Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
von einem seriösen redaktionellen Beitrag wie dem ihrigen erwarte ich eine saubere Recherche. Was die Organisation - und um die ging es ihnen ja überwiegend - betrifft, gehe ich mit ihnen d'accord.
Sowohl David Sieveking, dem Autor des Films "David wants to fly", als auch ihnen hätte es aber bei sauberer Recherche im Internet auffallen müssen, dass es längst die freie und unabhängige transzendentale Meditation unabhängig von der Organisation gibt. Es ist also nicht so, wie Sie oben behaupten, es sei mehr Organisation als Meditation.
Die Anleitung, Begleitung und Beratung der Meditationspraxis über Jahre rechnet sich hier z.B. für Studenten mit 150 Euro. In sozialen Härtefällen gibt es die Technik auch umsonst. Die Matra-Erweiterungen (Fortgeschrittenentechniken) rechnen sich mit 100 Euro. Hier wird auch nicht yogisch geflogen, sondern die Yoga-Sutra-Meditation nach Patanjali (3. Kapitel im Buch "Yoga Sutra") geübt. Dass dabei auch gelegentlich spontane Hopser auftreten, wie von Patanjali angegeben, gehört zum dynamischen Teil des Meditierens, wer es mag.
Mehr können Sie hier erfahren: www.freie-transzendentale-meditation.info
Für Kritik und Fragen zur Website bin ich ihnen dankbar.
Ich habe mir den Artikel "Gute Vorbilder, schlechte Vorbilder" durchgelesen und bin da folgender Meinung: Durch das übermäßige Fernsehen wird bei den Vielsehern die Zeit für andere Tätigkeiten eingeschränkt. Vielseher sind weniger oft unterwegs als Wenigseher, sei es zu Fuß oder mit dem Rad. Mit zunehmendem Alter nimmt bei den Wenigsehern die Zeit, die sie im Gespräch mit anderen Personen verbringen, zu. Dieser Anstieg der Kommunikation bleibt aber bei den Vielsehern aus. Eine Einschränkung der Interessen bei den Vielsehern deutet sich auch in einem signifikanten Unterschied in der Zeit an, die sie mit dem Üben eines Musikinstruments verbringen. Während diese Zeit mit dem Alter bei den Wenigsehern zunimmt, bleibt sie bei den Vielsehern auf einem konstant niedrigen Niveau. Wo sind denn heute noch die ballspielenden Horden, die Mädels, die mindestens zu dritt Gummitwist spielen? Wo sieht man spielende Kinder? Auf Spielplätzen ... die Mütter im Schlepp! Und wenn man genau hinsieht, so sind mehr Erwachsene als Kinder dort ...
Wenn man mal überlegt, was die Kinder damals gegen heute alles gemacht haben: Sie waren zum Beispiel die Herren der Wälder, Wiesen und Bäche. Die älteren Kinder haben den kleineren beigebracht, wo die besten Him-, Stachel- und Brombeeren wuchsen, was alles essbar war. Sie kannten die Pflanzen und Tiere in ihrer Gegend. Sie wussten, wo Milch herkommt, was gerade geerntet wurde, dass man, wenn man vom Baum fällt, immer unten landet.
Diie Familie saß am Abend zusammen beim Kartenspiel und redete viel. Großeltern erzählten Geschichten - dort war noch eine Harmonie der Familien da, und keiner dieser Kinder hat ein Fernseher vermisst oder irgendwelche Idole wie "Tokio Hotel" vergöttert, sondern sie sind frei und unbelastet aufgewachsen. Meiner Meinung nach sollte dies wieder mehr gefördert werden, denn Kinder sind die Zukunft.
Mit großem Interesse habe ich Ihren Bericht "Auf dem Prüfstand" gelesen. Aber es gibt einige Punkte, die ich kritisch anmerken möchte.
Untersucht hat man die Zustände der Patienten zu Beginn und zum Ende einer psychotherapeutischen Behandlung. Gibt es auch Untersuchungen über Langzeiterfolge bzw. -folgen?
Meines Erachtens lässt sich der Erfolg einer Therapie nur subjektiv aus der Perspektive des Patienten ableiten, wenn er sich auf Dauer besser oder sogar gut fühlt und sich in der Folge seine Lebensgestaltung positiv entwickelt.
Was wertet ein Therapeut als Erfolg? Wenn sein Patient hinterher begeistert von ihm spricht und ihm die Treue hält? Das kann ein gefährlicher Scheinerfolg sein.
Ich kenne mehrere Fälle aus meinem privaten Umfeld, in denen Patienten glücklich die Therapie hinter sich gebracht hatten, denn sie wussten nun, wer an all ihren Problemen schuld war: Die Mutter! Zweifellos erfuhren die Patienten dadurch eine große Entlastung. Alle waren glücklich: Die jeweilige Therapeutin hatte ihren Erfolg, und die Patienten konnten sich nun als Opfer fühlen, ohne jede Eigenverantwortung übernehmen und ohne selbst einen Beitrag leisten zu müssen. In einem Fall lebt der erwachsene Sohn seit Jahren wieder bei und auf Kosten seiner Mutter und führt ein wahres Terrorregime, das so weit gegangen ist, dass er die Mutter mehrfach mit einer Waffe bedroht hat - denn sie war ja an allem schuld. Aber er verehrt heute noch seine Therapeutin, die ihm die Augen geöffnet hat.
Im zweiten Fall konnte die Mutter nicht mehr bestraft werden, weil sie schon tot war. Dafür schrieb die Frau - offenbar stellvertretend für die nicht mehr greifbare Mutter - an alle, die sich jahrelang trotz aller Schwierigkeiten in der Beziehung um sie gekümmert hatten, bitterböse, anklagende Briefe, was sie ihr alles angetan hätten, und verdrehte dabei eklatant alle Fakten. Die Freunde zogen sich samt und sonders daraufhin zurück - die Patientin blieb in einer bodenlosen Einsamkeit zurück - aber sie schwört auf ihre gute Therapeutin.
Die Erhebungen in Ihrem Bericht sprechen von Symptomverstärkung, sagen aber nichts über Symptomverschiebungen. Eine mir bekannte Frau litt stark unter Klaustrophobie. Mit Hilfe der Verhaltenstherapie lernte sie, mit dem Lift zu fahren. Aber dann stellte sich eine andere Angst ein: Agoraphobie: Sie traute sich über keinen Platz mehr und kaum mehr unter Menschen. Auch diese Angst wurde ihr genommen. Daraufhin bekam sie eine Gürtelrose, unter der sie viele Monate litt. Als diese durch ärztliche Kunst halbwegs geheilt war, bekam sie eine Bronchitis, die sich über einen langen Zeitraum nicht heilen lassen wollte.
