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Kommentare - - Seite 102

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Umdenken!

    07.07.2013, Doppelte Verneinung
    Antisoziale richten in der Gesellschaft eine Spur der Verwüstung an, die Psychologie und Psychiatrie nicht länger so dulden dürfen wie bisher. Es gibt Behandlungen gegen den Willen von Patienten, zum Beispiel bei Manien. Aber warum immer noch nicht bei antisozialer Persönlichkeitsstörung? Es liegt auf der Hand, dass von diesem Typus ein wesentlich größerer Schaden ausgeht als von Manikern.

    So lange es den verantwortlichen Institutionen so egal ist wie jetzt, wird da Selbstjustiz geübt. Das ist kein Witz. Die findet statt und organisiert sich. Das wird vielleicht gleich verständlicher.

    Ich kann immer solche Zahlen wie drei Prozent nicht gut glauben, da es in meinem Leben chronisch ist, Opfer von antisozialem Verhalten zu werden. Ich muss wohl ins Beuteschema passen. Interessant ist dabei allerdings, dass ich durch meinen Charakter eine Art Falle für Antisoziale darstelle. Seit ich eine gewisse Reife erlangt habe, hat noch jeder Antisoziale, der sich wieder "an mir zu schaffen machte" seinen Meister gefunden. Ich habe einfach Rache und Selbstverteidigung gelernt und motiviere wiederholt Menschen dazu, dieselben Mittel zu gebrauchen. Ich kann mich brüsten, dass ich mir manche Antisozialen erzogen habe, was allerdings nur mit harter Hand möglich war. Etliche habe ich in die Flucht geschlagen, manche zu Zusammenbrüchen gebracht. Und ich finde, sie haben es alle verdient.

    Da oben schon mal das Thema Überlegenheit zur Sprache kam, ich bin hochbegabt und hochsensibel, habe außerdem den meisten viel an Körperkraft voraus. Ich habe meine - auch was für ein bescheuertes Wort - Überlegenheit schwarz auf weiß in Testergebnissen. Ich weiß, dass sich jeder Antisoziale nur selbst überschätzt und obendrein noch von den Psychologen überschätzt wird. Antisoziale erzählen sich eine Geschichte über sich selbst, die nichts mit ihrer wirklichen Position zu tun hat. Die beschränkte Wahrnehmung der Antisozialen macht sie plump, wenn es hart auf hart kommt. Nur habe ich keine Lust, mich ein Leben lang mit diesen Vollpfosten rumzuschlagen. Staat und Psychiatrie müssen für diese Fälle endlich Verantwortung übernehmen, und auch wegen der oben angedeuteten Paradoxie in der gesetzlichen Handhabung mal genauer über die eigenen Werte nachdenken.
  • Danke Bea!

    05.07.2013, Dana Haase-Tetzlaff
    Ich danke Ihnen für Ihren Bericht, besonders für Ihren letzten Absatz. Ich kenne diese Thematik (in meiner Ehe - auf beiden Seiten) leider auch aus eigener Erfahrung und bin mehr als froh, mit diesem Problem nicht ohne Jesus dastehen zu müssen. Es ist schon schwer, das Dilemma überhaupt zu erkennen und benennen zu können. Und um ein Vielfaches schwerer ist es, aus eigener Kraft beständig etwas daran zu ändern. Aus unserer menschlichen Sicht gilt Narzissmus als nicht therapierbar, nur als eindähmbar und mehr oder weniger gut steuerbar, solange es sich die Betroffenen eingestehen wollen und mit sich "arbeiten" lassen. Die Flucht nach vorn, unüblicherweise ganz selbstlos und auch innerlich ganz offen, zusammen mit Christus, schenkt mir jeden Tag ein ganzes Maß mehr Freiheit. Ich muss nicht mehr alles so festkrallen, und mein Mann muss nicht mehr jeden Atemzug bestimmen und kontrollieren. Heute kann ich loslassen, und mein Mann kann es auch. Bis dahin ging viel Zeit (drei Jahre auf Abstand) ins Land, jeder für sich mit Christus.
    Ich war lange nicht fähig, Selbstkritik zu üben; es hat einfach zu sehr wehgetan, das spürte und dachte ich auch, und es war auch einfacher, mit dem Finger auf meinen Mann zu zeigen. Geholfen hat das niemandem. Es nützt auch nichts, sich in die nächste Beziehung zu flüchten, solange man sich seine eigenen Anteile am Misslingen einer dauerhaft harmonischen Zweisamkeit nicht zugestehen will und sie nicht wenigstens mal unvoreingenommen überprüft.

