Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
Der Beitrag "Wer spricht?", genauer gesagt der Forschungsgegenstand von Katharina von Kriegstein, hat mich empört: Was werden wir denn noch alles für abnorm definieren? Jahrzehntelang war es üblich, sich am Telefon mit Namen zu melden. Erst die unverschämten Sitten der Werbung, die Menschen mit Anrufen zu penetrieren, hat dazu geführt, dass die Menschen sich beim Telefonieren nicht mehr vorstellen. Je schlechter die Verbindungsqualität, desto schlechter lässt sich die Stimme am Telefon auflösen. Beide Tendenzen, sowohl die unhöflichen Telefonsitten wie auch die stets schlechtere Telefonqualität, können das angebliche Problem, die Stimmen nicht unterscheiden zu können, zu einem Problem machen. Die Forscherin kann offensichtlich auch keine andere Situation im Leben angeben, in der es wichtig ist, sich allein auf die Stimme des Gegenüber zu verlassen.
Warum empört mich das so? In der Politik gehen wir Schritt für Schritt zu dem Denken über, dass nicht der Behinderte unzulänglich für unsere Gesellschaft ist, sondern die Gesellschaft die Menschen behindert. Noch wird die Inklusion systematisch von den Normalen boykottiert. Mädchen, die keine Mädchen sein wollen, werden zwangsweise von habilitierten Weisen umtrainiert, ein Junge mit Asperger wird - Inklusion hin oder Inklusion her - als unbeschulbar ausgegrenzt. Jeden Tag lese ich ein neues Beispiel in der "tageszeitung". Und dann werden solche Lappalien wie "kann eine Person nicht an der Stimme erkennen" auch noch zum Abnormen erklärt. Warum können unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht lernen, gesellschaftliche Bezüge in ihr Denken einzubeziehen. Ist das vielleicht auch ein Defekt?
Ich weiß, ich weiß, ich prügele das Blatt und meine den inhaltlichen Gegenstand des Artikels. Drum danke ich der Autorin Annegret Faber für die Aufklärung über ewig gestrige Forschung.
Vielen Dank für die Zusendung Ihrer Zeitschrift "Gehirn&Geist" 5/2012 mit dem Spezialteil "Leben mit Alzheimer", den ich mit viel Interesse gelesen habe. Ich finde es sehr schön, dass Sie darin einen Betroffenen zu Wort kommen lassen. Richard Taylor habe ich schon verschiedentlich auf den Kongressen von Alzheimer's Disease International getroffen, auch das Vorwort für die deutsche Ausgabe seines Buches geschrieben, und ich schätze sein Engagement sehr.
Allerdings kann ich einen Satz in dem Interview mit ihm nicht unwidersprochen stehen lassen. Er antwortet an einer Stelle: "Auch die Alzheimergesellschaften sagen: 'Geh und mach dein Testament! Bereite dich aufs Sterben vor!'"
Der erste Teil dieser Sätze ist sicher insofern richtig, dass die Alzheimergesellschaften dazu raten, rechtliche Dinge zu klären, solange man noch in der Lage ist, eigene Verfügungen zu treffen. Zum zweiten Teil möchte ich sagen, dass die Alzheimergesellschaften weltweit sich für ein gutes Leben mit Demenz einsetzen. Das Motto des diesjährigen Welt-Alzheimertages lautet z.B. "Demenz: zusammen leben".
In Deutschland lassen wir seit 2006 auf unseren Kongressen und Tagungen Betroffene sprechen, um deutlich zu machen, dass ein lebenswertes Leben auch mit dieser Krankheit möglich ist. Wir setzen uns dafür ein, dass die Gesellschaft mehr über Demenzen erfährt und es normaler wird, auch mit einer Demenz weiter an sozialen Aktivitäten teilzunehmen.
