Sind dann auch Hard- und Software des Computers gleichzusetzen - auf Kosten des geistigen Hintergrundes, der Intelligenz des Programmierers? Die Reduzierung des Geistigen auf Gehirnvorgänge erfasst nicht die Komplexität und Spontaneität menschlichen Bewusstseins und Verhaltens! Der Neurowissenschaftler Wolf Singer, ein führender Vertreter der Hirnforschung in Deutschland, räumt immerhin ein: "Sollte hingegen zutreffen, dass es die freie, von neuronalen Vorgängen unabhängige Entscheidung gibt, die jedem neuronalen Vorgang vorausgeht und diesen dann lediglich in Gang setzt, damit die beschlossenen Aktionen ausgeführt werden, dann müssen wir etwas annehmen, was in keinem der bislang bekannten naturwissenschaftlichen Beschreibungssysteme vorkommt. Die Frage nach der Existenz und möglichen Natur dieses Etwas entzieht sich dem naturwissenschaftlichen Zugriff." (SdW Heft 4/01: Leserdiskussion um ‚Das Ende des freien Willens?‘).
In seinem gewiss sehr interessanten Interview geht Professor Bernulf Kanitscheider von einem Naturalismus aus, der die Existenz eines Gottes aus naturwissenschaftlichen Gründen grundsätzlich ablehnt. Da dies nicht beweisbar ist, macht er mithilfe philosophischer Anmerkungen eine atheistische Glaubensvorstellung zu einem naturwissenschaftlichen Erkenntnisstand. Leider verletzt er damit die Regeln und Grenzen der Naturwissenschaft.
In der Naturwissenschaft gibt es besonders strenge Regeln. Im Rahmen dieser Regeln ist es nicht möglich, Beweise für Gottes Existenz oder Nichtexistenz zu finden. Menschen, die davon ausgehen, dass es einen Gott gibt oder andere, die von seiner Nichtexistenz überzeugt sind, müssen dies jeweils glauben.
Naturwissenschaftler, die sich an ihre strengen Regeln halten, dürfen sich im Rahmen ihrer naturwissenschaftlichen Forschungsarbeit nicht mit Sinnfragen oder mit religiösen beziehungsweise atheistischen Glaubensangelegenheiten beschäftigen, weil sie dann ihre Grenzen überschreiten und eventuell der Naturwissenschaft Schaden zufügen würden. Deshalb ist es innerhalb der Naturwissenschaft wichtig, auf eine strenge Einhaltung der Grenzen und Regeln zu achten, da sonst ein Bollwerk des Vertrauens und der wissenschaftlichen Seriosität abgewertet wird. Allerdings können Naturwissenschaftler problemlos außerhalb ihrer Arbeit zum Beispiel als gläubige Christen oder Atheisten tätig sein.
Atheistische und religiöse Gläubige dürfen ohne Grenzverletzungen in den Erkenntnissen der Naturwissenschaft nach Informationen suchen, die ihren Glauben unterstützen, ihm aber keine Beweiskraft verleihen. Ihre Interpretationen der Informationen führen auf ihrer jeweiligen Glaubensebene höchstens zu Glaubensaussagen.
Wenn Atheisten sagen, dass sie deshalb nicht an einen Gott glauben, weil die naturwissenschaftliche Forschung bisher nirgendwo Hinweise auf einen Gott gefunden hat und das Universum sich bisher aus den Urpotenzialen der Urknallphase ohne göttliches Einwirken nach den Naturgesetzen entwickeln konnte, ist das ihr Glaubensrecht. Sie überschreiten aber ihre Glaubensgrenze, wenn sie behaupten, dass der aktuelle Wissensstand der Naturwissenschaft mit erdrückender Beweislast die Existenz eines Gottes ausschließt und deshalb religiöse Menschen im Gegensatz zu Atheisten völlig unwissenschaftlich handeln.
Wenn religiöse Menschen sagen, sie können sich nicht vorstellen, dass etwas so Komplexes wie das Universum durch puren Zufall und ohne Wirken eines Schöpfers entstanden ist, zählt so etwas zu ihrem Glaubensrecht. Sie verletzen aber ihre Glaubensgrenze, sollten sie daraus schließen, dass die menschliche Vernunft deshalb bereits die Existenz eines Schöpfergottes wissenschaftlich eindeutig nachweisen kann.
Sollte es gelingen, dass sich Naturwissenschaftler sowie religiöse und atheistische Gläubige an ihre Regeln und Grenzen halten würden, gäbe es viel mehr Frieden auf der Welt. So könnte eine weltweite Friedensbewegung entstehen.
Der interessante Beitrag hat Lücken, die auch in einem Kurzbeitrag nicht fehlen dürfen.
Der osmotische Druck von Seewasser müsste nicht nur erwähnt, sondern auch angegeben werden; er beträgt ca.28 bar. Im Umkehrosmosebild sind die Hochdruckpumpen, die das vorbehandelte Seewasser in die Membraneinheiten mit mindestens 60 bar Drücken,wohl dargestellt, aber nicht bezeichnet. Zur wesentlichen Energieeinsparung wird bei größeren Anlagen die Druckenergie des Salzwasserkonzentrates mit Peltonturbinen zurückgewonnen.
Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass destilliertes Wasser deswegen ungesund ist, weil die Körperzellen durch den osmotischen Druck zerstört werden. Die schädliche Wirkung besteht vielmehr darin, dass vollentsalztes Wasser den Körper nach und nach entmineralisiert.
Die schädliche Wirkung der Rückleitung des Salzkonzentrates in das Meer besteht weniger in der hohen Salzkonzentration, sondern in dem Eintrag von Phosphaten oder Sulfaten, je nachdem, ob Phosphate oder Schwefelsäure dem Seewasser zugesetzt werden, damit in der Verdampferanlage Ablagerungen und Verkrustungen durch Salze vermieden werden. Diese Phosphate oder Sulfate führen im Meer zu einer Überdüngung.
Interessanter Aspekt, Bakterien, die sich nur vegetativ vermehren, nicht in Arten einzuteilen. Doch wie ist es mit den Phototrophen, die in Zellen von Chemotrophen eindringen und dort für Stoffwechselpodukte sorgen, die dann von letzteren verwertet werden? Sind es noch zwei Arten, oder ist es eine neue?
Dieser Artikel weckte mein besonderes Interesse, da ich täglich in meiner Praxis Vitamin-D-Mangelzustände entdecke und therapiere. Primär ist mein Ansinnen als Nephrologe, der Menschen mit unterschiedlichen Graden der Niereninsuffizienz (Nierenfunktionsschwäche) behandelt, den Knochenstoffwechsel zu überprüfen, um entsprechende Metabolite zu verabreichen. Es ist wirklich erstaunlich wie selten ein normaler Vitamin-D-Spiegel, auch bei fast Gesunden, zu detektieren ist. Leider scheitert die Therapie an mangelnder Krankheitseinsicht, zumal die Vigantoletten (=1000 IE Cholecalciferol) als bloße Nahrungsergänzungsmittel nicht von der gesetzlichen und zunehmend weniger von der privaten Krankenkasse übernommen werden. Dabei kosten 90 Vigantoletten nur 7,50 Euro - ein geringer Betrag verglichen mit den Folgekosten von Vitamin-D-Mangel.
Angeregt durch Ihren Artikel, kümmere ich mich jetzt um breitere Aufklärung mit Erstellung von praktikablen Lebensmittellisten. Die Sonneneinstrahlung ist problematisch, da die Angst vor dem schwarzem Hautkrebs, dem Melanom, weit verbreitet ist. Andererseits ist alles dosisabhängig.
Es gibt Firmen, die spezielle Lichtspektren in Leuchtstoffröhren erzeugen und das Sonnenlicht imitieren. Aber können diese auch die Vitamin-D-Bildung ausreichend anregen? Da ich selbst den größten Teil des Tages, rund 10 - 12 Stunden, in geschlossenen Räumen verbringen muss, wäre ich sehr an einer Klärung dieser Frage interessiert. Ich möchte gerne die ganze Pleiotropie dieses Stoffes ausnutzen.
Mit besten Grüßen als treuer Leser seit 20 Jahren (mein erster Leserbrief!)
Stellungnahme der Redaktion
Sofern Leuchtstoffröhren genug UV-B-Strahlung abgeben, wird die Vitamin-D-Bildung auch von ihnen angeregt.
Prof. Kleinknecht stößt mit seinem Artikel eine wichtige Diskussion an, die leider immer noch eine zu geringe Bedeutung in der öffentlichen Wahrnehmung hat. Dies ist ausdrücklich zu begrüßen und sollte schnell vertieft werden und nachhaltig zu tief greifenden Entscheidungen führen. Aber hoffentlich nicht in die Richtung, die Prof. Kleinknecht als Vorsitzender des Klimaausschusses der DPG vertritt. Und das hat auch nichts mit einer schnellen Ideologisierung zu tun, die Herr Breuer in seinem einführenden Editorial fürchtet. Dennoch bin ich geneigt, diese Diskussion in der Zeit der frühen Achtziger des letzten Jahrhunderts wiederzuerkennen, als es auch bei den Physikern (ich habe mein Diplom an der Universität in Mainz gemacht, an der heute Prof. Kleinknecht lehrt) im Wesentlichen die beiden Fraktionen Pro-/Contra Kernenergie gab.
Denn leider unterlaufen dem Autor in seiner Darstellung eine Reihe nicht unbedeutender Ungenauigkeiten und missverständlicher Interpretationen bzw. Extrapolationen. Dies haben ja auch schon einige der veröffentlichten Leserbriefe im Anschluss an den Artikel aufgezeigt. Im Einzelnen sind zu kritisieren:
(1) Versorgungsstruktur
Es ist richtig, dass der Umbau unserer traditionellen Energieversorgung hin zu einer nachhaltigen Versorgung politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich eine Herausforderung bedeutet, die uns alle betrifft. Jeder von uns muss da mitmachen, aber es ist offensichtlich leichter, Energiepolitik für wenige Energieversorger zu machen, als für viele Energieverbraucher, wie die ZEIT einmal in 2006 formulierte. Gerade der Wechsel von einer eher zentralistisch organisierten Energieversorgungsstruktur zu einer dezentral organisierten Struktur ist alles andere als leicht durch- und umsetzbar. Aber es gibt Beispiele in Europa, die bereits so organisiert sind. So ist beispielsweise in Dänemark die Erzeugung von Strom aus dezentralen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen bei einem Anteil von 49 Prozent in 2002 angekommen, wogegen Deutschland bei 9,8 Prozent verharrt (Quelle: Eurostat 2006). Diese Zahlen haben sich seitdem kaum verändert, trotz des KWK-Förder-Gesetzes in Deutschland. Hier ist also Potenzial zu schöpfen. Natürlich bedeuten Offshore-Windkraftanlagen eine zentrale Struktur weitab von Verbrauchszentren in Mittel- und Süddeutschland. Dass aber der Bau von Überlandleitungen technisch und wirtschaftlich machbar ist, steht außer Frage. Kernkraftwerke stehen ja auch „weit weg vom Schuss“, weil sie trotz ihrer zumindest in Deutschland hohen Sicherheit niemand in seiner unmittelbaren Nachbarschaft haben möchte. Immerhin besteht ja noch ein Restrisiko.
