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Kommentare - - Seite 11

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Marshmallow heute noch der richtige Anreiz?

    26.06.2018, GeriS
    Ich kenne die Studien und den Ablauf nicht genau, aber wäre es nicht auch möglich dass Marshmallows - auf Grund der Verfügbarkeit von Süßwaren - heute nicht mehr den selben Anreiz bieten wie früher? In diesem Fall wäre dieser Test wohl nicht mehr geeignet um die Selbstbeherrschung zu prüfen ...
  • Oder der Reiz ist gesunken

    25.06.2018, Valentin
    Es könnte auch eine Rolle spielen, dass für die Kinder heutzutage Marshmallows weniger besonders sind und sie auch viele Süßigkeiten kennen, die ihnen besser schmecken.
    Stellungnahme der Redaktion

    Üblicherweise sind die Süßigkeiten, die Forscher Kindern inzwischen beim »Marhmallow-Test« anbieten, tatsächlich auf die Vorlieben der Teilnehmer abgestimmt. Statt einem Marshmallow müssen die Kinder dann Keksen, Weingummi, Schokolade, ... widerstehen.

  • Zu "Bloß nicht ausrasten"

    23.06.2018, Wieland Sonnenfeld
    Seneca hatte recht denn Zorn ist eine Reaktion aus Ungeduld. Die Überwindung des Zornes ist also nahezu gleichzusetzen mit der Überwindung der Ungeduld.
    Nur nahezu und nicht absolut gleichzusetzen, denn es gibt tatsächlich Situationen, in denen schnelles entschlossenes Handeln erforderlich ist, wobei ein gewisser Erregungszustand hilfreich sein kann. Wenn in solcher Situation schnelle Abhilfe in zorniger Erregung erfolgt, kann das sehr beglückend wirken. Der Zorn wird aber all zu oft ausgelebt obwohl bzw. gerade weil eine momentane Abhilfe nicht möglich ist.
    Die wahre Katharsis vom Zorn wird also erreicht durch das Erlernen von Geduld.
  • Pressemacht

    17.06.2018, Fritz Kronberg
    Solange die Presse nach dem amerikanischen Muster "bad news are good news and good news are no news" verfährt, wird sich an der negativen Weltsicht der Mehrheit nichts ändern.
  • Psychologie? Soziologie!

    15.06.2018, Max
    Dürfte ich fragen, wieso der fantastische Artikel über soziologische Sportforschung unter der Rubrik Sport-Psychologie veröffentlich wurde?
  • Ursache/Wirkung klar?

    06.06.2018, Matthias Rosenau
    Neulich las ich einen Beitrag im Slate Star Codex, in dem nahegelegt wurde, dass die Selbstmordrate (nicht die Tötungsrate!) in den USA mit Waffenbesitz korreliert, und zwar einfach durch die Verfügbarkeit dieses Selbsttötungsmittels. Da auch es auch hier nur um die USA geht, wär interessant, ob Höhenlage und Waffenbesitz korrelieren. Es gibt auch eine negative Korrelation zwischen Selbsttötung und Religiosität. Übrigens: in großen Höhenlagen bietet sich ein zusätzliches Mittel der Selbsttötung an.
  • Bei mir des öfteren

    03.06.2018, GR
    Ich habe auch keine Epilepsie, aber dennoch Situationen, bei denen ich weiß (nicht nur glaube!), dass ich diese schon einmal geträumt habe. Und auch ich habe keine wiederholenden Träume.
  • Der Darm weiß vielleicht, was ihm gut tut, aber die falschen Bakterien überstimmen ihn einfach

    25.05.2018, Oasenhoheit
    @Ekkehard Grubler, #1
    Die Zusammensetzung der Darmbakterien ist aber nicht bei uns allen grundsätzlich perfekt und unveränderlich. Eine unausgewogene Ernährung kann das Gleichgewicht zu unseren Ungunsten verschieben. Dies ist auch wissenschaftlich erwiesen und nicht nur alternativmedizinisches Wissen.