Sabine Jansen Geschäftsführerin Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz
Im Interview mit Professor Konrad Beyreuther aus G&G 5/2012 äußerte er: "Nun wird kein Mensch das Gehirn von Alzheimerpatienten essen, aber es ist schon beunruhigend, dass die Pflege von Alzheimerpatienten das eigene Risiko um das Sechsfache erhöht."
Als angehender Ergotherapeut ist mir erst mal das Herz in die Hose gerutscht, als ich etwas von "ansteckendem Alzheimer" las.
Die Studie, auf die er sich bezieht, stammt wohl aus dem US-Bundesstaat Utah, und dabei wurden Ehepaare untersucht, bei denen sich herausstellte, dass der häuslich pflegende Lebensgefährte ein sechsfach erhöhtes Risiko für Alzheimer hatte - was (laut dieses FAZ-Artikels http://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin/demenzforschung-ist-alzheimer-ansteckend-1981424.html ) nicht einer Übertragung mysteriöser Alzheimer-Erreger geschuldet war, sondern u.a. den gemeinsam durchlittenen Infektionskrankheiten und einem erhöhten Cortisolspiegel der oftmals überforderten alleinpflegenden Partner. Belege für eine direkte Ansteckungsgefahr gibt es also keine.
Stellungnahme der Redaktion
Antwort unseres Interviewpartners, Prof. Dr. Konrad Beyreuther:
Hinweise darauf, ob eine "Ansteckungsgefahr" überhaupt im Bereich des Möglichen liegen könnte, werden bald entsprechende Experimente mit Mausmodellen für die A-beta-Amyloidpathologie der Alzheimerkrankheit zeigen. Auf Tagungen wurde bereits berichtet, dass diese Pathologie mit Bluttransfusion bei Mäusen induziert werden kann, die so verändert wurden, dass sie erhöhte Mengen des Amyloidpeptids A-beta produzieren. Noch nicht untersucht wurde, ob dies im Tiermodell auch mit Speichel, Urin oder anderen Körperausscheidungen möglich ist.
Ich halte es aber für sehr unwahrscheinlich, dass Menschen unter 50 Jahren sich überhaupt im Sinne einer Auslösung der Amyloidpathologie "anstecken" können. Warum? Weil dazu erhöhte Mengen dieses Amyloidpeptids A-beta, wie bei den Mausmodellen, bereits im Gehirn vorhanden sein müssten. Auf Grund publizierter Daten ist dies in diesem Alter für die Normalbevölkerung eher unwahrscheinlich. Auch wenn die von Ihnen angesprochene "Ansteckungsgefahr" noch so gering sein mag, ist es beruhigend zu wissen, dass Mitarbeiter in Pflegeheimen - aus Gründen der Hygiene - Handschuhe beim Waschen und Ankleiden von Alzheimerpatienten tragen.
Ich bin etwas verstimmt durch mehrere Beiträge aus dem aktuellen G&G. Wenn ich etwas über Lebens- und Erziehungsberatung lesen möchte, dann kaufe ich mir lieber Öko-Test. Bitte besinnen Sie sich auf Ihre Stärken und sammeln Sie Informationen aus aller Welt zu Ihren Themen, ohne Sie dem Leser vorzukauen und zu interpretieren.
Stereotype sind es immer wert aufgehoben zu werden, um das eigene Wahrnehmen zu öffnen und zu erweitern ... von daher ... einfach offen ins Leben und die eigenen Erfahrungen machen! Viel Spaß dabei!
Im Interview mit Konrad Beyreuther wird er in einem Nebensatz zitiert: "..., aber es ist schon beunruhigend, dass die Pflege von Alzheimerpatienten das eigene Risiko um das Sechsfache erhöht." Wäre es Ihnen möglich, diese Aussage zu präzisieren bzw. die Quelle/Studie für diese Aussage zu benennen?
Gilt das z.B. für das Pflegepersonal in Pflegeeinrichtungen für Alzheimerpatienten oder nur für pflegende Angehörige, die ggf. genetisch vorbelastet sind oder auch durch den besonderen Stress, als Angehörige ihr Risiko erhöhen?