(2) Windenergie
In 2007 wurde bereits etwa 16 Prozent unseres Stromes (gegenüber 12 Prozent in 2006), den wir benutzen, durch regenerative Energieerzeugungsanlagen bereitgestellt. Die Hälfte davon in 19.460 Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von 22.247 MW (Quelle: www.wind-energie.de/de/statistiken). Im Mittel sind das pro Anlage 1,14 MW Kapazität. In dem Artikel von Prof. Kleinknecht eine Zahl von weiteren benötigten 60.000 Anlagen zu nennen, leugnet aber die realen Hintergründe und dient eher dem plakativen Zweck des Zusammenzuckens beim nicht informierten Leser. Derzeit lassen sich etwa 3.000 der existierenden Anlagen über Repowering potenziell hochrüsten (von zwischen 50 und 400 kW zu 3 MW bis maximal etwa 4,5 MW), was die zur Verfügung stehenden Kapazitäten auf ca. 30.000 MW erhöht, ohne gleichzeitig die Zahl der Anlagen zu erhöhen! Offshoring ist natürlich ein neues Thema und noch am Beginn der technischen Lernkurve mit allen positiven wie negativen Lerneffekten. Dennoch ist es mathematisch leicht nachzuvollziehen, dass zur Bereitstellung einer Erzeugungskapazität von weiteren 40.000 MW Winderzeugungsleistung "nur" etwa 8.000 weitere Windkraftanlagen benötigt sind, wenn man als mittlere Kapazität 5 MW pro Anlage ansetzt. Vermutlich werden aber die Offshore-Anlagen tendenziell sogar noch größer werden. Folglich sind zur Vervierfachung der durch WKA erzeugten Strommenge weit weniger Anlagen notwendig, als plakativ sogar in einer Artikelunterüberschrift dargestellt wird. Es ist natürlich klar, dass auch der Zubau/Neubau von insgesamt 11.000 Anlagen nach dieser kurzen Überschlagsrechnung eine Herausforderung bleibt. Pro Jahr sind das bis 2020 etwa 1.000 Anlagen, dies muss erst mal geschafft werden. Vor allem, weil die Amerikaner derzeit fast alle hergestellten Windkraftanlagen aufkaufen. Dennoch scheint dies organisierbar und machbar.
(3) Grundlastfähigkeit
Eine einzelne Windkraftanlage ist natürlich nicht grundlastfähig, weil Wind zeitlich schwankt. Das leuchtet jedem ein. Photovoltaik-Anlagen zeigen das gleiche „stochastische“ Verhalten, allerdings sogar relativ komplementär zu Windkraftanlagen. Die Kombination von beiden Systemkomponenten zu einem Gesamtsystem nähert sich also einem möglichen Grundlastverhalten schon an. Außerdem können viele Windkraftanlagen zusammen durchaus einen Beitrag zur Grundlast leisten (Wind weht immer irgendwo), und eine europaweite Zusammenschaltung kann dies zu einem hohen Anteil für ganz Europa tun. Darüber hinaus werden Offshore-Anlagen durchaus auch in der Grundlast gesehen, da der Wind auf See wesentlich stetiger bläst, als an Land. Warum aber so weit gehen? Bereits in Deutschland gibt es den nachgewiesenen Prototypen eines sogenannten Kombikraftwerkes (www.kombikraftwerk.de), der Windkraftanlagen, PV-Anlagen, Biokraftanlagen und KWK-Anlagen deutschlandweit (!) koppelt und steuert, um exakt das Lastprofil einer 10.000 Einwohner-Stadt real bereitzustellen. Wenn auch 10.000 nicht gleich 80 Millionen sind, es zeigt, dass es also auch anders geht, als über Kernkraftwerke, die vor allem aus Kosten-, Effizienz- und Unflexibilitätsgründen (wie die Braunkohle-Kraftwerke) die Grundlast in Deutschland stellen.
(4) Effizienz
Dieses Wort taucht in dem Artikel nur etwa 4-mal auf (in verschiedenen Wortformen). Kernenergie und Kernanlagen fast 20-mal. Dies ist sehr verwunderlich, da die Effizienzsteigerung der wesentliche zweite Pfeiler des Umbaus unserer Energieversorgung ist und sein muss. Niemand ist an dem Strom aus einem Kohlekraftwerk oder Kernkraftwerk oder einer Windkraftanlage interessiert. Was für uns wichtig ist, sind Licht, Wärme, Antrieb von Maschinen, bewegte Luft, kühle Luft usw.. Das nennt sich Nutzenergie, und die Kunst besteht natürlich darin, die benötigte Nutzenergie mit möglichst wenig Endenergie und in letzter Konsequenz wenig Primärenergie bereitzustellen. Hier gibt es nicht die eine große Technik (wie vielleicht die Energiesparlampe bei Licht), die den gleichen Nutzen produziert, aber wesentlich geringeren Energieaufwand zugrunde hat. Aber die notwendigen wesentlichen Techniken und Schritte sind bereits alle bekannt, ohne ausschließen zu wollen, dass es noch mehr intelligente Techniken geben wird. Potenziell, d.h. technisch, können wir mit nur 20 Prozent der heute benötigten Primärenergie auskommen, um den gleichen Nutzen zu haben. Das Problem sind das Wissen um die Techniken und Verfahren/Prozesse und ihre Umsetzung. Das hat viel mit Stellenwert von Energiekosten in Betriebs- oder Haushaltskosten zu tun, aber auch mit Know-how und Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Wirtschaftlich notwendige Kostenreduktionen könnten in Betrieben oft leichter mit Effizienzmaßnahmen als mit dem üblichen Personalabbau erreicht werden. Und hätten als Sekundäreffekt eine deutliche Klimaentlastung zur Folge.
Wie groß ist hier das abschöpfbare Potenzial? Wenn wir von einem Wirtschaftswachstum von 2 Prozent jährlich bis 2020 ausgehen und gleichzeitig unsere Energieproduktivität (eingesetzte Primärenergie zu erzeugtem Bruttosozialprodukt) um 3 bis 3,5 Prozent jährlich verbessern, dann reichen in 2020 zwischen 83 Prozent und 85 Prozent unserer heutigen (!) Energie aus, um trotz Wirtschaftswachstum den benötigten Nutzen zu erzielen. Dies macht zu diesem Zeitpunkt (also 2020) bereits den Einsatz von Kernkraftwerken obsolet. Sie könnten ersatzlos abgeschaltet werden. Leider fehlt im Beitrag von Prof. Kleinknecht jegliche Diskussion dieses wichtigen Beitrags. 3 Prozent hören sich natürlich erst mal nicht viel an, aber wenn man schaut, dass es uns in Deutschland von 1997 bis 2006 nur gelang, die Energieproduktivität jährlich um ca. 1,5 Prozent zu steigern, dann wird klar, dass das nicht einfach geht. Aber es geht, wie ein vergleichbares Land wie Japan seit einigen Jahren schon zeigt!
(5) Ungenauigkeiten
Darüber hinaus sind weitere Ungenauigkeiten in dem Beitrag zu bemängeln.
- Wir sollten den Anteil von Deutschland an den CO2-Emissionen innerhalb Europas nicht klein reden, aber zumindest die Tchechische Republik, Irland, Norwegen (trotz weit gehender Stromproduktion aus Wasserkraft) und Belgien hatten in 2002 eine höhere Pro-Kopf-CO2-Produktion als Deutschland. Und sind seitdem nicht durch starke Reduktionsmaßnahmen aufgefallen.
- Der Bau neuer Kohlekraftwerke erhöht nur dann die CO2-Produktion, wenn die neuen Kraftwerke z.B. Kernkraftwerke ersetzen sollen, nicht aber, wenn sie alte, ineffiziente Kohlekraftwerke ersetzen. Dann trägt sogar der Bau von Kohlekraftwerken mit einer Stromerzeugungseffizienz von 43 Prozent zur einer CO2-Reduktion bei. Besser wäre natürlich der Bau von KWK-Erdgas-Kraftwerken, die die gleiche Strommenge produzieren können, gleichzeitig aber noch Wärme bereitstellen. Aber das setzt natürlich eine etwas andere Versorgungsstruktur voraus.
- Im Szenario A wird der Kernkraft ein Stromerzeugungsanteil von einem Drittel (also 33 Prozent) unterstellt. Real sind es heute aber 27 Prozent. Das ist vielleicht nur ein bisschen unsauber formuliert und wird hoffentlich nicht zugrunde legen, daß in Deutschland neue Kernreaktoren gebaut werden.
- Tja, und natürlich wird die Endlagerung von CO2 als technisch, wirtschaftlich und realistisch kaum durchsetzbar diskutiert. Das gleiche lässt sich natürlich auch über die Endlagerung radioaktiver Abfälle sagen. Auch hier gibt es nirgendwo (!) in der Welt ein sicheres, nachgewiesenes und vorzeigbares Endlager. Aber das war kein Thema des Artikels.
Die Schlussfolgerungen des Autors, dass es ohne Verlängerung von Kernkraftwerkslaufzeiten nicht geht, um die Ziele zu erreichen, zu denen sich die deutsche Bundesregierung bekannt ist, sind also nicht so eindeutig, wie sie dargestellt sind. Es gibt eine Reihe von Untersuchungen, die ganz andere Szenarien realistisch durchrechnen und zu völlig anderen Schlussfolgerungen kommen. Und dass alle wichtigen Länder für die nächsten 50 (!) Jahre nicht ohne Kernenergie auskommen werden, um die Klimaprobleme in den Griff zu bekommen, ist auch eine sehr weit hergeholte Hypothese, die durch nichts untermauert wird. Im Gegenteil, Kernenergie wird unser Klima nicht retten, dazu sind die Beiträge zur weltweiten Energieversorgung zu gering. Und wer möchte schon in heute durchaus labilen Staaten eine hochkomplexe Kernenergieinfrastruktur aufbauen. Dennoch, ich begrüße den Diskussionsbeitrag des Autors, damit endlich eine zukunftsfähige Diskussion um eine zukunftsfähige Energieversorgung in unserem Land und in der Welt in Gang kommt. Leider teile ich nicht die dargestellten Schlussfolgerungen. Ich freue mich auf eine Stellungnahme des Autors.
