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Kommentare - - Seite 135

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • "Black Box"

    03.11.2008, Corina Winzer, Zürich
    "Black Box" Gehirn

    Wie kann etwas erforscht werden, wenn das Forschungsobjekt selbst als grundlegendes Instrumentarium zur Erkenntnisgewinnung eingesetzt werden muss? Im Folgenden der Versuch eines persönlichen Gedankenspiels zum Stand der Hirnforschung, angeregt durch den Artikel "Das Manifest" in Gehirn&Geist 6/2004.

    Von Corina Winzer

    Die Ergebnisse der bisherigen Erforschung des Mysteriums "Gehirn" sind durchaus faszinierend - so können uns Hirnforscher kartographisch genau veranschaulichen, dass primär der Gyrus temporalis superior und das Planum polare neuronal erregt werden, wenn wir uns Melodien zu Gemüte führen. Auch weshalb ein erstes Bier eine enthemmte und von Glücksgefühlen geprägte Stimmung auslösen kann - dies aufgrund der Einflussnahme der Droge auf das Belohnungssystem und einer entsprechenden Ausschüttung der Botenstoffe Dopamin und Serotonin - ist bekannt; bei massvoll fortgesetztem Konsum des allseits beliebten Nervengiftes kann dies angenehm anregend wirken, bei einer zu hohen Intoxikation hingegen wird das GABA-System, sowie jegliche weitere Gehirnaktivität, gehemmt. Gleicherweise wurde etwa die anatomische Plastizität dokumentiert: Die Neurowissenschaftler Dr. Bogdan Draganski hat mit Kollegen (2004) nachgewiesen, dass die Dichte der grauen Substanz nach einem dreimonatigem Training Ball-Jonglierens, zugenommen hat. Indes haben wir nie ausgelernt, im Gegenteil: Einst Gelerntes geht zwar nicht vergessen, es bedarf aber der richtigen Strategie, in der Vergangenheit abgelegte Informationen wiederzufinden und etwas adäquaten Trainings - ganz nach der von Prof. Lutz Jäncke propagierten Devise: "Use it or lose it".

    Womöglich finden psychische Prozesse im Gehirn statt, Ängste haben beispielsweise einen Bezug zur Aktivierung der Amygdala, wobei unbewusste Prozesse den bewussten vorangehen: Visuelle Informationen aktivieren das affektive Gedächtnissystem (z. B. "Achtung Schlange!") über Projektionen der Amygdala zum anterioren Gyrus cinguli und zum ventromedialen präfrontalen Cortex, wobei diese Gedächtnissysteme das autonome Nervensystem (Herzschlag, Blutdruck) modulieren und das Verhalten über Projektionen zum präfrontalen Cortex beeinflussen: "fight or flight"?

    Doch wie genau das Gehirn Informationen abspeichert, logische Schlüsse zieht, Vorstellungen erzeugt oder Entscheidungen fällt, ist nicht restlos erwiesen. Um diese Prozesse zu verstehen, müsste erschlossen werden, was sich auf der geheimnisvollen, so genannten mittleren Ebene des Gehirnbereichs, vollzieht: Wie bringen neuronale Netze und Zellverbände Angst, Denken oder einen genialen Einfall hervor? Wohl wurden spezifische Verhaltensweisen von Versuchstieren mit biochemischen und elektrischen Prozessen in Beziehung gesetzt, doch Korrelationen erlauben keine konkreten Rückschlüsse zwischen hirnphysiologischen Vorgängen und Verhaltensweisen. An dieser Stelle sind darüber hinaus Zweifel angebracht, ob denn Ergebnisse und Interpretationen von Tierversuchen bzw. dessen Rückschlüsse auf den Menschen überhaupt zulässig sind, zumal die beiden Spezies sich nur schon in punkto Sprachbegabung gänzlich voneinander unterscheiden.

    Führen wir uns die von Frank Rösler aufgetischten Zahlen nochmals zu Gemüte: Das menschliche Gehirn besitzt etwa 1012 Neuronen, wobei jedes über synaptische Verbindungen mit mindestens 106 anderen Neuronen interagiert; die Gesamtzahl der beteiligten Synapsen liegt folglich in der Größenordnung von 1018. Möchte nun ein Forscher einen spezifischen Gehirnzustand prophezeien, dann müsste er die gleichzeitige Aktivität von unvorstellbar vielen Neuronen registrieren und all deren Interaktionsregeln kennen, mit denen sie von einem gewissen Neuronenzustand in den Vorauszusehenden gelangen; wobei unter anderem außerdem auch der Zustand aller Synapsen, welche ihrerseits den Einfluss der Neuronen aufeinander vermitteln, bekannt sein müsste. Soweit interessant - das Gehirn funktioniert vielleicht bis zu einem gewissen Grad deterministisch, aber wie sollen Interaktion von Abermillionen Neuronen und Synapsen je nach spezifischer Funktionsweise vor dem Hintergrund einer individuellen Lerngeschichte und spezifischer genetischer Anlage je vorausgesagt werden können? Eine eminente Komplexität, die nicht vollständig fass- und beschreibbar ist.