Stellungnahme der Redaktion
Antwort unseres Interviewpartners, Prof. Dr. Konrad Beyreuther:
Dass Ehepartner von Menschen mit Demenz ein erhöhtes Risiko haben, selbst an Demenz zu erkranken, ist Ergebnis der "Cache-County-Studie" (J. Am. Geriatr. Soc. 58, S, 895-900, 2010). Gründe dafür dürften sein: Depression, Überforderung, Angst und soziale Isolation (J. Am. Geriatr. Soc. 59, S, 900-908, 2011). Für Pflegepersonal gibt es keine diesbezüglichen Untersuchungen.
Als Veterinäranatomin (oder -Morphologin?) genieße ich Ihre Artikel zum nutzlosen Wissen besonders - und Anmerkung Nr. 7 beschreibt unser vielleicht gößtes didaktisches Problem auf unnachahmliche Weise: Wo fasse ich vergleichend zusammen, wo brauche ich die speziellen Details ...? Für diesen terminologischen Purzelbaum braucht man aber unbedingt auch einen passenden Terminus technicus, finde ich ... passt cernulare für Purzelbaum schlagen?
In Erwartung einer wichtigen (!) Ergänzung für die anatomische Nomenklatur
Völliger Humbug ist allenfalls das Erwartungsdenken dieser "Wissenschaftlerin". Dass publizierte Forschungsergebnisse nicht immer fehlerfrei sind, ist klar, das weiß eigentlich jeder. Dennoch würde ich wohl eher keiner Wissenschaftlerin glauben, die ein Buch schreibt, das zum Ziel hat, über die "Geschlechterlüge" aufzuklären. Natürlich hängt auch viel vom sozialen Umfeld und der Erziehung ab, das kann man doch wohl schon zum Allgemeinwissen zählen. Dennoch gibt es natürlich auch geschlechtsabhängige Unterschiede.
Generell sollte man auch wissenschaftliche Publikationen kritisch sehen. Erst recht gilt das aber für solche populärwissenschaftliche Bücher.
Es ist eine Binsenweisheit, dass Alkohol nicht schlauer macht. ;-) Bleibt die offene Frage: Wenn ein durch Alkohol getrübtes Bewusstsein konservative Ansichten fördert, würde dann das Gegenteil, nämlich möglichst nüchternes, klares Bewusstheit auch progressive Ansichten fördern? Oder bestimmt die politische Gesinnung die Wahl der Droge? Ich glaube nicht, dass die Piraten deshalb progressiver sind, weil dort mehr Marihuana konsumiert wird. Allerdings auffällig, dass Alkohol immer noch erlaubt und "Friedenspfeifen" verboten sind. Politischer Interessen wegen? Wäre ja nur fair, wenn beides illegal wäre. Besser noch, wenn uns Drogen sch...egal wären. Geht es irgendwann doch immer weniger um Genuss, als um die Art der "Schmerzbewältigung". Neben der positiven Wirkung auf die Volksgesundheit, würde mit zunehmender Nüchternheit die Politikmüdigkeit und Ideenlosigkeit überwunden werden. Statt illusorisch von quantitativem Wachstum zu träumen, analog zum wachsenden Drogenkonsum und zur Verschuldungsspirale, wäre stattdessen mehr qualitatives Wachstum analog zum steigenden, persönlichen Einsatz denkbar.