    Ich danke Ihnen, Bea, jedenfalls herzlichst für Ihren Kommentar.
    Gott segne Sie!

    Dana
  • Musik und Emotionen

    01.07.2013, Bernd Willimek
    Da ich mehrfach gebeten wurde, das Prinzip der Strebetendenz-Theorie auf eine Weise darzustellen, so dass sie auch ein Laie mühelos nachvollziehen kann, füge ich dem obenstehenden Artikel eine solche Erklärung bei. Sie ist unter folgendem Link kostenlos abrufbar:
    www.willimekmusic.de/erklaerung-strebetendenz-theorie.pdf
    Bernd Willimek
  • Da ist doch noch mehr drin

    01.07.2013, Kargo
    Danke für den interessanten Artikel. Es wirkt fast so, als sollte man dann doch lieber zu Medikamenten greifen. Dabei gibt es so viele Möglichkeiten, sich besser konzentrieren zu lernen. Zwar muss jede/r letztlich selbst das eigene Wundermittel finden, aber es gibt schon mehr Optionen als Mnemotechniken und ein gesundes Leben.
    Auf der Seite "studienstrategie.de" werden allein 10 Tipps genannt, wie Konzentration sich erlernen lässt - die haben mir persönlich im Master-Studium sehr weitergeholfen. Hier der Link: http://www.studienstrategie.de/konzentration/konzentration/

    Vielleicht fließt davon ja etwas in Ihren nächsten Artikel zum Thema Konzentration ein.
  • Hahaha

    28.06.2013, Strofe
    Gerade habe ich Herzrasen vor Freude ...
    Frau Dr. ist schon nah dran.
    Dass ich hier einen Beitrag veröffentliche, hat einzig und allein den Zweck, Kontakt zu jemandem aufzunehmen, der meine Genialität begreift. Niemand weiß, was ich eigentlich leiste und wie gut ich meine Gabe entwickelt und verfeinert habe. Das Wort Störung ist völlig falsch gewählt, genauso wie das Wort betroffen ... Das ich nicht lache! Kurz zu meiner Person. Ich bin weiblich, 23 Jahre alt, extrem attraktiv, habe Abitur und halte mich für den Mittelpunkt der Welt. Das ich meinen Altersgenossen weit überlegen bin, war mir schon früh klar. Jeder in meiner Umgebung war mir zu einfach gestrickt. Niemand war mir gut genug, was mich zu einer Einzelgängerin machte. Naja, ich machte mich selbst dazu ;-) Es ist schwierig, meine Fähigkeit in Worten zu beschreiben, aber um es mal plump auszudrücken, ... Ich weiß intuitiv, was ich wie tun, sagen, machen muss, um einen Menschen zu meinem Eigen zu machen. Ich bin eine oscarreife Schauspielerin und Improvisationstalent, wenn es um lügen geht. Ich würde mich als Kamäleon bezeichnen. Egal in welcher gesellschaft ich mich befinde, ob bei der Arbeit oder in der Freizeit, ich habe und brauche eine besondere Position. Ich bin der Mittelpunkt des Geschehens und/oder nehme bei dutzenden Personen eine einzigartige, spezielle Rolle in ihrem Leben ein. Geschätze 30-mal habe ich bisher jemanden besser verstanden oder war jemandem ähnlicher als jemals ein mensch zu vor ;-) Ich war mir bis vor kurzem nicht darüber im Klaren, dass meine Mitmenschen anders empfinden als ich. Dass es Auswirkung auf deren tatsächliches körperliches Wohlbefinden hat, wenn es jemandem, dem sie mögen, schlecht geht. Wenn ich zu meinem Vater, der mein engster Vertrauter ist, sage, dass es mir leid tut, dass er jeden Tag um die Existenz seiner Massagepraxis kämpfen muss und jeden Cent dreimal umdreht, tangiert mich das in Wahrheit kein Stück. Ich mache mir lediglich Gedanken um den finanziellen monatlichen Zuschuss, der dann weg fällt. Ich habe für jeden tröstende Worte, aber letztendlich ist es mir vollkommen egal, wie es meinen Bekannten geht, solange das keine Nachteile für mich hat. Dasselbe gilt für Todesfälle. Alles in allem bin ich sehr zufrieden. Das einzige, was mich akut stört ist, dass jeder Mann, den ich mal für ein paar Monate liebe, durchdreht und nicht einfach verschwindet, wenn ich ihn nicht mehr will. Ich habe bisher erst einen Menschen getroffen, der meine Gabe teilweise erkannt, aber nicht einordnen konnte. Lediglich, dass ich besser bin als alle anderen und mir keiner gewachsen ist. Seine Worte waren: Du bist gut ... du weißt noch gar nicht, wie gut. Nun ist etwas Zeit vergangen, und ich wünsche mir endlich mal wieder den Austausch mit jemandem, der mich bereichert.
  • Wer bin ich?