    Freilich ist indes das Ganze mehr als die Summe seiner Teile: In Anlehnung an die Erkenntnisse der Gestaltpsychologen sowie der Systemtheorie von Niklaus Luhmann, gehe ich davon aus, dass auch der Mensch eine Art Entität verkörpert und mittels autonomer Teilsysteme funktioniert, deren Auswirkungen dank der Wechselwirkungen zwischen den Teilsystemen weitaus größer sind, als es die Kraft eines einzelnen Teilsystems zulassen würde. Ein Beispiel: der so genannte "Blinde Fleck" der Wahrnehmung liegt an der Austrittstelle des Sehnervs; dort wäre gewissermassen ein schwarzes Loch, welches allerdings durch das visuelle System mit Umgebungsfarbe aufgefüllt wird. Wahrnehmen tut ohnehin ein jeder spezifisch - selektiv, bruchstückhaft, verzerrt; und manche Lücken füllen wir zuweilen mit irrender Phantasie.

    Zu guter Letzt stelle ich mir die Frage: Ist denn Forschung unter Zuhilfenahme des Untersuchungsgegenstandes als Grundvoraussetzung des Instrumentariums möglich? Wie kann man einen Teil seiner selbst erforschen, welchen man zum Zweck der Erkenntnisgewinnung und vermeintlicher Ergebnisinterpretation als primäres, ja einziges Forschungsinstrument zwingend benötigt, während die genaue Funktionsweise eben dieses Werkzeuges weitgehend unbekannt ist? Das Mysterium Gehirn bleibt womöglich noch lange eine nicht vollends erklärbare "Black Box".
  • Der Suff und der Hippocampus

    27.10.2008, Dr. U. Oehm
    Ist es euch eigentlich bewusst, was der Suff alles anrichten kann, meine lieben Kollegen?
    Nicht nur der Hippocampus schrumpf, meine lieben Kollegen, sondern das ganze Gehirn!
    Und was habt Ihr gemacht während des Studiums? Ich habe jedenfalls nur leere Hörsäle gesehen und volle Studentenkneipen, und es wurde - und gerade bei Medizinstudenten - gesoffen und gesoffen und gesoffen, bis alle unter dem Tisch gelegen sind.
    So: Und Ihr wollt den Patienten was vormachen, von wegen der Alkohol wäre ungesund, meine lieben Kollegen? Na ja, macht weiter so. Ihr wisst ja ganz genau, was los ist.
  • Gesunder Umgang mit Drogen

    27.10.2008, C. Kalyon
    Man sollte nicht immer soviel auf Studien geben, die Menschen sollten lieber eine gesunden Umgang mit Drogen lernen.

    Dies geht nur, wenn man den Zeigefinger nicht immer hoch hält. Sollen doch die Moralaposteln machen, was sie wollen.

    Wer würde sonst ihre Zeitschrift "Gehirn&Geist" lesen, wenn wir alle gesund wären.

  • Was ist wirklich? Naturalistisch betrachtet.

    27.10.2008, Michael Grevé, Zürich
    Wie der Essay von Christian Hoppe zeigt, hat die Debatte um das Bewusstsein auch nach beinahe zwei Jahrzehnten nichts an seiner Aktualität verloren. Doch Christian Hoppe verliert sich leider selbst in seiner subjektiven Wirklichkeit, wenn er behauptet der Naturalismus sei unfähig zum philosophieren; dazu sei nur die Subjektivität einer "Philosophie des Geistes" in der Lage!

    Als Beleg für seine These verwendet Herr Hoppe das Gedankenexperiment des seelenlosen Roboters, der unverwechselbar menschliche Züge innehaben soll:

    "Es wäre vorstellbar einen Androiden so zu perfektionieren, dass sein Verhalten dem eines Menschen ohne erkennbaren Unterschied gleicht." [C. Hoppe, G&G 9/2008]
    [meine Hervorhebung]

    Meint Hoppe es wirklich so, wenn er es sagt: "ohne erkennbaren Unterschied"? Bedeutet dies nicht, dass der von ihm postulierte "philosophische Zombie" in der Lage wäre uns als Zuschauer glaubwürdig vorzutäuschen, dass er dank seinen komplexen Programmen eine virtuelle Realität besitzt, die ihm selbst die Fähigkeiten der Reflexion und Introspektion vermitteln?

    Der geistige Vater der modernen Informatik Alan Turing, hat 1950 seinen unter Anhängern der KI (künstliche Intelligenz) berühmt gewordenen "Intelligenztest für denkende Maschinen" vorgeschlagen. In diesem einfachen Test sollen Mensch und Maschine gleichermaßen einen (in einem getrennten Raum sich aufhaltenden) Unparteiischen davon überzeugen, dass sie menschliche Fähigkeiten besitzen, in dem sie ihm abwechselnd beliebige Fragen beantworten müssen. Gibt es einen strengeren Beweis als die reale Willkürlichkeit eines solchen Turing-Tests?

    In seinem Buch "Consciousness Explained" (1991) wendet Daniel Dennett den Turing-Test sogar noch strenger an. Der Schiedsrichter könnte dem Roboter eine Aufgabe stellen (die dieser natürlich bravourös löst), und ihn im Anschluss bitten, zu erklären, wie er denn die Aufgabe gelöst hat. Der Roboter würde vielleicht antworten, er hätte in Gedanken dort ein Bild gezeichnet, oder hier einen Strich gezogen, usw ... Doch der Unparteiische lässt nicht locker, und fragt weiter nach dem wie. Je bohrender die Fragen des Schiedsrichters werden, desto reflexiver würde unser Roboter werden, unsicher wie er denn antworten solle.

    Doch Halt! Was wir da im Roboter erkennen, meint Dennett, sind Gedanken über Gedanken. Diese mentalen Erkenntnisse sind Gedanken höherer Ordnung, die laut dem Kognitions-Psychologen David Rosenthal, stets nur als bewusste Zustände auftreten! Hat uns nun der Roboter getäuscht, oder irrt sich Rosenthal wenn er behauptet solche Gedanken höherer Ordnung könnten nur aus dem Bewusstsein entstehen?