Die Autorin der Rezension beklagt unter anderem, dass man den Inhalt des Buches "auf einem Bruchteil des Papiers" hätte unterbringen können. Das stimmt - aber offensichtlich kommt diese Methode an, zumal im angloamerikanischen Raum. Und wird, wie auch in diesem Fall, gerne von deutschen Verlagen aufgegriffen. Themen "rund ums Gehirn" oder alles, was mit "Neuro" beginnt, verkaufen sich schon seit Jahren ganz gut, sind sozusagen en vogue - wenn es denn in der beschriebenen Form, also populärwissenschaftlich präsentiert wird. Und was sich gut verkauft, wird gedruckt, solange der "Run" anhält. Zum Glück gibt es im deutschen Sprachraum einige Autoren / Wissenschaftler, die zwar ein ähnliches "Strickmuster" präferieren, allerdings nicht in dieser epischen Breite (z.B. Manfred Spitzer, Gerald Hüther oder Joachim Bauer) oder erst recht nicht mit dem Hang zur Banalisierung (wie z.B. Gerhard Roth und Wolf Singer). Allen ist allerdings gemein: Ohne anschauliche Beispiele geht es nicht. Und so ist für jeden interessierten Leser etwas dabei - und mit Hilfe derartiger Rezensionen dürfte die eigene Auswahl auch gelingen. Kompliment der Rezensentin.
Es gibt m. E. nach einen Unterschied zwischen Unter- und Unbewussten, den die Rezensentin evtl. übersehen hat, und was meist und jahrzehntelang hobbypsychologisch vermengt wird ... Mit unbewussten Vorgängen meint man die physiologischen, hirnorganisch automatisierten, lebenssichernden Abläufe. Unterbewusstes ist ein psychoanalytischer, später psychologischer Begriff betr. Konfliktbearbeitung, Problemverschiebungen und Ausweichmanövern usw.
Den gleichnamigen Artikel von Professor Stephan Schleim habe ich mit großem Interesse gelesen, deckt er doch darin anhand von klaren Beispielen, wie etwa im Fall des "Hirnjogging", einiges an pseudowissenschaftlichem Unfug auf. In einem Punkt irrt jedoch Professor Schleim nach meiner Meinung. In seinem "Neuromythos" Nr. 6 ("Neuroforscher haben bewiesen, dass der freie Wille eine Illusion ist") schreibt er zum Thema Determinismus und freier Wille, Zitat: "Gemäß neuerer philosophischer Entwicklungen im 20. Jahrhundert folgen wieder mehr Fachleute einer so genannten kompatibilistischen Sicht: Nicht ob wir determiniert sind oder nicht, sondern was uns determiniert, ist essenziell (...) Die unlösbare Frage, ob jeder Zustand des Universums eindeutig durch den vorherigen Zustand und die Naturgesetze festgelegt ist, verliert an Bedeutung."
Seit der Formulierung der Unbestimmtheitsrelation durch Werner Heisenberg in den 1920er und 1930er Jahren gibt es in der Tat wachsende Zweifel an der absoluten Determiniertheit der Welt, und die Wissenschaft wird kaum in absehbarer Zukunft diese Frage endgültig klären können. In dem Maße, wie der Determinismus als Argument an Bedeutung verliert, wird aber die Kausalität als Ursache von Handlungen durch neue Erkenntnisse in der Genetik und der Psychologie des sozialen Zusammenspiels hingegen noch erhärtet. Heute erkennen wir, dass alle unsere Handlungen durch Vererbung, Umwelteinflüsse und Erfahrungen geprägt werden, die unsere Ziele, unsere Meinungen, ja selbst unser Weltbild bestimmen. Die Frage ist doch: Kann der Mensch bei gegebenen Zielen, Kenntnissen und Erfahrungen in irgendeiner Weise anders entscheiden, als er dies ohnehin täte? Subjektiv meinen wir, eine Wahl zu haben - doch ist das nicht am Ende nur Illusion?
Das Problem, einen Urbeweger für unsere Entscheidungen zu finden, bleibt: Wir möchten, dass unser freier Wille eine Wahl ohne Regeln ist, eine Wahl, die nicht eingeengt wird durch irgendwelche Gesetzmäßigkeiten. Doch wenn wir unsere Regeln aufgeben, wodurch sollen wir diese dann ersetzen? Vielleicht durch den Zufall von Quantenfluktuationen - wäre das besser oder gar wünschenswerter?