Nachdem es in der Frage der Willensfreiheit, wie es nicht anders zu erwarten ist, zu einem bloßen Gegenüberstellen von Positionen gekommen ist, bei dem keine von beiden wirklich bewiesen werden kann - siehe die Leserbriefe von Prof. Kalbhen, Chris Wood und mir mit den entsprechenden Reaktionen von Prof. Kanitscheider -, meine ich, in der Frage, warum denn ein friedliches Zusammenleben der Menschen eine wissenschaftlich begründbare ethische Forderung sein sollte, wie es Prof. Kanitscheider meint, eine Frage anzusprechen, die sehr wohl eindeutig beantwortet werden kann:
Es ist wissenschaftlich und rational überhaupt nicht begründbar, dass das "friedliche Zusammenleben der Menschen" ein Wert ist. Warum sollte das ein Wert sein?
Vor Jahren schon hat Peter Singer auf der Basis des atheistischen Humanismus, wie ihn Prof. Kanitscheider vertritt, mit vollem Recht in SdW vor einem "Rassismus der Spezies Mensch" gewarnt. Warum sollte nach Singer ein lebenslustiger Schimpanse nicht ein größeres Recht haben als ein geistig behindertes Kind?
Zu allen Zeiten hat es Menschen gegeben, die vom friedlichen Zusammenleben der Menschen überhaupt nichts gehalten haben. Von Napoleon stammt bekanntlich der Ausspruch: "Ein Mensch wie ich pfeift auf das Leben von einer Million Menschen." Was ist daran ethisch falsch, wenn der Mensch lediglich ein deterministischer biologischer Apparat ist, der weder Freiheit noch die nur in der Freiheit zu begründende Würde hat? Welche Würde sollte eine biologische Maschine haben?
Was ist an der Lehre Nietzsches falsch, dass es Übermenschen und Untermenschen gibt und dass es das Recht der Übermenschen ist, den Untermenschen Ihren Willen aufzuzwingen? Was ist falsch an der Kastenlehre, die besagt, dass Schönheit und Kunst, Wissenschaft und Philosphie nur etwas für bestimmte Kasten seien, während die unteren Kasten für niedere Tätigkeiten bestimmt seien? Was schließlich ist falsch an der biologistischen Lehre, dass der Kampf ums Überleben und das Gesetz von Fressen und Gefressenwerden nicht nur in der nichtmenschlichen Natur, sondern auch in der menschlichen Gesellschaft richtig sei, weil es das Natürlichste von der Welt ist?
Ich lerne gerne hinzu, und ich bin wirklich gespannt, ob es aus der Sicht des atheistischen Humanismus wirklich rationale und wissenschaftlich begründbare Argumente gibt, die die Falschheit der von mir aufgeführten Beispiele beweisen. Da haben die atheistischen Humanisten eine bisher uneingelöste und nach meiner Überzeugung uneinlösbare Bringschuld!
02.07.2008, Prof. Dr. Peter Ulmschneider, Heidelberg
Zum Leserbrief von Jakob Thomsen möchte ich auf folgende Punkte eingehen:
Jakob Thomsen (J.T.): Verwunderlich finde ich allerdings, dass in einer seriösen naturwissenschaftlichen Zeitschrift wie Spektrum der Wissenschaft überhaupt immer wieder Theologie zur Sprache kommt (wenn auch zum Glück nur am Rande), denn diese hat eindeutig nichts mit Wissenschaft zu tun, da keine ihrer "Theorien" falsifizierbar sind, und sie schon bei oberflächlicher Betrachtung voller Widersprüche steckt.
Peter Ulmschneider (PU): Bei "oberflächlicher Betrachtung voller Widersprüche" so kann man 2500 Jahre Diskussion zu diesem Thema nicht abtun.
J.T.: Einige Beispiele:
Die Annahme, es gäbe einen Gott, der allwissend ist, schließt Willensfreiheit aus, denn wie kann jemand frei sein, dessen Handlungen Gott schon im Voraus bekannt und die damit festgelegt sind?
PU: Schon Boethius hat um 525 in seiner Schrift „Vom Trost der Philosophie“ diese Tatsache erklärt: Gott steht außerhalb der Zeit. Die Zeit wurde von ihm zusammen mit unserer Welt geschaffen und betrifft ihn nicht. Weil Gott zu allen Zeiten in permanenter Gegenwart existiert, sieht er was eine Person anrichtet. Diese Person behält dabei ihren freien Willen, Gott greift in ihre Entscheidung nicht ein.
J.T.: Weiterhin kann Gott selber damit keine Willensfreiheit besitzen, da er seine eigenen Entscheidungen auch im Voraus kennen muss.
PU: Zeit und Raum sind von Gott geschaffen, sie betreffen ihn nicht.
J.T.: Und die Annahme, Gott sei allmächtig, befreit alle Menschen völlig von jeglicher Verantwortung für ihre Taten (also auch von "Sünden"):
Da Gott im Voraus von diesen Taten Kenntniss hatte und sie nicht verhinderte, können wir nur folgern, dass er sie befürwortet, sonst hätte er sie verhindert!
PU: Was hat Zeitlosigkeit mit Allmacht zu tun?
J.T.: Allmacht und Allwissenheit eines Gottes machen auch Gebete (im Sinne von Bitten um etwas, z.B. Gesundheit) überflüssig, denn wir müssen annehmen, dass sowohl Gegenwart und Zukunft EXAKT so sind bzw. werden, wie Gott sie haben will, sonst hätte er sie ja verändern bzw. im Voraus verhindern können.
PU: Wenn Gott eingreifen würde um alles Böse zu verhindern, würde er uns den freien Willen nehmen und uns zu willenlosen Robotern machen. Er würde dann nicht über unsere Welt sondern eine Uhrenfabrik herrschen.
J.T.: Gebete sind so gesehen immer Kritik an Gott.
PU: Das folgende Gebet ist keine Kritik an Gott: "Herr, mein Gott, ich flüchte mich zu dir; hilf mir vor allen Verfolgern und rette mich, damit mir niemand wie ein Löwe das Leben raubt, mich zerreißt, und keiner da ist, der mich rettet."
J.T.: Schließlich ist schon ein Konzept wie "Allmächtigkeit" ein Widerspruch in sich:
Ein allmächtiges Wesen müsste z.B. einen Stein erschaffen können, den nicht einmal es selbst bewegen kann, sonst wäre es nicht allmächtig. Wenn es diesen hypothetischen Stein erschafft, so ist es nicht allmächtig, denn es kann diesen Stein eben nicht bewegen! Verzichtet es darauf, so ist es auch nicht allmächtig, denn es kann diesen Stein nicht erschaffen!
PU: Offensichtlich kann Allmacht nicht bedeuten, dass Gott fähig sein soll, absolut alles zu tun: Ein Ding und auch sein Gegenteil, reinen Unsinn (einen solch schweren Stein zu schaffen, dass er ihn nicht heben kann, eine Frage zu stellen, die er nicht beantworten kann, etwas zu entdecken das er nicht kennt), Naturgesetze zu verfügen und sie wieder zu beseitigen, Menschen mit freiem Willen zu schaffen und diese Freiheit bei beliebigen Gelegenheiten wieder zurückzunehmen. Eine solche Vorstellung von Allmacht als uneingeschränkte Willkür ist inkonsistent mit dem Bild Gottes als dem großartigen Schöpfer, der in logisch-widerspruchsfreier, definitiver und zielbewusster Weise handelt.
J.T.: Zu guter Letzt ist der Anspruch der Religion auf die Ethik unsinnig:
Entweder es gibt eine absolute Definition von dem, was "gut" ist, dann muss sich auch Gott daran halten und wird für diese Frage überflüssig. Oder die Definition ist von Gott vorgegeben und wird damit völlig willkürlich, denn dann wäre ja alles "gut" solange es nur "von oben" vorgegeben wird!
PU: Ethik, Liebe bedeutet nicht, dass er uns von Leiden und Tod verschonen sollte, da solch ein Eingreifen die (Natur-) Gesetze der Evolution (d.h. den Kampf ums Überleben) aufheben würde, was inkonsistent mit seiner Schöpfung wäre.
J.T.: Angesichts dieser und zahlloser weiterer Ungereimtheiten bin ich daher dafür, das Thema "Theologie" erst dann wieder anzuschneiden, wenn es von offensichtlichen inneren Widersprüchen befreite und falsifizierbare Theorien präsentieren kann.
PU: Wir reden heute über Dunkle Materie und Dunkle Energie obwohl wir nicht wissen, ob diese wirklich existieren und wenn, was diese Stoffe wirklich sind. In der Wissenschaft (und die Frage nach einem Schöpfer unseres Universums ist eine primär naturwissenschaftliche Frage!) kann man über alles reden, solange man rational argumentiert. Man kann sehr wohl fragen was ontologisch „vor“ dem Urknall war obwohl die Zeit dort entstanden ist, was „nach“ dem Kältetod unseres Universums kommt, obwohl dieser erst nach unendlich langer Zeit eintreten wird und was „jenseits“ des Endpunkts der Evolution des Lebens sein wird. Meines Erachtens ist für die Erklärung dieser drei asymptotischen Ereignisse die Existenz Gottes eine sehr wahrscheinliche naturwissenschaftliche Hypothese.
02.07.2008, Prof. Dr. med. Dietrich Klingmüller, Bonn
Der Beitrag belegt, dass endokrine Disruptoren wie Phthalate die Entwicklung der Vögel beeinflussen. Von besonderem Interesse ist, ob auch der Mensch betroffen ist. In einer bemerkenswerten Studie untersuchte die Arbeitsgruppe von Shanna Swan an der Universität Rochester (New York) den Einfluss von Phthalaten auf die Ausbildung des sexuellen männlichen Phänotyps. Anlass für diese Untersuchung war der Befund, dass hohe Dosen bestimmter Phthalate bei Ratten unter anderem zu einer Verkürzung der anogenitalen Distanz (AGD) führten. Die AGD ist ein empfindlicher Marker für die androgen-abhängige Entwicklung der Reproduktionsorgane von männlichen Föten. In der Studie von Swan et al. wurden bei schwangeren Frauen mit männlichem Fötus während der Spätschwangerschaft Phthalatmetabolite im Urin untersucht. Nach der Geburt zeigte sich bei diesen Jungen, dass die AGD unter Phthalatexposition signifikant kürzer war. Zusätzlich wurde gehäuft ein Hodenhochstand und ein kleineres Genitale beobachtet. Dabei ist zu bedenken, dass die Konzentrationen der Phthalatmetabolite zwar hohe, aber durchaus übliche Werte aufwiesen, wie sie bei etwa 25 Prozent der US-Bevölkerung zu finden sind. Man muss diese möglichen Effekte endokriner Disruptoren beim Menschen sehr genau verfolgen, um rechtzeitig präventive Maßnahmen zu ergreifen.
