Start Web-Artikel Lexikon Vorträge Ausbildung Essays Rhetorik Links Autor Kontakt |
Astrophysiker/-in:Ausbildung und Beruf
Motivation
Warum sollte man Astrophysiker/-in werden wollen? Es ist wohl die Begeisterung für den
Sternenhimmel und den vielen interessanten kosmischen Objekten und für die Natur selbst,
die einen zu diesem Wunsch verleiten könnten. Es ist genauso gut möglich, einen Zugang zur Astronomie über ein Buch zu erhalten. Vielleicht hatte man das Glück, in früher Kindheit ein Buch eines besonders fesselnd schreibenden Autors zu lesen oder man hatte einen Bildband über Astronomie in den Händen mit atemberaubenden, echten Fotos der Natur über uns oder ein Lexikon mit geradezu phantastischen Erklärungen über das, was da fernab des irdischen Geschehens vor sich geht. Beide Zugänge, ob über die Beobachtung oder die Lektüre, sprechen offensichtlich etwas in uns an: Neugierde. Lust am Wissen auf mehr - Lust auf Verstehen - letztendlich auch Lust auf ein Verständnis von uns selbst oder gar dem Sinn des Lebens. All das können Motive sein, um Astronomie betreiben zu wollen, als Hobby oder als Beruf. Und die besonders leidenschaftlichen Wissbegierigen wollen Astrophysiker werden. Beobachter und Theoretiker Generell unterscheidet man in den Naturwissenschaften Experimentatoren von Theoretikern. Natürlich sollte man in beiden Teilbereichen ein großes Wissen haben, doch hat in den letzten Jahrzehnten eine tiefe Spezialisierung stattgefunden. Die Folge ist, dass man sich entscheiden muss, ob man eher theoretisch oder eher experimentell arbeiten möchte.
Die Experimentatoren in der Astronomie und Astrophysik heißen
Beobachter. Im engeren Sinn meint der Begriff Astronom nur den
Beobachter. Sie sind Profis in Beobachtungstechniken, kennen also sehr
genau die Funktion von astronomischen Detektoren.
In der Astronomie verwendet man Teleskope in allen Spektralbereichen der
elektromagnetischen Strahlung: Radiowellen, Infrarot, optische Strahlung
(Licht im engeren Sinne), Ultraviolett, Röntgen- und Gammastrahlung.
Die Teleskope sind entweder erdgebunden und stehen auf hohen Bergen, wie
z.B. in Spanien, Chile oder Hawaii oder sie fliegen auf Satelliten um die
Erde, wie es bei den Weltraumteleskopen Hubble, Chandra,
Spitzer, XMM-Newton, WMAP und vielen anderen der Fall
ist. Die Beobachter wissen, mit welchen Methoden sie die Strahlung weit
entfernter Objekte messen können. Am Ende einer Beobachtungskampagne
stehen Spektren und Bilder astronomischer Objekte, so beispielsweise
Sternspektren, Galaxienspektren, Spektren von interstellaren Molekülen,
die Temperaturverteilung der kosmischen Hintergrundstrahlung oder Lichtkurven
von Supernovae und Gammastrahlenausbrüchen.
Die so gewonnenen Beobachtungsdaten müssen interpretiert werden. Hier
kommen dann die Theoretiker ins Spiel. Theoretische Astrophysiker sind
Experten für physikalische Gesetze, die mit den Mitteln der Mathematik
beschrieben werden. Sie kennen viele physikalische Theorien und
Gesetzmäßigkeiten in der Natur und wenden sie auf astrophysikalische
Objekte an. Ihr Ziel ist es, die Beobachtungsdaten rechnerisch rekonstruieren
zu können: Sie wollen präzise nachrechnen, was in den kosmischen
Objekten passiert. Das kann man bei wenigen Ausnahmen noch "per Hand", also
mit Bleistift und Papier nachrechnen; die übliche Methode ist jedoch
mithilfe eines Computers die Modelle nachzurechnen. Das liegt daran, weil der
Rechenaufwand so hoch oder/und die Gleichungen so kompliziert sind, dass man
mit Papier und Bleistift nicht weit kommt. Beobachtung und Theorie zusammen führen dann zu einem Verständnis des Kosmos als Ganzes (Kosmologie) und seiner Objekte im Einzelnen (Galaxienphysik, Sternenphysik, Planetenphysik, Physik Schwarzer Löcher etc.). Disziplinen der Astronomie Die Unterteilung der modernen Astronomie in charakteristische Forschungsrichtungen sei an dieser Stelle nur aufgelistet. Im Astro-Lexikon im Eintrag Astronomie befindet sich eine genauere Beschreibung der einzelnen Disziplinen.