    28.06.2013, Richard Kinseher, Kelheim
    Zum Editorial im GuG-Dossier 2/2013 Expeditionen ins Ich:

    Unsere Ich-Wahrnehmung bildet sich etwa im 2. Lebensjahr heraus (siehe Wikipedia: Spiegeltest), aber wir können uns das ganze Leben lang an Erlebnisse ab dem 5. Schwangerschaftsmonat erinnern; in der gleichen Reihenfolge, wie sich die Sinne entwickeln (siehe Nahtod-Erfahrung: das selbstbeobachtbare Gehirn). Damit stellt sich die erweiterte Frage: Wer bin ich - bevor ich ICH bin?

    Die Erinnerungen ab dem 5. Schwangerschaftsmonat laufen einheitlich strukturiert ab und wären somit der systematischen wissenschaftlichen Forschung zugänglich - diese unterbleibt aber bisher, weil dieses Thema ignoriert wird. Wer Fragen nicht stellt, erhält auch keine Antworten z.B. zu beantwortbaren Themen wie: Was ist das Selbst/Ich? Was ist Denken/ein Gedanke/Kreativität? Wie werden Erfahrungen abgespeichert und erinnert? Was ist Bewusstsein? Was ist bzw. wie entsteht Empathie? Usw.

    Wenn Sie die Erinnerungen ab dem 5. Schwangerschaftsmonat ignorieren, dann fehlen Ihnen wichtige Grundlagen für das Wesen des ICH, und Sie werden nie eine vernünftige Antwort auf Ihre Frage finden: "Wer bin ich?"

    Mit freundlichem Gruß

    Richard Kinseher

    PS: Per Googlesuche ["ready steady slow" discover magazine Kinseher] finden Sie meinen Comment (Nr. 12) mit den drei Regeln, mit denen unser Gehirn arbeitet, wenn wir etwas wahrnehmen bzw. wenn wir denken. Aus diesen drei Regeln können Sie einen Beitrag für Ihr Heft machen, denn den meisten Lesern wird nicht bekannt sein, wie einfach unser Gehirn arbeitet.
  • Das ist doch nicht neu!

    28.06.2013, Walter Weiss
    Als es noch eine überschaubare Menge menschlicher Individuen gab, zogen - vor vielleicht 100 000 Jahren, wenigstens aber vor "Out-of-Africa" - höchstens familiengroße Gruppen durch die afrikanischen Savannen. Die damaligen Menschen brauchten starke Angriffskapazitäten nach außen und empathische Eigenschaften im inneren Familienverband. Kein Wunder, dass evolutionär auch nur diese beiden Eigenschaften genetisch gefestigt wurden - es gab ja gar keinen anderen Evolutionsdruck.

    Und an diesem Bild hat sich bis heute nichts geändert - es KONNTE sich evolutionsbiologisch gar nichts daran ändern, schon weil die dafür zur Verfügung stehende Zeit viel zu kurz ist.

    Und deshalb bleibt Empathie gegenüber Menschen außerhalb der Familie und außerhalb des persönlichen Freundeskreises immer nur ERLERNT und ERWORBEN, und zwar meistens recht mühsam und immer wieder wiederholend erworben, insbesondere als im Vordergrund stehende Aufgabe des demokratischen mit Menschenrechten grundgesetzlich ausgewiesenen Staates.