Es wird oft außer Acht gelassen, dass Ängste - wenn sie sich nicht direkt auf ein traumatisches Ereignis zurückführen lassen - oft frei flottierende Ängste sind, die meistens atmosphärische und daher schwer greifbare Ursachen haben und fast immer aus der familiären Situation in der Kindheit stammen. Ängste zeigen die seelische Not an und äußern sich dann zum Beispiel als Klaustrophobie oder Agoraphobie. Wenn diese seelische Not nicht verstanden und behoben werden kann, reagiert der Mensch mit körperlichen Erkrankungen in zunehmender Schwere. Werden diese Erkrankungen dann noch in Zusammenhang gebracht mit der "erfolgreichen" Verhaltenstherapie?
Trotz aller Einwände ist es natürlich gut, dass es die Psychotherapie gibt, denn vielen Menschen kann auf diesem Wege geholfen werden. Es gibt jedoch keine Therapie, die für alle Menschen Erfolg versprechen kann, so wie es der Bericht ja auch als Fazit anspricht. Meine Kritik richtet sich auch nicht gegen die Zunft - der ich ja auch angehöre - als solche. Aber Erfolge wirklich evaluieren zu wollen, halte ich für sehr problematisch.
13.01.2011, Stephan Schleim, Universität Groningen (Niederlande)
Im aktuellen und vorherigen Heft fanden sich wieder viele interessante Artikel; Gratulation für die gute Arbeit.
Über den Artikel "Zwei Gesichter des Leids" Ihrer US-amerikanischen Kollegin Erica Westly kann ich mich aber nur wundern:
Erstens lässt er die theoretische Frage offen, wieso bei den beschriebenen Männern überhaupt von Depressionen gesprochen werden soll und nicht etwa von einer anderen psychischen Erkrankung, wenn sie nicht die anerkannten Diagnosekriterien erfüllen.
Zweitens und viel gravierender liegt der vermittelte Kenntnisstand meines Erachtens weit hinter der klinischen Forschung zurück. So verkennt die Autorin, dass die auf S. 22 und 24-25 "beworbenen" Antidepressiva kein Wundermittel gegen Depressionen darstellen, sondern gerade auch in jüngerer Zeit wieder kritischer beurteilt werden - ob bei Mann oder Frau (vgl. z.B. J. Paulus in G&G vom März 2010, "Überschätzte Glücksbringer"). Die US-amerikanischen Psychiater Paul Holtzheimer und Helen Meyberg, weltweit bekannt durch ihre Pionierarbeit auf dem Gebiet der Gehirnoperation bei depressiven Patienten, ziehen in einer neuen Überblicksarbeit ein nüchternes Fazit: Die Neurobiologie der Major Depression sei größtenteils unbekannt, und die heutigen Behandlungsmethoden seien nicht effektiver als diejenigen vor 50 bis 70 Jahren (Trends in Neurosciences 2010). Überhaupt scheint es Ihrer Kollegin völlig entgangen zu sein, dass es auch Umwelt- und soziale Ursachen für Depressionen geben kann, was in zahlreichen, auch genetisch angelegten klinischen Studien immer wieder berücksichtigt und bestätigt wird.
Der Artikel wirkte auf mich jedenfalls so, als stamme er aus dem letzten Jahrtausend. Die G&G-Redaktion weiß es doch eigentlich besser, wie viele andere Artikel zweifellos beweisen.
Diesen eher kritischen Gedanken zum Trotz wünsche ich Ihnen allen jedoch ein mindestens ebenso erfolgreiches Jahr, wie 2010 es wahrscheinlich für Sie war.
Ich denke, dass die Ursache für Autismus Reizüberflutung ist. Autismus ist eine Wahrnehmungsverarbeitungsstörung.
Schon hoch sensible Menschen haben häufig Reizüberflutung, sie haben in der Regel jedoch auch ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen. D.h. sie sind emotional sehr offen für ihre Umgebung.
Autisten sind auf der emotionalen Ebene und in ihren fünf Sinnen noch viel offener als hoch sensible Menschen. Dadurch haben sie jedoch mehr Reizüberflutung, als sie es emotional verkraften können. Deshalb schalten sie als Schutzmechanismus ihre Gefühle öfters ab, indem sie sich emotional aus ihrem Körper nach oben hin zurückziehen. Dadurch entsteht dann leicht der Eindruck, als hätten sie einen ständigen Mangel an Einfühlungsvermögen/Empathie. Das stimmt so aber nicht, denn in ruhigen und sehr reizarmen Situationen können sie durchaus auch hochgradig offen und einfühlsam sein.
Autismus ist ein Schutzmechanismus vor zu viel Reizüberflutung. Sämtliche typisch autistischen Symptome lassen sich letztendlich dadurch erklähren. Wann wird die Wissenschaft das nur endlich einmal einsehen.
auch ich bin begeistert von ihren Beiträgen. Bevor ich das ganze Heft lese, ist immer ihre Seite zuerst dran. Das mit der Spinne hatte mich jedoch am meisten beeindruckt.
Nun, man sollte einmal fragen, welches die medizinischen Maßstäbe sind, die angelegt wurden und wie zuverlässig sie sind - insbesondere wie ist der Maßstab definiert (zu: "es geht mir besser"), wie funktioniert er, und wie verlässlich ist er.
Überdies erzeugt der Patient, der seinen Arzt aufrichtig lobt, ein erzielenswertes, doppelt positives Erlebnis: Welche psychologischen Effekte müssen berücksichtigt und herausrechenbar gemacht und herausgerechnet werden, um ein objektives Bild zu erhalten?
Das Vertrauen auf die biologisch sich in Millionen von Jahren entwickelten Selbstheilungskräfte des menschlichen Körpers könnte einfach in gewissen Fällen gestärkt werden, ehe Geld für Placebopräparate gewechselt wird.
