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Kommentare - - Seite 1086

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Mathematik-Feindlichkeit im Spektrum

    16.04.2007, Markus Enz, CH-4126 Bettingen
    Dieser Artikel ist ein Beispiel für die Behandlung von Themen der Mathematik oder theoretischen Physik im Spektrum der Wissenschaft. Der Artikel berichtet von der Anwendung der Mathematik auf ein praktisches Problem. Dabei wird viel Wert auf die Erläuterung der Anwendung an einem konkreten Beispiel gezeigt. Was aber völlig fehlt, ist die Beschreibung des mathematischen Problems und dessen Behandlung.

    Ist es wirklich unzumutbar zu beschreiben, von welchem Zweig der mathematischen Forschung die Rede ist, welche Sätze bewiesen worden sind, um die Anwendung zu ermöglichen, oder mit welchen Methoden der Beweis erbracht worden ist?

    Dasselbe ist bei der Beschreibung neuer Entwicklungen in der theoretischen Physik oder Kosmologie zu beobachten. Das Objekt einer Theorie ist ein Modell, welches z. B. mit einer Hamilton-Funktion beschrieben werden kann. Oft werden Näherungen verwendet, um das Resultat zu erreichen, oder man transformiert das Problem in einen anderen mathematischen Raum. Das müsste doch einer verständlichen Beschreibung zugänglich sein. Oft kann die Essenz der Theorie an einem einfachen Beispiel wie dem harmonischen Oszillator erläutert werden. Aber im Spektrum sucht man vergeblich nach solchen Erläuterungen.

    Regelmässige Lektüre des Spektrums hat mein Verständnis über Molekularbiologie, Genetik oder deren medizinischen Anwendung vermutlich auf „Vordiplom-Niveau“ gebracht. Aber ich bezweifle, dass die Leser im Bereich der Mathematik oder Physik durch die Lektüre des Spektrums auch nur annähernd ein Verständnis zum Beispiel der Quantenmechanik erreichen können, weil der Kern für dieses Verständnis systematisch ausgeblendet wird. Die nebulösen Umschreibungen, mit denen die Leser geschont werden, lassen sich vom Laien kaum von pseudo-wissenschaftlichen Texten unterscheiden.

    Da bewundere ich die Begründer des modernen Schulwesens, welche vor 150 Jahren die Infinitesimalrechnung als Fundament des Weltverständnisses ins Gymnasialkurrikulum gebracht haben. Müsste es sich das Spektrum nicht auch zur Aufgabe machen, solches Wissen wach zu halten, durch Beschreibung der Anwendungen?
    Stellungnahme der Redaktion

    Sie treffen mit Ihrem Leserbrief auf eine bei uns permanent intern geführte Diskussion: Wie viel Wissenschaft soll man dem Leser zumuten?

    Stand der Diskussion ist: Man darf nicht erwarten, dass die Infinitesimalrechnung, so wie sie in der Schule gelehrt ist, beim Leser so präsent ist, dass man sie schlicht voraussetzen kann.

    Ich fürchte, wir schätzen da den Leser, wie er sich uns in Umfragen und Leserbriefen darstellt, einigermaßen richtig ein. Leserbriefe wir Ihrer sind die Ausnahme. Es gibt einzelne Artikel von mir, die versuchen, mathematische Sachverhalte in klassischer Härte und einigermaßen vollständig darzustellen. Regelmäßig stellte sich dann heraus, dass man zwei Drittel des Textes für einführende Definitionen und derlei Dinge verbraucht, bevor man überhaupt zur Sache kommt. Das ist nichts für den flüchtigen Leser, an den wir uns zu richten gehalten sind.

    Was den konkreten Anlass Ihres Leserbriefs angeht: Ich glaube, da ist Ihnen nicht viel entgangen. Auch in dem Manuskript, das der Autor Friedrich Pukelsheim uns eingereicht hat, war von mathematischen Sätzen, Beweisen und Methoden kaum die Rede.

  • Wann ist eine Empfindung eine Illusion?

    14.04.2007, Dr. Roland Philipp Hofmann, Ostfildern
    Zunächst einmal möchte ich den vielen Lesern zustimmen, die die Illusion, es gäbe keinen Fortschritt, auf das Fehlen einer Definition des Begriffes "Fortschritt" zurückführen.

    Tatsächlich: Fortschritt ist keine biologische Kategorie, deswegen führt auch die Konzentration des Autors auf die Evolutionsbiologie, so verständlich sie bei dem fachlichen Hintergrund des Autors ist, in die Irre. Aber: Fortschritt ist auch keine psychologische Kategorie, jedenfalls nicht nur, nicht einmal hauptsächlich!

    Mir liegt aber nicht daran, Herrn Voland zu wiederlegen, ich finde es nur nicht richtig, einen Artikel über Fortschritt zu schreiben, in dem gar nicht definiert wird, was Fortschritt nach Ansicht des Autors eigentlich ist.

    Aber auch der zweite wesentliche Begriff des Artikels, die "Illusion", ist unzureichend erklärt. Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen, er ist auf unsinnige Weise gebraucht. Das unterstreichen die Beispiele, die Voland für Illusionen angibt:

    Dass ein Baum grün ist, soll also eine Illusion sein? Dass ich freien Willen habe, auch? Wenn ich behaupte, dass solche Aussagen Unsinn sind, dann nicht aus Borniertheit, nicht, weil ich ein naiver Realist bin, oder meinen gewohnten Standpunkt nicht aufgeben will, sondern, weil die Konzepte, die in solchen Aussagen verwendet werden, höchst hilfreich sind, und nicht an Aussagekraft verlieren, bloß weil man die physikalischen Zusammenhänge dahinter besser verstehen gelernt hat.