Arbeit eines Astronomen/Astrophysikers
Die Arbeitsmethoden eines Astronomen bzw. Astrophysikers wurden im Absatz
Beobachter und Theoretiker bereits
im Ansatz dargestellt. Übrigens: Die Berufsbezeichnung Astronom/Astrophysiker
kann im Prinzip erst getragen werden, wenn im Fach Astronomie eine Doktorarbeit
erfolgreich abgeschlossen wurde. Zur Promotion
wiederum ist man erst zugelassen, wenn man das Studium
der Physik (Regelfall) oder das der Mathematik (seltener) mit der Diplomprüfung
absolviert hat. In der Regel beträgt die gesamte Ausbildungszeit dieser beiden Phasen,
Diplomstudium plus Promotion, schon acht Jahre! Bis zum eigentlichen Einstieg in den Beruf
ist es also ein langer Weg. Als Doktorand, also während der Promotion, verdient man
allerdings schon ein bisschen Geld ("eine halbe Stelle"). Doch zur Ausbildung kommen wir
später.
Wissenschaftliche Publikationen Forschungsergebnisse müssen dokumentiert werden. Der Astrophysiker schreibt deshalb eine Veröffentlichung (paper, Konferenzbeitrag, Bericht, Buch), wobei ebenfalls der Computer zum Einsatz kommt. Das professionelle Textsatzsystem zum Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten und Bücher ist LaTeX. Die entsprechende Software ist optimiert, um in Fließtext sämtliche mathematischen Gleichungen und Symbole sowie Graphiken einzubinden. Die Publikation muss nachvollziehbar darlegen, welche wissenschaftliche Fragestellung der Wissenschaftler untersucht hat, welche Methoden er zur Lösung des Problems verwendet hat und - am wichtigsten - zu welchen Ergebnissen er gekommen ist. Am Ende stehen eine Interpretation des Forschungsgegenstands und eine Einordnung des Resultats in den gesamten Forschungszweig. Die Publikation erscheint in speziellen wissenschaftlichen Zeitschriften (journals), von denen in der Astronomie und Astrophysik die bekanntesten Nature, Science, Astrophysical Journal (ApJ), Astronomy & Astrophysics (A&A), Monthly Notices of the Royal Astronomical Society (MNRAS), Astronomical Journal (AJ), New Astronomy (NA) sind. Es gibt allerdings viele weitere Journale, die eine stärkere Gewichtung hin zur Physik, Mathematik oder Gravitationsphysik haben. Das Besondere an diesen Publikationen ist, dass sie begutachtet werden. Deshalb heißen die Zeitschriften auch referierte Journale (refereed journals). Die Gutachter sind Fachkollegen, so genannte peers, weil niemand anders sonst die Arbeit verstehen und beurteilen könnte. Sie bleiben in der Regel anonym und müssen in einer vertretbaren Zeit dem Autor ein Gutachten zukommen lassen, in dem Schwächen, Änderungs- und Verbesserungsvorschläge, Stärken des Artikels genannt werden. Im besten Fall stimmt der Gutachter der Veröffentlichung des eingesandten Papiers zu. Der gesamte Vorgang des Begutachtens wird als peer-review bezeichnet. Daneben gibt es auch nicht referierte Publikationen, die in non-refereed journals erscheinen. Diese Artikel werden veröffentlicht, ohne dass sie begutachtet wurden. Das birgt eine gewisse Gefahr, weil auch unseriöse oder sogar unrichtige Inhalte erscheinen können. Nicht referierte Publikationen werden als weniger relevant bewertet. Es gibt jedoch einen entscheidenden Vorteil, dass es solche Veröffentlichungsformen gibt: eine besondere Form der nicht referierten Publikationen sind die Preprints. Es handelt sich dabei um eine Vorabveröffentlichung. Diese Möglichkeit sichert dem Wissenschaftler zu, dass er eventuell eine Entdeckung als erster gefunden hat und diesen Fund auch schnell und unkonventionell ohne langen peer-review-Prozess