Ich wollte den Autoren mit meinem Leserbrief nicht unterstellen, neue und notwendige Therapieansätze "falsch" dargestellt zu haben - obwohl ich sowohl als Betroffener als auch in der Selbsthilfe Tätiger immer wieder die Erfahrung machen musste, dass bei "zu erwartungsvoll" dargestellten neuen Ansätzen die Hoffnungen Betroffener auf Heilung eher zu einer Bereitschaft neigen, Geld für die Hoffnungen auszugeben und dann ennttäuscht zu werden. Die aggressive Werbung einzelner Anbieter unterstützt damit leider nicht die Forschung nach neuen Ergebnissen und Therapien, sondern reizt zur schnellen Gewinnmarge.
23.12.2010, Reinhard Heise, Sprecher Göttinger Selbsthilfegruppe für Tinnitus, Morbus Menière und Hörstörungen in der Deutschen Tinnitus-Liga e.V. (DTL), Beauftragter des Vorstands der DTL für Selbsthilfegruppen der DTL
Der Artikel "Wege zur Stille" von Tobias Kleinjung und Berthold Langguth in Gehirn&Geist 1-2/2011 kann aus der Sicht eines Betroffenen nicht unkommentiert stehen bleiben.
Zunächst wird der Stand der Forschung zu Tinnitus neutral und richtig wiedergegeben. Doch dann geht es los: Als selbst Betroffener (Pfeifton auf beiden Seiten bei ca. 10 000 Hz) und Leiter einer Selbsthilfegruppe der Deutschen Tinnitus-Liga e.V. (DTL) habe ich in dieser Funktion und auch als Vorstandsbeauftragter der DTL für Selbsthilfegruppen immer wieder mit Beratungsgesprächen zu "neuen Therapien" bei chronischem Tinnitus zu tun.
Zur transkraniellen Magnetstimulation (TMS) gibt es noch weitere Studien z.B. (Poreisz et al. BMC Neurosci. 2009) aus der Forschungsgruppe von Prof. Tobias Moser, Innenohrlabor der HNO-Universitätsklinik Göttingen, bei denen sogar eine Verschlechterung der Tinnitusbelastung durch einen neuinduzierten Ton als TMS-Folge dokumentiert wird. Nicht umsonst hat der wissenschaftliche Beirat der DTL die verschiedenen Studien zur TMS als nicht unbedingt positiv eingestuft.
Auch zur so genannten Neurostimulation gibt es massive Bedenken - vor allem, weil bisher nicht in wissenschaftlich einwandfreier Weise die Ergebnisse dokumentiert sind; der von der Jülicher Arbeitsgruppe Peter Tass aggressiv beworbene T30CR-Neurostimulator käme nur für eine sehr kleine Gruppe (wenn überhaupt) infrage. Nach meiner Meinung wird dieses Gerät als "Gelddruckmaschine" vermarktet.
Aus der Sicht der Selbsthilfegruppen ist noch zu bemerken, dass jedes Mal die Telefone der Berater und Gruppensprecher heißlaufen, wenn wieder eine neue (oder auch schon bekannte) Sau durchs Dorf getrieben wird, in dem unkommentiert über so genannte Studien berichtet wird.
Die weit gehend unkommentierte Erwähnung "neuer Therapieansätze" im Artikel dürfte bei vielen Betroffenen mit hohem Leidensfaktor unerfüllbare Hoffnungen wecken und damit den Leidensdruck erhöhen. Von einem HNO-Arzt und einem Neurologen/Psychiater erwarte ich eine etwas differenziertere Berichterstattung.
Stellungnahme der Redaktion
Antwort der Autoren Berthold Langguth und Tobias Kleinjung:
Wir möchten uns für die Zuschrift von Herrn Heise ganz herzlich bedanken, da sie uns die Möglichkeit eröffnet, mögliche Missverständnisse im Zusammenhang mit unserem Artikel klarzustellen.
In unserem Artikel möchten wir vermitteln, dass die Tinnitusforschung in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht hat. Die Mechanismen, die der Entstehung von Tinnitus zu Grunde liegen, konnten dank neurowissenschaftlicher Forschung identifiziert werden. Aus diesem detaillierten Verständnis heraus ergeben sich vielfältige neue Therapieansätze. Selbstverständlich müssen diese neuen Therapieansätze bezüglich ihrer Verträglichkeit und Wirksamkeit in klinischen Studien getestet werden. Für alle in unserem Artikel genannten Therapieverfahren (pharmakologische Behandlung, Gehirnstimulation mit transkranieller Magnetstimulation oder epiduraler Stimulation, Cochlea-Implantate, gezielte akustische Stimulation) sind entsprechende Studien durchgeführt worden und haben viel versprechende Therapieeffekte gezeigt. Wir haben in unserem Artikel aber auch deutlich gemacht, dass weitere Studien notwendig sein werden, bevor diese neuartigen Therapieansätze dann möglicherweise den Weg in die klinische Routine finden werden. Entsprechend lautet auch die Stellungnahme des wissenschaftlichen Beirates der Deutschen Tinnitusliga zur transkraniellen Magnetstimulation, die im Übrigen von uns selbst verfasst und mit verabschiedet wurde.
Wir möchten auch erwähnen, dass die in diesem Zusammenhang von Herrn Heise zitierte Studie von Csaba Poreisz für eine spezifische neuartige Form der TMS eine signifikante kurzzeitige Tinnitusverminderung nach einer einmaligen Sitzung zeigte (www.biomedcentral.com/1471-2202/10/54).
Als Ärzte, die tagtäglich mit zum Teil sehr belasteten Tinnituspatienten zu tun haben, halten wir die Entwicklung neuer Therapieansätze für zwingend erforderlich, da die bisher verfügbaren Behandlungsmethoden leider nur eine sehr begrenzte Wirksamkeit haben und im Wesentlichen darauf ausgerichtet sind, eine Gewöhnung an das Ohrgeräusch zu erzielen und auf diese Weise das Leben mit dem Tinnitus zu erleichtern.
Wir erleben auch in unserer täglichen klinischen Praxis, dass die Tatsache, dass Tinnitus immer intensiver erforscht wird und neue Therapieverfahren entwickelt werden, vielen betroffenen Patienten Hoffnung macht und Kraft gibt. Auch wenn sich die neuartigen Therapieverfahren derzeit noch in Entwicklung befinden, so begründen sie doch die Hoffnung darauf, dass in naher Zukunft wesentlich effektivere Therapieverfahren zur Verfügung stehen werden und die Heilung von Tinnitus in greifbare Nähe gerückt ist.
Sie schreiben, dass Frauen in puncto Erkennen von Emotionen die Nase vorn haben. Das stimmt nicht. Lediglich Ihre Auswahl an Studien lässt Frauen in einem besseren Licht erscheinen.