    Kann unser Roboter unbewusst glauben, er hätte die Fähigkeit den Turing-Test zu bestehen? Läge dann nicht der Roboter falsch in seiner Annahme er wäre bewusst? Oder ist er damit nicht selbst Opfer einer gutmütigen aber fatalen Illusion; der Illusion seiner eigenen virtuellen Realität erlegen? Müsste ein solcher Roboter am Ende nicht genauso bewusst sein wie ein Mensch, um uns menschliches Verhalten so echt und ohne erkennbaren Unterschied vortäuschen zu können, wie uns Hoppe zu Beginn glauben ließ? Entweder hat der Androide ein Bewusstsein, ist demnach nicht seelenlos, oder er besitzt tatsächlich erkennbare Unterschiede zu uns Menschen, was im Widerspruch stünde zu den anfänglichen Bedingungen des Gedankenexperiments.

    Ein solcher "philosophischer Zombie", wie er uns hier vorgegaukelt wird, kann es laut Dennett gar nicht geben! Deshalb zeigt uns dieses Gedankenexperiment von Hoppe am Ende gar nichts, weil es auf falschen Voraussetzungen und Annahmen aufbaute.

    Christian Hoppe führt im zweiten Teil seiner Ausführungen den Begriff der Subjektivität als zentrales Element seiner "Philosophie des Geistes" ein, ohne uns genauer zu erklären, was er mit dieser Philosophie eigentlich meint. Wir erfahren, nur, dass die Subjektivität eng mit der Frage nach der Existenz von Qualia verknüpft sein soll.

    "Ohne Wahrnehmenden keine Wahrnehmung. Der Apfel hat keinen messbaren Geschmack, sondern dieser kann nur durch das individuelle Schmecken erkannt werden. Subjektivität ist somit die Weise, in der Wirklichkeit überhaupt wirklich ist. Wäre dem nicht so, käme es zur Trennung zwischen Subjekt und Objekt, was in der Philosophie als Dualismus bezeichnet wird." [C. Hoppe, G&G 9/2008]

    Welche Trennung denn? Meint Herr Hoppe die Trennung der Qualia vom dazugehörenden Apfel? Sind diese nicht schon längst getrennt, wenn der "Hirnforscher Müller" zu Beginn konstatiert: "kein einziger Bestandteil des Apfels, kein einziges Apfelatom" sei in das Gehirn der Probandin gedrungen, sondern nur Empfindungen und Erfahrungen über den Apfel?

    In einem berühmt gewordenen (realen) Experiment mit der Erfahrung der Inversion, werden den Probanden invertierende Brillen aufgesetzt, die die Welt "Kopf" stehen lassen. Die Versuchspersonen gewöhnen sich in erstaunlich kurzer Zeit an die neue invertierte Umgebung, und sind sogar sehr bald in der Lage selbst komplexe Aufgaben, wie Radfahren um enge Kurven, zu bewältigen. Nicht diese Tatsache ist jedoch interessant, vielmehr sind es die Antworten der Probanden auf folgende Frage: "Sehen die Dinge jetzt so aus wie zuvor, oder sehen die Dinge immer noch anders aus, aber sie gewöhnen sich daran?" Einige wählen die erste Variante, einige die zweite, doch es gab auch Probanden, die mit der Gegenfrage darauf antworteten: "Was soll die Frage denn?"

    Das einzig wichtige bei der Wahrnehmung der Außenwelt scheint zu sein, dass der "Input" zum "Output" passt. Doch dieser Abgleich findet mehr oder weniger Zeitgleich in so vielen Hirnregionen unabhängig von einander, und auf so viele unterschiedliche Arten statt, dass es keine richtige oder falsche Antwort gibt auf die Frage "Steht mein Sichtfeld noch Kopf oder nicht?"

    Dieses Experiment zeigt uns, dass die Frage ob Qualia etwas Einzigartiges darstellen, im Grunde sinnlos ist. Es spielt keine Rolle, ob jemand die Farbe "Rot" anders empfindet als ein anderer Beobachter, denn diese Empfindungen sind lediglich Dispositionen, einfache neuronale Zustände des Gehirns, die wir in der Erzeugung unserer Empfindungen verwenden. Wichtig ist letztlich, dass wir alle an einer roten Ampel anhalten und bei einer Grünen weiterfahren. Wenn es im Gehirn keine Qualia gibt, außer als Darstellung der Summe aller Dispositionen (Hirnzustände) auf die ein Mensch reagiert oder die er empfindet, so wird der Begriff der Qualia selbst völlig wertlos.

    Ist dieses festhalten an die Qualia als Empfindungen unserer Wirklichkeit, nicht am Ende bloß ein Relikt des Dualismus von Descartes? Der Vorstellung also, eines im cartesianischen Theater des Gehirns beobachtenden und wirkenden Homunkulus? Eine Vorstellung die Christian Hoppe selbst in seinem Essay zu entkräften versucht? Und wenn der Begriff der Qualia nur epiphenomenal und unwirklich ist, was bleibt dann noch von der damit verbundenen Subjektivität der Philosophie des Geistes übrig?

    Willkommen in der Wirklichkeit!

    Welche der dargelegten Thesen richtig ist, wird sich aus der Bewusstseins-Debatte ergeben. Doch meine ich, kann der Naturalismus durchaus den Anspruch erheben, philosophische Erkenntnisse zu deuten und zu erklären. Ja in mancher Hinsicht vielleicht sogar besser als eine ontologische Subjektivität wie sie im Essay von Herrn Hoppe dargelegt wurde.