    Was bedeutet es denn, dass ein Baum grün ist? Es bedeutet, dass von dem Baum Photonen einer bestimmten Wellenlänge zu unserem Auge gelangt sind, ein Rezeptor für grün in unserer Netzhaut hat darauf reagiert (Ich bin kein Biologe, aber auf die korrekte Beschreibung kommt es hier nicht an). Über Nervenverbindungen hat diese Anregung in unserem Gehirn die Empfindung "grün" ausgelöst. Was ist daran Illusion?

    Als Illusion würde ich es verstehen, wenn wir zwar meinen würden, grün zu sehen, aber ohne, dass die Netzhaut entsprechend angeregt wurde, bzw. ohne dass grünes Licht von den Blättern des Baumes ausgegangen ist.

    Jedenfalls ist es eine höchst hilfreiche Abkürzung, wenn ich sagen kann: "Der Baum ist grün." statt sagen zu müssen: "Die Neuronen 2.332.745 bis 2.332.862 in meinem Gehirn wurden bis zu einem Niveau von 17 Einheiten für einen Zeitraum von 875 Mikrosekunden angeregt."

    Im Fall des freien Willens ist es zugegebenermaßen etwas schwieriger, das Argument zu formulieren. Aber man versuche es nur einmal, freien Willen so zu definieren, dass er sich nachher als Illusion herausstellt! Man wird bald feststellen, dass die Möglichkeit einer solche Definition, wenn sie wissenschaftlichen Kriterien standhalten soll, selbst eine Illusion ist!

    Kurzum: Die Aussage "Fortschritt ist eine Illusion" in diesem Artikel ist ungefähr so viel Wert wie die Aussage "Die Pfnuris haben gemörpselt!".

    Schöne Grüße
  • Jenseits der irdischen Nacht

    14.04.2007, Harry Schloßmacher, Düren


    Welch eine Kraft!
    Welch eine Macht! -
    die alles erschaffen hat.

    Sie darf uns einfach nicht vergessen,
    jenseits der irdischen Nacht,
    in welcher ein Mensch
    seine Augen hat zugemacht.

    Wie dem auch sei:
    Viele Stoffe und Gesetze,
    Sterne und Planeten,
    mussten entstehen.
    Äußerst komplizierte wie langwierige
    kosmische
    chemische und
    biologische
    Evolutionen geschehen.

    All dies war Grundlage
    auch für menschliches -
    für unser Leben.
    Viele möchten bestimmt
    einen großen Dank
    dafür weitergeben.

    Zwischen den Sternen
    wird noch so vieles geschehn,
    was wir nicht können verstehn,
    oder uns je zu erträumen haben gewagt.

    Lassen wir uns einfach überraschen,
    sehen eher Hoffnung und Licht
    bei jener kosmischen Supermacht
    jenseits der irdischen Nacht...



  • Eine postmoderne Satire

    13.04.2007, Dr. Andreas Beyer, Helgolandring 122, 45149 Essen.
    Zum geglückten Aprilscherz – dem Beitrag von Eckart Voland, „Die Forschrittsillusion“ – möchte ich SPEKTRUM gratulieren. Diese Glosse auf postmodernes Geschwätz ist hervorragend gelungen. Leider aber dermaßen gut gelungen, dass es fundierter Kenntnisse in Philosophie, Evolutionsbiologie und Wissenschaftstheorie bedarf, um den Scherz als einen solche zu erkennen – im Beitrag mischt sich in genialer Zusammenstellung Wahrheit, Halbwahrheit und Unfug. Es tut daher Not, zu benennen, was unzutreffend ist.

    1.) Herrlich karikiert ist die interne Unlogik postmoderner Wissenschaftskritik. Voland behauptet immer wieder unsere angebliche Erkenntnisunfähigkeit – was er wiederum mit modernen, wissenschaftlichen Erkenntnissen belegen will („Alle Kreter sind Lügner“, so sagte der Kreter Epimenides).

    2.) Ebenso schön karikiert ist die (vorsichtig ausgedrückt) definitorische Unschärfe, mit deren Hilfe der postmoderne Wissenschaftskritiker versuchen, Kapital zu schlagen: Der Begriff „Fortschritt“ wird von Voland gar nicht definiert, sondern absichtlich und in satirischer Intention auf vollkommen unterschiedlichen Bedeutungsebenen verortet: Der Erkenntnisfortschritt in der Wissenschaft hat nun mal rein gar nichts zu tun mit der Entwicklung der gefühlten Lebenszufriedenheit der Bürger eines Landes.