Das Problem mit der geistigen Freiheit ist, dass wir immer so wählen, wie es uns unsere Ziele und Begehren vorschreiben. Harry Frankfurt, Philosophieprofessor in Princeton sagt, dass dazu Gedanken zweiter Ordnung wichtig sind. Solche Gedanken hat man dann, wenn man will, dass ein Begehren zum Wunsch wird. Die Umsetzung dieses Wunsches sei die Handlung die unseren freien Willen belegt. Jedoch wird dadurch das Problem der freien Entscheidung lediglich ins Unterbewusste verschoben, dorthin wo wir keinen Einfluss mehr auf die Wahl haben.
Warum ist es für uns wichtig, einen freien Willen zu haben? Wenn wir durch unsere Gefühle und Ansichten zu Entscheidungen getrieben werden, entspricht das nicht genau unserem Wunsch? Nehmen wir an, wir wüssten sehr genau über unsere Werte und Ansichten Bescheid. Dann wäre es doch in unserem eigenen Interesse, wenn unsere Entscheidungen stets durch unsere Bedürfnisse bestimmt wären. Müssen wir nicht sogar hoffen, dass es so ist, weil unsere Entscheidungen sonst bloße Akte der Willkür wären?
Die Kausalität unseres Denkens ist also ebenso schwer anzuzweifeln, wie sie zu beweisen ist. Die Tatsache bleibt: Wir legen uns so fest, wie wir entscheiden, und nicht anders. Das Problem des freien Willens ist doch, obwohl wir uns gegenseitig so behandeln, als wären wir in unseren Entscheidungen frei, haben wir in Wirklichkeit keine echte Alternative zur Vorstellung, dass unser Verhalten durch ein verinnerlichtes Regelwerk von Psychologie und Genetik gesteuert wird. Was bleibt davon noch übrig als die bloße Illusion eines freien Willens?
Nein, an der Rezension gibt es nichts zu bemängeln. Eher fehlt mir etwas. Und zwar der Hinweis auf ein Buchformat, das sich nicht entscheiden kann, ob es ein Hardcover sein möchte oder doch eher ein Taschenbuch. Das könnte man ja noch hinnehmen. Aber schon der erste Blick ins Buch lässt einen grausen - zumindest diejenigen, deren Sehkraft altersbedingt schon ein wenig schwächelt. Eine Schrift im "Lupen erforderlich machenden" Format. Die Abbildungen entsprechend. Was will uns der Verlag damit sagen? Vielleicht: Kauft euch gleich die elektronische Version! Wie auch immer. Es ist mehr als ärgerlich. Zumal wenn man das Buch "Das Gehirn" von Rita Carter kennt: im Format groß, auch im Inhalt (sehr gute, verständliche Abbildungen; ein Lese- und Augengenuss zugleich).
Telefonsitten
11.06.2012, Christian SternbergWarum empört mich das so? In der Politik gehen wir Schritt für Schritt zu dem Denken über, dass nicht der Behinderte unzulänglich für unsere Gesellschaft ist, sondern die Gesellschaft die Menschen behindert. Noch wird die Inklusion systematisch von den Normalen boykottiert. Mädchen, die keine Mädchen sein wollen, werden zwangsweise von habilitierten Weisen umtrainiert, ein Junge mit Asperger wird - Inklusion hin oder Inklusion her - als unbeschulbar ausgegrenzt. Jeden Tag lese ich ein neues Beispiel in der "tageszeitung". Und dann werden solche Lappalien wie "kann eine Person nicht an der Stimme erkennen" auch noch zum Abnormen erklärt. Warum können unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht lernen, gesellschaftliche Bezüge in ihr Denken einzubeziehen. Ist das vielleicht auch ein Defekt?