    Michael Grevé
  • Englisch

    26.10.2008, Martien Trienen, Annette Beach Apts F104 Galangute Goa India
    Ist eine Übersetzung in englischer Sprache verfügbar?
    Stellungnahme der Redaktion

    Es gibt ein englische Übersetzung. Sie finden diese in:



    Scientific American Mind - Nov./Dez. 2005

    " target="_blank">Personality Crash"



    Mit freundlichen Grüßen

    Anja Albat-Nollau

  • Tendenziös!

    20.10.2008, Ingo-Wolf Kittel, Augsburg
    In der mittlerweile jahrelangen öffentlichen Debatte um Art und Grundlage freiwilligen Handelns gibt es meinem Überblick nach bislang immer noch keinen Konsens darüber, was unter "Willensfreiheit" überhaupt verstanden werden soll. Angesichts dessen ist es starker Tobak, die damit gemeinte reale Erfahrung mit "Hirngespinsten" in Verbindung zu bringen. Leider ist dieser abgegriffene journalistische Dreh auch für die gesamte Tendenz des Interviews kennzeichnend.

    Titel mit Untertitel suggerieren entschieden mehr, als die anschließenden Sachaussagen des Interviewer tatsächlich hergeben. Die Interview-Fragen zeichnen sich zudem - wie leider ebenfalls weithin üblich - dadurch aus, dass kritische Nachfragen darin völlig fehlen, abgesehen davon, dass sie eine Sachkenntnis erkennen lassen, die ihrerseits kritische Nachfragen regelrecht einfordert.

    Provozierend ist vor allem anderen der Umstand, dass die Interviewer noch nicht einmal das dürftige Ergebnis der haynesschen Versuche zur Sprache bringen, dass nämlich die Trefferquote darin mit - wenn ich richtig informiert bin - gerade mal um die 60 Prozent nur wenig über Zufallshäufigkeit lag.

    Wie Haynes selbst angesichts dessen behaupten kann, "was unsere Ergebnisse zeigen ist, dass unsere Entscheidungen ... stark vorgebahnt sind", bleibt hinsichtlich dieser angeblichen "Stärke" schlicht unerfindlich.

    Zudem bleibt völlig unklar, was denn da überhaupt als "vorgebahnt" angesehen wird und ggf. sogar (und wenn ja wie) als nachgewiesen gelten kann: bereits die Willensbildung oder wenigstens die irgendwann getroffene Willensentscheidung selbst? Oder die Bereitschaft zu ihrer Umsetzung? Die Vorbereitung ihrer Umsetzung "in die Tat"? Oder deren Ausführung? Wir wissen doch alle, dass es Neigungen, Vorlieben und sonstige Einstellungen und Bereitschaften, Überzeugungen, Überlegungen, Abwägungen, Einschätzungen und Entscheidungen - vorläufige und "feste" - und sogar Umentscheidungen "in entscheidenden Moment" oder ein Überprüfen, Zögern, Aufschieben, in Frage stellen von einmal getroffenen Entschlüssen u.ä. gibt!

    Die wirklich entscheidenden Fragen wurden auch in diesem Interview wieder nicht gestellt: Berücksichtigen Neurophysiologen in ihren Untersuchungen und vor allem deren Interpretation unsere real höchst differenzierten und komplex zusammenhängenden psychischen Vorgänge? Und wenn ja, wie sind dann deren neurophysiologischen Korrelate im einzelnen definiert und vor allem methodisch gesichert? Ohne derartige Grundlagen sind Deutungen der Ergebnisse von Untersuchungen, die real Intensitätsschwankungen der Hirndurchblutung messen oder Potenzialveränderung von elektrischen Felder über relativ große Hirnareale, kaum mehr als ein Lesen im Kaffeesatz, wie "elf führende Neurowissenschaftler" 2004 in ihrem bekannten MANIFEST in einem schlagenden Vergleich mit dem Stromverbrauch eines Computers schon lange öffentlich klargestellt haben.

    Ich kann mich auch nicht erinnern, in den zurückliegenden Jahren in den öffentlichen Äußerungen und in der populärwissenschaftlichen Literatur von Hirnforschern auch nur über den "ideomotorischen Reflex" viel gehört oder gelesen zu haben, der bei der (motorischen!) Umsetzung von Entscheidungen "in die Tat" wie überhaupt bei "geistigen" Vorgängen aller Art eine wesentliche, um nicht zu sagen 'entscheidende' Rolle spielt! Als Carpenter-Effekt ist er seit dem 19. Jahrhundert bekannt! Er bildete Anlass und Grundlage für die Formulierung des "Ideorealgesetzes", das der vielseitige deutsche Psychiater und Psychologen Willy Hellpach vor 75 Jahren aufgestellt hat.

    Eigenartig ist auch und vielleicht vielsagend, dass die der tendenziösen Interviewgestaltung frontal zuwiderlaufenden vierzigjährigen Forschungen der Entdecker des "motorischen Bereitschaftspotenzials" Rüdiger Deecke und Hans Kornhuber zu den neurophysiologischen Zusammenhängen bei Willenshandlungen öffentlich kaum bekannt gemacht werden - so wie diese beiden Wissenschaftler von Wissenschaftsjournalisten in den zurückliegenden Jahren m.W. auch noch nie interviewt worden sind. (Ihre eigene, 2007 publizierte Zusammenfassung in ihrem Büchl "Wille und Gehirn" bietet der Science-Shop wie Sauerbier an: Ohne die sonst übliche Wiedergabe des Titelblatts, ohne einen Hinweis auf eine Rezension in einer der Zeitschriften des "Verlags Spektrum der Wissenschaft" und vor allem ohne den vielsagenden und deutlichen Vorstellungstext, der auf dem Cover des Buches selbst zu finden ist!)