    3.) Ein Großteil der Aussagen über Evolution ist schlichtweg falsch – „survival of the fittest“ heißt nun mal ganz und gar nicht „Überleben des Fittesten“ und Evolution bedeutet noch nicht einmal in einer Primitivdefinition „Höher, Schneller, Weiter“. Die Frage der Komplexität eines Organismus und die dem zugrunde liegende Genetik kann und darf man selbstverständlich nicht in 2 Sätzen abhandeln, dabei kommt dann nur Nonsens heraus. „Es wird allzu oft vergessen, dass Homo sapiens keineswegs als höher entwickelt gelten kann als seine Primaten-Verwandten oder gar als andere Säuger“ – einer der wenigen derart offenkundig unsinnigen Aussagen, an denen man die Satire erkennen könnte, würde sich nicht auch hier Unfug mit Fakten mischen: Die Genetik, Physiologie und Biochemie des Menschen ist in der Tat nicht „höher entwickelt“ (nach welchen Kriterien eigentlich?) als die aller anderen Säuger; was jedoch scharf gegen unsere geistigen Fähigkeiten kontrastiert.

    Daher möchte ich mit einem Mahnruf schließen: WENN schon Aprilscherze, dann nicht mit derart brisanten Themen, das könnte ein Bumerang werden. Der Diskussion sensibler Fragen in unserer Gesellschaft ist so etwas jedenfalls nicht zuträglich

    Dr. Andreas Beyer, Essen.
  • Eine postmoderne Satire

    13.04.2007, Dr. Andreas Beyer, Helgolandring 122, 45149 Essen.
    Zm geglückten Aprilscherz – dem Beitrag von Eckart Voland, „Die Forschrittsillusion“ – möchte ich SPEKTRUM gratulieren. Diese Glosse auf postmodernes Geschwätz ist hervorragend gelungen. Leider aber dermaßen gut gelungen, dass es fundierter Kenntnisse in Philosophie, Evolutionsbiologie und Wissenschaftstheorie bedarf, um den Scherz als einen solche zu erkennen – im Beitrag mischt sich in genialer Zusammenstellung Wahrheit, Halbwahrheit und Unfug. Es tut daher Not, zu benennen, was unzutreffend ist.

    1.) Herrlich karikiert ist die interne Unlogik postmoderner Wissenschaftskritik. Voland behauptet immer wieder unsere angebliche Erkenntnisunfähigkeit – was er wiederum mit modernen, wissenschaftlichen Erkenntnissen belegen will („Alle Kreter sind Lügner“, so sagte der Kreter Epimenides).

    2.) Ebenso schön karikiert ist die (vorsichtig ausgedrückt) definitorische Unschärfe, mit deren Hilfe der postmoderne Wissenschaftskritiker versuchen, Kapital zu schlagen: Der Begriff „Fortschritt“ wird von Voland gar nicht definiert, sondern absichtlich und in satirischer Intention auf vollkommen unterschiedlichen Bedeutungsebenen verortet: Der Erkenntnisfortschritt in der Wissenschaft hat nun mal rein gar nichts zu tun mit der Entwicklung der gefühlten Lebenszufriedenheit der Bürger eines Landes.

    3.) Ein Großteil der Aussagen über Evolution ist schlichtweg falsch – „survival of the fittest“ heißt nun mal ganz und gar nicht „Überleben des Fittesten“ und Evolution bedeutet noch nicht einmal in einer Primitivdefinition „Höher, Schneller, Weiter“. Die Frage der Komplexität eines Organismus und die dem zugrunde liegende Genetik kann und darf man selbstverständlich nicht in 2 Sätzen abhandeln, dabei kommt dann nur Nonsens heraus. „Es wird allzu oft vergessen, dass Homo sapiens keineswegs als höher entwickelt gelten kann als seine Primaten-Verwandten oder gar als andere Säuger“ – einer der wenigen derart offenkundig unsinnigen Aussagen, an denen man die Satire erkennen könnte, würde sich nicht auch hier Unfug mit Fakten mischen: Die Genetik, Physiologie und Biochemie des Menschen ist in der Tat nicht „höher entwickelt“ (nach welchen Kriterien eigentlich?) als die aller anderen Säuger; was jedoch scharf gegen unsere geistigen Fähigkeiten kontrastiert.

    Daher möchte ich mit einem Mahnruf schließen: WENN schon Aprilscherze, dann nicht mit derart brisanten Themen, das könnte ein Bumerang werden. Der Diskussion sensibler Fragen in unserer Gesellschaft ist so etwas jedenfalls nicht zuträglich

    Dr. Andreas Beyer, Essen.
  • Einfluß der Sonne auf Wolkenbedeckung wird ignoriert

    13.04.2007, Gerd Zelck; Fachenfelder Weg 129, 21220 Seevetal
    Der Artikel hebt sich wohltuend von der momentan in den Medien herrschenden Klimahysterie ab und beleuchtet das Problem neutral von mehreren Seiten. Allerdings wäre noch darauf hinzuweisen, dass die etablierte Klimawissenschaft sich beharrlich weigert, eine Abhängigkeit zwischen Sonnenwind, globaler Bewölkung und Oberflächentemperatur zur Kenntnis zu nehmen. Weil rund 13% der ankommenden Solarstrahlung durch Wolken reflektiert werden, wirkt sich eine Änderung der globalen Bewölkung (2004 betrug sie 66%) fast linear auf den zur Erdoberfläche gelangenden Solaranteil aus. Die etablierte Klimawissenschaft berücksichtigt dagegen nur eine Änderung der Solarkonstante, die hierbei sehr klein ausfällt. Dadurch erhöht sich dann automatisch der Einfluss des Treibhausgases CO2, was wohl auch beabsichtigt ist.