Der britische Psychologieprofessor Richard Wiseman führte im Jahre 2005 anhand von 15 000 Teilnehmern eine Studie zur so genannten weiblichen Intuition durch, die ziemliches Aufsehen erregte. Zum Erstaunen der Teilnehmer, die sich gemäß dem gängigen Klischee vollkommen anders eingeschätzt hatten, schnitten die Männer besser darin ab, ein falsches von einem echten Lächeln zu unterscheiden.
Scheinbar erkennen Männer andere Emotionen besser als Frauen. Das mag daran liegen, dass Frauen in den Emotionen Ekel und Niedergeschlagenheit einfach mehr Übung haben. Männer hingegen sind vielleicht eher darauf angewiesen, ein falsches Lächeln erkennen zu können. Immerhin sind sie nach einer Studie der Virginia Commonwealth University (USA) auch besser darin, ihre Frauen bei Seitensprüngen zu entlarven.
Stellungnahme der Redaktion
Antwort der Autorin Claudia Christine Wolf:
Sie spielen auf ein interessantes Thema an: die Fähigkeit, Täuschungsmanövern wie einem falschen Lächeln oder gar einem Seitensprung auf die Schliche zu kommen. Tatsächlich gehen Evolutionsforscher davon aus, dass Mann über einen "siebten Sinn" für treulose Partnerinnen verfügt. Der Grund: Untreue kann dazu führen, dass er Kraft und Energie in die Nachkommen eines männlichen Konkurrenten steckt.
Frau kennt dieses Problem natürlich nicht - schließlich trägt sie ihren Nachwuchs selbst aus. Allerdings muss sie sich gewiefte Täuschungsmanöver einfallen lassen, damit der betrogene Partner sie nicht verlässt und ihrem Nachwuchs weiterhin überlebenswichtige Ressourcen wie Nahrung, Schutz und Unterkunft bietet.
Den Kampf der Geschlechter bezeichnen Experten als "evolutionäres Wettrüsten". Natürlich handelt es sich hier größtenteils um unbewusste Vorgänge, deren Wurzeln weit in die menschliche Vergangenheit reichen.
Sie haben also vollkommen Recht: Männer erkennen vorgetäuschte Gefühle besser als Frauen. In dem Artikel "Die Macht der Hormone" geht es hingegen um aufrichtige Gefühle - bestimmte menschliche Grundemotionen wie Wut, Ekel, Trauer oder Überraschung. Um Verwirrungen zu vermeiden, ist es in der Geschlechterforschung also wichtig, zwischen unehrlichen und ehrlich gemeinten Gefühlen zu unterscheiden.
Wunderbar, Herr Winters, vielen Dank für den witzigen Beitrag - selbst wenn nicht alles "wahr" sein sollte, hat es doch eine höhere Wahrheit: die von der Schädlichkeit der allzu guten Vorbilder.
Die Bewertung des Expartners mag sich durchaus im Unbewussten wiederspiegeln, ist aber zwangsläufig auch eine bewusste Strategie. Es ist nun einmal für das Selbstwertgefühl nicht zuträglich einzugestehen, dass man auf ein "kosmisches Monster" hereingefallen ist. Das lässt einen im Nachhinein nur als Depp dastehen. Dann doch besser dem Expartner aufwerten und sich damit auch selbst gut darstellen - und das Scheitern in den Umstände suchen, als in der grundlegend falschen Entscheidung. Das ist aber schon ein alter Trick - und die Untersuchung entsprechend trivial, die Schlussfolgerung gewagt.
In meinen ersten Leserbrief wurde die psychologische Kategorie "Konditionierung" erwähnt. Neurobiologisch zeigt diese in der Verschmelzung von Erregungsleitungen zwecks Effektivität. Nonverbale Vorgänge werden sprachlich begleitet. Dies bewirkt Konditionierung.
Dies wiederum ein Ansatz zur psychologischen Kategorie Psychosomatik.
Was bewirkt die neurobiologische Hemmung? Erregungsleitungen können nicht mehr bestimmen, sondern nur noch fordern. Kommt eine andere Erregungsleitung zum Ziel (zum Erfolgsorgan) kann die verhinderte Leitung ihr Missfallen äußern. Da sind nur noch wenige Überlegungen nötig zur psychologische Kategorie: Wille, Appetenz, Positiv-/Negativgefühl.
Erregungsleitungen bestehen aus verketteten Fließgleichgewichten. Schon ein Neuron kann etwa 20 000 solcher Erregungsleitungen (in Nanokompartimenten) beherbergen. Was passiert bei Hemmung. Eine Unmenge von Status-quo-Zuständen wird verletzt. Wie diese ausgleichen? Einfach feuern? Muskeln würden zucken, die ganze Informationsverarbeitung wäre gestört. Aber es gibt eine Lösung: Die Motorik hemmen. Die verhinderten Erregungsleitungen können sich austoben. Dies ein Ansatz für die Kategorien Schlaf und Traum.
Und all diese logischen Folgerungen mit dem eigentlich billigen Ansatz: Bündel spezifischer Erregungsleitungen sind die funktionellen Teile.
Bitte umdenken: Die Erde zeigt sich als Scheibe, aber es eine Kugel.
07.12.2010, Walter Jäger, Eichenberg bei Aschaffenburg
Lieber Herr Winters,
schon lange ist es mir ein Bedürfnis, Ihnen zu sagen, dass Ihr "Nachschlag" in Gehirn&Geist meistens das Beste an der ganzen jeweiligen Ausgabe ist. Ich freue mich immer schon darauf, wenn das neue Blatt ankommt. Der Beitrag "Keine Herzenssache" ist wieder einmal besonders gut gelungen. Ich habe beim Lesen so gelacht, dass ich den Artikel auch meiner Frau vorlesen musste - mit gleichem Erfolg. Schade, dass Sie wegen der widrigen Umstände kein Hirnforscher werden konnten, ich hätte ihre sämtlichen Bücher gekauft. Noch bedauerlicher ist freilich, dass sich die Sache mit Nathalia nicht verdichtet hat - aber der Jungen Union beizutreten, ist halt auch ein sehr großes Opfer.
Ich trinke auch gern Bier. Pils, weil es hier kein Kölsch gibt.