    Auch die beiden jungen Interviewer hier lassen nicht erkennen, ob sie von all dem auch nur irgendetwas wissen oder eine sonstige Kompetenz für das Thema aufweisen, das sie darstellen. Ein gründliches Interview sähe anders aus; ein gutes noch mehr.
  • Willensfreiheit

    20.10.2008, Ihr Name, Wohnort
    Wenn wir von Willensfreiheit sprechen, müssen wir auch schauen, wie diese in der Praxis genützt wird und wo diese "Willensfreiheit" gar nicht erwünscht ist. Eine Leistungsorientierte Gesellschaft hat wenig Interesse an einer Willensfreiheit des Individuums. Eine konsumorientierte Gesellschaft hat wenig Interesse an einer Willensfreiheit des Individuums. Eine Diktatur hat wenig Interesse an der Willensfreiheit eines Individuums, im Gegenteil. Eine repressive Erziehung hat wenig Interesse an der Willensfreiheit des Kindes. Die Liste ließe sich Fortsetzen.

    Um die Willensfreiheit zu Leben, braucht es Voraussetzungen in der Persönlichkeitsstruktur. Ganz banal: Ja zu sich selber sagen und mit dem, was an Mängeln an der eigenen Person wahrgenommen wird (siehe oben) umzugehen.

    Mit lieben Grüßen

    Armin
  • Über die Notwendigkeit des Prinzips Verantwortung

    20.10.2008, Wallenstein, München
    Das menschliche Bewusstsein entsteht auf Grund von elektrochemischen Reaktionen der Nerven und des Gehirns. Dabei entstehen elektrochemische Felder. Diese kann man mit unterschiedlichen Verfahren messen. Das fängt bei einfachen Elektroden an, die man am Kopf befestigt und setzt sich über den Kernspintomographen fort.

    Technisch ist es heute schon möglich, das menschliche Bewusstsein nicht nur zu messen, sondern auch zu manipulieren, indem man elektromagnetische Felder erzeugt, die die elektrochemischen Reaktionen in den Nerven verändern.

    Sobald die Wissenschaft herausgefunden hat, wie die Willensbildung funktioniert, wird auch der Wille manipuliert werden. Geschieht die Willensbildung im unbewussten Bereich, wird es technisch möglich werden, den Willen eines Individuums so zu manipulieren, dass es gar keine Chance mehr hat, diese Manipulationen zu erkennen. Das Ergebnis wird der automatisierte Mensch sein.

    Die politische Bereitschaft, diese neuen Techniken zu entwickeln und einzusetzen, ist bei der politischen Klasse überall vorhanden. Die Kontrolle des Menschen geht heute schon über Lauschangriff und Videoüberwachung weit hinaus.

    Am Ende dieser Entwicklung steht eine neue Gesellschaftsordnung, die die Unterdrückung des Individuums in der mittelalterlichen Feudalgesellschaft weit hinter sich gelassen hat. Es ist ein großes Paradoxon, dass die Wissenschaft, die im Zeitalter der Aufklärung der Demokratie den Weg gebahnt hat, nur wenige Jahrhunderte später damit auch die Grundlagen für eine repressive Gesellschaftsordnung gelegt hat, die alles bisher in der menschlichen Geschichte dagewesene weit in den Schatten stellen wird. Der Mensch wird mit diesen neuen Techniken nicht nur sein Selbstbewusstsein immer mehr verlieren, sondern auch seine Vorstellungen von Ethik und Moral. Diese werden immer mehr von den elektromagnetischen Feldern abhängen, die sie formen.

    Wenn man dazu die Fortschritte in der Genetik und der künstlichen Intelligenz betrachtet, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann menschliche Maschinen geschaffen werden, die die Gestaltung der Gesellschaft übernehmen werden.

    Wir leben in einer Zeit, in der Wissenschaft und Technik die Sciencefiktion-Literatur im Stechschritt überholt und die Gesellschaft diese Entwicklung immer mehr erleidet.

    Das Prinzip Verantwortung in der Wissenschaft wird immer drängender, je schneller diese gesellschaftlichen Prozesse ablaufen. Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass dies einer irdischen Hölle enden wird.
  • "Laute von sich geben" vs. "Sprechen in einer Sprache"

    20.10.2008, Ingo-Wolf Kittel, Augsburg
    Etwas als "angeboren" zu erklären, hat noch nie etwas erklärt. Besagt diese Bezeichnung doch lediglich, etwas sei schon mit Geburt vorhanden. Sprache gehört dazu bekanntlich nicht, auch kein Sprechvermögen - verstanden als die Fähigkeit in einer Sprache zu sprechen. Mit schrillem Schreien beweist dagegen jedes menschliche Neugeborene unmittelbar nach Geburt eindringlichst die Tatsache, dass wir Menschen wie Küken von Anfang an laut werden können und damit Laute zu bilden vermögen.

    Die in dem Artikel angeführte Annahme klingt logisch und stellt überdies die m.W. einzige empirisch sinnvolle These dar, "dass sich unsere Sprachbeherrschung schrittweise aus primitiveren Kommunikationsformen" wie diesem angeborenen Lauteerzeugen als einer der vielen Formen biologisch verankerten Signalverhaltens entwickelt hat. Weniger logisch erscheint demgegenüber die Annahme, die Aufklärung der anatomischen Entwicklung des menschlichen Kehlkopfes und der hirnphysiologischen Voraussetzungen seiner Betätigung etwa zum Schreien könnte zum Verständnis von Ursprung und Entwicklung menschlicher Sprache etwas beitragen.