    So einfach ist die Sache! Man braucht keinerlei Bücher, keinerlei lange Abhandlungen zur Erkenntnis.
  • Motivation

    27.06.2013, Kathrin
    Die Schule, in der Schüler immer das lernen können - so schön es auch wäre -, was sie möchten, wird es nicht geben. Wer kein Mathe mag, wird nicht drumherum kommen, und was Schülern neben Motivation häufig auch fehlt, ist die Bereitschaft, sich anzustrengen. Schule ist kein Event, auch wenn Unterricht auf jeden Fall interessant gestaltet werden sollte. Aber mit den Medien kommt Schule sowieso nicht mit.
  • Musik und Emtotionen

    23.06.2013, Bernd Willimek
    Das größte Problem bei der Beantwortung der Frage, wie Musik Emotionen erzeugt, dürfte die Tatsache sein, dass sich Zuordnungen von musikalischen Elementen und Emotionen nie ganz eindeutig festlegen lassen. Die Lösung dieses Problems ist die Strebetendenz-Theorie. Sie sagt, dass Musik überhaupt keine Emotionen vermitteln kann, sondern nur Willensvorgänge, mit denen sich der Musikhörer identifiziert. Beim Vorgang der Identifikation werden die Willensvorgänge dann mit Emotionen gefärbt. Das gleiche passiert auch, wenn wir einen spannenden Film anschauen und uns mit den Willensvorgängen unserer Lieblingsfigur identifizieren. Auch hier erzeugt erst der Vorgang der Identifikation Emotionen.

    Weil dieser Umweg der Emotionen über Willensvorgänge nicht erkannt wurde, scheiterten auch alle musikpsychologischen und neurologischen Versuche, die Frage nach der Ursache der Emotionen in der Musik zu beantworten. Man könnte diese Versuche mit einem Menschen vergleichen, der einen Fernsehapparat aufschraubt und darin mit einer Lupe nach den Emotionen sucht, die er zuvor beim Ansehen eines Films empfunden hatte.

    Doch wie kann Musik Willensvorgänge vermitteln? Diese Willensvorgänge haben etwas mit dem zu tun, was alte Musiktheoretiker mit "Vorhalt", "Leitton" oder "Strebetendenz" bezeichnet haben. Wenn wir diese musikalischen Erscheinungen gedanklich in ihr Gegenteil umkehren (der Ton strebt nicht fort, sondern ich will, dass der Ton bleibt), dann haben wir im Prinzip den Willensinhalt gefunden, mit dem sich der Musikhörer identifiziert. In der Praxis wird dann alles noch etwas komplizierter, so dass sich auch differenziertere Willensvorgänge musikalisch darstellen lassen.

    Weitere Informationen erhalten Sie über den kostenlosen Download des fünfteiligen Artikels "Warum klingt Moll traurig? Die Strebetendenz-Theorie erklärt das Gefühl in der Musik" des Onlinemagazins "musik heute" unter dem Link:
    http://www.musik-heute.de/tags/strebetendenz-theorie/
    oder über den kostenlosen Download des E-Book der Universität München "Musik und Emotionen - Studien zur Strebetendenz-Theorie":
    http://ebooks.ub.uni-muenchen.de/26791/

    Bernd Willimek
  • Keine Kultur zuvor...

    23.06.2013, Manfred Gotthalmseder
    Keine Kultur zuvor hat jemals den egoistischen Einzelkämpfer zum Idealtyp stilisiert. Wir haben ihn in unseren Spielfilmen, in der Werbung, in fast allen Vorbildern. Wer glaubt, dies hätte keine Wirkung, ist naiv.

    Die Idee, dass eine maximale Wohlfahrt für alle entstünde, wenn nur jeder nach seinem Optimum strebt, muss heute als widerlegt gesehen werden. Wir sollten uns biologische Organismen ansehen, wie Bienen oder Ameisen, um zu erkennen, dass das Optimum für alle eben nicht der Egoismus des Einzelnen ist.

    Die ökonomischte Verhaltensweise in einem absolut freien Markt wäre der Raub, und dass Raub nicht das Optimum für alle sein kann, ist klar. Wir werden aber noch einiger weiterer Marktregeln bedürfen, als nur des Verbots des Raubes. Auch Geldschöpfung kann eine "getarnte" Form des Raubes sein. Deshalb tritt banken-in-die-schranken.org für eine bürgergeschöpfte Zweitwährung ein, um das Monopol zu brechen. Monopole geben einzelnen die Option andere zu erpressen. Sie ermöglichen Raub.