Mit freundlichen Grüßen und der Hoffnung auf viele weitere gute Nachschläge
... wie das Gehirn arbeitet. Immer sind spezifische Erregungsleitungen aktiv. Diese laufen ganz filigran einfach durch, durchlaufen viele Areale und Kerne. Das Ziel ist ein Erfolgorgan. Aber nicht jede Erregung erreicht ihr Ziel. Hemmende Synapsen oder Reizschwellen verhindern die Weiterleitung. Die Glia wirkt begleitend und zwischen diesen Erregungsleitungen. Mehr gibt es nicht im Nervengewebe.
Nur ein Beispiel: In der Psychologie gibt es die klassische Konditionierung. Gleichzeitige Ereignisse verbinden. Ereignisse aktivieren Erregungsleitungen. Und diese berühren sich, kreuzen, verlaufen nebeneinander. Warum zwei Bahnen wiederholt gleichzeitig? Eine reicht doch. Und schon ist die Konditionierung da. Diesmal ein psychologischer Fakt neurobiologisch erklärt.
Was bewirkt die Hemmung? Ein Neuron ist an etwa 20 000 Erregungsleitungen beteiligt und leitet vorwiegend dissipativ. Was bewirkt die Hemmung? Welche Folgen haben die Abweichungen vom Status quo durch die Hemmung?
Freie, unabhängige Transzendentale Meditation
01.02.2011, Rupendravon einem seriösen redaktionellen Beitrag wie dem ihrigen erwarte ich eine saubere Recherche. Was die Organisation - und um die ging es ihnen ja überwiegend - betrifft, gehe ich mit ihnen d'accord.
Sowohl David Sieveking, dem Autor des Films "David wants to fly", als auch ihnen hätte es aber bei sauberer Recherche im Internet auffallen müssen, dass es längst die freie und unabhängige transzendentale Meditation unabhängig von der Organisation gibt. Es ist also nicht so, wie Sie oben behaupten, es sei mehr Organisation als Meditation.
Die Anleitung, Begleitung und Beratung der Meditationspraxis über Jahre rechnet sich hier z.B. für Studenten mit 150 Euro. In sozialen Härtefällen gibt es die Technik auch umsonst. Die Matra-Erweiterungen (Fortgeschrittenentechniken) rechnen sich mit 100 Euro. Hier wird auch nicht yogisch geflogen, sondern die Yoga-Sutra-Meditation nach Patanjali (3. Kapitel im Buch "Yoga Sutra") geübt. Dass dabei auch gelegentlich spontane Hopser auftreten, wie von Patanjali angegeben, gehört zum dynamischen Teil des Meditierens, wer es mag.
Mehr können Sie hier erfahren:
www.freie-transzendentale-meditation.info
Für Kritik und Fragen zur Website bin ich ihnen dankbar.
Mit frendlichen Grüßen
Rupendra
Fernsehen schränkt ein
31.01.2011, Dr. J. Pfeifer, OttersweierDurch das übermäßige Fernsehen wird bei den Vielsehern die Zeit für andere Tätigkeiten eingeschränkt. Vielseher sind weniger oft unterwegs als Wenigseher, sei es zu Fuß oder mit dem Rad. Mit zunehmendem Alter nimmt bei den Wenigsehern die Zeit, die sie im Gespräch mit anderen Personen verbringen, zu. Dieser Anstieg der Kommunikation bleibt aber bei den Vielsehern aus. Eine Einschränkung der Interessen bei den Vielsehern deutet sich auch in einem signifikanten Unterschied in der Zeit an, die sie mit dem Üben eines Musikinstruments verbringen. Während diese Zeit mit dem Alter bei den Wenigsehern zunimmt, bleibt sie bei den Vielsehern auf einem konstant niedrigen Niveau. Wo sind denn heute noch die ballspielenden Horden, die Mädels, die mindestens zu dritt Gummitwist spielen? Wo sieht man spielende Kinder?
Auf Spielplätzen ... die Mütter im Schlepp!
Und wenn man genau hinsieht, so sind mehr Erwachsene als Kinder dort ...
Wenn man mal überlegt, was die Kinder damals gegen heute alles gemacht haben: Sie waren zum Beispiel die Herren der Wälder, Wiesen und Bäche. Die älteren Kinder haben den kleineren beigebracht, wo die besten Him-, Stachel- und Brombeeren wuchsen, was alles essbar war. Sie kannten die Pflanzen und Tiere in ihrer Gegend. Sie wussten, wo Milch herkommt, was gerade geerntet wurde, dass man, wenn man vom Baum fällt, immer unten landet.
Diie Familie saß am Abend zusammen beim Kartenspiel und redete viel. Großeltern erzählten Geschichten - dort war noch eine Harmonie der Familien da, und keiner dieser Kinder hat ein Fernseher vermisst oder irgendwelche Idole wie "Tokio Hotel" vergöttert, sondern sie sind frei und unbelastet aufgewachsen. Meiner Meinung nach sollte dies wieder mehr gefördert werden, denn Kinder sind die Zukunft.
Scheinerfolge
26.01.2011, Amrei Spalek, BraunschweigUntersucht hat man die Zustände der Patienten zu Beginn und zum Ende einer psychotherapeutischen Behandlung. Gibt es auch Untersuchungen über Langzeiterfolge bzw. -folgen?
Meines Erachtens lässt sich der Erfolg einer Therapie nur subjektiv aus der Perspektive des Patienten ableiten, wenn er sich auf Dauer besser oder sogar gut fühlt und sich in der Folge seine Lebensgestaltung positiv entwickelt.
Was wertet ein Therapeut als Erfolg? Wenn sein Patient hinterher begeistert von ihm spricht und ihm die Treue hält? Das kann ein gefährlicher Scheinerfolg sein.
Ich kenne mehrere Fälle aus meinem privaten Umfeld, in denen Patienten glücklich die Therapie hinter sich gebracht hatten, denn sie wussten nun, wer an all ihren Problemen schuld war: Die Mutter! Zweifellos erfuhren die Patienten dadurch eine große Entlastung. Alle waren glücklich: Die jeweilige Therapeutin hatte ihren Erfolg, und die Patienten konnten sich nun als Opfer fühlen, ohne jede Eigenverantwortung übernehmen und ohne selbst einen Beitrag leisten zu müssen. In einem Fall lebt der erwachsene Sohn seit Jahren wieder bei und auf Kosten seiner Mutter und führt ein wahres Terrorregime, das so weit gegangen ist, dass er die Mutter mehrfach mit einer Waffe bedroht hat - denn sie war ja an allem schuld. Aber er verehrt heute noch seine Therapeutin, die ihm die Augen geöffnet hat.