bekannt geben kann. Dazu dient ein international bekannter und extrem häufig genutzter Server namens arXiv. Die Autoren können hier einen e-print-Service der Cornell-Universität (USA) nutzen und ihren Artikel auf elektronischem Wege an den Server übermitteln (upload). Wenige Tage später erscheint dieses Papier mit entsprechendem Datum auf der arXiv-Website und kann weltweit eingesehen und diskutiert werden. arXiv ist nach verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen in Archiven organisiert. Astrophysiker verwenden üblicherweise das Archiv astro-ph/ (Astrophysik) und (falls es den Bezug gibt) gr-qc/ (General Relativity and Quantum Cosmology, Allgemeine Relativitätstheorie und Quantenkosmologie). Ein wichtiges Maß für die Güte der Forschungsarbeiten eines Wissenschaftlers sind Qualität und Quantität seiner Publikationen. Die so genannte Publikationsliste enthält alle bisher veröffentlichten Werke eines Wissenschaftlers und ist ein quantitatives Maß: Je mehr der Wissenschaftler geschrieben hat, desto besser. Ein qualitatives Maß ist der so genannte citation index, also die Anzahl der Zitierungen einer Publikation in einem anderen Papier oder Buch. Dabei gilt vereinfachend: Je häufiger der Wissenschaftler zitiert wird, umso hochwertiger muss seine Arbeit sein. Es gibt dabei sicherlich den Fall, dass ein Wissenschaftler aufgrund eines Fehlers besonders oft zitiert wird - in solchen Fällen spricht sich das aber schnell unter den Wissenschaftlern, der scientific community, um. Nach dem Titel der Publikation findet man eine Autorenliste. Falls es sich um die Forschungsarbeit eines Einzelnen handelt, steht an dieser Stelle klarerweise nur ein Autor. Aufgrund der Teamarbeit in Instituten und zwischen Instituten weltweit (Kollaborationen) stehen hier häufig mehrere Autoren. Wichtig ist die Reihenfolge der Autoren in der Liste: Eine wichtige Position ist die erste Stelle. Der so genannte Erstautor hat am meisten zur Publikation beigetragen, weil er z.B. den größten Anteil an der Forschungsarbeit hat, zum größten Teil die Veröffentlichung geschrieben hat und/oder weil er die Idee zur Forschungsarbeit hat. Danach folgen je nach Engagement zum Beitrag und Absprache unter den Autoren die anderen Autorennamen. Die letzte Stelle in der Autorenliste ist in den Naturwissenschaften auch sehr wichtig: Hier steht oft der Leiter der Forschergruppe oder derjenige, der zur wissenschaftlichen Arbeit veranlasst hat. Ein häufiges Beispiel ist, dass hier der leitende Professor einer Forschergruppe steht. Weitere vorne sind die das Projekt ausführenden Gruppenmitglieder in der Bedeutungsreihenfolge genannt. Ausbildung: Physikstudium
Die Ausbildung zum Astrophysiker/Astronom startet in den meisten Fällen
nach dem Abitur mit dem Studium der Physik. Das liegt daran, weil die wissenschaftliche
Beschreibung der Astronomie auf den Gesetzen der Physik beruht. Es gibt keinen separaten
Studiengang Astronomie. Physikstudenten schließen das Grundstudium mit dem Vordiplom ab. Hier muss er/sie eine der wenigen Prüfungen im Physikstudium ablegen. Es sind schriftliche Prüfungen in der Experimentalphysik, Theoretischen Physik und Mathematik. Außerdem muss der Student eine bestimmte Anzahl von erfolgreich ausgewerteten Praktikumsversuchen vorweisen. Eine erfolgreiche Bewältigung der Prüfung wird schriftlich bestätigt: Der Student bekommt "einen Schein", wie es im Uni-Jargon heißt. Sind alle erforderlichen Scheine beisammen, ist das die Eintrittskarte in die nächste Studienphase: Das Hauptstudium.