    Bei der etablierten Wissenschaft an vorderster Front verbreitet das „Potsdam Institut für Klimafolgenforschung“ (PIK) die Katastrophenszenarien. Es wurde 1992 mit staatlichen Mitteln aus der Taufe gehoben, als der erste UN-Klimagipfel in Rio stattfand. Das Institut verkündet nur mögliche negative Auswirkungen einer globalen Erwärmung. Ich habe noch nie von möglichen positiven Auswirkungen wie z.B. einer Zunahme der Agrarflächen auf der Nordhalbkugel zur Ernährung der weiter wachsenden Menschheit gehört. Was soll schlecht daran sein, wenn in Südgrönland wieder Ackerbau und Viehzucht möglich wird wie zur Zeit vom „Erik den Roten“ während des Klimaoptimums im Mittelalter? Auch, dass die in den kalten Zonen wohnenden Menschen weniger Heizenergie aufwenden müssen, ist bei den knapper werdenden Energieressourcen doch wohl positiv zu werten. Ebenso das Zurückziehen des Polareises für die Schiffahrt. Was wäre, wenn wir uns in einer Phase des Klimaabschwungs befänden und einer neuen kleinen Eiszeit zusteuern würden (kommt auch wieder)? Wäre das wünschenswerter?

    Die Erde ist ein so genannter Wasserplanet mit selbstregulierenden Prozessen (negativen Rückkopplungen) in einem weiten Schwankungsbereich bei der Oberflächentemperatur. Hierbei spielt der Latentwärmetransport des Wasserdampfes von der Erdoberfläche weg in größere Höhen der Troposphäre eine wichtige Rolle. Wasser in allen seinen drei Aggregatzuständen ist hierbei der größte Strahler im Infrarot-Bereich und CO2 spielt eine nur untergeordnete Rolle.

    Ein Erkennen der Zusammenhänge beim Klima halte ich für möglich. Es sollte deshalb weiter geforscht werden, allerdings nach wissenschaftlichen Kriterien ergebnisoffen und zweckfrei. Eine Interpretation darf nur auf der Grundlage von nachprüfbaren Meßergebnissen erfolgen. Scholastische Denk- und Handlungsweisen müssen aus der staatlich bezahlten Forschung herausgehalten werden.
  • Was aber begrenzt den Schaden?

    13.04.2007, Reiner Vogels, Swisttal-Odendorf
    Herr Haid fordert Schadensbegrenzung. Mit dieser Forderung fängt das Problem aber erst an. Welche Maßnahmen sind denn geeignet, Schaden zu begrenzen? Ist angesichts der Tatsache, daß die beiden Absorbationsbänder von CO2 bei der heutigen CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre gesättigt sind, eine Reduzierung der CO2-Emission wirklich ein erfolgversprechender Weg zur Schadensbegrenzung? Sollte man die Milliarden nicht besser in die direkte Bekämpfung von Armut und Unterentwicklung stecken?

    Im übrigen hat Herr Tietz bei der Aufzählung der Interessen, die die Klimakatastrophenszenarien anheizen, eine wichtige, vielleicht die entscheidende Gruppe vergessen: Es sind die politischen Eliten überall in den westlichen Demokratien, die auf diese Weise ein wohlfeiles Argument zur Einführung aller möglichern neuen Steuern (aktuell z.B. Flugbenzinsteuer) finden und dankbar aufgreifen.
  • Frühstudium auch in Berlin erfolgreich

    13.04.2007, Dr.Uta Dobrinkat-Otte, Berlin; TU-Studienberatung
    Das von Dr. Halbritter initiiertete Modell des Frühstudiums, das wir an der Technischen Universität Berlin als Projekt "Studieren ab 16" seit dem Wintersemester 2006/07 als Angebot für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler in Berlin und Brandenburg in die Tat umgesetzt haben, fand ein erstaunliches Echo. Zum Wintersemester wurden 55 Schülerinnen und Schüler von ihren Schulen gemeldet, von denen etliche das Semester mit respektablen bis sehr guten Leistungen abschließen konnten. Das Interesse bei Schülern, Eltern, aber auch bei vielen Lehrern ist steigend.

    Wir können die Wirksamkeit dieses Modells der Begabtenförderung nur bestätigen: die Möglichkeit, die Schule zeitweilig mit dem Campus zu vertauschen, ist u. a. eine Chance für Leistungsstarke und Hochbegabte, durch sinnvolle Herausforderungen der Karriere als Underachiever zu entgehen. Die zahlreichen Anmeldungen von zum Teil sehr jungen Schülern ("zwei Klassen übersprungen, und schon langweilt sie sich wieder") sprechen hier eine deutliche Sprache.
    Gute Schüler machten bisher in Berlin traditionsgemäß wenig Schlagzeilen und wurden von Politik und Presse eher stiefmütterlich behandelt, das Projekt "Studieren ab 16" ist da hoffentlich ein deutliches Signal in die andere Richtung!