Der Autor, ein Biologe, scheint sich in der Welt der Demografie nicht ganz zuhause zu fühlen, wie zahlreiche Fehler und Missverständnisse zeigen. So erwähnt er, dass für die USA für das Jahr 2050 eine Lebenserwartung von 77 Jahren für Männer und von 83 Jahren für Frauen prognostiziert werde. Tatsächlich liegen diese Lebenserwartungen aber heute (2008) bereits bei 75,3 und 81,1 Jahren und dürften die prognostizierten Werte bereits um das Jahr 2020 erreichen. Japan liegt bereits heute deutlich darüber, mit 78,7 Jahren für Männer und 85,6 Jahren für Frauen. Nicht haltbar ist die Behauptung, der Rückgang der Geburtenrate habe einen Einfluss auf die Lebenserwartung. Offenbar verwechselt der Autor die Zunahme der Lebenserwartung mit der Überalterung einer Bevölkerung, wie sich diese in der sich ändernden Alterspyramide manifestiert. Auch kann keine Rede sein von "vielen Faktoren, die in die Berechnung der Lebenserwartung eingehen", denn tatsächlich gehen pro Altersgruppe und Geschlecht nur die Zahl der unter Risiko stehenden Personen und die Zahl der pro Jahr Gestorbenen in die Berechnung ein. Die Behauptung, dass "die ersten fünf Lebensjahre hohe Risiken bergen" ist in dieser Form nicht korrekt. Ein hohes Risiko herrscht nur gerade im ersten Lebensjahr. Das tiefste Risiko ist in den Altern von 3-15 zu beobachten, mit Sterberaten unter 0.02% pro Jahr. Nach Ende der Pubertät steigt die Sterblichkeit markant an, was aus entwicklungsbiologischer Sicht leicht verständlich ist, da dann in der Frühzeit der Menschheit die Reproduktion einsetzte, der Schutz der bis zur Pubertät getätigten "Investition" mit jeder Geburt weniger wichtig wird. Der Autor hält fest, dass die Aussichten, 75 Jahre alt zu werden, je nach Land verschieden sind, um dann zu behaupten, nach Erreichen dieses Alters verschwänden die Sterblichkeits-Unterschiede, z.B. zwischen Kanadiern und Bolivianern, fast vollständig. Das ist nicht der Fall. Für 75-jährige Kanadier beträgt die Wahrscheinlichkeit, das Alter 90 zu erreichen, 36%, für Russen (als Ersatz für die Bolivianer) jedoch nur 14%, was doch ein erheblicher Unterschied ist. Die angegebene Definition der Sterbeintensität ist insofern zu korrigieren, als es sich hier nicht um die Todesfälle pro Jahr handelt, sondern um die momentane Sterberate. Missglückt ist die Legende zur dritten Grafik. Der zunehmende Abstand zwischen den Kurven bedeutet nicht, dass im hohen Alter die Sterblichkeit wieder sinkt, sondern dass sie immer weniger stark ansteigt, also deren Zunahme immer mehr von der exponentiellen Zunahme abweicht. Schliesslich noch eine Bemerkung zu den biologischen Aspekten. Die wirklich interessante Frage ist nicht, weshalb wir sterben, sondern weshalb wir solange über die Menopause (Frauen) hinaus leben, während doch fast alle Tiere (Ausnahmen z.B. Elefanten und Wale) schon kurz nach Ende der Reproduktionsphase sterben. Oder anders gefragt: weshalb liegt die Menopause etwa in der Mitte des heute von einer Frau erreichbaren Alters, wie lässt sich das entwicklungsbiologisch erklären? Eine Teilantwort darauf finden sie im Artikel "Warum gibt es Grossmütter" von Voland und Beise im Spektrum 1/2003.
Ihre Rubrik „Einwürfe“ lese ich immer wieder gerne; oftmals stimme ich Ihrer Sichtweise auch zu. Ganz und gar befremdet hat mich aber, was Sie in der Juni-Ausgabe unter dem Titel „Geschlechterkampf im Internet“ geschrieben haben.
Eine unterschiedliche Verteilung der Geschlechter auf die verschiedenen Fachbereiche gab es schon zu meinen Studienzeiten vor über dreißig Jahren. Zu dieser Zeit betrug der Anteil an Studentinnen in der Physik schätzungsweise 10 Prozent, in Chemie ungefähr ein Drittel und in Biologie etwa die Hälfte. Diese Verteilung scheint sich bis heute im Großen und Ganzen gehalten zu haben und wir müssen es wohl als Tatsache akzeptieren. Doch dass dies darauf beruhen soll, dass Frauen systematisch von den bösen Männern daran gehindert werden, vermag ich nicht zu sehen. Schon damals waren die Zeiten vorbei, in denen Frauen der Zutritt zu den Naturwissenschaftlichen Instituten verboten war – wie es noch Lise Meitner erlebt hatte -, oder die Frauen nur zur „Verschönerung des Fachbereichs“ dienten.
Erst recht in der heutigen Zeit, in der auch in der Bundeswehr beide Geschlechter „dienen dürfen“ und Bischöfinnen im Amt sind, stehen doch Frauen alle Studiengänge genauso offen wie den Männern. Eine Behinderung oder Benachteiligung von Studentinnen habe ich während meiner Studienzeit in den Fachbereichen Chemie und Biologie nicht beobachten können. Wer, wie und warum hätte sie hindern sollen, Vorträge zu halten? Anderseits habe ich öfter beobachten können, dass häufiger Frauen sich nicht so leicht trauten, vor größerem Publikum aufzutreten und froh waren, wenn dies ihre männlichen Kollegen übernahmen.
Ihr stillschweigende Annahme, zahlreiche Frauen würden nichts lieber tun als Physik zu studieren und werden lediglich daran gehindert, findet sich nicht durch die Bewerbungszahlen für diesen Studiengang bestätigt. Anscheinend möchte die Mehrheit der Frauen nicht Physik studieren. Höre ich doch, heute genauso wie schon früher, von Frauen aller Altersklassen sehr viel öfter als von Männern, dass sie einfach kein oder nur wenig Interesse an Technik und Naturwissenschaft (besonders an Physik) haben. Kann man diese Einstellung nicht einfach so akzeptieren? Ist das Studium der Physik die einzig akzeptable intellektuelle Betätigung? Muss es zwingend mehr Physikerinnen geben? Sind alle Nicht-Physikerinnen (also wohl fast 100 Prozent aller Frauen) weniger wert, weniger intellektuell als die Physikerinnen?
Vielleicht liegt die Ursache für dieses Desinteresse ja wirklich in einer anderen Art des Denkens. Immerhin betonen Frauen in anderen Zusammenhängen immer wieder und sehr gerne, dass sie anders als Männer denken, nämlich gefühlsbetonter und intuitiver. Warum sollte es auch nicht so sein? Müssen alle Menschen intellektuell gleich funktionieren? Kann man nur eine Art des Denkens zulassen? Nur weil etwas anders ist, muss es deshalb doch noch nicht als schlechter zu bewerten sein; generell darf doch ein Unterschied zwischen zwei Gruppen nicht zu einer Abwertung der einen (welcher von beiden denn?) führen.
Anscheinend streben Frauen mehr zu anderen Berufen: die Zahl der Studentinnen z. B. in Medizin oder den Lehrberufen ist sehr viel größer. Besonders hoch ist der weibliche Anteil in den fremdsprachlichen Fakultäten. Wenden Sie auch hier Ihre Argumentation an? Männer sind in diesen Bereichen unterrepräsentiert, weil die gesellschaftliche Gruppendynamik sie daran hindert? Weil sie von den Frauen sozial diskriminiert werden? Und warum sollten Frauen speziell im Bereich Physik gemobbt und behindert werden – und in allen anderen Studiengängen, in denen sie erfolgreich vertreten sind, nicht?
Ich halte Ihren Artikel sogar für gefährlich und der Sache nicht dienlich. Wenn Sie Sorge haben, dass das geistige Potenzial der Hälfte der Bevölkerung brachliegen könnte, weil Frauen nicht Physik studieren, diskreditieren Sie damit alle anderen Berufe, für die sich Frauen anscheinend mehr interessieren. Und was ist mit der anderen Hälfte der Bevölkerung, den Männern? Es soll ja auch Männer geben, die nicht Physik studieren. Deren geistiges Potenzial liegt nicht brach, wenn sie anderen Berufen nachgehen? Also: Männer, egal in welchem Beruf, sind immer wichtig und intellektuell, Frauen aber nur als Physikerin.
Solange allen die gleichen Möglichkeiten offenstehen: Sollten wir nicht einfach jeden nach seiner Fasson selig werden lassen? Wer nicht Physikerin werden will, sondern irgendeinen anderen Beruf ergreift ist weder besser noch schlechter; jeder Beruf, ob mit oder ohne Studium, ist genauso wichtig und ebenso zu respektieren wie ein anderer. Und wenn tatsächlich Frauen andere Denkstrukturen haben sollten als Männer, macht es sie etwa zu schlechteren Menschen? Gleichstellung nicht im Sinne von „alles gleich machen“, sondern das Unterschiedliche gleich respektieren. Wir sollten froh sein, dass es Unterschiede im Denken und der Berufsfelder (und nicht nur im Körperlichen) gibt zwischen Frauen und Männern, denn das stellt doch, wenn wir es nur endlich mal vorbehaltlos akzeptieren, eine Bereicherung unseres Lebens dar. Oder wünschen Sie sich eine Welt, in der es nur Physiker gibt und ausschließlich mathematisch streng-logisch gedacht wird?
Kommentar zum Leserbrief von Reiner Vogels
05.07.2008, Herbert Huber, Wasserburg am InnDie drei aufgeführten "Lehren" (Napoleon, Nietzsche, Kastenlehre) stehen mit vielen anderen zur Diskussion: wohl die meisten Menschen und ich halten nichts von den drei genannten. Bei der biologistischen Lehre allerdings vergisst Herr Vogels seine Prämisse. Sie kann ebensowenig damit begründet werden, dass sie „das Natürlichste von der Welt ist“. Was natürlich ist, kann von uns – und wird es oft – als Wert verworfen werden. Ich erinnere an
- das Auffressen des Partners bei einer Spinnenart (Spezies ist mir entfallen)
- das natürliche Artensterben.
Warum soll all das für uns – nur weil es natürlich ist – ein Wert sein?
Die Bringschuld der Humanisten ist längst erbracht. Seit Jahrtausenden reden die Menschen über Werte und bringen sie in Rangordnungen. Störungen treten dann auf, wenn Leute meinen, Werte seien in heiligen Büchern verbindlich vorgeschrieben (Diskussion überflüssig), darunter Werte, die erst nach dem Tod eintreten und jeden irdischen Unfug rechtfertigen.
Kommentar zum Leserbrief von Paul Scheipers
05.07.2008, Herbert Huber, Wasserburg am InnDas ist sicherlich eine sehr viel bescheidenere Aussage wie die Existenzannahme eines Gottes. Auch diese Aussage ist kaum zu bestreiten, allerdings würden wir die Glaubenden zumindest extrem skeptisch anschauen. Die Begründung, dass man bisher noch nirgendwo Hinweise auf Grashalmspitzengnome gefunden hat und die Grashalme sich ohne göttliches Einwirken nach den Naturgesetzen bewegen, ist völlig in Ordnung und weit mehr als „ihr Glaubensrecht“.