Im Hauptstudium verfügen die erfolgreichen Absolventen des Vordiploms über
ein breites Basiswissen in Physik und Mathematik und können dieses in ihre
Wunschrichtung spezialisieren. In der Physik gibt es dann Spezialvorlesungen und Seminare
zur Kernphysik, Teilchenphysik, Optik und Laserphysik, Festkörperphysik etc. Die
Theoretische Physik dringt nun in die Quantenmechanik, Statistische Physik und
Quantenfeldtheorien (Quantenelektrodynamik, Quantenchromodynamik) vor.
Die Allgemeine Relativitätstheorie wird häufig als Wahlfach angeboten. An sich
sollte jedoch jeder Physiker Vorlesungen in Quantenphysik und Relativitätstheorie
gehört haben, weil dies die fundamentalen und wichtigsten Theorien der Physik
sind!
Diese Städte sind Forschungsschwerpunkte der Astrophysik in Deutschland, denn dort bietet sich ein Umfeld mit vielen Instituten (Uni-Institute, Max-Planck-Institute, Sternwarten, andere Forschungsinstitute), die im Bereich der Astrophysik Forschung betreiben. Die Experten dieser Institute halten häufig Spezialvorlesungen der Astrophysik an der jeweiligen Uni und vermitteln so Wissen aus erster Hand. Wenn die Entscheidung für eine Stadt bzw. Universität ansteht, empfiehlt es sich die die lokalen Forschungsschwerpunkte mit einzubeziehen und mit dem Wunschfach zu vergleichen: Wer als Student schon weiß, dass er gerne eine Diplomarbeit in der Radioastronomie anfertigen möchte, kann frühzeitig die Weichen stellen und beispielsweise nach Bonn gehen, wo besonders intensiv an Uni und MPI für Radioastronomie geforscht wird. Ebenso ist es sinnvoll, auf aktuelle Bewertungen der Hochschulen (Rankings) zu achten und auch das soziale und kulturelle Umfeld der Stadt zu berücksichtigen.
Das Physik-Diplom erhält, wer mündlich in den
Fächern Theoretische Physik, Experimentalphysik, einem physikalischen
Wahlfach (z.B. Astrophysik) und einem nicht-physikalischen Wahlfach (z.B.
ein Spezialgebiet der Mathematik) geprüft wurde, eine bestimmte Anzahl
von Versuchen im Fortgeschrittenen-Praktikum durchgeführt und vor
allem eigenhändig eine Diplomarbeit angefertigt und erfolgreich
beendet hat. Die Diplomarbeit krönt das Physikstudium und soll ein
Beitrag zur Forschung sein. Der Student behandelt darin innerhalb eines Jahres
(Verlängerung ist möglich) ein Spezialthema und legt es auf etwa
60 bis 100 Seiten schriftlich dar. "Nebenbei" erlernt man den Umgang
mit LaTeX, dem bereits erwähnten sehr mächtigen Textsatzsystem zum
Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten, die Formeln, Tabellen und Diagramme
enthalten. Alternativ zu oben genannten Städten kann der angehende Astrophysiker auch an jeder anderen Universität in Deutschland Physik bis zum Diplom studieren und sich erst dann spezialisieren. Es ist jedoch ratsam, so früh wie möglich den Akzent auf die Astrophysik zu setzen, wenn man das ohnehin beabsichtigt. Zum Finanziellen: Im Physikstudium selbst muss der Student sich durch Jobs selbst, BAföG oder durch reiche Eltern finanzieren. Viele Universitäten erheben mittlerweile Studiengebühren, die in jedem Semester gezahlt werden müssen.