    Vgl. Wikipedia:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Darmflora#Nutzen,_Funktion,_Bedeutung

    "Die Darmflora beeinflusst das Körpergewicht und spielt eine Rolle bei der Fettsucht [...]. Aus Experimenten an „dicken“ [...] Mäusemutanten [...], denen der Fettsäureregulator Leptin fehlt, ist bekannt, dass sich die Darmflora von dicken und schlanken Mäusen hinsichtlich der Zusammensetzung des Verhältnisses von Bakterien der Gattung Bacteroides und des Stamms [...] der Firmicutes unterscheidet, wobei dicke Mäuse einen größeren Anteil an Firmicutes aufweisen. Auch die Darmflora des Menschen hat Einfluss auf das Körpergewicht. Im Darm von gesunden Menschen finden sich Firmicuten- und Bacteroideten-Stämme in einem Verhältnis von 1:1 bis 3:1. Bei übergewichtigen Patienten finden sich häufig verschobene Verhältnisse zu Gunsten der Firmicutes von 3:1 auf bis 25:1 (in Extremfällen bis 200:1). Eine Dominanz der Firmicutes führt zu einem besseren Abbau von Ballaststoffen und der Gewinnung von zusätzlicher Energie. Übergewichtigkeit ist deshalb auch ein Resultat einer verbesserten Energieversorgung durch übermäßig stark ausgeprägte Firmicutes. Bei einer Gewichtsreduktion verschiebt sich das Verhältnis von Firmicutes zu Bacteroides hin. Die gegenseitige Beeinflussung der Zusammensetzung der Darmflora und des Körpergewichtes wird mit der Energieaufnahme in Zusammenhang gebracht, weil durch die Zusammensetzung der Darmflora die Verdauung von Fettsäuren und Polysacchariden beeinflusst wird. Dies geht aus Experimenten hervor, in denen die Darmflora (aus dem Caecum) von dicken Mäusen in Mikroorganismen-freie Mäuse transplantiert wurde, und diese anschließend, trotz Verringerung der Nahrungszufuhr, an Gewicht zunahmen."

    Dies ist EIN möglicher Effekt einer unausgewogenen Darmflora. Ein anderer kann Heißhunger auf bestimmte Nahrungsmittel sein, zum Beispiel zuckerhaltiges.
    Diesem dann nachzugeben, ist kein naturgegebenes "auf das Buachgefühl hören", sondern den schädlichen Darmbakterien das geben, was sie wollen, auch wenn der Darm viel lieber etwas anderes hätte.
  • Der problematische Bewusstseinsbegriff

    09.05.2018, Frank Vollbrecht
    Zurecht wird in dem Essay „Haben Insekten Bewusstsein?“ die Frage nach der Definition des Begriffs Bewusstsein aufgeworfen. Eine mögliche Interpretation der Quantenphysik geht sogar so weit zu sagen: „Alles ist Bewusstsein! Ein Bewusstsein!“. Hieraus lässt sich folgern, dass auch Materie als eine Form des Bewusstseins anzusehen ist. Das zeigt, wie weit der Begriff Geist beziehungsweise Bewusstsein definiert werden kann.

    Interessanterweise wird in dem Essay auch beschrieben, wie Menschen ohne ihr eigenes Ich-Bewusstsein in der Lage sind, Handlungen zu vollziehen, ohne dass sie sich dessen bewusst werden. Hierzu hatte der Zen-Meister Katsuki Sekida bereits vor einigen Jahrzehnten beschrieben, wie der Gedankenprozess in einer 3-stufigen Abfolge von „Teilgedanken“, die er als die 3 Nen bezeichnet, erfolgt. Danach wird der 1. Nen als reiner, dem Bewusstsein verborgener Gedankenimpuls angesehen, der 2. Nen als Erkennen des 1. Nen und der 3. Nen als bewertende Reflektion auf den 2. Nen. Durch Wirken dieses 3. Nen wird das Ich-Bewusstsein empfunden. Bei normalen Gedankenprozessen laufen die 3 Nen in sehr hoher Geschwindigkeit nacheinander ab. Störungen in der Abfolge der 3 Nen können zu Veränderungen beim Bewusstseinsprozess führen, bis hin zu pathologischen Erscheinungen wie Schizophrenie. Katsuki Sekida beschreibt weiterhin, wie durch bestimmte Meditationen die Abfolge der 3 Nen gezielt verändert werden kann. Hierbei kann durch Ausblenden des 3. Nen das sonst gefühlte Ich-Bewusstsein zum Verschwinden gebracht werden. Blendet man dann außerdem noch den 2. erkennenden Nen aus, findet keine Sinneswahrnehmung mehr statt und Handlungen werden unbewusst ausschließlich vom 1. Nen ausgelöst. Diese Situation entspricht dann den im Essay beschriebenen unbewussten Handlungen eines „Zombie“. Wenn ausschließlich der 2. Nen ausgeblendet wird, dann entspräche das dem Verhalten von Menschen mit Schäden im visuellen Kortex.