Kommentar zum Leserbrief von J. Thomsen
04.07.2008, Prof. Paul Kalbhen, GummersbachIch stelle den "Mutmaßungen" von J. Thomsen meinerseits "spekulativ" 10 Thesen zur Thematik "Glaube und Naturwissenschaft" gegenüber - weit gehend in Übereinstimmung mit der Theologie eines Thomas von Aquins -, die vielleicht zum Nachdenken anregen könnten!
1. Gott will in seinem Wesen erkannt werden, sonst hätte er sich nicht offenbart: in seinem Sohn, in seinen Propheten, in der Natur - und auch in der Wissenschaft von der Natur.
2. Das Wirken Gottes in seiner Schöpfung ist geistiger Art: Mit der Erschaffung von Energie und Naturgesetzen aus dem "Nichts" legte er den Grund für die Entwicklung des Lebens und machte mit seinem Geist den Menschen sich selbst bewusst.
3. Die Ewigkeit Gottes ist im Sinne der Einstein‘schen Relativitätstheorie als Zeitlosigkeit denkbar. Nach Aussage der christlichen Dreifaltigkeitslehre ist "Gott-Vater" allwissend - man könnte folgern, weil er als Schöpfer der Welt außerhalb unseres Raum-Zeit-Kontinuums existiert. Damit entfällt die theologische "Zwangslage", Vorhersehung Gottes und Vorherbestimmung gleichzusetzen.
4. Die Menschwerdung Christi ist die Materialisierung Gottes, die Auferstehung Christi ist die Dematerialisierung Gottes in der Welt. Die Inkarnation Gottes in Jesus Christus ist die Kernaussage christlichen Glaubens; in den gewandelten Gaben von Brot und Wein des Abendmahles, der Eucharistiefeier bleibt er sichtbar in der Welt.
5. Aus der christlichen Offenbarung kann man drei absolute Eigenschaften Gottes folgern: Die Allgüte - da Gott als absolute Liebe außerhalb des Bösen existiert; die Allwissenheit - da Gott als absolutes Sein außerhalb von Raum und Zeit existiert; die Allmacht - da Gott alle Freiheit besitzt, innerhalb seiner Allgüte und Allwissenheit zu wirken.
6. Angesichts des Leides in der Welt ist die Vorstellung eines absolut liebenden Gottes nur zu begründen, wenn man den Zufall als ein wesentliches Element in Gottes Schöpfungskonzept begreift: Denn Gott will das Leid nicht, sondern lässt es wegen der Freiheit seiner Schöpfung zu.
7. Die Gnade, die Güte Gottes kann nur wirksam werden, wenn der freie Wille des Menschen sie bejaht; insofern ist die Gnadenwirkung, die Fügung des Menschen unter den Willen Gottes, nicht vorherbestimmt - "determiniert" -, sondern zufallsbedingt - "indeterminiert".
8. Das christliche Weltverständnis muss unter dem Blickwinkel der Quantenphysik "komplementär" – sich gegensätzlich ergänzend – erfolgen. Der scheinbare Widerspruch zwischen Ordnung und Chaos, Notwendigkeit und Zufall, Gesetz und Freiheit löst sich auf unter einer ganzheitlichen Sicht der christlichen Offenbarung: Gott hat in seine Schöpfung sowohl Ordnungsstrukturen als auch Freiheitsgrade gelegt und diese zu statistischen - wahrscheinlichkeitsbedingten - Naturgesetzen verschmolzen.
9. Wesentlich für das Christentum ist eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen als Leib-Seele-Einheit, die ihre Auferstehung in der "Ewigkeit" erfährt. Das heißt, dass der Mensch nicht nur als geistiges Wesen in das "Jenseits" eingeht, sondern als genetisch geprägtes Individuum, dessen Ich-Sein in der Welt eben auch von seinen genbedingten Veranlagungen und Eigenschaften abhängig ist.
10. Erst die Wechselwirkung von Gehirn und Geist, von Leib und Seele, von "Hardware" und "Software" des Individuums macht den sich selbst bewussten Menschen aus; die in den Genen gespeicherte Information ist geistigen Ursprungs. Für den Christen ist das Leben Teilhabe am Göttlichen Geist, dem "Heiligen Geist".
Zum Begriff des Zufalls als "Freiheitsgrad"
04.07.2008, Prof. Paul Kalbhen, GummersbachThomas Görnitz schreibt zum Unterschied zwischen den Makroobjekten der klassischen Physik und den Mikroobjekten der Quantenphysik, "dass die klassische Physik die Fakten und die Quantenphysik die Möglichkeiten erfasst" (Der kreative Kosmos, Spektrum Akad. Verlag Heidelberg, 2002). Andere Physiker sehen in den Unwägbarkeiten und Ungewissheiten der Chaostheorie den Einlass für den Zufall ins Naturgeschehen, soweit man nicht bereits die Möglichkeit zufälliger Ereignisse durch die Akausalitäten und Unschärfen des quantenphysikalischen Geschehens gegeben sieht. So David Ruelle: "In chaotischen Phänomenen erzeugt also die deterministische Ordnung die Unordnung des Zufalls." (Zufall und Chaos, Springer Berlin,1993); Lew Tarassow: "Der grundlegende Charakter des Zufalls lässt durchaus nicht den Schluss zu, die uns umgebende Welt sei ungeordnet und chaotisch aufgebaut. Der Zufall bedeutet bei weitem nicht, dass kausale Beziehungen fehlen. ... In der realen Welt sind die Kausalbeziehungen wahrscheinlichkeitsbedingte Beziehungen." (Wie der Zufall will?, Spektrum Akad. Verlag Heidelberg, 1993); Paul Davies: "Das Chaos liefert uns offenbar eine Brücke zwischen den Gesetzen der Physik und denen des Zufalls. In gewisser Weise können Zufallsereignisse immer auf die Unkenntnis im Detail zurückgeführt werden." (Auf dem Weg zur Weltformel, Byblos Berlin, 1993).
Wenn freilich einige Hirnforscher oder Philosophen Geist und Gehirn gleichsetzen, finde ich das überspannt: Sind dann auch Hard- und Software des Computers gleichzusetzen - auf Kosten des geistigen Hintergrundes, der Intelligenz des Programmierers? Die Reduzierung des Geistigen auf Gehirnvorgänge erfasst nicht die Komplexität und Spontaneität menschlichen Bewusstseins und Verhaltens! Der Neurowissenschaftler Wolf Singer, ein führender Vertreter der Hirnforschung in Deutschland, räumt immerhin ein: "Sollte hingegen zutreffen, dass es die freie, von neuronalen Vorgängen unabhängige Entscheidung gibt, die jedem neuronalen Vorgang vorausgeht und diesen dann lediglich in Gang setzt, damit die beschlossenen Aktionen ausgeführt werden, dann müssen wir etwas annehmen, was in keinem der bislang bekannten naturwissenschaftlichen Beschreibungssysteme vorkommt. Die Frage nach der Existenz und möglichen Natur dieses Etwas entzieht sich dem naturwissenschaftlichen Zugriff." (SdW Heft 4/01: Leserdiskussion um ‚Das Ende des freien Willens?‘).
Auf Einhaltung der Grenzen und Regeln achten
04.07.2008, Paul Scheipers, CoesfeldIn der Naturwissenschaft gibt es besonders strenge Regeln. Im Rahmen dieser Regeln ist es nicht möglich, Beweise für Gottes Existenz oder Nichtexistenz zu finden. Menschen, die davon ausgehen, dass es einen Gott gibt oder andere, die von seiner Nichtexistenz überzeugt sind, müssen dies jeweils glauben.
Naturwissenschaftler, die sich an ihre strengen Regeln halten, dürfen sich im Rahmen ihrer naturwissenschaftlichen Forschungsarbeit nicht mit Sinnfragen oder mit religiösen beziehungsweise atheistischen Glaubensangelegenheiten beschäftigen, weil sie dann ihre Grenzen überschreiten und eventuell der Naturwissenschaft Schaden zufügen würden. Deshalb ist es innerhalb der Naturwissenschaft wichtig, auf eine strenge Einhaltung der Grenzen und Regeln zu achten, da sonst ein Bollwerk des Vertrauens und der wissenschaftlichen Seriosität abgewertet wird. Allerdings können Naturwissenschaftler problemlos außerhalb ihrer Arbeit zum Beispiel als gläubige Christen oder Atheisten tätig sein.
Atheistische und religiöse Gläubige dürfen ohne Grenzverletzungen in den Erkenntnissen der Naturwissenschaft nach Informationen suchen, die ihren Glauben unterstützen, ihm aber keine Beweiskraft verleihen. Ihre Interpretationen der Informationen führen auf ihrer jeweiligen Glaubensebene höchstens zu Glaubensaussagen.
Wenn Atheisten sagen, dass sie deshalb nicht an einen Gott glauben, weil die naturwissenschaftliche Forschung bisher nirgendwo Hinweise auf einen Gott gefunden hat und das Universum sich bisher aus den Urpotenzialen der Urknallphase ohne göttliches Einwirken nach den Naturgesetzen entwickeln konnte, ist das ihr Glaubensrecht. Sie überschreiten aber ihre Glaubensgrenze, wenn sie behaupten, dass der aktuelle Wissensstand der Naturwissenschaft mit erdrückender Beweislast die Existenz eines Gottes ausschließt und deshalb religiöse Menschen im Gegensatz zu Atheisten völlig unwissenschaftlich handeln.
Wenn religiöse Menschen sagen, sie können sich nicht vorstellen, dass etwas so Komplexes wie das Universum durch puren Zufall und ohne Wirken eines Schöpfers entstanden ist, zählt so etwas zu ihrem Glaubensrecht. Sie verletzen aber ihre Glaubensgrenze, sollten sie daraus schließen, dass die menschliche Vernunft deshalb bereits die Existenz eines Schöpfergottes wissenschaftlich eindeutig nachweisen kann.
Sollte es gelingen, dass sich Naturwissenschaftler sowie religiöse und atheistische Gläubige an ihre Regeln und Grenzen halten würden, gäbe es viel mehr Frieden auf der Welt. So könnte eine weltweite Friedensbewegung entstehen.
Ergänzungen zur Meerwasserentsalzung
04.07.2008, Ernst Schöberl, HambachDer osmotische Druck von Seewasser müsste nicht nur erwähnt, sondern auch angegeben werden; er beträgt ca.28 bar. Im Umkehrosmosebild sind die Hochdruckpumpen, die das vorbehandelte Seewasser in die Membraneinheiten mit mindestens 60 bar Drücken,wohl dargestellt, aber nicht bezeichnet. Zur wesentlichen Energieeinsparung wird bei größeren Anlagen die Druckenergie des Salzwasserkonzentrates mit Peltonturbinen zurückgewonnen.
Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass destilliertes Wasser deswegen ungesund ist, weil die Körperzellen durch den osmotischen Druck zerstört werden. Die schädliche Wirkung besteht vielmehr darin, dass vollentsalztes Wasser den Körper nach und nach entmineralisiert.
Die schädliche Wirkung der Rückleitung des Salzkonzentrates in das Meer besteht weniger in der hohen Salzkonzentration, sondern in dem Eintrag von Phosphaten oder Sulfaten, je nachdem, ob Phosphate oder Schwefelsäure dem Seewasser zugesetzt werden, damit in der Verdampferanlage Ablagerungen und Verkrustungen durch Salze vermieden werden. Diese Phosphate oder Sulfate führen im Meer zu einer Überdüngung.
interessant
03.07.2008, H. Wördemann, DetmoldDoch wie ist es mit den Phototrophen, die in Zellen von Chemotrophen eindringen und dort für Stoffwechselpodukte sorgen, die dann von letzteren verwertet werden?
Sind es noch zwei Arten, oder ist es eine neue?
Vitamin-D-Mangel weit verbreitet
02.07.2008, Hans-Jürgen Gregersen, Kosweg 2, 24983 HandewittAngeregt durch Ihren Artikel, kümmere ich mich jetzt um breitere Aufklärung mit Erstellung von praktikablen Lebensmittellisten. Die Sonneneinstrahlung ist problematisch, da die Angst vor dem schwarzem Hautkrebs, dem Melanom, weit verbreitet ist. Andererseits ist alles dosisabhängig.
Es gibt Firmen, die spezielle Lichtspektren in Leuchtstoffröhren erzeugen und das Sonnenlicht imitieren. Aber können diese auch die Vitamin-D-Bildung ausreichend anregen? Da ich selbst den größten Teil des Tages, rund 10 - 12 Stunden, in geschlossenen Räumen verbringen muss, wäre ich sehr an einer Klärung dieser Frage interessiert. Ich möchte gerne die ganze Pleiotropie dieses Stoffes ausnutzen.
Mit besten Grüßen als treuer Leser seit 20 Jahren (mein erster Leserbrief!)
Sofern Leuchtstoffröhren genug UV-B-Strahlung abgeben, wird die Vitamin-D-Bildung auch von ihnen angeregt.
Chance verpasst in einer wichtigen Diskussion
02.07.2008, Uwe Dankert, 85540 HaarDenn leider unterlaufen dem Autor in seiner Darstellung eine Reihe nicht unbedeutender Ungenauigkeiten und missverständlicher Interpretationen bzw. Extrapolationen. Dies haben ja auch schon einige der veröffentlichten Leserbriefe im Anschluss an den Artikel aufgezeigt. Im Einzelnen sind zu kritisieren:
(1) Versorgungsstruktur
Es ist richtig, dass der Umbau unserer traditionellen Energieversorgung hin zu einer nachhaltigen Versorgung politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich eine Herausforderung bedeutet, die uns alle betrifft. Jeder von uns muss da mitmachen, aber es ist offensichtlich leichter, Energiepolitik für wenige Energieversorger zu machen, als für viele Energieverbraucher, wie die ZEIT einmal in 2006 formulierte. Gerade der Wechsel von einer eher zentralistisch organisierten Energieversorgungsstruktur zu einer dezentral organisierten Struktur ist alles andere als leicht durch- und umsetzbar. Aber es gibt Beispiele in Europa, die bereits so organisiert sind. So ist beispielsweise in Dänemark die Erzeugung von Strom aus dezentralen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen bei einem Anteil von 49 Prozent in 2002 angekommen, wogegen Deutschland bei 9,8 Prozent verharrt (Quelle: Eurostat 2006). Diese Zahlen haben sich seitdem kaum verändert, trotz des KWK-Förder-Gesetzes in Deutschland. Hier ist also Potenzial zu schöpfen. Natürlich bedeuten Offshore-Windkraftanlagen eine zentrale Struktur weitab von Verbrauchszentren in Mittel- und Süddeutschland. Dass aber der Bau von Überlandleitungen technisch und wirtschaftlich machbar ist, steht außer Frage. Kernkraftwerke stehen ja auch „weit weg vom Schuss“, weil sie trotz ihrer zumindest in Deutschland hohen Sicherheit niemand in seiner unmittelbaren Nachbarschaft haben möchte. Immerhin besteht ja noch ein Restrisiko.
(2) Windenergie
In 2007 wurde bereits etwa 16 Prozent unseres Stromes (gegenüber 12 Prozent in 2006), den wir benutzen, durch regenerative Energieerzeugungsanlagen bereitgestellt. Die Hälfte davon in 19.460 Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von 22.247 MW (Quelle: www.wind-energie.de/de/statistiken). Im Mittel sind das pro Anlage 1,14 MW Kapazität. In dem Artikel von Prof. Kleinknecht eine Zahl von weiteren benötigten 60.000 Anlagen zu nennen, leugnet aber die realen Hintergründe und dient eher dem plakativen Zweck des Zusammenzuckens beim nicht informierten Leser. Derzeit lassen sich etwa 3.000 der existierenden Anlagen über Repowering potenziell hochrüsten (von zwischen 50 und 400 kW zu 3 MW bis maximal etwa 4,5 MW), was die zur Verfügung stehenden Kapazitäten auf ca. 30.000 MW erhöht, ohne gleichzeitig die Zahl der Anlagen zu erhöhen! Offshoring ist natürlich ein neues Thema und noch am Beginn der technischen Lernkurve mit allen positiven wie negativen Lerneffekten. Dennoch ist es mathematisch leicht nachzuvollziehen, dass zur Bereitstellung einer Erzeugungskapazität von weiteren 40.000 MW Winderzeugungsleistung "nur" etwa 8.000 weitere Windkraftanlagen benötigt sind, wenn man als mittlere Kapazität 5 MW pro Anlage ansetzt. Vermutlich werden aber die Offshore-Anlagen tendenziell sogar noch größer werden. Folglich sind zur Vervierfachung der durch WKA erzeugten Strommenge weit weniger Anlagen notwendig, als plakativ sogar in einer Artikelunterüberschrift dargestellt wird. Es ist natürlich klar, dass auch der Zubau/Neubau von insgesamt 11.000 Anlagen nach dieser kurzen Überschlagsrechnung eine Herausforderung bleibt. Pro Jahr sind das bis 2020 etwa 1.000 Anlagen, dies muss erst mal geschafft werden. Vor allem, weil die Amerikaner derzeit fast alle hergestellten Windkraftanlagen aufkaufen. Dennoch scheint dies organisierbar und machbar.
(3) Grundlastfähigkeit
Eine einzelne Windkraftanlage ist natürlich nicht grundlastfähig, weil Wind zeitlich schwankt. Das leuchtet jedem ein. Photovoltaik-Anlagen zeigen das gleiche „stochastische“ Verhalten, allerdings sogar relativ komplementär zu Windkraftanlagen. Die Kombination von beiden Systemkomponenten zu einem Gesamtsystem nähert sich also einem möglichen Grundlastverhalten schon an. Außerdem können viele Windkraftanlagen zusammen durchaus einen Beitrag zur Grundlast leisten (Wind weht immer irgendwo), und eine europaweite Zusammenschaltung kann dies zu einem hohen Anteil für ganz Europa tun. Darüber hinaus werden Offshore-Anlagen durchaus auch in der Grundlast gesehen, da der Wind auf See wesentlich stetiger bläst, als an Land. Warum aber so weit gehen? Bereits in Deutschland gibt es den nachgewiesenen Prototypen eines sogenannten Kombikraftwerkes (www.kombikraftwerk.de), der Windkraftanlagen, PV-Anlagen, Biokraftanlagen und KWK-Anlagen deutschlandweit (!) koppelt und steuert, um exakt das Lastprofil einer 10.000 Einwohner-Stadt real bereitzustellen. Wenn auch 10.000 nicht gleich 80 Millionen sind, es zeigt, dass es also auch anders geht, als über Kernkraftwerke, die vor allem aus Kosten-, Effizienz- und Unflexibilitätsgründen (wie die Braunkohle-Kraftwerke) die Grundlast in Deutschland stellen.
(4) Effizienz
Dieses Wort taucht in dem Artikel nur etwa 4-mal auf (in verschiedenen Wortformen). Kernenergie und Kernanlagen fast 20-mal. Dies ist sehr verwunderlich, da die Effizienzsteigerung der wesentliche zweite Pfeiler des Umbaus unserer Energieversorgung ist und sein muss. Niemand ist an dem Strom aus einem Kohlekraftwerk oder Kernkraftwerk oder einer Windkraftanlage interessiert. Was für uns wichtig ist, sind Licht, Wärme, Antrieb von Maschinen, bewegte Luft, kühle Luft usw.. Das nennt sich Nutzenergie, und die Kunst besteht natürlich darin, die benötigte Nutzenergie mit möglichst wenig Endenergie und in letzter Konsequenz wenig Primärenergie bereitzustellen. Hier gibt es nicht die eine große Technik (wie vielleicht die Energiesparlampe bei Licht), die den gleichen Nutzen produziert, aber wesentlich geringeren Energieaufwand zugrunde hat. Aber die notwendigen wesentlichen Techniken und Schritte sind bereits alle bekannt, ohne ausschließen zu wollen, dass es noch mehr intelligente Techniken geben wird. Potenziell, d.h. technisch, können wir mit nur 20 Prozent der heute benötigten Primärenergie auskommen, um den gleichen Nutzen zu haben. Das Problem sind das Wissen um die Techniken und Verfahren/Prozesse und ihre Umsetzung. Das hat viel mit Stellenwert von Energiekosten in Betriebs- oder Haushaltskosten zu tun, aber auch mit Know-how und Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Wirtschaftlich notwendige Kostenreduktionen könnten in Betrieben oft leichter mit Effizienzmaßnahmen als mit dem üblichen Personalabbau erreicht werden. Und hätten als Sekundäreffekt eine deutliche Klimaentlastung zur Folge.
Wie groß ist hier das abschöpfbare Potenzial? Wenn wir von einem Wirtschaftswachstum von 2 Prozent jährlich bis 2020 ausgehen und gleichzeitig unsere Energieproduktivität (eingesetzte Primärenergie zu erzeugtem Bruttosozialprodukt) um 3 bis 3,5 Prozent jährlich verbessern, dann reichen in 2020 zwischen 83 Prozent und 85 Prozent unserer heutigen (!) Energie aus, um trotz Wirtschaftswachstum den benötigten Nutzen zu erzielen. Dies macht zu diesem Zeitpunkt (also 2020) bereits den Einsatz von Kernkraftwerken obsolet. Sie könnten ersatzlos abgeschaltet werden. Leider fehlt im Beitrag von Prof. Kleinknecht jegliche Diskussion dieses wichtigen Beitrags. 3 Prozent hören sich natürlich erst mal nicht viel an, aber wenn man schaut, dass es uns in Deutschland von 1997 bis 2006 nur gelang, die Energieproduktivität jährlich um ca. 1,5 Prozent zu steigern, dann wird klar, dass das nicht einfach geht. Aber es geht, wie ein vergleichbares Land wie Japan seit einigen Jahren schon zeigt!