Im Zuge der internationalen Angleichung der Studienabschlüsse sind in den
letzten Jahren der Bachelor und der Master of Science eingeführt
worden. Nach dem Vordiplom kann sich der Student nach Erbringung geforderter
Leistungen als Bachelor bezeichnen (etwa nach dem 3.-5. Semester). Das ist
der erste berufsqualifizierende Abschluss. Nach Hauptstudium, den Diplomprüfungen
vergleichbaren Abschlussprüfungen und einer schriftlichen Abschlussarbeit (etwa
weiteren zwei Jahren) ist man Master of Science. Alle verwaltungstechnischen Details zum Physikstudium, Zugangsbeschränkungen durch Numerus Clausus, angebotene Vorlesungen, Höhe und Zahlungsarten der Studiengebühren etc. erfährt der angehende Student auf der Website der Universität seiner Wahl. In der Regel findet man einen Link auf die Fakultäten: Hier ist dann nach der "Naturwissenschaftlichen Fakultät" oder der "Fakultät für Physik und Astronomie" zu suchen. Häufig gibt es auch einen Link "Studium", wo alles Wissenswerte für Studentinnen und Studenten steht (so ist es bei den Links zu den Unis oben genannter Städte). Ausbildung: Promotion Um wirklich von Beruf Astrophysiker werden zu können, muss nach dem Physik-Diplom die wissenschaftliche Ausbildung mit der Promotion fortgesetzt werden. In dieser Phase ist man Doktorand und erstrebt den Abschluss als Doktor der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat. - Dr. rerum naturalis). In der Promotionszeit wird intensiv ein wissenschaftliches Spezialthema bearbeitet. Diese Forschungsaktivität findet in der Gruppe eines Professors statt. Ziel ist es wissenschaftlich relevante Ergebnisse zu produzieren und zu dokumentieren. Am Ende der Promotion steht daher das Schreiben einer Doktorarbeit, der Dissertation. Dieses etwa hundert- bis zweihundertseitige Werk beschreibt als wissenschaftliche Abschlussarbeit, was der Doktorand in seiner Promotionszeit gemacht hat. Sie wird von Gutachtern (meist Professoren) gelesen und mit einer Note bewertet. Diese Note ist Grundlage für die letzte Prüfung: das Rigorosum, auch die Disputation genannt. Es handelt sich um die "Verteidigung der Doktorarbeit", d.h. der Prüfling zeigt, dass er die Inhalte seiner Arbeit verstanden hat und darlegen kann. Das Thema der Doktorarbeit macht den ersten Teil des Rigorosums aus. Darüber hinaus muss der Kandidat in einem wissenschaftlichen Gespräch im zweiten Teil belegen, dass er mit einem großen Wissen über Konzepte, Methoden und Fakten der Physik und Astrophysik ausgestattet ist. In der Regel ist der Themenbereich dadurch etwas abgesteckt, dass jeder der prüfenden Professoren für ein bestimmtes Prüfungsfach zuständig ist. Zur Beruhigung derer, die promovieren wollen, muss man sagen, dass - zumindest in der Physik und nach meinen Erfahrungen in Akademikerkreisen - die meisten Bewerber diese Prüfungen bestehen. Es gibt eine geringe Durchfallquote. Die Abschlussnote ergibt sich aus der Note für die Dissertation und den Einzelnoten der Mitglieder in der Prüfungskommission (vier Professoren). Die Gesamtnoten erhalten lateinische Bezeichnungen:
(nach der Promotionsordnung der Universität Heidelberg für die
Promovieren dauert je nach Thema, Doktorvater/Doktormutter, Institut, äußeren
Faktoren und eigenen Fähigkeiten normalerweise etwa 3 bis 5 Jahre - je kürzer, desto besser.
Der Abschluss der Promotion wird mit einer feierlichen Verleihung der Promotionsurkunde gekrönt.
Mit dieser Erlangung der Doktorwürde darf der Titel Dr. rer. nat. getragen
werden. International wird dieser Doktortitel mit Ph.D. (Philosophiae Doctor)
bezeichnet.