    Entscheidend dürfte vielmehr die Frage sein, welche Umstände bei einem Lebewesen wie dem Menschen mit seinem ausgesprochen vielfältigen natürlichen Möglichkeiten, sich gegenseitig auf Befindenszustände und Reaktionsimpulse aufmerksam zu machen, Anlass und Bedingung dafür waren, darüber hinaus auch noch ein selbstgeschaffenes und sozial stets auf neue und komplett zu vermittelndes Signalsystem zu entwickeln. Das ist umso erstaunlicher, als es ja zu dem enormen Aufwand zwingt, dass sich jeder Menschen dieses, in interaktionellen Zusammenhängen zunächst allein im Hören zu erfassendes System in kommunikativ ausreichendem Umfang erst einprägen und praktisch erfolgreich einüben muss.

    Nach den Überlegungen des Princeton-Psychologe Julian Jaynes zur "Evolution der Sprache" ("Annals of the New York Academy of Science" Bd. 280, S. 312 ff., "Der Ursprung des Bewusstseins" 1993, S. 163 ff.) dürfte die Sprachentwicklung durch den Übergang von "unwillkürlichen" Aus-Rufen zu intentionalen Zu-Rufen in Gang gekommen sein, also in interaktiven Zusammenhängen mit Aufforderungscharakter. Vor allem bei Kindern sind solche gut vorstellbar, etwa bei Versuchen sie anzuregen etwas mit- oder nachzumachen.

    Der entscheidende Schritt "auf dem Weg zur Sprache" ist dagegen rein psychologischer Art. Es ist verwunderlich, dass dieser Umstand kaum beachtet und reflektiert wird.

    Menschen müssen unter Bedingungen, wegen denen Lautsignale immer nützlicher, wenn nicht sogar nötig wurden, irgendwann angefangen haben, gleichartige Lautfolgen regelmäßig mit immer denselben zunächst immer nur situativ erfassbaren Intentionen zu verbinden. Nur dadurch kann es zu einer gedächtnismäßig ausreichend sicheren Verankerung der "Verbindung" von an sich beliebigen Lauten oder Lautfolgen mit jenen sinnlich(!) vermittelten Eindrücken gekommen sein, die sich im situativen Erleben eingeprägt hatten - zusammen mit dem als jeweils intendiert Erlebten oder Erfassten und dabei ggf. auch Bezeichneten!

    Erst dann und nur dann kann das für Sprache typische Phänomen auftreten, dass sich beim bloßen Wiederhören dieser Lautfolgen zu einem anderen und dann immer späteren Zeitpunkt und vor allem auch noch in ganz anderen Situationen mehr oder weniger zuverlässig auch die damit "assoziierten" Erinnerungen einstellen, die nötig sind, um sich den, treffender Weise als "Sinn" bezeichneten Gehalt oder "Inhalt" des Gesagten vorzustellen, also das damit Gemeinte oder Intendierte. (Zur Rolle von Vorstellungen beim Reden und Sprachverstehen s. Kapitel 12 "Bedeutung" in dem Buch "Das geistige Auge" von Colin McGinn, Darmstadt 2007, S. 163 ff.)

    Nach meinem Eindruck wird dieser eminent psychologische Zusammenhang bei Reflexionen auf die "Entstehung" und Eigenart von SPRACHE selten berücksichtigt, wenn er überhaupt bekannt ist oder erkannt wird. Die Tatsache, dass die Erfindung der Schrift bereits vor etwa 5000 Jahren gezeigt hat, dass für Sprache Sprechen weder nötig noch wesentlich ist, hätte neben der Tatsache, dass Sprachen auch ineinander "übersetzbar" sind, schon lange darauf hinweisen können, dass bloßes und beliebiges Lauteerzeugen nicht das ist, worauf es bei Sprache ankommt.
  • Bewusstsein und Bewusstheit

    20.10.2008, Ingo-Wolf Kittel, Augsburg
    Solange man die vielen Bedeutungen der umgangssprachlichen Verwendung des Wortes "Bewusstsein" nicht klarer auseinander hält, bleibt unausgesprochen, wenn nicht unerkannt, was jeweils gemeint ist.

    Unter Bewusstsein/BW wird in der Medizin beispielsweise Bewusstheit verstanden: "Ohne" BW oder nicht "bei" BW sein, "das" BW verlieren oder wieder "zu" ihm kommen oder wieder "zu" ihm sogar gebracht werden und wie die erkennbar bildhaften Ausdrucksweisen so alle lauten, heißt eigentlich "ohnmächtig sein" oder "werden" bzw. wieder "zu sich" kommen oder einfach: schlafen und aufwachen. BW i.S.v. Bewusstheit meint also weiter nichts als wach zu sein.

    Nicht nur nebenbei: Wachheit gilt gemeinhin zwar als ein "Bewusstseinszustand". Ersichtlich ist aber wenig, wenn überhaupt etwas damit gewonnen, ihn auch noch als "Wachbewusstsein" zu bezeichnen und den Schlaf dann konsequenter, aber genau so unnötiger Weise "Schlafbewusstsein" zu nennen. Inflationär wird diese Redeweise allerdings, wenn Schläfern auch noch ein "Traumbewusstsein" zugesprochen wird, wenn sie sich nach dem Aufwachen schlicht daran erinnern oder noch "im" BW haben, geträumt zu haben, oder sich den Traum sogar noch im Einzelnen vorstellen können.

