News: Tropische Cyanobakterien auf Nordkurs
Anscheinend dehnen wärmeliebende filamentöse Cyanobakterien ihren Lebensraum immer weiter nördlich aus. Wissenschaftler fanden in mecklenburgischen Seen Arten der Gattungen Anabaenopsis, Aphanizomenon und Cylindrospermopsis, die normalerweise in den Tropen und Subtropen verbreitet sind.
In den Sommermonaten 1998 haben Algenspezialisten des Berliner Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) drei Arten von Cyanobakterien – Cylindrospermopsis raciborskii, Anabaenopsis elenkinii und Aphanizomenon issatschenkoi – in dem mecklenburgischen See Lieps bei Neubrandenburg erneut nachgewiesen. Zum ersten Mal wurden die Organismen dort 1990 entdeckt. Die Lieps ist das nördlichste bisher bekannte Fundgebiet der Art Cylindrospermopsis raciborskii.
Inzwischen haben Mitarbeiter des IGB sowie der Universitäten in Berlin und Cottbus zahlreiche Seen in Berlin und Brandenburg als Besiedlungsgebiet der genannten Arten filamentöser Cyanobakterien erkannt. Deren eigentlicher Lebensraum sind die tropischen und subtropischen Zonen, doch drangen sie, zunächst über Südeuropa, immer weiter nordwärts vor.
Die Begründungen für diese anscheinenden Wanderungen reichen von "bisher übersehen" bis zur Interpretation als eine Folge der Klimaerwärmung. Gegen ein "Übersehen" spricht, daß Wasserproben aus den Gewässern seit vielen Jahren algenkundlich ausgewertet werden. Darum ist eher von einer Arealerweiterung dieser Arten auszugehen, über deren Ursachen derzeit nur spekuliert werden kann. Besonders günstige Ernährungsbedingungen in den Gewässern kommen ganz sicher auch in Betracht. Was die Klimaerwärmung betrifft, so geben die IGB-Experten zu bedenken, daß in den Jahren des Hauptvorkommens der Cyanobakterien die mittlere Wassertemperatur niedriger war als in Jahren geringerer Besiedlung. Die Cyanobakterien könnten aber auch durch Mutationen kälteresistenter geworden und an die Verhältnisse in kühleren Klimazonen besser angepaßt sein.
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