    Interessenten finden Näheres unter http://www.tu-berlin.de/zuv/asb/schueler/ab16.html.
  • Definition

    12.04.2007, Katja Ellbrunner-Thieme
    Ob Fortschritt evolutionär begründet werden kann, scheint mir von der Definition abzuhängen, von der Definition von Evolution. Auch wenn der Biophilosoph Michael Ruse meinte „Evolution geht ziemlich langsam nirgendwo hin“, scheint mir das doch mit dem eigentlichen Inhalt, der eigentlichen Bedeutung wenig zu tun zu haben.
    Wenn ich mir vergegenwärtige, was wir mit Evolution beschreiben, so ist es doch der Vergleich eines (willkürlich) gesetzten Anfangs mit einem (ebenso willkürlich) gesetzten Ende – oder einer Zwischenstation. Und dabei ist Evolution die verbesserte Anpassung an die gegebenen Bedingungen. Oder?
    Und was ist Fortschritt? Die verbesserte Anpassung an gegebene Bedingungen.
    Der Unterschied: bei der Evolution, die ohne Einfluss des Menschen passiert, geht es um den Fortbestand oder den Niedergang einer Art, auch eventuell auf Kosten einer anderen Art. Und beim Fortschritt geht es um die Verbesserung der Situation des Individuums oder einer bestimmten Gruppe auch möglicherweise auf Kosten von anderen Individuen/Gruppen. Ob dies gut ist, gebilligt werden sollte oder nicht, ist hier nicht das Thema.
    Natürlich können wir unser Leben nur in den Grenzen, die dem begrenzten Ausschnitt, der uns durch die menschlichen Sinne – direkt oder indirekt – zugänglich ist, erfahren.
    Es ist müßig über den freien Willen zu spekulieren. Ist der Wille frei, dann ist es so. Ist er nicht frei, werden wir es nie erfahren. Denn was bewahrt uns vor der Illussion, dem Trugschluss, uns könnte weis gemacht werden, wir hätten einen freien Willen! Mein unfreier Wille kann derart gesteuert sein, dass ich annehme, er sei frei.
    Das System des freien Willen – sein Vorhandensein genauso wie sein Nicht-Vorhandensein – kann sich selbst nicht prüfen, nicht als Teil des Systems. Früher führte man Gottesbeweise, bei dem mit mehr oder weniger schlüssigen Argumenten seine Existenz bewiesen werden sollte. Davon ist man nun doch schon ein Stück entfernt; aber den freien Willen glaubt man noch beweisen oder widerlegen zu können ...
    Ich denke, das sind Dinge, sind Fragen mit denen zu leben wir lernen müssen. Auch dieser Herausforderung gilt es sich zu stellen. Und das scheint mir in der heutigen Zeit eine der schwierigsten Aufgaben zu sein: Akzeptieren, dass es Dinge gibt, die außerhalb des menschlichen Erfahrungsbereichs liegen.
    Wenn die Menschen zu unterschiedlichen Zeiten (seit 1958 in den USA) nach ihrer Lebenszufriedenheit fragt, darf man diese Zahlen nicht kommentarlos nebeneinander stellen, da sie eine Gesamtheit beschreiben. Lebenszufriedenheit hängt ganz sicher nicht allein vom Fortschritt ab, dieser allein macht ganz sicher nicht glücklich!
    Nach der „Logik des biologischen Imperativs“ ist die Grundvoraussetzung für Glück ein ständiger Zuwachs. Ist es dabei aber nicht so, dass wir bei einer solchen Einstellung unser eigenes Denken hinterfragen sollten. Der Wunsch nach mehr löst, wenn wir nicht alles erreichen (können), auch eine gewisse Unzufriedenheit aus. Zeigen dies nicht auch die Umfragewerte nach der Lebenszufriedenheit seit 1958?
    Natürlich lässt sich Glück an sich nicht konservieren. Aber muss es stets das Ziel sein, sich in einem Glückstaumel zu befinden? Müssen wir ständig von einem Höhepunkt zum nächsten springen? Ein Beispiel:
    Eine Zweierbeziehung beginnt fast immer mit Verliebtheit und damit verbundenen Glücksgefühlen. Nach einer gewissen Zeit weichen diese Glücksgefühlen etwas anderem, stabileren gefestigten, sofern die Beziehung von Dauer ist. Man gewinnt gegenseitiges Vertrauen, auch Gewohnheit stellt sich ein, es entwickelt sich im Idealfall Liebe zum Partner.
    Und damit ist ein Zustand der Zufriedenheit erreicht, der sehr wohl über längere Zeit andauern kann und keineswegs einen ständigen Kick braucht, um akzeptabel zu bleiben. Dieser Zustand kann Jahre überdauern.
    Wenn wir Menschen aber nur dann gut leben können, wenn wir ständige Höhepunkte und Glücksmomente suchen, dann ist es dringend nötig, dass wir unsere Lebenshaltung überdenken.
    Wir sehen Fortschritt nicht, „weil unser Gehirn dafür konstruiert ist“, wir sehen Fortschritt, weil wir gelernt haben, so zu denken. Nicht bewahren sondern die Suche nach Neuem ist unser Ziel. Nur dürfen wir dieses Ziel nicht über alles andere stellen und dabei die Lebensqualität vergessen.