Ich weiß, ich weiß, ich prügele das Blatt und meine den inhaltlichen Gegenstand des Artikels. Drum danke ich der Autorin Annegret Faber für die Aufklärung über ewig gestrige Forschung.
Gutes Leben mit Demenz
29.05.2012, Sabine Jansen, BerlinAllerdings kann ich einen Satz in dem Interview mit ihm nicht unwidersprochen stehen lassen. Er antwortet an einer Stelle: "Auch die Alzheimergesellschaften sagen: 'Geh und mach dein Testament! Bereite dich aufs Sterben vor!'"
Der erste Teil dieser Sätze ist sicher insofern richtig, dass die Alzheimergesellschaften dazu raten, rechtliche Dinge zu klären, solange man noch in der Lage ist, eigene Verfügungen zu treffen. Zum zweiten Teil möchte ich sagen, dass die Alzheimergesellschaften weltweit sich für ein gutes Leben mit Demenz einsetzen. Das Motto des diesjährigen Welt-Alzheimertages lautet z.B. "Demenz: zusammen leben".
In Deutschland lassen wir seit 2006 auf unseren Kongressen und Tagungen Betroffene sprechen, um deutlich zu machen, dass ein lebenswertes Leben auch mit dieser Krankheit möglich ist. Wir setzen uns dafür ein, dass die Gesellschaft mehr über Demenzen erfährt und es normaler wird, auch mit einer Demenz weiter an sozialen Aktivitäten teilzunehmen.
Sabine Jansen
Geschäftsführerin Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.
Selbsthilfe Demenz
Hübsch formuliert
27.05.2012, York KarsunkeDoch kein ansteckender Alzheimer
24.05.2012, Florian KeilAls angehender Ergotherapeut ist mir erst mal das Herz in die Hose gerutscht, als ich etwas von "ansteckendem Alzheimer" las.
Die Studie, auf die er sich bezieht, stammt wohl aus dem US-Bundesstaat Utah, und dabei wurden Ehepaare untersucht, bei denen sich herausstellte, dass der häuslich pflegende Lebensgefährte ein sechsfach erhöhtes Risiko für Alzheimer hatte - was (laut dieses FAZ-Artikels http://www.faz.net/aktuell/wissen/medizin/demenzforschung-ist-alzheimer-ansteckend-1981424.html ) nicht einer Übertragung mysteriöser Alzheimer-Erreger geschuldet war, sondern u.a. den gemeinsam durchlittenen Infektionskrankheiten und einem erhöhten Cortisolspiegel der oftmals überforderten alleinpflegenden Partner. Belege für eine direkte Ansteckungsgefahr gibt es also keine.
Antwort unseres Interviewpartners, Prof. Dr. Konrad Beyreuther:
Hinweise darauf, ob eine "Ansteckungsgefahr" überhaupt im Bereich des Möglichen liegen könnte, werden bald entsprechende Experimente mit Mausmodellen für die A-beta-Amyloidpathologie der Alzheimerkrankheit zeigen. Auf Tagungen wurde bereits berichtet, dass diese Pathologie mit Bluttransfusion bei Mäusen induziert werden kann, die so verändert wurden, dass sie erhöhte Mengen des Amyloidpeptids A-beta produzieren. Noch nicht untersucht wurde, ob dies im Tiermodell auch mit Speichel, Urin oder anderen Körperausscheidungen möglich ist.
Ich halte es aber für sehr unwahrscheinlich, dass Menschen unter 50 Jahren sich überhaupt im Sinne einer Auslösung der Amyloidpathologie "anstecken" können. Warum? Weil dazu erhöhte Mengen dieses Amyloidpeptids A-beta, wie bei den Mausmodellen, bereits im Gehirn vorhanden sein müssten. Auf Grund publizierter Daten ist dies in diesem Alter für die Normalbevölkerung eher unwahrscheinlich. Auch wenn die von Ihnen angesprochene "Ansteckungsgefahr" noch so gering sein mag, ist es beruhigend zu wissen, dass Mitarbeiter in Pflegeheimen - aus Gründen der Hygiene - Handschuhe beim Waschen und Ankleiden von Alzheimerpatienten tragen.