Der Doktorand erhält im Gegensatz zum Diplomand ein Gehalt: Doktoranden sind
"wissenschaftliche Angestellte" und erhalten nach der klassischen
Beamtenbesoldungstabelle die Hälfte der Besoldungsgruppe von BAT IIa (eine
"halbe Stelle"). Anmerkung: Ende 2005 wurden die Bezeichnungen und Gehaltsstufen
im öffentlichen Dienst geändert und folgen nun dem
Tarifvertrag öffentlicher Dienst (TVöD). Astrophysiker beschäftigen sich eben aus der Liebe zur Astrophysik mit der Astrophysik. Wie hier nachzulesen ist, gibt es eine lange "Durststrecke" aus Studium und Promotion - die aber neben den frustrierenden Erlebnissen, die jedes Studium naturgemäß mit sich bringt, auch viel Spaß macht! Diese langen akademischen Ausbildungen bis zum Doktortitel können durchaus abschrecken; allerdings bleibt keine Alternative, wenn man eine wissenschaftliche Karriere machen möchte und im hier behandelten Fall Astronomie professionell betreiben will.
IMPRS
oder den ebenfalls beteiligten Institutionen
durch. In Bonn gibt es außerdem eine IMPRS
für Radio- und Infrarotastronomie, die von der Universität Bonn und dem MPI für Radioastronomie
betreut wird. In den Research Schools finden die Nachwuchswissenschaftler ideale Forschungsbedingungen vor: Es gibt wissenschaftliche Schwerpunkte, aber auch ein Ausbildungsangebot mit interdisziplinärem Charakter und außerdem eine sehr gute Ausstattung (Büro, Computernetzwerk), die Möglichkeit an internationalen Konferenzen teilnehmen und unzählige Gelegenheiten zum Austausch mit Experten der Astrophysik. Weitere Informationen gibt es auf den oben verlinkten IMPRS-Websites. Forscherkarriere: Postdoc Nach bestandener Promotion gibt es an sich genug Gründe stolz und glücklich zu sein, doch jetzt beginnt die Suche nach einem Job. Im Prinzip hat der frisch gebackene Doktor sehr viele Möglichkeiten: die Industrie lockt mit gut bezahlten Jobs, vielleicht mag man vollkommen umschwenken und es mit einer Karriere z.B. in der Politik versuchen. Doch eine wissenschaftliche Karriere mündet in den meisten Fällen in einer Anstellung als Postdoktorand (postdoctoral researcher), kurz Postdoc. Diese Stellen haben die Eigenschaft, dass sie zeitlich befristet sind (üblicherweise ein bis maximal drei Jahre). Das ist gewollt, damit der Postdoc viel Erfahrung bei verschiedenen Instituten der Welt sammeln kann. Die zeitliche Befristung mag natürlich als Nachteil empfunden werden. Es gehört also schon ein bisschen Mut dazu, den Weg als Postdoc einzuschlagen - erst recht, wenn man mit einem typischen Alter um die 30, eine Familie gründen möchte oder sogar schon eine Familie hat. Für den Postdoc spricht, dass heutzutage die meisten anderen Jobs ebenso wenig langfristige Berufssicherheit gewähren können. Und: Bei der professionellen Forscherkarriere kommt man nicht um die Postdoc-Zeit herum.