    So long
    Katja Ellbrunner-Thieme
  • Contergan schlechtes Beispiel

    12.04.2007, Alexandros Bikoulis, Buckenhof
    Der Autor erklärt, wie sich Prägeformen (MIPs) auf die Arzneimittelindustrie positiv auswirken können, so z.B. zur Reinigung racemischer Gemische. Das ist sicher richtig. Auch bei dem genannten Beispiel, nämlich Contergan, könnten die MIPs wohl eines der beiden Enatiomere herausfiltern. Aber das wäre in diesem Fall nutzlos. Zwar nahm man an, dass das S-Enantiomer das Wachstumshormon VEGF in den Extremitäten der Embryonen blockierte, jedoch ist es vollkommen egal, welches dieser Moleküle die Schäden verursachte, da sich bei der Verabreichung einer Reinsubstanz (also nur eines Enatiomers) schon nach wenigen Stunden in der Blutbahn des Patienten durch Racematisierung wieder ein Gemisch beider Enantiomere ungefähr im Verhältnis 1:1,7 einstellt. Die Contergan-Katastrophe wäre auf diese Weise also nicht zu verhindern gewesen.
  • Es geht um Schadensbegrenzung!

    12.04.2007, Karl-Heinz Haid, Isny-Beuren
    Im Zusammenhang mit Klimaprognosen Karl Popper zu bemühen, geht weit über das hinaus, was man von Prognosen erwarten darf. Popper fordert auch nicht die Falsifizierbarkeit von wissenschaftlichen Theorien, sondern er stellt fest, dass sie im mathematischen Sinn prinzipiell nicht beweisbar sind, und dass wir uns mit ihnen begnügen müssen, solange sie nicht zu widerlegen sind.

    Aber bei Klimaprognosen handelt es sich nicht um wissenschaftliche Theorien, ja nicht einmal um Hypothesen, denn zu diesen müssten Experimente machbar und wiederholbar sein, die ihre Relevanz erhärten könnten. Eine Klimaprognose ist nicht mehr als eine wissenschaftlich fundierte Prophetie; aber auch nicht weniger! Und wie bei allen Prophezeiungen geht es nicht darum, wie richtig oder falsch sie sind, sondern darum, durch vernünftiges Handeln die vorhergesagten Konsequenzen möglichst zu vermeiden oder ihnen zum Durchbruch zu verhelfen. Wichtig ist auch nur, dass die Anfangswerte der ihnen zu Grunde liegenden Rechnungen stimmen, wobei der Streit darüber, wie viel daran säkulare Fluktuation und wie viel antropogen ist, ebenso müßig ist, wie der Streit wer im Kinderzimmer die Unordnung gemacht hat. Es geht ums Aufräumen!

    Dabei interessiert nicht, ob das Leben auf dieser Erde den bevorstehenden Klimawandel übersteht, und auch nicht, ob es in einigen Jahrhunderten noch Menschen – Eskimos oder Buschmänner (?) – auf Erden gibt; sondern ob es gelingt die menschliche Zivilisation zu erhalten. Dazu müssen wir uns einerseits auf allerlei Wetterkapriolen einstellen und andererseits versuchen, die Ursachen für den Wandel möglichst nicht weiter zu verstärken. Es geht um Schadensbegrenzung.

    Es ist auch letztlich nicht entscheidend, welchen Glauben wir haben, den an die zufallgenerierte Evolution oder den der Kreatonisten. Wir stecken in diesem Prozess und können höchstens unsere Handlungsmotivation daraus gewinnen, ob wir glauben, ihn beeinflussen zu können oder – im Sinne von Bewährung – ihn beeinflussen zu müssen. Natürlich können wir uns auch in unser Schicksal ergeben oder warten, bis die Propheten sich einig sind, mit welchen minimalen Einschränkungen wir möglichst ungeschoren davon kommen. Oder wir können die Dinge, die da kommen werden, mit wissenschaftlicher Akribie protokollieren um herauszufinden, wer mit seinem Computer die richtigere Prognose erstellt hat. Jedenfalls werden wir nie zum Ausgangspunkt zurück können, um zu sehen, ob es mit anderen Maßnahmen besser gelaufen wäre.

    Bei der Frage, wer von der Klima-Prognosen-Diskussion profitiert, hat Herr Titz eine wichtige Gruppe übersehen: die Geowissenschaftler! Sie haben ein fundamentales und legitimes Interesse daran, die Diskussion in der Schwebe zu halten, um Geld für neue und zur Weiterführung der bestehenden Projekte zu erhalten.
    Stellungnahme der Redaktion

    Entgegnung des Autors



    Popper fordert sehr wohl, dass eine Theorie falsifizierbar sein muss, damit sie dem Bereich der Wissenschaft zugeordnet werden kann. Die Klimaprojektionen selbst stellen zwar keine wissenschaftliche Theorie dar, basieren aber auf einer. Es wäre demnach sehr hilfreich, wenn sich die Projektionen überprüfen ließen. Meteorologen haben aus fehlgeschlagenen Wettervorhersagen viel gelernt - bei den Klimaforschern wird der äquivalente Prozess entsprechend länger dauern. Herr Haid vertritt die Ansicht, dass wir unser Handeln auf eine "wissenschaftlich fundierte Prophetie" gründen sollten. Doch schließen sich die Begriffe "Prophetie" und "wissenschaftlich" nicht aus?

  • Fortschritt ist messbar

    11.04.2007, Ihr Name, Wohnort
    Meiner Meinung nach gibt es sehr wohl eine objektive Masszahl für Fortschritt, nämlich die Anzahl der Freiheitsgrade jedes einzelnen von uns. Jeder Mensch und jede Gruppe von Menschen ist bestrebt, die Anzahl seiner Freiheitsgrade zu erhöhen, wobei ein Freiheitsgrad eine Auswahlmöglichkeit vor einer Entscheidung darstellt. Freiheitsgrade kann ein Beobachter im Prinzip objektiv messen und sind daher keine Illusion, die vom menschlichen Gehirn erzeugt werden.

