News: Elterntraining zum Wohle der Kinder
Um herauszufinden, wie effektiv Schulungsprogramme für Eltern zur Veränderung des Verhaltens von Vorschulkindern sind, hat die Psychologin Carolyn Webster-Stratton von der University of Washington 426 Familien aus neun Head Start-Zentren gebeten, an ihrer Studie teilzunehmen. Die Ziele der Programme waren die Verbesserung der Kompetenz der Eltern, der sozialen Kompetenz der Kinder und der Beziehungen zwischen Heim und Schule, um dadurch die Aggressivität der Kinder sowohl zu Hause als auch in der Schule zu verringern (Journal of Consulting and Clinical Psychology, Oktober 1998, Abstract).
Von den 426 Familien wurden 296 Elternpaare willkürlich einem Programm zugeteilt, bei dem es in einem Zeitraum von acht bis neun Wochen um das Erlernen positiver Disziplinstrategien und wirksamer erzieherischer Fähigkeiten ging. Die Eltern lernten außerdem Methoden, um die sozialen Fähigkeiten und das Problemelöse-Verhalten ihrer Kinder zu verbessern. Die restlichen 130 Eltern erhielten keinen Unterricht. Alle Lehrer und Lehrassistenten in der experimentellen Gruppe nahmen an einem zweitägigen Workshop teil, der sie mit dem Schulungsprogramm für die Eltern vertraut machte, so daß sie im Klassenzimmer dieselben Strategien anwenden konnten, welche die Eltern zu Hause benutzten.
"Die Ergebnisse dieser Programme sind sehr vielversprechend", sagte Webster-Stratton. "Die erzieherischen Fähigkeiten der Eltern verbesserten sich sowohl nach Ansicht der Eltern als auch laut Beobachtungen von außen. Bei Müttern, die an den Schulungsprogrammen teilnahmen, gingen kritische und scharfe Erziehungsmaßnahmen erheblich zurück. Gleichzeitig stieg der Gebrauch positiver und kompetenter Disziplin – wie beispielsweise angemessene Maßnahmen, um den Kindern ihre Grenzen zu setzen – erheblich an. Die Mütter, die nicht an den Programmen teilnahmen, änderten ihren Erziehungsstil nicht."
"Eltern, die an mehr als der Hälfte der angebotenen Sitzungen teilnahmen, setzten weniger physisch negative Disziplin ein und erhöhten den Grad ihrer Zuneigung und Fürsorge", sagte Webster-Stratton. Die Kinder erschienen glücklicher und schlugen viel weniger über die Stränge als Kinder in der Kontrollgruppe.
Diese Verbesserungen im Verhalten der Erziehenden und der Kinder war auch noch nach 18 Monate nachweisbar – allerdings nicht in allen Fällen im schulischen Umfeld. Ein Grund dafür, warum die Veränderungen in den Schulen nicht so dauerhaft waren, ist nach Webster-Stratton, "daß die Eltern mehr Zeit für die Schulung aufwendeten als die Lehrer. Die Lehrer verlangten mehr Schulung in Strategien für das Klassenzimmer, um Kindern mit Verhaltensproblemen helfen zu können und ihre sozialen Fähigkeiten und wirksame Problemlösungen zu fördern. Interessanterweise waren die Ausgangswerte des Verhaltens zu Hause und in der Schule unterschiedlich. Nur acht Prozent der Kinder legten vor Beginn des Elternschulungsprogramms im Klassenzimmer ein störendes Verhalten an den Tag, während 30 Prozent dieser Kinder zu Hause Probleme machten."
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