Astrophysik - das klingt für die meisten Ohren recht exotisch, und das ist es im Grunde
auch. Es ist eine Wissenschaft, bei der es leider eine sehr überschaubare Anzahl an
Postdoc-Stellen in Deutschland gibt. Natürlich unterliegt die Zahl der Stellenangebote
auch saisonalen Schwankungen und langzeitigen, schwer einschätzbaren Trends. Forscherkarriere: Professur
Wenn der forschende Astrophysiker in seiner Postdoc-Zeit einen guten Job macht,
d.h. erfolgreiche, wichtige Forschungsprojekte durchführt und entsprechend
viele (qualitativ hervorstechende, oft zitierte) Veröffentlichungen schreibt
sowie eine Reihe guter nationaler und internationaler Kontakte zu Fachkollegen hat,
dann kann er eine Professur anstreben. Ein Professor hat sowohl einen
Forschungs- als auch einen Lehrauftrag. Er forscht also an seinem Institut, indem er
Forschungsprojekte entwirft und seine Forschergruppe anleitet. Insbesondere lehrt der
Professor an einer Hochschule, indem er Vorlesungen und Vorträge hält,
Seminare und Übungen anleitet sowie andere Tätigkeiten im Hochschulbetrieb
wahrnimmt. Entscheidet sich der Postdoc für eine Professur, so kann er zwei Wege anstreben: entweder den klassischen Weg, die Habilitation, oder eine neue Alternative, die Juniorprofessur. In beiden Fällen gilt, dass der Kandidat eine sehr gute Qualifikation mitbringen muss - besonders hoch sind die Ansprüche an einen Juniorprofessor. Beide Wege für den in der Lehre ambitionierten Astrophysiker sollen nun skizziert werden: Habilitation
Die Habilitation stellt den "klassischen Weg" dar, um eine Berufbarkeit für eine
Professur auf Lebenszeit an einer deutschen Universität zu erhalten. Habilitieren
kann sich, wer erfolgreich studiert und promoviert hat und wer besonders wissenschaftlich
und pädagogisch qualifiziert ist - Details regeln die Habilitationsordnungen
der jeweiligen Hochschule.
Nach der erfolgreichen Habilitation durch die Fakultät erhält der Habilitand die
Venia legendi, also die Erlaubnis Vorlesungen zu halten. Der Kandidat darf sich Dr.
habil. nennen und ist Privatdozent (PD) - aber er ist noch kein Professor.
Professoren werden berufen und zwar auf den Vorschlag von anderen Forschern hin. Dabei gibt
es in der Regel an deutschen Unis ein so genanntes "Hausberufungsverbot": der Privatdozent
kann nicht an der Hochschule auf ein dauerhaftes Beschäftigungsverhältnis hoffen,
wo er habilitiert wurde (Ausnahme ist die außerplanmäßige
Professur). Wenn dem Bewerber das Angebot attraktiv erscheint bzw. er sich auf eine Professorenstelle bewirbt und genommen wird, so "folgt er dem Ruf" einer Universität und nimmt einen Lehrstuhl an. Die Fakultät stattet den Professor mit Sach- und Geldmitteln aus und ermöglicht ihm den Aufbau einer Forschergruppe. Der Professor verpflichtet sich zu lehren.
Die Lehrstühle zur astrophysikalischen Forschung sind rar in Deutschland.
Das liegt zum einen daran, weil die Astrophysik nur eines von vielen naturwissenschaftlichen
Gebieten ist, das für sich genommen nicht unbedingt groß ist. Das kann
man daran ablesen, wenn man sich recherchiert, wie viele Universitäten es insgesamt in
Deutschland gibt und wie viele davon Lehrstühle mit einer astrophysikalischen
Forschungsrichtung haben. Es gibt sogar ganze Bundesländer in Deutschland -
Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern und Hessen - in denen nicht einmal ein
Astrophysikstudium angeboten wird! Juniorprofessur
Seit 2002 gibt es in Deutschland eine zur Habilitation alternative Laufbahn als
Hochschullehrer: die Juniorprofessur. Sie bietet den Vorteil, dass der Nachwuchsforscher
sehr schnell - ohne Habilitationsverfahren - Hochschulprofessor werden kann, aber
Juniorprofessuren sind auf maximal sechs Jahre befristet!