Im zweiten Fall konnte die Mutter nicht mehr bestraft werden, weil sie schon tot war. Dafür schrieb die Frau - offenbar stellvertretend für die nicht mehr greifbare Mutter - an alle, die sich jahrelang trotz aller Schwierigkeiten in der Beziehung um sie gekümmert hatten, bitterböse, anklagende Briefe, was sie ihr alles angetan hätten, und verdrehte dabei eklatant alle Fakten. Die Freunde zogen sich samt und sonders daraufhin zurück - die Patientin blieb in einer bodenlosen Einsamkeit zurück - aber sie schwört auf ihre gute Therapeutin.
Die Erhebungen in Ihrem Bericht sprechen von Symptomverstärkung, sagen aber nichts über Symptomverschiebungen. Eine mir bekannte Frau litt stark unter Klaustrophobie. Mit Hilfe der Verhaltenstherapie lernte sie, mit dem Lift zu fahren. Aber dann stellte sich eine andere Angst ein: Agoraphobie: Sie traute sich über keinen Platz mehr und kaum mehr unter Menschen. Auch diese Angst wurde ihr genommen. Daraufhin bekam sie eine Gürtelrose, unter der sie viele Monate litt. Als diese durch ärztliche Kunst halbwegs geheilt war, bekam sie eine Bronchitis, die sich über einen langen Zeitraum nicht heilen lassen wollte.
Es wird oft außer Acht gelassen, dass Ängste - wenn sie sich nicht direkt auf ein traumatisches Ereignis zurückführen lassen - oft frei flottierende Ängste sind, die meistens atmosphärische und daher schwer greifbare Ursachen haben und fast immer aus der familiären Situation in der Kindheit stammen. Ängste zeigen die seelische Not an und äußern sich dann zum Beispiel als Klaustrophobie oder Agoraphobie. Wenn diese seelische Not nicht verstanden und behoben werden kann, reagiert der Mensch mit körperlichen Erkrankungen in zunehmender Schwere. Werden diese Erkrankungen dann noch in Zusammenhang gebracht mit der "erfolgreichen" Verhaltenstherapie?
Trotz aller Einwände ist es natürlich gut, dass es die Psychotherapie gibt, denn vielen Menschen kann auf diesem Wege geholfen werden. Es gibt jedoch keine Therapie, die für alle Menschen Erfolg versprechen kann, so wie es der Bericht ja auch als Fazit anspricht. Meine Kritik richtet sich auch nicht gegen die Zunft - der ich ja auch angehöre - als solche. Aber Erfolge wirklich evaluieren zu wollen, halte ich für sehr problematisch.
Aus dem letzten Jahrtausend
13.01.2011, Stephan Schleim, Universität Groningen (Niederlande)Über den Artikel "Zwei Gesichter des Leids" Ihrer US-amerikanischen Kollegin Erica Westly kann ich mich aber nur wundern:
Erstens lässt er die theoretische Frage offen, wieso bei den beschriebenen Männern überhaupt von Depressionen gesprochen werden soll und nicht etwa von einer anderen psychischen Erkrankung, wenn sie nicht die anerkannten Diagnosekriterien erfüllen.
Zweitens und viel gravierender liegt der vermittelte Kenntnisstand meines Erachtens weit hinter der klinischen Forschung zurück. So verkennt die Autorin, dass die auf S. 22 und 24-25 "beworbenen" Antidepressiva kein Wundermittel gegen Depressionen darstellen, sondern gerade auch in jüngerer Zeit wieder kritischer beurteilt werden - ob bei Mann oder Frau (vgl. z.B. J. Paulus in G&G vom März 2010, "Überschätzte Glücksbringer"). Die US-amerikanischen Psychiater Paul Holtzheimer und Helen Meyberg, weltweit bekannt durch ihre Pionierarbeit auf dem Gebiet der Gehirnoperation bei depressiven Patienten, ziehen in einer neuen Überblicksarbeit ein nüchternes Fazit: Die Neurobiologie der Major Depression sei größtenteils unbekannt, und die heutigen Behandlungsmethoden seien nicht effektiver als diejenigen vor 50 bis 70 Jahren (Trends in Neurosciences 2010). Überhaupt scheint es Ihrer Kollegin völlig entgangen zu sein, dass es auch Umwelt- und soziale Ursachen für Depressionen geben kann, was in zahlreichen, auch genetisch angelegten klinischen Studien immer wieder berücksichtigt und bestätigt wird.
Der Artikel wirkte auf mich jedenfalls so, als stamme er aus dem letzten Jahrtausend. Die G&G-Redaktion weiß es doch eigentlich besser, wie viele andere Artikel zweifellos beweisen.
Diesen eher kritischen Gedanken zum Trotz wünsche ich Ihnen allen jedoch ein mindestens ebenso erfolgreiches Jahr, wie 2010 es wahrscheinlich für Sie war.
Hoch sensible Menschen
08.01.2011, Jessica KunkelSchon hoch sensible Menschen haben häufig Reizüberflutung,
sie haben in der Regel jedoch auch ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen. D.h. sie sind emotional sehr offen für ihre Umgebung.
Autisten sind auf der emotionalen Ebene und in ihren fünf Sinnen noch viel offener als hoch sensible Menschen. Dadurch haben sie jedoch mehr Reizüberflutung, als sie es emotional verkraften können. Deshalb schalten sie als Schutzmechanismus ihre Gefühle öfters ab, indem sie sich emotional aus ihrem Körper nach oben hin zurückziehen. Dadurch entsteht dann leicht der Eindruck, als hätten sie einen ständigen Mangel an Einfühlungsvermögen/Empathie. Das stimmt so aber nicht, denn in ruhigen und sehr reizarmen Situationen können sie durchaus auch hochgradig offen und einfühlsam sein.
Autismus ist ein Schutzmechanismus vor zu viel Reizüberflutung. Sämtliche typisch autistischen Symptome lassen sich letztendlich dadurch erklähren. Wann wird die Wissenschaft das nur endlich einmal einsehen.
Begeistert
07.01.2011, Kordula Jörgauch ich bin begeistert von ihren Beiträgen. Bevor ich das ganze Heft lese, ist immer ihre Seite zuerst dran.
Das mit der Spinne hatte mich jedoch am meisten beeindruckt.