Beste Grüße
Konrad Beyreuther
G&G 05/12
23.05.2012, Joachim Schmiedel (Abonnent)Wenn ich etwas über Lebens- und Erziehungsberatung lesen möchte, dann kaufe ich mir lieber Öko-Test.
Bitte besinnen Sie sich auf Ihre Stärken und sammeln Sie Informationen aus aller Welt zu Ihren Themen, ohne Sie dem Leser vorzukauen und zu interpretieren.
Stereotype
20.05.2012, C. N.Viel Spaß dabei!
Pflege von Alzheimerpatienten
18.05.2012, Otger WeigelGilt das z.B. für das Pflegepersonal in Pflegeeinrichtungen für Alzheimerpatienten oder nur für pflegende Angehörige, die ggf. genetisch vorbelastet sind oder auch durch den besonderen Stress, als Angehörige ihr Risiko erhöhen?
Antwort unseres Interviewpartners, Prof. Dr. Konrad Beyreuther:
Dass Ehepartner von Menschen mit Demenz ein erhöhtes Risiko haben, selbst an Demenz zu erkranken, ist Ergebnis der "Cache-County-Studie" (J. Am. Geriatr. Soc. 58, S, 895-900, 2010). Gründe dafür dürften sein: Depression, Überforderung, Angst und soziale Isolation (J. Am. Geriatr. Soc. 59, S, 900-908, 2011). Für Pflegepersonal gibt es keine diesbezüglichen Untersuchungen.
Beste Grüße
Konrad Beyreuther
Terminologischer Purzelbaum
18.05.2012, Ruth HirschbergFür diesen terminologischen Purzelbaum braucht man aber unbedingt auch einen passenden Terminus technicus, finde ich ... passt cernulare für Purzelbaum schlagen?
In Erwartung einer wichtigen (!) Ergänzung für die anatomische Nomenklatur
verbleibe ich mit Begeisterung und besten Grüßen
Völliger Humbug?
16.05.2012, OliverGenerell sollte man auch wissenschaftliche Publikationen kritisch sehen. Erst recht gilt das aber für solche populärwissenschaftliche Bücher.
Cheers
14.05.2012, Ingo D.Ich glaube nicht, dass die Piraten deshalb progressiver sind, weil dort mehr Marihuana konsumiert wird.
Allerdings auffällig, dass Alkohol immer noch erlaubt und "Friedenspfeifen" verboten sind. Politischer Interessen wegen? Wäre ja nur fair, wenn beides illegal wäre.
Besser noch, wenn uns Drogen sch...egal wären. Geht es irgendwann doch immer weniger um Genuss, als um die Art der "Schmerzbewältigung". Neben der positiven Wirkung auf die Volksgesundheit, würde mit zunehmender Nüchternheit die Politikmüdigkeit und Ideenlosigkeit überwunden werden. Statt illusorisch von quantitativem Wachstum zu träumen, analog zum wachsenden Drogenkonsum und zur Verschuldungsspirale, wäre stattdessen mehr qualitatives Wachstum analog zum steigenden, persönlichen Einsatz denkbar.
Nicht erst seit gestern bekannt
14.05.2012, Hubertus FeldmannUnterschied zwischen Un- und Unterbewussten
13.05.2012, BayerDanke Ihnen
10.05.2012, ZinebDer freie Wille doch eine Illusion?