    Diese umgangssprachliche und genau besehen ziemlich nachlässige Ausdrucksweise ist besonders irreführend. Sie hat dazu geführt, allen möglichen "Bewusstseinsinhalten", also schlicht dem, woran man denkt oder was man sich vorstellt, mit dem Begriff BW zu kombinieren. Es ist deswegen möglich, von Werte-, Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein zu reden, von Arbeitsbewusstsein, von Schuld- und Rechtsbewusstsein, von Macht-, Massen-, Klassen-, Standes-, National- und Staatsbewusstsein und noch zahlreichen anderen "Bewusstseinen". Es wird sogar von Unter- oder "höherem" BW phantasiert, von dem sich nicht wenige vorstellen, dass es weit über "kosmisches" BW hinausgeht und erst in einem transzendentalen oder gar Gottesbewusstsein seinen "absoluten" Höhepunkt erreicht ...

    Ersichtlich wird in all diesen Zusammenhängen der Begriff BW jedoch bloß auf seine etymologische Herkunft von "Wissen" bezogen, nach der etwa "bewusst" gleichbedeutend mit "gewusst" aufgefasst wird wie in der umgangssprachlichen Wendung "mir ist bewusst", die einfach "ich weiß" bedeutet. Etwas zu wissen oder verallgemeinert "Wissen" konstituiert jedoch keinen "Bewusstseinszustand" und schon gar keinen, der hirnphysiologischer Aufklärung bedürfte wie der Unterschied zwischen Wachheit und Schlaf.

    Physiologisch wesentlich interessanter ist das Phänomen der "Aufmerksamkeit". Damit ist die Fähigkeit gemeint, sich im Zustande der Wachheit (die dadurch gekennzeichnet ist, dass man um seine Wahrnehmungen "weiß") reflexartig, gewohnheitsmäßig oder absichtlich einem (ggf. selbst-)"bestimmten" Wahrnehmungsbereich oder einem Ausschnitt davon zuzuwenden oder Details eigener Vorstellungen genauer und eingehender "in Betracht zu ziehen". Details würden hier zu weit führen.

    Wichtig ist dabei, dass Aufmerksamkeit - wie jeder bei genauer Selbstbeobachtung feststellen kann - eine zur Wachheit zusätzliche und von Wahrnehmungen und Vorstellungen unabhängige Fähigkeit ist. Deswegen ist es möglich, sie auch "bewusst" i.S.v. "absichtlich", also willentlich oder willkürlich z.B. auf ein beliebiges, selbst bestimmtes Wahrnehmungsobjekt innerhalb seiner Gesamtwahrnehmung zu richten. Sie kann sogar in ihrer Weite verändert und ebenso "konzentriert" und "zugespitzt" wie umgekehrt "erweitert" oder "geweitet" bzw. "geöffnet" werden. Systematisch ist es deswegen möglich - erlebt wird dies meist jedoch eher zufällig -, Aufmerksamkeit auf einen größeren Wahrnehmungsbereich als gewohnt auszuweiten. Die übliche Einstellung des Fokus seiner Aufmerksamkeit wird dabei vergrößert - bis hin zu einer (dann) so genannten Gewahr- oder Achtsamkeit, in der man für alle Sinneswahrnehmungen gleichzeitig und gleichmäßig offen ist - eine weitwinkel- oder panoramaartig weite Aufmerksamkeitseinstellung, die in der Literatur auch als "Panoramabewusstheit" bezeichnet wurde.

    All diese Aufmerksamkeitsvariationen oder unterschiedlichen Einstellungen des "Fokus" der eigenen Aufmerksamkeit werden seit langem als "veränderte Bewusstseinszustände" (altered states of consciousness) bezeichnet. Mir erscheint dieser Ausdruck zu unspezifisch. Angesichts seines beliebigen Gebrauchs halte ich ihn schon gar nicht für empfehlenswert. Wird er doch sogar zur Bezeichnung von Spontanänderungen von Einstellungen und Ansichten durch überraschende oder überwältigende Einsichten, intensive oder bewegende Erlebnisse oder durch Extremerfahrungen verwendet. Hinzu kommt, dass er interessierten Kreisen dazu dient, auch drogeninduzierte Bewusstseinsstörungen aller Art zu beschönigen oder sogar zu verklären.
  • Lieber Frohgesicht als Depressiv-Miene

    17.10.2008, Merle, Berlin
    Als ich mir diesen Artikel durchlas, ging mir vieles durch den Kopf. Ich begann mich selbst zu analysieren und stellte fest, dass ich mich als glücklich schätzen kann, weil ich mich nicht langweile! Aber viele Freunde und Bekannte in meiner Umwelt leiden unter den Symptomen, schwächer und leider auch stärker, als es gesund wäre. Durch die heute so reizerfüllte Umgebung werden Kleinigkeiten wie die genannten "grünen Blätter" nicht mehr wahrgenommen. Mann will mehr: bessere Handys, PCs, Autos und für was noch alles geworben und propagiert wird.

    Ein Teil des Artikels befasste sich mit den Themen Drogenabhängigkeit und Kriminalität, welche durch intensive Langeweile hervorgerufen werden können. Bislang versuchte die Gesellschaft die so genannte "Jugend mit gesellschaftswidrigen Tendenzen" mit Beschäftigungstherapie wieder zu normalisieren. Wäre es da nicht sinnvoller, sich mit der Ursache und nicht nur mit dem Symptom auseinander zu setzen?