    Übel wirkt sich egoistisches Konkurrenzdenken vor allem im Bildungssektor aus. Wissen vermehrt sich nämlich nur durch teilen. Werden Lehrer in Wettbewerb um Schülerzahlen gestellt, so stellen sie ihre Unterrichtsvorbereitungen nicht mehr freiwillig ins Internet. So hat sich im letzten Jahrzehnt ein starker Rückgang solcher Unterlagen im Netz ergeben.

    Wie werden all die Menschen entschädigt, die Information ins Netz stellen? Kollektiv ließen sich gute Modelle aufbauen. Wettbewerb hingegen führt immer in "the winner takes it all"-Modelle, bei denen am anderen Ende der Großteil finanziell verhungert.

    Wir brauchen eine neue philosophische Basis. Schirrmacher trägt seinen Teil bei.

    Es gibt in unserer Wirtschaft sich selbst verstärkende Prozesse (positiv rückgekoppelt), welche Werte gegen unendlich treiben. So zum Beispiel die Vermögenskluft durch Zins und inflationäre Umverteilung. Oder die Berühmtheit Einzelner, welche durch mediale Präsenz verstärkt wird und umgekehrt. Aus der Natur wissen wir, dass ökologische Systeme stabil sind, weil sie auf negativen Rückkopplungen baiseren. Ein Beispiel sind soziale Schulden, wie es sie auch unter Tieren gibt. Sie sind (im Gegensatz zu Geldschulden) negativ verzinst. Das heißt, sie geraten in Vergessenheit. Wenn mir ein Nachbar, dem ich vor 10 Jahren ein Fahrrad geschenkt habe, nun eine Komode schenkt, die nur die Hälfte wert ist, so sind wir quitt, da eine 10-jährige Schuld schon halb vergessen ist. Negative Rückkopplungen halten alle Parameter in Grenzen und führen ins Gleichgewicht. Eine sich selbst regulierende Wirtschaft muss also auf Gesetzesgrundlagen fußen, welche dort greifen, wo ohne Regulierung positive Rückkopplungen (Teufelskreise) entstünden. Wir müssen vom politischen links-rechts-Denken zu einem systemtheoretischen Ansatz finden um das zu erreichen.
  • Bizarre Verzerrung

    23.06.2013, Tim
    Und da nun jeder glaubt, er müsse so handeln, wie es der Homo oeconomicus vorschreibt, tut er es auch.

    So ein Blödsinn. Wieviele Menschen (z.B. im Umfeld von Schirrmacher) handeln tatsächlich so, wie Schirrmacher es beklagt?

    Allerdings sollten wir Solidarität und Mitgefühl nicht von vornherein ausschließen oder sie gar als romantischen Firlefanz abtun.

    Noch mal: So ein Blödsinn. Wieviele Menschen (z.B. im Umfeld von Schirrmacher) schließen Soldarität und Mitgefühl von vornherein aus?

    Wie so oft argumentiert Schirrmacher mit bizarren Trugbildern, um auf möglichst steile Thesen zu kommen. Ein Blick auf die Realität würde helfen: Wir Menschen sind nicht so schlimm, wie seit Jahrzehnten überwundene Modellvorstellungen aus den 60er Jahren glauben machen.

    Aber mit einer wirklichkeitsnahen Darstellung ließe sich wahrscheinlich nicht genug Auflage machen. Schirrmacher handelt eben grundsätzlich egoistisch. Das macht ihn berechenbar.
  • Eben Alexander ist kein Neurologe!