06.05.2012, Michael H. GreveIn einem Punkt irrt jedoch Professor Schleim nach meiner Meinung. In seinem "Neuromythos" Nr. 6 ("Neuroforscher haben bewiesen, dass der freie Wille eine Illusion ist") schreibt er zum Thema Determinismus und freier Wille, Zitat:
"Gemäß neuerer philosophischer Entwicklungen im 20. Jahrhundert folgen wieder mehr Fachleute einer so genannten kompatibilistischen Sicht: Nicht ob wir determiniert sind oder nicht, sondern was uns determiniert, ist essenziell (...) Die unlösbare Frage, ob jeder Zustand des Universums eindeutig durch den vorherigen Zustand und die Naturgesetze festgelegt ist, verliert an Bedeutung."
Seit der Formulierung der Unbestimmtheitsrelation durch Werner Heisenberg in den 1920er und 1930er Jahren gibt es in der Tat wachsende Zweifel an der absoluten Determiniertheit der Welt, und die Wissenschaft wird kaum in absehbarer Zukunft diese Frage endgültig klären können. In dem Maße, wie der Determinismus als Argument an Bedeutung verliert, wird aber die Kausalität als Ursache von Handlungen durch neue Erkenntnisse in der Genetik und der Psychologie des sozialen Zusammenspiels hingegen noch erhärtet. Heute erkennen wir, dass alle unsere Handlungen durch Vererbung, Umwelteinflüsse und Erfahrungen geprägt werden, die unsere Ziele, unsere Meinungen, ja selbst unser Weltbild bestimmen. Die Frage ist doch: Kann der Mensch bei gegebenen Zielen, Kenntnissen und Erfahrungen in irgendeiner Weise anders entscheiden, als er dies ohnehin täte? Subjektiv meinen wir, eine Wahl zu haben - doch ist das nicht am Ende nur Illusion?
Das Problem, einen Urbeweger für unsere Entscheidungen zu finden, bleibt: Wir möchten, dass unser freier Wille eine Wahl ohne Regeln ist, eine Wahl, die nicht eingeengt wird durch irgendwelche Gesetzmäßigkeiten. Doch wenn wir unsere Regeln aufgeben, wodurch sollen wir diese dann ersetzen? Vielleicht durch den Zufall von Quantenfluktuationen - wäre das besser oder gar wünschenswerter?
Das Problem mit der geistigen Freiheit ist, dass wir immer so wählen, wie es uns unsere Ziele und Begehren vorschreiben. Harry Frankfurt, Philosophieprofessor in Princeton sagt, dass dazu Gedanken zweiter Ordnung wichtig sind. Solche Gedanken hat man dann, wenn man will, dass ein Begehren zum Wunsch wird. Die Umsetzung dieses Wunsches sei die Handlung die unseren freien Willen belegt. Jedoch wird dadurch das Problem der freien Entscheidung lediglich ins Unterbewusste verschoben, dorthin wo wir keinen Einfluss mehr auf die Wahl haben.
Warum ist es für uns wichtig, einen freien Willen zu haben? Wenn wir durch unsere Gefühle und Ansichten zu Entscheidungen getrieben werden, entspricht das nicht genau unserem Wunsch? Nehmen wir an, wir wüssten sehr genau über unsere Werte und Ansichten Bescheid. Dann wäre es doch in unserem eigenen Interesse, wenn unsere Entscheidungen stets durch unsere Bedürfnisse bestimmt wären. Müssen wir nicht sogar hoffen, dass es so ist, weil unsere Entscheidungen sonst bloße Akte der Willkür wären?
Die Kausalität unseres Denkens ist also ebenso schwer anzuzweifeln, wie sie zu beweisen ist. Die Tatsache bleibt: Wir legen uns so fest, wie wir entscheiden, und nicht anders. Das Problem des freien Willens ist doch, obwohl wir uns gegenseitig so behandeln, als wären wir in unseren Entscheidungen frei, haben wir in Wirklichkeit keine echte Alternative zur Vorstellung, dass unser Verhalten durch ein verinnerlichtes Regelwerk von Psychologie und Genetik gesteuert wird. Was bleibt davon noch übrig als die bloße Illusion eines freien Willens?
Warum so winzig?
06.05.2012, Hubertus Feldmann