Juniorprofessoren sind Beamten auf Zeit, zunächst drei Jahre, führen nicht den
Titel "Professor", sondern "Juniorprofessor" und werden beim Gehalt in die Besoldungsgruppe
W1 eingruppiert. Der Lehrumfang beträgt vier Pflichtsemesterwochenstunden in den
ersten drei Jahren der Juniorprofessur. Laut einer Studie der DPG (April 2004, in der Literaturliste) muss das Modell der Juniorprofessur noch entscheidend verbessert werden, denn:
Alternative: Arbeit in der Industrie Es gibt jedoch noch alternative Berufsfelder zur Forschung: Viele Unternehmen der Industrie schätzen die wissenschaftliche Ausbildung und das "analytische, strukturierte Denken" von Physikern. Deshalb können die Akademiker auch Einstiege in neue, vollkommen andersartige Jobs wagen, wenn sie das wollen. Meist hat das dann wenig mit der Astrophysik zu tun. An sich ist das schade, weil dann eine jahrelange Spezialausbildung mehr oder weniger umsonst gewesen wäre. Aber wie die vielfältigen Berufe von ausgebildeten Physikern belegen, entwickelt man sich ständig weiter und kann ohne weiteres vollkommen neue Berufswege einschlagen. Zu gegebener Zeit oder bei gegebenem Anlass muss man eben das nehmen, was der Arbeitsmarkt hergibt. Einige der promovierten Astrophysiker gehen in die Industrie, häufig in der IT-Branche aufgrund ihrer Qualifizierung im Umgang mit Computern. Eine naturwissenschaftliche Ausbildung ist mit Sicherheit ein guter Ausgangspunkt für alle möglichen Berufe, wie prominente Beispiele zeigen: Als Dr. rer. nat. kann man sogar Bundeskanzlerin werden! "Ein naturwissenschaftlich-technisches und insbesondere ein Physik-Studium bietet - auch langfristig gesehen - beste Voraussetzung für den Start ins Arbeitsleben." (Broschüre "Physik ist Zukunft" der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, Juni 2003) Eine weitere Alternative ist der Wissenschaftsjournalismus. Durch die erworbenen naturwissenschaftlichen Kenntnisse fällt es leicht, den aktuellen wissenschaftlichen Entwicklungen zu folgen, natürlich besonders im eigenen Fachgebiet. Wer nun keine Lust an technischer Arbeit, am Forschen oder Lehren hat, aber ein gewisses Geschick im und Spaß am Umgang mit Sprache kann auf eine journalistische Karriere umsatteln.
Eine Möglichkeit ist es, ein Praktikum oder ein Volontariat in einem
Verlag oder bei einer Zeitung anzuschließen, um in die journalistische
Arbeit hineinzuschnuppern. Die guten Kommunikatoren erhalten eine Chance, ihr
wissenschaftliches Wissen der breiten Öffentlichkeit in Form von
Presseartikeln, Hörfunkbeiträgen, Fernsehreportagen oder
Fernsehinterviews zugänglich zu machen. Der ausgebildete Astrophysiker
könnte so als Redakteur, (freier) Wissenschaftsjournalist, Buchautor,
Moderator oder Lektor arbeiten. Der Wissenschaftsjournalist ist die Schnittstelle zwischen Forschern und der Öffentlichkeit: Als Akademiker beherrscht er die Fachsprache der Forscher und kann sie aufgrund seiner journalistischen und kommunikativen Kompetenz in die verständliche Alltagssprache übersetzen. In diesem Bereich hat der Wissenschaftler noch mit der Astrophysik zu tun, wenn auch nicht in so anspruchsvoller Form, wie im Forschungsbereich. Anspruchsvoll wird es dann jedoch beim verständlichen Formulieren, beim Finden geeigneter Analogien aus dem Alltag. Das kann natürlich - je nach Persönlichkeit und persönlicher Entwicklung während der Ausbildung - der Traumberuf sein. Ab ins Ausland!
Dieses Credo sollte man zum Motto eines Wissenschaftlers in der Ausbildung
erheben. Ein Auslandsaufenthalt ist in vielerlei Hinsicht wertvoll, nicht nur
als akademische Referenz, sondern auch als Lebenserfahrung. Neue Leute, neue
Kultur, neue Sprache, neue Forschungsmethoden - alle diese "Neuheiten" bieten
große Chancen sich wissenschaftlich und persönlich weiterzuentwickeln.
Aus diesem Grund ist der Auslandsaufenthalt auch eine Habilitationsleistung, denn
internationales Renommee erhöht den "Marktwert" eines Forschers ungemein. Weitere Informationen im Internet
© Andreas Müller, August 2007
|