    20.06.2013, HF
    Eben, Alexander ist kein Neurologe, sondern Neurochirurg. Das ist nicht nur eine andere Facharztrichtung, sondern ein ganz bedeutender Unterschied. Ein Neurochirurg hat mit Hirnforschung ungefähr sowiel zu tun, wie ein Automechaniker mit der Programmierung von Flugzeugsoftware. Ich habe als Neurologe in der Klinik fast täglich mit Neurochirurgen zu tun. Neurochirurgen wissen, weil es nicht ihre Aufgabe ist, in der Regel nicht das Geringste über die Funktionen des Gehirns. Sie wissen wohl Bescheid über funktionelle Anatomie, aber eben nur im makroskopischen Bereich. Von Neurotransmittern, Verschaltungen, Assoziationsfasern aber eben auch von allen Belangen der psychiatrischen Seite haben Sie in der Regel keine Ahnung, es ist nicht Gegenstand ihrer Facharztausbildung (und ich habe vielleicht 2 von 100 Neurochirurgen in verschiedenen Kliniken getroffen, die für solche Themen überhaupt empfänglich sind). Wohl aber wohnt in vielen von ihnen eine gewisse Arroganz und Übergriffigkeit, wie es bei Chirurgen allgemein nicht selten anzutreffen ist und von nicht chirurgischen Ärzten meist augenrollend und kommentarlos geduldet wird. Typisch ist z.B. ein starker Hang zur Meinungsbildung mit meist reaktionären Charakter.

    So passt es eben auch sehr gut, dass ein Neurochirurg mit einer komatösen Erfahrung überfordert ist (wer wäre das auch nicht) und im Rausch der beschränkten Wahrnehmung in einen Prozess der Fehlinterpretation und unwissend Antwortend suchen auf diesen esotherischen Quatsch hereinfällt und ihn auch noch verbreitet.
    Stellungnahme der Redaktion

    Weitere Beiträge zu diesem Thema finden Sie in Arvid Leyhs Braincast.

  • Frauenpower in der Methodenlehre

    19.06.2013, Dr. Nicole Klutky
    Ich hatte die große Ehre und das ebensolche Vergnügen, mit Herrn Prof. Dr. Moosbrugger viele Jahre meines Psychologinnenlebens verbringen zu dürfen. Dieser konspirativen Zusammenarbeit entstammte sogar ein Buch, welches im gebenedeiten Huber-Verlag erscheinen durfte.

    Das alles ist schon sehr lange her. Doch ich werde Herrn Professor Moosbrugger immer als den ehrenwerten und inspirierenden Mann erinnern und wertschätzen, der mir gezeigt hat, dass meine in der gymnasialen Oberstufe erweckte Leidenschaft für die Statistik einen Sinn hatte ;-)

    Live long and prosper, dear (and beloved) Ex-Chef :-)

    Mit aufrichtigem Respekt und mit ehrenden Grüßen

    Dr. Nicole Klutky
  • Angeborene Identität!

    12.06.2013, Chris S.
    Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit der Thematik Transsexualität und Geschlechtsidentität und habe einige Erfahrung auf diesem Gebiet. Nachdem ich den Bericht meines Vorredners gelesen habe und feststellen musste, dass einige Aussagen leider nicht der Wahrheit entsprechen, würde ich diese nun gerne klarstellen.

    In dem genannten Artikel über Transsexualität wird mehrfach erwähnt, dass einige Wissenschaftler soziale Faktoren als Ursache noch immer nicht gänzlich ausschließen. Die durchgängige Fixierung auf biologische Ursachen für Transsexualität repräsentieren hierbei lediglich den aktuellsten Forschungsstand. Da es sich wie bereits erwähnt um ein noch weitgehend unerforschtes Gebiet handelt, ist dieser Ansatz meiner Meinung nach durchaus sinnvoll.

    Die Bezeichnung "angeborenes Leiden" erscheint mir ebenfalls sehr passend gewählt, da dies exakt der Beschreibung Betroffener entspricht. Der Begriff "Identität" ist klar von "Geschlechtsidentität" zu differenzieren. Während der Oberbegriff "Identität" das gesamte Spektrum der Persönlichkeitsentwicklung beschreibt, ist durch die "Geschlechtsidentität" lediglich die eigene Empfindung der Geschlechtszugehörigkeit abgedeckt. Somit würde ich dem zustimmen, dass "Identität" in der Entwicklung erworben wird, gemeint sind dabei jedoch Prinzipien, moralische Werte, individuelle Charaktereigenschaften und Ansichten, die in frühkindlicher Entwicklung und Jugendzeit erlernt und erworben werden.