    Als Konsequenz der Wirkungen der 3 Nen ergibt sich schließlich die philosophisch schwerwiegende Frage „Wer oder was ist der Denker beziehungsweise der Handelnde?“.
  • Eltern junger Kinder leiden auch unter Schlafentzug

    07.05.2018, Rolf
    Ich finde das diese Studien immer eine nicht Bevölkerungsgruppe vergessen (zu der ich zufällig selbst gehöre). Eltern junger Kinder leiden oft auch unter Schlafentzug. So kommt man vielleicht auf eine gewisse Anzahl von Stunden Schlaf, welche aber oft durch häufige Unterbrechungen nicht die Qualität haben wie sie in diesen Studien gefordert wird. Demnach leide ich jetzt seit 6 Jahren an Schlafmangel und hätte ohne diese Beeinträchtigung den Nobelpreis sicher. Meiner begrenzten Beobachtung nach ist es aber oft so das Menschen die gewohnt sind gut zu schlafen empfindlicher auf einzelne Nächte mit Schlafmangel reagieren. Deshalb denke ich das diese Studie zu kurz angelegt ist und man längerfristige Effekte untersuchen sollte.
  • Erwartbare, geh nach Hause

    04.05.2018, Oliver
    "Dabei lassen die meisten einen Mangel an Kenntnissen in Statistik erkennen der doch erschreckt."

    Nette Behauptung.

    "Wer sich mit der Antike beschäftigt weiß zum Beispiel das Cäsars gallischer Krieg einen größeren Teil der ansässigen Bevölkerung getötet hat als Beide Weltkriege zusammen.
    Das ist eine Tatsache."

    Nein. Ist es nicht. Das ist eine Behauptung von Ihnen. Die wird nicht zur Tatsache, weil Sie sie so deklarieren.
    Was genau meinen Sie überhaupt damit? Mehr getötet ...
    ... in absoluten Zahlen?
    Prozentual ?
    ... aber zu was? Europa? Weltbevölkerung? Frankreich 50 vor Christus?

    Das sollen wir uns wohl aussuchen?
    Was immer zu Ihrer Behauptung gerade am besten passt ?
    WISSENSCHAFTLICHE GENAUIGKEIT ist nicht wirklich ihr Ding, hm? Schon klar.

    "Der Rest der Pessimisten betreibt cherry picking und sucht sich einzelne Punkte heraus die ihnen unlogisch erscheinen. "

    Wissenschaftlich reicht es, wenn ein Punkt der Beweisführung sich als falsch herausstellt.
    Dies kippt die ganze Kette der Beweisführung.
    Aber wissenschaftlich zu sein, ist ja eh nicht so Ihr Ding. Wie man gerade sehen konnte.

    "Dabei ändert das an der Gesamtaussage nichts."

    Aber am Wahrheitsgehalt der Gesamtaussage leider ALLES.

    "Aber natürlich kann man mit Untergangsprophezeihungen mehr Aufmerksamkeit generieren als mit guten Nachrichten."

    Berechtigt ( weil OBJEKTIV NACHVOLLZIEHBAR ) zu kritisieren, ist nicht das gleiche wie Untergänge zu prophezeien.
    Ihre Art der Darstellung
    - wer nicht weiss sagt, muss automatisch schwarz meinen-
    ist völlig undifferenziert und nichts als POLEMIK.

    Tatsächlich habe ich der Grundthese nicht einmal widersprochen, sondern lediglich eine andere Begründung angeboten.
    Aber statt aufmerksamem Lesen wilde Anschuldigungen ist ja genau Ihr Ding, hm?
    Zusammengefasst:
    Hier wurde eine ziemliche Menge berechtigter Kritikpunkte vorgetragen, die die Aussagen und Glaubwürdigkeit des Forschers sehr zweifelhaft erscheinen lassen.
    Ihr Beitrag wiederum beschränkt sich auf reine Polemik.
    Und wer braucht das schon? Außer Ihnen natürlich.

  • 3. Auswirkungen von Macht

    27.04.2018, Charley
    27.04.2018
    Also sollten am Besten nur Menschen in Machtpositionen gelangen, die über eine gewisse Charakterstärke verfügen und sich eher um ihre "Untergebenen" bemühen als um sich selbst - nur - wie soll man das bei unseren Politikern voerher wissen?
  • Erwartbare

    26.04.2018, tobmat
    Kaum kommt jemand daher und verbreitet etwas Optimismus, stürmen die Pessimisten auf ihn ein und zerreisen ihn in der Luft. Dabei lassen die meisten einen Mangel an Kenntnissen in Statistik erkennen der doch erschreckt.
    Wer sich mit der Antike beschäftigt weiß zum Beispiel das Cäsars gallischer Krieg einen größeren Teil der ansässigen Bevölkerung getötet hat als Beide Weltkriege zusammen. Das ist eine Tatsache.