Selbstheilungskräfte von vornherein berücksichtigen
27.12.2010, Rudolf Uebbing, DortmundÜberdies erzeugt der Patient, der seinen Arzt aufrichtig lobt, ein erzielenswertes, doppelt positives Erlebnis: Welche psychologischen Effekte müssen berücksichtigt und herausrechenbar gemacht und herausgerechnet werden, um ein objektives Bild zu erhalten?
Das Vertrauen auf die biologisch sich in Millionen von Jahren entwickelten Selbstheilungskräfte des menschlichen Körpers könnte einfach in gewissen Fällen gestärkt werden, ehe Geld für Placebopräparate gewechselt wird.
Aggressive Werbung einzelner Anbieter
24.12.2010, Reinhard HeiseUnerfüllbare Hoffnungen
23.12.2010, Reinhard Heise, Sprecher Göttinger Selbsthilfegruppe für Tinnitus, Morbus Menière und Hörstörungen in der Deutschen Tinnitus-Liga e.V. (DTL), Beauftragter des Vorstands der DTL für Selbsthilfegruppen der DTLZunächst wird der Stand der Forschung zu Tinnitus neutral und richtig wiedergegeben. Doch dann geht es los: Als selbst Betroffener (Pfeifton auf beiden Seiten bei ca. 10 000 Hz) und Leiter einer Selbsthilfegruppe der Deutschen Tinnitus-Liga e.V. (DTL) habe ich in dieser Funktion und auch als Vorstandsbeauftragter der DTL für Selbsthilfegruppen immer wieder mit Beratungsgesprächen zu "neuen Therapien" bei chronischem Tinnitus zu tun.
Zur transkraniellen Magnetstimulation (TMS) gibt es noch weitere Studien z.B. (Poreisz et al. BMC Neurosci. 2009) aus der Forschungsgruppe von Prof. Tobias Moser, Innenohrlabor der HNO-Universitätsklinik Göttingen, bei denen sogar eine Verschlechterung der Tinnitusbelastung durch einen neuinduzierten Ton als TMS-Folge dokumentiert wird. Nicht umsonst hat der wissenschaftliche Beirat der DTL die verschiedenen Studien zur TMS als nicht unbedingt positiv eingestuft.
Auch zur so genannten Neurostimulation gibt es massive Bedenken - vor allem, weil bisher nicht in wissenschaftlich einwandfreier Weise die Ergebnisse dokumentiert sind; der von der Jülicher Arbeitsgruppe Peter Tass aggressiv beworbene T30CR-Neurostimulator käme nur für eine sehr kleine Gruppe (wenn überhaupt) infrage. Nach meiner Meinung wird dieses Gerät als "Gelddruckmaschine" vermarktet.
Aus der Sicht der Selbsthilfegruppen ist noch zu bemerken, dass jedes Mal die Telefone der Berater und Gruppensprecher heißlaufen, wenn wieder eine neue (oder auch schon bekannte) Sau durchs Dorf getrieben wird, in dem unkommentiert über so genannte Studien berichtet wird.
Die weit gehend unkommentierte Erwähnung "neuer Therapieansätze" im Artikel dürfte bei vielen Betroffenen mit hohem Leidensfaktor unerfüllbare Hoffnungen wecken und damit den Leidensdruck erhöhen. Von einem HNO-Arzt und einem Neurologen/Psychiater erwarte ich eine etwas differenziertere Berichterstattung.
Antwort der Autoren Berthold Langguth und Tobias Kleinjung:
Wir möchten uns für die Zuschrift von Herrn Heise ganz herzlich bedanken, da sie uns die Möglichkeit eröffnet, mögliche Missverständnisse im Zusammenhang mit unserem Artikel klarzustellen.
In unserem Artikel möchten wir vermitteln, dass die Tinnitusforschung in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht hat. Die Mechanismen, die der Entstehung von Tinnitus zu Grunde liegen, konnten dank neurowissenschaftlicher Forschung identifiziert werden. Aus diesem detaillierten Verständnis heraus ergeben sich vielfältige neue Therapieansätze. Selbstverständlich müssen diese neuen Therapieansätze bezüglich ihrer Verträglichkeit und Wirksamkeit in klinischen Studien getestet werden. Für alle in unserem Artikel genannten Therapieverfahren (pharmakologische Behandlung, Gehirnstimulation mit transkranieller Magnetstimulation oder epiduraler Stimulation, Cochlea-Implantate, gezielte akustische Stimulation) sind entsprechende Studien durchgeführt worden und haben viel versprechende Therapieeffekte gezeigt. Wir haben in unserem Artikel aber auch deutlich gemacht, dass weitere Studien notwendig sein werden, bevor diese neuartigen Therapieansätze dann möglicherweise den Weg in die klinische Routine finden werden. Entsprechend lautet auch die Stellungnahme des wissenschaftlichen Beirates der Deutschen Tinnitusliga zur transkraniellen Magnetstimulation, die im Übrigen von uns selbst verfasst und mit verabschiedet wurde.
Wir möchten auch erwähnen, dass die in diesem Zusammenhang von Herrn Heise zitierte Studie von Csaba Poreisz für eine spezifische neuartige Form der TMS eine signifikante kurzzeitige Tinnitusverminderung nach einer einmaligen Sitzung zeigte (www.biomedcentral.com/1471-2202/10/54).
Als Ärzte, die tagtäglich mit zum Teil sehr belasteten Tinnituspatienten zu tun haben, halten wir die Entwicklung neuer Therapieansätze für zwingend erforderlich, da die bisher verfügbaren Behandlungsmethoden leider nur eine sehr begrenzte Wirksamkeit haben und im Wesentlichen darauf ausgerichtet sind, eine Gewöhnung an das Ohrgeräusch zu erzielen und auf diese Weise das Leben mit dem Tinnitus zu erleichtern.
Wir erleben auch in unserer täglichen klinischen Praxis, dass die Tatsache, dass Tinnitus immer intensiver erforscht wird und neue Therapieverfahren entwickelt werden, vielen betroffenen Patienten Hoffnung macht und Kraft gibt. Auch wenn sich die neuartigen Therapieverfahren derzeit noch in Entwicklung befinden, so begründen sie doch die Hoffnung darauf, dass in naher Zukunft wesentlich effektivere Therapieverfahren zur Verfügung stehen werden und die Heilung von Tinnitus in greifbare Nähe gerückt ist.