(5) Ungenauigkeiten
Darüber hinaus sind weitere Ungenauigkeiten in dem Beitrag zu bemängeln.
- Wir sollten den Anteil von Deutschland an den CO2-Emissionen innerhalb Europas nicht klein reden, aber zumindest die Tchechische Republik, Irland, Norwegen (trotz weit gehender Stromproduktion aus Wasserkraft) und Belgien hatten in 2002 eine höhere Pro-Kopf-CO2-Produktion als Deutschland. Und sind seitdem nicht durch starke Reduktionsmaßnahmen aufgefallen.
- Der Bau neuer Kohlekraftwerke erhöht nur dann die CO2-Produktion, wenn die neuen Kraftwerke z.B. Kernkraftwerke ersetzen sollen, nicht aber, wenn sie alte, ineffiziente Kohlekraftwerke ersetzen. Dann trägt sogar der Bau von Kohlekraftwerken mit einer Stromerzeugungseffizienz von 43 Prozent zur einer CO2-Reduktion bei. Besser wäre natürlich der Bau von KWK-Erdgas-Kraftwerken, die die gleiche Strommenge produzieren können, gleichzeitig aber noch Wärme bereitstellen. Aber das setzt natürlich eine etwas andere Versorgungsstruktur voraus.
- Im Szenario A wird der Kernkraft ein Stromerzeugungsanteil von einem Drittel (also 33 Prozent) unterstellt. Real sind es heute aber 27 Prozent. Das ist vielleicht nur ein bisschen unsauber formuliert und wird hoffentlich nicht zugrunde legen, daß in Deutschland neue Kernreaktoren gebaut werden.
- Tja, und natürlich wird die Endlagerung von CO2 als technisch, wirtschaftlich und realistisch kaum durchsetzbar diskutiert. Das gleiche lässt sich natürlich auch über die Endlagerung radioaktiver Abfälle sagen. Auch hier gibt es nirgendwo (!) in der Welt ein sicheres, nachgewiesenes und vorzeigbares Endlager. Aber das war kein Thema des Artikels.
Die Schlussfolgerungen des Autors, dass es ohne Verlängerung von Kernkraftwerkslaufzeiten nicht geht, um die Ziele zu erreichen, zu denen sich die deutsche Bundesregierung bekannt ist, sind also nicht so eindeutig, wie sie dargestellt sind. Es gibt eine Reihe von Untersuchungen, die ganz andere Szenarien realistisch durchrechnen und zu völlig anderen Schlussfolgerungen kommen.
Und dass alle wichtigen Länder für die nächsten 50 (!) Jahre nicht ohne Kernenergie auskommen werden, um die Klimaprobleme in den Griff zu bekommen, ist auch eine sehr weit hergeholte Hypothese, die durch nichts untermauert wird. Im Gegenteil, Kernenergie wird unser Klima nicht retten, dazu sind die Beiträge zur weltweiten Energieversorgung zu gering. Und wer möchte schon in heute durchaus labilen Staaten eine hochkomplexe Kernenergieinfrastruktur aufbauen.
Dennoch, ich begrüße den Diskussionsbeitrag des Autors, damit endlich eine zukunftsfähige Diskussion um eine zukunftsfähige Energieversorgung in unserem Land und in der Welt in Gang kommt. Leider teile ich nicht die dargestellten Schlussfolgerungen.
Ich freue mich auf eine Stellungnahme des Autors.
Warum friedlicher Umgang miteinander?
02.07.2008, Reiner Vogels, SwisttalEs ist wissenschaftlich und rational überhaupt nicht begründbar, dass das "friedliche Zusammenleben der Menschen" ein Wert ist. Warum sollte das ein Wert sein?
Vor Jahren schon hat Peter Singer auf der Basis des atheistischen Humanismus, wie ihn Prof. Kanitscheider vertritt, mit vollem Recht in SdW vor einem "Rassismus der Spezies Mensch" gewarnt. Warum sollte nach Singer ein lebenslustiger Schimpanse nicht ein größeres Recht haben als ein geistig behindertes Kind?
Zu allen Zeiten hat es Menschen gegeben, die vom friedlichen Zusammenleben der Menschen überhaupt nichts gehalten haben. Von Napoleon stammt bekanntlich der Ausspruch: "Ein Mensch wie ich pfeift auf das Leben von einer Million Menschen." Was ist daran ethisch falsch, wenn der Mensch lediglich ein deterministischer biologischer Apparat ist, der weder Freiheit noch die nur in der Freiheit zu begründende Würde hat? Welche Würde sollte eine biologische Maschine haben?
Was ist an der Lehre Nietzsches falsch, dass es Übermenschen und Untermenschen gibt und dass es das Recht der Übermenschen ist, den Untermenschen Ihren Willen aufzuzwingen? Was ist falsch an der Kastenlehre, die besagt, dass Schönheit und Kunst, Wissenschaft und Philosphie nur etwas für bestimmte Kasten seien, während die unteren Kasten für niedere Tätigkeiten bestimmt seien? Was schließlich ist falsch an der biologistischen Lehre, dass der Kampf ums Überleben und das Gesetz von Fressen und Gefressenwerden nicht nur in der nichtmenschlichen Natur, sondern auch in der menschlichen Gesellschaft richtig sei, weil es das Natürlichste von der Welt ist?
Ich lerne gerne hinzu, und ich bin wirklich gespannt, ob es aus der Sicht des atheistischen Humanismus wirklich rationale und wissenschaftlich begründbare Argumente gibt, die die Falschheit der von mir aufgeführten Beispiele beweisen. Da haben die atheistischen Humanisten eine bisher uneingelöste und nach meiner Überzeugung uneinlösbare Bringschuld!
Kommentar zum Leserbrief von J. Thomsen
02.07.2008, Prof. Dr. Peter Ulmschneider, HeidelbergJakob Thomsen (J.T.): Verwunderlich finde ich allerdings,
dass in einer seriösen naturwissenschaftlichen Zeitschrift wie Spektrum der Wissenschaft überhaupt immer wieder Theologie zur Sprache kommt (wenn auch zum Glück nur am Rande), denn diese hat eindeutig nichts mit Wissenschaft zu tun, da keine ihrer "Theorien" falsifizierbar sind, und sie schon bei oberflächlicher Betrachtung voller Widersprüche steckt.
Peter Ulmschneider (PU): Bei "oberflächlicher Betrachtung voller Widersprüche" so kann man 2500 Jahre Diskussion zu diesem Thema nicht abtun.
J.T.: Einige Beispiele:
Die Annahme, es gäbe einen Gott, der allwissend ist, schließt Willensfreiheit aus, denn wie kann jemand frei sein, dessen Handlungen Gott schon im Voraus bekannt und die damit festgelegt sind?
PU: Schon Boethius hat um 525 in seiner Schrift „Vom Trost der Philosophie“ diese Tatsache erklärt: Gott steht außerhalb der Zeit. Die Zeit wurde von ihm zusammen mit unserer Welt geschaffen und betrifft ihn nicht. Weil Gott zu allen Zeiten in permanenter Gegenwart existiert, sieht er was eine Person anrichtet. Diese Person behält dabei ihren freien Willen, Gott greift in ihre Entscheidung nicht ein.
J.T.: Weiterhin kann Gott selber damit keine Willensfreiheit besitzen, da er seine eigenen Entscheidungen auch im Voraus kennen muss.
PU: Zeit und Raum sind von Gott geschaffen, sie betreffen ihn nicht.
J.T.: Und die Annahme, Gott sei allmächtig, befreit alle Menschen völlig von jeglicher Verantwortung für ihre Taten (also auch von "Sünden"):
Da Gott im Voraus von diesen Taten Kenntniss hatte und sie nicht verhinderte, können wir nur folgern, dass er sie befürwortet, sonst hätte er sie verhindert!
PU: Was hat Zeitlosigkeit mit Allmacht zu tun?
J.T.: Allmacht und Allwissenheit eines Gottes machen auch Gebete (im Sinne von Bitten um etwas, z.B. Gesundheit) überflüssig, denn wir müssen annehmen, dass sowohl Gegenwart und Zukunft EXAKT so sind bzw. werden,
wie Gott sie haben will, sonst hätte er sie ja verändern bzw. im Voraus verhindern können.
PU: Wenn Gott eingreifen würde um alles Böse zu verhindern, würde er uns den freien Willen nehmen und uns zu willenlosen Robotern machen. Er würde dann nicht über unsere Welt sondern eine Uhrenfabrik herrschen.
J.T.: Gebete sind so gesehen immer Kritik an Gott.
PU: Das folgende Gebet ist keine Kritik an Gott: "Herr, mein Gott, ich flüchte mich zu dir; hilf mir vor allen Verfolgern und rette mich, damit mir niemand wie ein Löwe das Leben raubt, mich zerreißt, und keiner da ist, der mich rettet."
J.T.: Schließlich ist schon ein Konzept wie
"Allmächtigkeit" ein Widerspruch in sich:
Ein allmächtiges Wesen müsste z.B. einen Stein erschaffen können, den nicht einmal es selbst bewegen kann, sonst wäre es nicht allmächtig. Wenn es diesen hypothetischen Stein erschafft, so ist es nicht allmächtig, denn es kann diesen Stein eben nicht bewegen! Verzichtet es darauf, so ist es auch nicht allmächtig, denn es kann diesen Stein nicht erschaffen!
PU: Offensichtlich kann Allmacht nicht bedeuten, dass Gott fähig sein soll, absolut alles zu tun: Ein Ding und auch sein Gegenteil, reinen Unsinn (einen solch schweren Stein zu schaffen, dass er ihn nicht heben kann, eine Frage zu stellen, die er nicht beantworten kann, etwas zu entdecken das er nicht kennt), Naturgesetze zu verfügen und sie wieder zu beseitigen, Menschen mit freiem Willen zu schaffen und diese Freiheit bei beliebigen Gelegenheiten wieder zurückzunehmen. Eine solche Vorstellung von Allmacht als uneingeschränkte Willkür ist inkonsistent mit dem Bild Gottes als dem großartigen Schöpfer, der in logisch-widerspruchsfreier, definitiver und zielbewusster Weise handelt.
