News: Wenn Schäfchen zählen nicht mehr hilft ...
Bei diesen zumeist psychisch bedingten Insomnien machen wiederum streßbedingte Ursachen den Hauptanteil aus. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen aber auch affektive Störungen wie Depressionen sowie der Mißbrauch von Alkohol und Medikamenten.
"Jede dieser Erkrankungen führt zu einer unterschiedlichen Veränderung der Schlafarchitektur," betonte Saletu, der auch das Schlaflabor an der Wiener Psychiatrischen Universitätsklinik leitet. So haben depressive Patienten etwa zu wenig Tiefschlaf und einen erhöhten Traumdruck, während bei Angststörungen reduzierte mitteltiefe Schlafstadien im Vordergrund stehen. Jede Schlafstörung erfordert eine ganz gezielte Behandlung, denn auch "normale" Schlafmittel wirken sich ganz unterschiedlich auf die einzelnen Phasen aus. "Es gibt keine Tablette für alle Schlafstörungen", betonte Saletu. Im Rahmen umfangreicher Untersuchungen konnten er und sein Team außerdem nachweisen, daß Psychopharmaka, wie sie zur Behandlung von Depressionen, Angststörungen und Schizophrenien eingesetzt werden, genau an den bei diesen Erkrankungen typischen Schlafdefiziten ansetzen. "Es ist wie ein Schlüssel-Schloß-Prinzip", sagte der Experte.
Die richtige Diagnose und Behandlung einer Schlafstörung hat schließlich auch enorme gesundheitsökonomische Bedeutung. In einer einjährigen Follow up-Studie zeigte sich, daß bei Patienten nach der Therapieeinstellung im Schlaflabor die Zahl der Krankenhaus-Wiederaufnahmen verschwindend klein war. Und nicht zuletzt nahm die subjektive Einschätzung der Lebensqualität deutlich zu.
Medikamentöse Einschlaf- und Durchschlafhilfen, sogenannte Hypnotika, können eine wertvolle Hilfe sein, vor allem dann, wenn sich der Patient in einem Teufelskreis von emotionaler Erregung, Schlafstörung und Angst vor Schlaflosigkeit befindet. "Dann müssen wir Hypnotika einsetzen, allerdings mit Maß und Ziel", betonte der griechische Experte Univ.Prof. Dr. Constantin Soldatos vom Schlafforschungszentrum an der Athener Universität.
Als Faustregel empfahl er seinen Kollegen, immer zuerst die zugrundeliegende Störung zu identifizieren und zu behandeln. Außerdem sollte gleichzeitig auch immer an nicht-medikamentöse Alternativen, wie etwa Entspannungsübungen gedacht werden. Häufig bringt schon eine geringfügige Änderung des Lebensstils, etwa der Verzicht auf ein üppiges Nachtmahl, eine Besserung.
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