Typisch Mann, typisch Frau
23.12.2010, Andreas Jaeger, Neukirchen-VluynDer britische Psychologieprofessor Richard Wiseman führte im Jahre 2005 anhand von 15 000 Teilnehmern eine Studie zur so genannten weiblichen Intuition durch, die ziemliches Aufsehen erregte. Zum Erstaunen der Teilnehmer, die sich gemäß dem gängigen Klischee vollkommen anders eingeschätzt hatten, schnitten die Männer besser darin ab, ein falsches von einem echten Lächeln zu unterscheiden.
Scheinbar erkennen Männer andere Emotionen besser als Frauen. Das mag daran liegen, dass Frauen in den Emotionen Ekel und Niedergeschlagenheit einfach mehr Übung haben. Männer hingegen sind vielleicht eher darauf angewiesen, ein falsches Lächeln erkennen zu können. Immerhin sind sie nach einer Studie der Virginia Commonwealth University (USA) auch besser darin, ihre Frauen bei Seitensprüngen zu entlarven.
Antwort der Autorin Claudia Christine Wolf:
Sie spielen auf ein interessantes Thema an: die Fähigkeit, Täuschungsmanövern wie einem falschen Lächeln oder gar einem Seitensprung auf die Schliche zu kommen. Tatsächlich gehen Evolutionsforscher davon aus, dass Mann über einen "siebten Sinn" für treulose Partnerinnen verfügt. Der Grund: Untreue kann dazu führen, dass er Kraft und Energie in die Nachkommen eines männlichen Konkurrenten steckt.
Frau kennt dieses Problem natürlich nicht - schließlich trägt sie ihren Nachwuchs selbst aus. Allerdings muss sie sich gewiefte Täuschungsmanöver einfallen lassen, damit der betrogene Partner sie nicht verlässt und ihrem Nachwuchs weiterhin überlebenswichtige Ressourcen wie Nahrung, Schutz und Unterkunft bietet.
Den Kampf der Geschlechter bezeichnen Experten als "evolutionäres Wettrüsten". Natürlich handelt es sich hier größtenteils um unbewusste Vorgänge, deren Wurzeln weit in die menschliche Vergangenheit reichen.
Sie haben also vollkommen Recht: Männer erkennen vorgetäuschte Gefühle besser als Frauen. In dem Artikel "Die Macht der Hormone" geht es hingegen um aufrichtige Gefühle - bestimmte menschliche Grundemotionen wie Wut, Ekel, Trauer oder Überraschung. Um Verwirrungen zu vermeiden, ist es in der Geschlechterforschung also wichtig, zwischen unehrlichen und ehrlich gemeinten Gefühlen zu unterscheiden.
Allzu gute Vorbilder
20.12.2010, Norbert Tholen, Jüchenvielen Dank für den witzigen Beitrag - selbst wenn nicht alles "wahr" sein sollte, hat es doch eine höhere Wahrheit: die von der Schädlichkeit der allzu guten Vorbilder.
Bewusst im Unbewussten
20.12.2010, Michael Kühnapfel, FellbachDas ist aber schon ein alter Trick - und die Untersuchung entsprechend trivial, die Schlussfolgerung gewagt.
Teil 2
12.12.2010, Stefan PscheraDies wiederum ein Ansatz zur psychologischen Kategorie Psychosomatik.
Was bewirkt die neurobiologische Hemmung? Erregungsleitungen können nicht mehr bestimmen, sondern nur noch fordern. Kommt eine andere Erregungsleitung zum Ziel (zum Erfolgsorgan) kann die verhinderte Leitung ihr Missfallen äußern. Da sind nur noch wenige Überlegungen nötig zur psychologische Kategorie: Wille, Appetenz, Positiv-/Negativgefühl.
Erregungsleitungen bestehen aus verketteten Fließgleichgewichten. Schon ein Neuron kann etwa 20 000 solcher Erregungsleitungen (in Nanokompartimenten) beherbergen. Was passiert bei Hemmung. Eine Unmenge von Status-quo-Zuständen wird verletzt. Wie diese ausgleichen? Einfach feuern? Muskeln würden zucken, die ganze Informationsverarbeitung wäre gestört. Aber es gibt eine Lösung: Die Motorik hemmen. Die verhinderten Erregungsleitungen können sich austoben. Dies ein Ansatz für die Kategorien Schlaf und Traum.
Und all diese logischen Folgerungen mit dem eigentlich billigen Ansatz: Bündel spezifischer Erregungsleitungen sind die funktionellen Teile.
Bitte umdenken: Die Erde zeigt sich als Scheibe, aber es eine Kugel.
Pils oder Kölsch
07.12.2010, Walter Jäger, Eichenberg bei Aschaffenburgschon lange ist es mir ein Bedürfnis, Ihnen zu sagen, dass Ihr "Nachschlag" in Gehirn&Geist meistens das Beste an der ganzen jeweiligen Ausgabe ist. Ich freue mich immer schon darauf, wenn das neue Blatt ankommt. Der Beitrag "Keine Herzenssache" ist wieder einmal besonders gut gelungen. Ich habe beim Lesen so gelacht, dass ich den Artikel auch meiner Frau vorlesen musste - mit gleichem Erfolg. Schade, dass Sie wegen der widrigen Umstände kein Hirnforscher werden konnten, ich hätte ihre sämtlichen Bücher gekauft. Noch bedauerlicher ist freilich, dass sich die Sache mit Nathalia nicht verdichtet hat - aber der Jungen Union beizutreten, ist halt auch ein sehr großes Opfer.
Ich trinke auch gern Bier. Pils, weil es hier kein Kölsch gibt.
Mit freundlichen Grüßen
und der Hoffnung auf viele weitere gute Nachschläge
Es ist doch alles bekannt, ...
06.12.2010, Stefan PscheraNur ein Beispiel:
In der Psychologie gibt es die klassische Konditionierung. Gleichzeitige Ereignisse verbinden. Ereignisse aktivieren Erregungsleitungen. Und diese berühren sich, kreuzen, verlaufen nebeneinander. Warum zwei Bahnen wiederholt gleichzeitig? Eine reicht doch. Und schon ist die Konditionierung da. Diesmal ein psychologischer Fakt neurobiologisch erklärt.
Was bewirkt die Hemmung? Ein Neuron ist an etwa 20 000 Erregungsleitungen beteiligt und leitet vorwiegend dissipativ. Was bewirkt die Hemmung? Welche Folgen haben die Abweichungen vom Status quo durch die Hemmung?