J.T.: Zu guter Letzt ist der Anspruch der Religion auf die Ethik unsinnig:
Entweder es gibt eine absolute Definition von dem, was "gut" ist, dann muss sich auch Gott daran halten und wird für diese Frage überflüssig. Oder die Definition ist von Gott vorgegeben und wird damit völlig willkürlich, denn dann wäre ja alles "gut" solange es nur "von oben"
vorgegeben wird!
PU: Ethik, Liebe bedeutet nicht, dass er uns von Leiden und Tod verschonen sollte, da solch ein Eingreifen die (Natur-) Gesetze der Evolution (d.h. den Kampf ums Überleben) aufheben würde, was inkonsistent mit seiner Schöpfung wäre.
J.T.: Angesichts dieser und zahlloser weiterer Ungereimtheiten bin ich daher dafür, das Thema "Theologie" erst dann wieder anzuschneiden, wenn es von offensichtlichen inneren Widersprüchen befreite und
falsifizierbare Theorien präsentieren kann.
PU: Wir reden heute über Dunkle Materie und Dunkle Energie obwohl wir nicht wissen, ob diese wirklich existieren und wenn, was diese Stoffe wirklich sind. In der Wissenschaft (und die Frage nach einem Schöpfer unseres Universums ist eine primär naturwissenschaftliche Frage!) kann man über alles reden, solange man rational argumentiert. Man kann sehr wohl fragen was ontologisch „vor“ dem Urknall war obwohl die Zeit dort entstanden ist, was „nach“ dem Kältetod unseres Universums kommt, obwohl dieser erst nach unendlich langer Zeit eintreten wird und was „jenseits“ des Endpunkts der Evolution des Lebens sein wird. Meines Erachtens ist für die Erklärung dieser drei asymptotischen Ereignisse die Existenz Gottes eine sehr wahrscheinliche naturwissenschaftliche Hypothese.
Effekte endokriner Disruptoren
02.07.2008, Prof. Dr. med. Dietrich Klingmüller, Bonnnett
30.06.2008, Monika ArmandMomentane Sterberate
30.06.2008, Walter Letsch, ZollikonNicht haltbar ist die Behauptung, der Rückgang der Geburtenrate habe einen Einfluss auf die Lebenserwartung. Offenbar verwechselt der Autor die Zunahme der Lebenserwartung mit der Überalterung einer Bevölkerung, wie sich diese in der sich ändernden Alterspyramide manifestiert. Auch kann keine Rede sein von "vielen Faktoren, die in die Berechnung der Lebenserwartung eingehen", denn tatsächlich gehen pro Altersgruppe und Geschlecht nur die Zahl der unter Risiko stehenden Personen und die Zahl der pro Jahr Gestorbenen in die Berechnung ein.
Die Behauptung, dass "die ersten fünf Lebensjahre hohe Risiken bergen" ist in dieser Form nicht korrekt. Ein hohes Risiko herrscht nur gerade im ersten Lebensjahr. Das tiefste Risiko ist in den Altern von 3-15 zu beobachten, mit Sterberaten unter 0.02% pro Jahr. Nach Ende der Pubertät steigt die Sterblichkeit markant an, was aus entwicklungsbiologischer Sicht leicht verständlich ist, da dann in der Frühzeit der Menschheit die Reproduktion einsetzte, der Schutz der bis zur Pubertät getätigten "Investition" mit jeder Geburt weniger wichtig wird.
Der Autor hält fest, dass die Aussichten, 75 Jahre alt zu werden, je nach Land verschieden sind, um dann zu behaupten, nach Erreichen dieses Alters verschwänden die Sterblichkeits-Unterschiede, z.B. zwischen Kanadiern und Bolivianern, fast vollständig. Das ist nicht der Fall. Für 75-jährige Kanadier beträgt die Wahrscheinlichkeit, das Alter 90 zu erreichen, 36%, für Russen (als Ersatz für die Bolivianer) jedoch nur 14%, was doch ein erheblicher Unterschied ist.
Die angegebene Definition der Sterbeintensität ist insofern zu korrigieren, als es sich hier nicht um die Todesfälle pro Jahr handelt, sondern um die momentane Sterberate. Missglückt ist die Legende zur dritten Grafik. Der zunehmende Abstand zwischen den Kurven bedeutet nicht, dass im hohen Alter die Sterblichkeit wieder sinkt, sondern dass sie immer weniger stark ansteigt, also deren Zunahme immer mehr von der exponentiellen Zunahme abweicht.
Schliesslich noch eine Bemerkung zu den biologischen Aspekten. Die wirklich interessante Frage ist nicht, weshalb wir sterben, sondern weshalb wir solange über die Menopause (Frauen) hinaus leben, während doch fast alle Tiere (Ausnahmen z.B. Elefanten und Wale) schon kurz nach Ende der Reproduktionsphase sterben. Oder anders gefragt: weshalb liegt die Menopause etwa in der Mitte des heute von einer Frau erreichbaren Alters, wie lässt sich das entwicklungsbiologisch erklären? Eine Teilantwort darauf finden sie im Artikel "Warum gibt es Grossmütter" von Voland und Beise im Spektrum 1/2003.
Unterschiede im Denken der Geschlechter
30.06.2008, Dr. Wolfgang Priebsch, KielIhre Rubrik „Einwürfe“ lese ich immer wieder gerne; oftmals stimme ich Ihrer Sichtweise auch zu. Ganz und gar befremdet hat mich aber, was Sie in der Juni-Ausgabe unter dem Titel „Geschlechterkampf im Internet“ geschrieben haben.
Eine unterschiedliche Verteilung der Geschlechter auf die verschiedenen Fachbereiche gab es schon zu meinen Studienzeiten vor über dreißig Jahren. Zu dieser Zeit betrug der Anteil an Studentinnen in der Physik schätzungsweise 10 Prozent, in Chemie ungefähr ein Drittel und in Biologie etwa die Hälfte. Diese Verteilung scheint sich bis heute im Großen und Ganzen gehalten zu haben und wir müssen es wohl als Tatsache akzeptieren. Doch dass dies darauf beruhen soll, dass Frauen systematisch von den bösen Männern daran gehindert werden, vermag ich nicht zu sehen. Schon damals waren die Zeiten vorbei, in denen Frauen der Zutritt zu den Naturwissenschaftlichen Instituten verboten war – wie es noch Lise Meitner erlebt hatte -, oder die Frauen nur zur „Verschönerung des Fachbereichs“ dienten.
Erst recht in der heutigen Zeit, in der auch in der Bundeswehr beide Geschlechter „dienen dürfen“ und Bischöfinnen im Amt sind, stehen doch Frauen alle Studiengänge genauso offen wie den Männern. Eine Behinderung oder Benachteiligung von Studentinnen habe ich während meiner Studienzeit in den Fachbereichen Chemie und Biologie nicht beobachten können. Wer, wie und warum hätte sie hindern sollen, Vorträge zu halten? Anderseits habe ich öfter beobachten können, dass häufiger Frauen sich nicht so leicht trauten, vor größerem Publikum aufzutreten und froh waren, wenn dies ihre männlichen Kollegen übernahmen.
Ihr stillschweigende Annahme, zahlreiche Frauen würden nichts lieber tun als Physik zu studieren und werden lediglich daran gehindert, findet sich nicht durch die Bewerbungszahlen für diesen Studiengang bestätigt. Anscheinend möchte die Mehrheit der Frauen nicht Physik studieren. Höre ich doch, heute genauso wie schon früher, von Frauen aller Altersklassen sehr viel öfter als von Männern, dass sie einfach kein oder nur wenig Interesse an Technik und Naturwissenschaft (besonders an Physik) haben. Kann man diese Einstellung nicht einfach so akzeptieren? Ist das Studium der Physik die einzig akzeptable intellektuelle Betätigung? Muss es zwingend mehr Physikerinnen geben? Sind alle Nicht-Physikerinnen (also wohl fast 100 Prozent aller Frauen) weniger wert, weniger intellektuell als die Physikerinnen?
Vielleicht liegt die Ursache für dieses Desinteresse ja wirklich in einer anderen Art des Denkens. Immerhin betonen Frauen in anderen Zusammenhängen immer wieder und sehr gerne, dass sie anders als Männer denken, nämlich gefühlsbetonter und intuitiver. Warum sollte es auch nicht so sein? Müssen alle Menschen intellektuell gleich funktionieren? Kann man nur eine Art des Denkens zulassen? Nur weil etwas anders ist, muss es deshalb doch noch nicht als schlechter zu bewerten sein; generell darf doch ein Unterschied zwischen zwei Gruppen nicht zu einer Abwertung der einen (welcher von beiden denn?) führen.
Anscheinend streben Frauen mehr zu anderen Berufen: die Zahl der Studentinnen z. B. in Medizin oder den Lehrberufen ist sehr viel größer. Besonders hoch ist der weibliche Anteil in den fremdsprachlichen Fakultäten. Wenden Sie auch hier Ihre Argumentation an? Männer sind in diesen Bereichen unterrepräsentiert, weil die gesellschaftliche Gruppendynamik sie daran hindert? Weil sie von den Frauen sozial diskriminiert werden? Und warum sollten Frauen speziell im Bereich Physik gemobbt und behindert werden – und in allen anderen Studiengängen, in denen sie erfolgreich vertreten sind, nicht?
Ich halte Ihren Artikel sogar für gefährlich und der Sache nicht dienlich. Wenn Sie Sorge haben, dass das geistige Potenzial der Hälfte der Bevölkerung brachliegen könnte, weil Frauen nicht Physik studieren, diskreditieren Sie damit alle anderen Berufe, für die sich Frauen anscheinend mehr interessieren. Und was ist mit der anderen Hälfte der Bevölkerung, den Männern? Es soll ja auch Männer geben, die nicht Physik studieren. Deren geistiges Potenzial liegt nicht brach, wenn sie anderen Berufen nachgehen? Also: Männer, egal in welchem Beruf, sind immer wichtig und intellektuell, Frauen aber nur als Physikerin.
Solange allen die gleichen Möglichkeiten offenstehen: Sollten wir nicht einfach jeden nach seiner Fasson selig werden lassen? Wer nicht Physikerin werden will, sondern irgendeinen anderen Beruf ergreift ist weder besser noch schlechter; jeder Beruf, ob mit oder ohne Studium, ist genauso wichtig und ebenso zu respektieren wie ein anderer. Und wenn tatsächlich Frauen andere Denkstrukturen haben sollten als Männer, macht es sie etwa zu schlechteren Menschen? Gleichstellung nicht im Sinne von „alles gleich machen“, sondern das Unterschiedliche gleich respektieren. Wir sollten froh sein, dass es Unterschiede im Denken und der Berufsfelder (und nicht nur im Körperlichen) gibt zwischen Frauen und Männern, denn das stellt doch, wenn wir es nur endlich mal vorbehaltlos akzeptieren, eine Bereicherung unseres Lebens dar. Oder wünschen Sie sich eine Welt, in der es nur Physiker gibt und ausschließlich mathematisch streng-logisch gedacht wird?