    Der Rest der Pessimisten betreibt cherry picking und sucht sich einzelne Punkte heraus die ihnen unlogisch erscheinen. Dabei ändert das an der Gesamtaussage nichts. Die Gewalt ist seit JAhrhunderten rückläufig. Dabei wird die Welt nicht nur friedlicher, sondern auch das Leben besser. Alle Wohlstandsindikatoren die man so kennt zeigen deutlich nach oben in praktisch allen Teilen der Welt.

    Aber natürlich kann man mit Untergangsprophezeihungen mehr Aufmerksamkeit generieren als mit guten Nachrichten.
  • Weit hergeholte Theorie ...

    22.04.2018, Oliver
    Ein klassisches Beispiel dafür, was passiert, wenn ein Wissenschaftler seinen angestammten Bereich verlässt. Psychologie ist nicht wirklich Archäologie oder Anthropologie. Wer aber "Stammeskulturen" als Beweis für die eigene These heranzieht, sollte sich bei denen auch auskennen.
    Sonst passiert es, daß eine völlig zerrüttete Gesellschaft wie die Inuit (sehr hohe Arbeitslosigkeit und mangelnde Zukunftsperspektive, völliger Zusammenbruch sozialer Strukturen) , deren heutige MODERNE Existenz sich fundamental von ihrer HISTORISCHEN unterscheidet, als Beweis für "Stammeskultur" herangezogen werden. Nichts könnte der Realität ferner sein. Vielmehr zeigen solche "Beispiele", wie auch z. Bsp. die Indianervölker Nordamerikas, welchen verheerenden Einfluss eine dominante fremde Kultur wie in diesen Fällen die westliche auf ein Naturvolk hat, wenn die althergebrachte Lebensweise rücksichtslos verdrängt, aber nicht durch einen adequaten Ersatz ausgeglichen wird. Identitätsverlust, Verlust der sozialen Strukturen, Verlust der wirtschaftlichen Grundlage, Verlust der Lebensperspektive ... daß dergestalt dauertraumatisierte Völker psychologisch nicht ganz auf der Höhe sind und all die gewalttätigen Verhaltensauffälligkeiten zeigen, die zu erwarten sind, dürfte nicht überraschen. Das westliche Aquivalent zu diesen "Naturvölkern" ist das Ghetto (natürlich der schlimmste Teil ) wo man folgerichtig genau den selben Typus Mensch inclusive hoher Gewaltbereitschaft findet.

    Kurz gesagt: Diese "Völker" stützen die aufgestellte These keineswegs. Vielmehr zeigen sie einen auffälligen Mangel in der wissenschaftlichen Herangehensweise, genauer gesagt: In der Genauigkeit.
    Auch den Koreakrieg als letzten zwischen "Demokratien" geführten Krieg zu bezeichnen, ist sicher weit hergeholt. Die damit einhergehende Implikation scheint zu sein, daß seitdem nur noch die "Bösen" Krieg führen ( haben denn die "Guten" überhaupt jemals Kriege untereinander geführt?).
    Dies wirft folgende Fragen auf:
    1. Welche Definition für "Demokratie " verwendet der Author der These?
    Letztlich sind die Begriffe Demokratie und Diktatur ja ziemlich beliebig zu verwenden. Erdogan - gewählt; Demokrat? Putin, Orban, ...
    Ab wann genau wird denn eine Dekokratie zur Diktatur, Diktatur zur Demokratie?

    2. Letztlich geht es in der These doch um Gewalt und ihre Ausdrucksformen wie Kriege etc., ist da wirklich wichtig wer gegen wen Krieg führt? Welche Regierungsform gegen welche? Oder warum überhaupt?
    Diese Art von Haarspalterei mag geeignet zu sein, die These glaubhafter wirken zu lassen, faktisch korrekt zu sein sieht allerdings anders aus.
    Die Liste der Kriege seit 1953 ist ja wirklich lang genug ...

    Insgesamt wirkt die These sehr konstruiert; die Beweisführung lässt schon nur bei den erwähnten Punkten deutlich zu wünschen übrig.
    Dies ist keineswegs vertrauenserweckend.