    Allgemein ist es nicht bekannt, dass Langeweile nicht unbedingt durch mehr Reize zu bekämpfen ist, wie schon oben erwähnt, sondern durch den eigenen Kopf, dass man bei sich selber anfangen muss. Sollte da nicht ein Aufmerksamkeits- und Kreativitätskurs in Schulen für mindestens ein Jahr verpflichtend sein, so dass mehr und mehr durch Langeweile hervorgeholte "Depressiv-Mienen" durch Frohgesichter auf den Straßen ersetzt würden?
  • Finanzkrise und Gehirn

    17.10.2008, Dipl. Math. Stefan Pschera
    Was hat die Finanzkrise mit dem Gehirn zu tun? Warum wird Kapital bei viel Gewinn waghalsig? Das Kapital ist doch tote Materie, der handelnde Mensch entscheidet, also das Gehirn. Und da ist der Zusammenhang da.

    Wenig Geld bedrückt. Die Sorgen hemmen freies Denken. Also macht viel Geld frei. Dies ist ein fataler Irrtum. Besitz verändert das Denken, macht beschränkt. Je mehr, desto kleiner die Lösungsmenge, desto weniger Skrupel. Alles im Kopf unbewusst vorgedacht. Deshalb versagte die Elite. Der Kreislauf "Armut - Demut – Reichtum – Übermut - Vernichtung" ist hirnbedingt. Schicksal? Nein, verstehen was da im Gehirn passiert. Das Gehirn optimiert unbewusst energetisch.


  • Braincast von Arvid Leyh - äußerst interessant

    13.10.2008, Joachim Rose
    13-10-2008 - Heute aktuell neue Information >>Mathematik, Braincast 132<< und dafür hier ein Dankeschön. Die Podcasts von Arvid Leyh habe ich fast alle gehört und muss sagen, sie waren in der großen Mehrzahl äußerst bildungsintensiv, wenn man die vielen Einzelheiten des menschlichen Funktionierens betrachtet.

    So manche Info aus dieser Reihe konnte ich für mein tagtägliches Leben nutzen, um möglichst selbstbestimmt lebensgestaltend tätig zu sein. Dazu gehört ja vor allem ein funktionsfähiger Geist und der darauf aufbauende materialisierte menschliche Körper. Es ist ja das Wechselspiel zwischen Geist=DENKEN und Körper=materialisierendes HANDELN, welches unser Dasein als eine von vielen kosmischen Energieformen kennzeichnet und möglich macht.
  • Glück ist ... wenn einem trotzdem etwas glückt

    10.10.2008, Elfriede Müller, 81371 München
    Wenn man Glück nicht nur als individuelle Gemütsverfassung des Einzelnen betrachtet, sondern eine verallgemeinerbare Vorstellung von diesem Zustand entwickeln möchte, so kann man dies wohl nur im Kontext der jeweils gängigen gesellschaftlichen Wertvorstellungen kommunizieren.

    In einem Milieu, in dem es selbstverständlich ist, zu segeln und Porsche zu fahren, muss ich womöglich ein soziales Defizit verarbeiten, wenn mein einziges Vehikel das Fahrrad ist und ich wegen meiner Jogging-Leistungen auch nicht besonders beachtet werde. Bin ich in diesem "sozialen Abseits" glücklich?

    Glück im sozialen Zusammenleben ist wohl auch das Vermeiden von Defiziten und das Ansammeln gesellschaftlich-anerkannter Merite - vor allem angesichts einer patriarchal-leistungsorientiert denkenden Gesellschaft ...

    Meine These: Individuell erlebtes und wahrgenommenes Glück ist durchaus abhängig von den kollektiven Gücksvorstellungen eines spezifischen Milieus, also ist Glück wohl eine Klischeevorstellung als Spiegelbild der akzeptierten gesellschaftlichen Werte.
  • Ablenkung durch Kampagnen

    06.10.2008, Fritz Kronberg, Rondeshagen
    Als ziemlich vorsichtiger Fahrer fühle ich mich von keiner Kampagne dieser Art angesprochen, aber was mich ärgert, ist der Moment der Ablenkung, den dieser Blödsinn erzeugt. Gefährlich wird es, wenn viel Text auf diesen nervtötenden Plakaten steht. Dann kann die Ablenkung nämlich zu lange dauern und beispielsweise zu einem Auffahrunfall führen.

    Es ist völlig gleichgültig, wie solche Kampagnen gestaltet werden. Kein Raser wird sich angesprochen fühlen. Das Wort rasen ist nämlich nahezu bedeutungslos, weil jeder es anders definiert. Die dümmste Definition ist die, die an Überschreitungen von Geschwindigkeitsbegrenzungen festgemacht wird. Wenn jemand in einer auf 50 km/h begrenzten Zone auf einer breiten übersichtlichen Straße einen mit 35 km/h dahinschleichenden Vordermann überholt, dann ist es in der Regel sinnvoll, das mit 70 km/h zu tun, weil das den Überholvorgang verkürzt und somit die Unfallwahrscheinlichkeit senkt.

    Wenn aber jemand auf einer ebenfalls mit 50 km/h begrenzten engen kurvenreichen Straße bei Glätte diese 50 ausfährt, dann ist das Leichtsinn. Trotzdem wird der Erstere als Raser bezeichnet, der zweite nicht. Der Verkehrssicherheit dient man am besten, wenn man diesen ganzen Kampagnenquatsch ersatzlos streicht und die Mittel Sinnvollerem zuführt.
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