    Die Geschlechtsidentität, d.h. das Empfinden des eigenen Geschlechts, ist hingegen angeboren, was schließlich auch der Empfindung nicht-transexueller Menschen entspricht. Würde man beispielsweise ein fünfjähriges Kind zu seinen Ansichten zur globalen Erwärmung, Krieg oder Menschenrechten befragen, wäre vermutlich keine aussagekräftige Antwort zu erwarten, da das Kind in der Entwicklung seiner individuellen Ansichten und Moralvorstellungen, sprich seiner Identitätsbildung, noch nicht weit genug vorangeschritten ist. Stelle man dem Kind jedoch die Frage, ob es ein Junge oder ein Mädchen sei, so würde man mit ziemlicher Sicherheit eine eindeutige Antwort erhalten. Interessant ist dabei, dass transsexuelle Personen in einer solchen Situation die Frage mit dem gefühlten Geschlecht beantworten. So wurden von der Mehrheit aller Betroffenen bereits Erlebnisse dieser Art geschildert. Auch Berichte von Eltern transsexueller Kinder zeigen, dass diese sich seit Entwicklung der Sprache mit dem gefühlten Geschlecht identifiziert und dies auch kommuniziert haben. Dies lässt darauf schließen, dass das Geschlechtsempfinden auch bereits vor der Sprachentwicklung feststand. Die Bezeichnung des Zustands als "angeborenes" Leiden ist demnach vollkommen korrekt und lässt keinerlei Missverständnisse zu.

    Dass ausschließlich soziale Faktoren als Ursache für Transsexualität dem aktuellen Stand der Forschung entspreche, ist so nicht richtig. Natürlich ist die Entstehung noch immer nicht geklärt, weshalb Wissenschaftler sich nur auf Hypothesen stützen können, die oftmals auch subjektiv beurteilt werden. Die oben genannte Vermutung ist jedoch von der Mehrheit der Ärzte und Wissenschaftler, die sich auf die Behandlung transsexueller Patienten spezialisiert haben, gänzlich verworfen worden, da sie sich nach langjähriger Erfahrung im Umgang mit Patienten schlichtweg nicht mit ihren Beobachtungen deckt.

    Nach näherer Auseinandersetzung mit der Thematik sollte zudem schnell ersichtlich werden, dass die persönliche Entwicklung im Bezug auf transsexuelle Entwicklung keinesfalls mit einem "Weg mit Abzweigungen" gleichgesetzt werden kann, auf dem der Betroffene sozusagen durch "falsche Entscheidungen" in die transsexuelle Entwicklung gelangt. Wie auch im genannten Artikel mehrfach erwähnt, stößt das "Outing" Betroffener selten auf familiäre Unterstützung. Zudem versuchen die meisten Eltern sofort die "Andersartigkeit" ihres Kindes zu unterbinden, indem das Kind in die Geschlechterrolle des biologischen Geschlechtes gedrängt wird. Sollte diese Art von Entwicklung also ein Weg sein, auf dem es gilt, die richtigen Entscheidungen zu treffen, wäre die Problematik durch das eben beschriebene Verhalten der Eltern gelöst. Langjährige Studien und Erfahrungen zeigen jedoch das Gegenteil, die Klassifizierung als "aktueller Stand der Forschung" ist demnach falsch.

    Die funktionellen Unterschiede zwischen Mann und Frau, über die im Artikel berichtet wird, geben keinen Aufschluss über die Forschung der Transsexualität und Geschlechtsidentität. Die Tests zeigen lediglich die messbaren Unterschiede im Gehirn nach einer Umstellung des Hormonhaushalts. Da für die Diagnose Transsexualität stereotype Verhaltensmuster nicht ausreichen, ist es irrelevant zu beobachten, ob Personen, deren Verhalten nicht hundertprozentig ihrem biologischen Geschlecht entsprechen, sich tatsächlich öfter als transsexuell klassifizieren. Die Behandlung eines transsexuellen Patienten ist zudem als "Geschlechtsangleichung" statt "Geschlechtswechsel" zu bezeichnen, da der Körper, der nicht dem eigentlichen Geschlecht entspricht, an dieses angeglichen wird.