    Als Beispiel kann man praktische jeden Aspekt menschlichen Strebens und Schaffens nennen: Nahrungssuche, Partnerwahl, Medizin, Telekommunikation, Internet, globale Weltwirtschaft. Wir können heute aus einer für Menschen vergangener Epochen unvorstellbaren Vielzahl von Nahrungsmitteln auswählen und benötigen zur Zubereitung der täglichen Nahrung viel weniger Zeit als noch vor 100 Jahren. Je weniger Zeit wir mit Nahrungssuche verbringen, desto mehr bleibt für andere Wahlmöglichkeiten.

    Dank Wort, Schrift und Internet können wir heute im Gegensatz zu früher mit sehr vielen Menschen in Kontakt treten und von deren Erfahrungen profitieren. Damit können wir Aufgaben effizienter, d.h. in kürzerer Zeit erledigen wobei wir wiederum unsere Freiheitsgrade optimieren. Auf der Suche nach einem Lebenspartner können wir mit Hilfe von allen möglichen sozialen Events, Anzeigen, Chatrooms, mit tausenden von Menschen in Kontakt treten und damit die Aussicht auf ein glückliches, erfülltes Leben entscheidend verbessern. Dank der modernen Medizin leben wir wesentlich länger, können das Leben mehr geniessen als früher. Das bedeutet auch, dass wir unsere Möglichkeiten besser realisieren bzw. ausleben können.

    Was wir als Geniessen, Lebensqualität, Freizeit usw. bezeichnen hängt direkt mit persönlichen Freiheitsgraden zusammen. Man könnte auch die Anzahl Spielzeuge unserer Kinder, die Anzahl chemischer Substanzen der Umwelt oder die Menge an gespeicherter Information nehmen, um Freiheitsgrade zu quantifizieren.

    Die subjektive Erfahrung des Fortschritts im Sinn des Anwachsens persönlicher Freiheitsgrade ist relativ. Menschen nehmen nicht ihren Zustand sondern ihre Veränderung wahr. Dabei vergleichen wir uns nicht mit Steinzeitmenschen sondern mit unseren Mitmenschen und den Möglichkeiten, die sich uns in einem Zeitraum von maximal ein paar Jahren oder Jahrzehnten bieten, z.B. bei einem Jobwechsel oder einer Partnerwahl.

    Die Menschen heute nicht wirklich glücklicher als früher, weil sich die Aussichten der Möglichkeiten nicht grundlegend geändert haben. Trotzdem will niemand freiwillig in der Steinzeit oder im Mittelalter leben, weil dies die Anzahl unserer Freiheitsgarde dramatisch beschränkt. Die Angst vor den Konsequenzen des gegenwärtigen Raubbaus der fossilen Energieträger ist primär die Angst vor der Einbusse von Freiheitsgraden, indem wir z.B. nicht mehr Auto fahren können, weil das Benzin zu teuer ist. Die Angst vor Krieg, Tod, Massenvernichtungsmittel kann ebenfalls auf den dadurch zu erwartenden massiven Verlust an Freiheitsgraden zurückgeführt werden. Auch die Vorschläge zur Eindämmung des Klimawandels zielen letztlich auf die Maximierung der Freiheitsgrade jedes einzelnen. Sie sollen auch unseren Kindern ein würdevolles und glückliches Dasein ermöglichen, so wie es auch Bill Gates formulierte.

    Fortschritts im Sinn des Anwachsens persönlicher Freiheitsgrade hat nichts mit Evolution zu tun – allenfalls mit der Entwicklung des Gehirns und den damit verbundenen Konsequenzen. Evolution wirkt über viel längere Zeiträume als Fortschritt. Mit der Vorstellung, dass die Evolution aller Spezies kein messbares Ziel hat und der erwiesene Tatsache, dass der Mensch keineswegs komplexer ist als andere Spezies gehe ich mit dem Autor durchaus einig. Dass die Welt komplexer wird ist die Konsequenz unseres Bestrebens, mehr Auswahlmöglichkeiten zu schaffen. Warum das so ist und ob es sich dabei um eine Eigenschaft unseres Gehirns handelt, ist eine andere ganz andere und sehr interessante Frage. Immerhin existieren Völker, die noch heute wie Steinzeitjäger leben. Aber selbst diese verwenden Waffen, Feuer und alle möglichen Tricks, um sich das Leben zu vereinfachen d.h. sich mehr Freiheitgrade zu schaffen.