    Abschließend möchte ich noch bemerken, daß ich ebenfalls insgesamt in der Welt eine tendentiell eher rückläufige Gewalt zu erkennen glaube. Der Grund liegt aber wahrscheinlich eher in den weltweit stark verbesserten Lebensumständen.
    Man muss keine wissenschaftliche Studie bemühen, um zu erkennen, daß die Staaten mit den besten Lebensumständen wie die skandinavischen Länder, Niederlande etc. auch die Länder mit der geringsten Gewalt sind -dies sowohl intranational in der Bevölkerung als auch international im Umgang zwischen den Staaten.
    Länder wie die der ehemaligen GUS, Russland, Ukraine usw. zeigen eine deutlich höhere Tendenz zur Gewaltbereitschaft, und am schlechtesten schneiden Länder wie der Sudan etc ab.
    Scheint so, als wären zufriedene Menschen insgesamt weniger gewaltbereit.
    Welch eine Überraschung.
    Aber vielleicht nicht ganz der Stoff, mit dem man sich als "Wissenschaftler"interessant in Szene setzen kann
  • verzerrt

    22.04.2018, Gabriele Wruck
    Toll, wie S. Pinkett weiß, wieviele Vergewaltigungen es früher, ganz früher und heute gab und gibt. Man fragt sich, woher. Schließlich wird bis heute kaum eine Vergewaltigung zur Anzeige gebracht, denn es steht für eine Frau in keinem Verhältnis, sich von der Männerjustiz wochen- und monatelang gleich nochmal quälen zu lassen, nur damit der Täter VIELLEICHT zwanzig Stunden beim Gärtner aufgebrummt bekommt (schwere Kindheit, fester Wohnsitz, Ausbildungplatz in Aussicht und bisher immer 100% erfolgreich an der Strafverfolgung vorbeivergewaltigt = gute Sozialprognose).

    Auch die haarsträubende Leichenzählerei 1 zu 1 zur Grundlage allgemeiner Aussagen über Gewalt zu machen, ist im Sinne des Wortes total beschränkt.

    Gerade in Zeiten, da Gewalt vielfach darin besteht, dass man eben NICHT sterben darf, also in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen quasi als wehrloses Werkstück karitativ vergewaltigt wird, in denen junge Mädchen mit grauenhafer Pornographie und medial allpräsent mit aggressiven Optmierungsbefehlen seelisch bekriegt werden, in denen es nach sprengstoffgestützter Gewalt eben nicht nur Todesopfer, sondern auch all die verstümmelten Opfer gibt, für die sich dann keiner mehr zu interessieren scheint, auch kein Statistiker, denn so gemütlich fassbar wie die Kategorie "tot" ist das dann eben nicht mehr.

    Perspektivisch jedoch kommt vor allem ein Aspekt hinzu, für den es keinen historischen Vergleich gibt. Und der einer der Hauptgründe dafür sein dürfte, wenn die im Beitrag aus den isolierten Leichenzahlen herausinterpretierte Tendenz in Richtung Gewaltreduktion ihren Zenit zügig überschritten haben wird: Die Überbevölkerung. Die Unmöglichkeit, woandershin auszuweichen.

    Bereits jetzt ist spürbar, wie der Druck im Kessel steigt. Man muss wohl schon sehr flauschig aufgehoben sein in seiner wohlversorgten Harvard-Blase, um ignorieren zu können, mit wieviel psychischem und sozialem Druck die junge Generation gerade aufwächst. Das Unaussprechliche geht heute seltener offiziell von Staaten aus. Es ist privatisiert worden. Und es wird bereits nicht mehr totgeschwiegen, sondern geliked.
    Totgeschwiegen im Artikel wird stattdessen die ökologische und ökonomische Gewalt, die unser wunderbar schädeleinschlagsreduzierender Wohlstand anderswo erzeugt und der dann einhergeht mit statistisch schlecht erfasster physischer Gewalt. Wenn im Kampf um Diamanten und Kobalt der Kindersoldat regelmäßig zu Kriegsvergewaltigungen gezwungen wird und die "junge Mutter" dann das Ergebnis dieser Gräueltat malträtiert, mag das bestialisch klingen, aber einen Punkt für S. Pinketts Gewaltstatistik gibt das nicht, es ist ja keiner tot. Jedenfalls nicht durch Schädeleinschlag.

    Ich empfehle dem Autor ein Flussbad in Nigeria mit Blick auf die beeindruckende Skyline der Bohrtürme, und derart erfrischt besteige er gern den Mount "ausrangiertes deutsches Elektrogerät" in Ghana. Vielleicht kommen ihm dann Begriffe wie "Verlagerungseffekt" und "Bumerang" in den Sinn.
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