    Wie oben bereits erwähnt, ist es ausgeschlossen, dass Transsexualität durch äußere Faktoren wie Erfahrungen verursacht wird, die Plastizität des Gehirns ist daher für die Thematik nicht relevant. Das Fehlen von Studien transsexueller eineiiger Zwillinge ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt wie niedrig die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein transsexuelles Kind geboren wird. Verbunden mit der Wahrscheinlichkeit der Geburt eineiiger Zwillinge sind transsexuelle eineiige Zwillinge wohl ein eher seltenes Phänomen, was die Durchführung einer solchen Studie erheblich erschwert. Dennoch gibt es vereinzelte Berichte über zweieiige Zwillinge, bei denen jeweils nur ein Zwilling eine transsexuelle Entwicklung zeigt, was abermals die Hypothese der Umweltfaktoren entkräftet. Intersexualität sollte zudem nicht mit Transsexualität verwechselt werden. Dieser Zustand führt durch ein hormonelles Ungleichgewicht oder falsche Entscheidungen bei postnatalen Operationen nur häufig zu denselben Identitätsproblemen, unter denen auch transsexuelle Personen leiden.

    Ebenfalls falsch ist die Aussage, es handele sich bei Transsexualität um "ein Problem der Akzeptanz des eigenen Körpers". Betroffene können lediglich die biologischen Geschlechtsmerkmale ihres Körpers nicht akzeptieren, da diese nicht ihrer Geschlechtsidentität entsprechen. Bevor die Diagnose Transsexualität gesichert wird, wird daher genauestens geklärt, ob die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper durch eine psychiatrische Erkrankung hervorgerufen wird.

    Dass im Artikel im Falle einer sehr spät diagnostizierten Transsexualität von "unterdrückter Identität" gesprochen wird, ist sehr plausibel. Da die meisten Transsexuellen, die sich in heutiger Zeit im Erwachsenenalter befinden, in einer Generation aufgewachsen sind, in der nicht nur Toleranz und Offenheit zur Transsexualität, sondern auch medizinische Möglichkeiten zur Geschlechtsangleichung kaum vorhanden waren, ist es nur verständlich, dass diese sich nicht bereits in ihrer Jugend oder Kindheit "geoutet" haben.

    Der Grund für eine psychotherapeutische Begleitung transsexueller Patienten ist in erster Linie die Unterstützung Betroffener auf ihrem Weg der Geschlechtsangleichung, sowie die Verarbeitung von Erlebnissen, die für eine transsexuelle Person traumatisch sein können. Ziel ist es, Betroffenen den Umgang mit ihrer Situation zu erleichtern und ihnen ein normales Leben zu ermöglichen, da schon Alltagssituationen für Transsexuelle, die ihren geschlechtsangleichenden Prozess noch nicht vollständig abgeschlossen haben, Schwierigkeiten mit sich bringen können. Die psychotherapeutische Begleitung ist zudem gesetzlich vorgeschrieben. Nur auf diesem Weg wird überhaupt ermöglicht, die Diagnose zu sichern.

    Abschließend ist noch anzumerken, dass ein hormonelles Ungleichgewicht im Mutterleib derzeit als plausibelste Hypothese angesehen wird. Dabei ist sie nicht "einfach", sondern lediglich die Sinnvollste. Es ist außerdem stark zu bezweifeln, dass diese Vermutung als die wahrscheinlichste gilt, weil sie "Betroffene entlastet" oder ihnen eine Bestätigung ihrer Empfindungen gibt. Transsexuelle würden Berichte über ihre Empfindungen höchstwahrscheinlich nicht ändern, wenn sich herausstellen würde, dass es eine andere Ursache für ihren Zustand gibt. Weiterhin gilt es zu beachten, dass die Hypothese von Wissenschaftlern aufgestellt wurde, deren Ziel es ist, aussagekräftige Forschungsergebnisse zu veröffentlichen, nicht eine Aussage aufzustellen, die Betroffene zufriedenstimmt. Der Blick auf Umweltbedingungen, Rollengestaltung etc. wurde wie mehrfach erwähnt also nicht "versperrt", sondern lediglich als Ursache weitgehend ausgeschlossen, da dies sich nicht mit Beobachtungen deckt. Auf einen Mangel an Interventionsmöglichkeiten ist wie oben bereits erläutert ebenfalls nicht zu denken.

    Der Artikel gibt meiner Meinung nach insgesamt eine teilweise einseitige, aber dennoch informative Sichtweise der Thematik wieder.
  • Bravo

    09.06.2013, Fritz Kronberg
    Es ist gut, dass gedruckte Aufgeregtheiten auch einmal nicht durch weitere Aufregung verstärkt, sondern nüchtern auf ihre Sinnhaftigkeit abgeklopft werden.
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