    Dr. Marc Eberhard
    Biochemiker
  • Fortschreiten statt Fortschritt

    10.04.2007, Reinhard Müller, Erlangen,
    Prof. Voland mag Recht haben mit seiner Behauptung, "Fortschritt" sei eine Illusion, solange er sich in seinem Fachgebiet "Philosophie der Biowissenschaften" bewegt und solange er unter Fortschritt etwas positiv Bewertetes im Vergleich zum bloßen Fortschreiten versteht.
    Sollte sich die Menschheit demnächst selbst vernichten oder sollten z.B. die Insekten aus diesem oder einem anderen Grund den Siegeszug antreten, so ist in der Tat zu fragen, was an dem Experiment "homo sapiens" fortschrittlich gewesen sein soll.
    Allerdings bezieht er in seine Argumentation auch Begriffe wie "erkenntnistheoretisch", "vorfindliche Objektivität", "Welt da draußen" usw. ein und verlässt damit sein Fachgebiet.
    Ich empfehle ihm, es vollständig zu verlassen, dann wird er auch die fehlende Messbarkeit, den fehlenden "archimedischen Punkt", die vermisste Objektivität (in neuem Sinn) finden. Rezept:
    1) Ersetze "Fortschritt" durch "Fortschreiten"
    2) Streiche den Begriff "(vorfindliche) Objektivität"
    3) Übernimm die erkenntnistheoretischen Methoden der Naturwissenschaften (Experiment und Begriffsbildungen, die ein Reduzieren auf möglichst wenige Begriffe erlauben)

    Emotional nützlich wäre es auch, sich von einigen romantischen Denkgewohnheiten zu verabschieden.
    Wieso leben wir in einer "absolut farblosen Welt", nur weil sich herausgestellt hat, dass unser Gesichtsinn elektromagnetische Strahlung auswertet und dies auch noch wellenlängenspezifisch? Sind dadurch z.B. die Farben des Frühlings eine Illusion? Ist es nicht evolutionär nützlich, die Farben auch emotional zu bewerten, z.B. Rot als aufmerksamkeitsheischend, um eine Verletzung mit Blutverlust als "groß", "bedenklich" einstufen zu können?

    Wieso ist die "Welt da draußen" illusionärer geworden, nur weil sich erwiesen hat, dass der uns umgebende Raum eben nicht so simpel euklidisch ist, die Zeit eben nicht so linear dahinplätschert, ein Teilchen eben nicht unbedingt ein Gegenstand zum Anfassen ist, wie das unser Gehirn zum Zwecke der bildlichen Vorstellbarkeit gern hätte?

    Ist es nicht erstaunlich, dass wir zu einer Abstraktion befähigt sind, obwohl die Evolution uns ursprünglich eben simpel "euklidisch" ausgestattet hat (was zum Speerwerfen ja ausreicht)?

    Vielleicht ist dies ein wohlverstandener "Fortschritt", dass wir unsere Umwelt auch in tieferen Strukturen erfassen und beschreiben können, was zusammen mit der erwähnten begrifflichen Reduktion unser neues "Verstehen" darstellt? (Wohlgemerkt: Hier ist nicht von Objektivität im althergebrachten Sinn oder gar von "Wahrheit" die Rede!)

  • Was mich schockiert

    10.04.2007, Willi Kolk
    Das Ergebnis der Betrachtung von Herrn Springer ist ja einerseits tröstlich für mich - er spricht sich erfreulicherweise gegen Folter aus.
    Aber nur, weil er - sicherlich zu Recht - der Meinung ist, dass Folter kein Mittel zur Findung der Wahrheit ist.
    Man könnte ja noch einen Schritt zurückgehen und wieder die Gottesurteile einführen.

    Was mich schockiert:

    1. Gelten die Menschenrechte nicht mehr?
    "Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden."
    Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

    2. Wer ist so naiv und glaubt, dass kein Missbrauch stattfinden würde - selbst wenn man eine (angeblich) enge Anwendung definieren würde - dass diese nicht durch die Machthaber beliebig interpretiert werden könnte und würde? Dass die Definitionen nicht nach aktueller Tageslage und politischen Erwägungen (wer ist uns im Weg) angewendet werden würden?

    3. Wissenschaftliche Erforschung, ob Folter der Wahrheitsfindung dient?
    Das erinnert mich an die KZ-Ärzte, die hilflose Opfer brutalen Qualen aussetzten, sie dabei gesundheitlich ruinierten oder ermordeten, um ihre Forschung am lebenden Objekt betreiben zu können. Wer behauptet das dieser Vergleich völlig aus der Luft gegriffen ist? Die eifrigen Befürworter schieben gute Gründe vor. Das haben auch die KZ-Ärzte getan!

    4. Auf welchem Weg sind wir, was ist unser Ziel? Unser Existenzrecht auf Teufel komm raus über das Existenzrecht der anderen zu stellen und jeden Widerstand bis zur eigenen Vernichtung bekämpfen?

    5. Hat die Wissenschaft noch immer nicht gelernt aus den Erfahrungen der Willfährigkeit gegenüber politischen Systemen, für die Menschenrechte nur Hindernisse des Machterhalts der politischen Führer sind?




  • Finale Weltanschauungen

    09.04.2007, Oliver Harder
    Wenn Fortschritt als eine Illusion interpretiert wird, sollte man dann nicht erst recht als Philosoph „finale Weltanschauungen“ (S. 113) wie

    << Und man wird ihn (Fortschritt) auch nicht finden weil – wie gesagt – Fortschritt der Evolution wesensfremd ist. >> (S. 112)

    als Ergebnis intellektueller Selbsttäuschung „dogmatischer Egozentriker“ (S. 109) erkennen. Vor allem weil einst gerade die bibelfesten Fortschrittsverneiner mit Folter und Feuer den vom Autor so gern zitierten Irrglauben erdscheibengetriebener Geozentrik als eben ultimative Weltsicht vertraten
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