News: Ein Raser auf der Milchstraße
Nun neugierig geworden, fiel Maitzen und seinen Kollegen Ernst Paunzen und Rudolf Pressberger bei den weiteren Analysen die "unglaubliche Rotverschiebung gegenüber den irdischen Spektrallinien" auf. Diese durch den Doppler-Effekt verursachte Rotverschiebung ist ein Hinweis auf die hohe Geschwindigkeit des Objekts.
Für ihre weiteren Recherchen zogen die Forscher die Daten des ESA-Satelliten Hipparcos zu Rate, der seit 1989 die Positionen von Millionen Sternen vermessen hat. Die Durchrechnung aller Daten offenbarte dann die unglaubliche Geschwindigkeit von 417 km/s für "HIP 60350", der sich derzeit rund 10 000 Lichtjahre von der Erde entfernt – übrigens im Sternbild der "Jagdhunde" – befindet. "Mit diesem Tempo könnte man in nur 100 Stunden von der Erde zur Sonne reisen", betont Maitzen.
In der Folge interessierten sich die Astronomen für Vergangenheit und Zukunft des Sterns. Die Berechnungen zeigten, daß er vor rund 20 Millionen Jahren "geboren" wurde, für astronomische Verhältnisse also sehr jung ist, und aus dem Inneren der Galaxie kam. Die Flugbahn weist vom Zentrum der Milchstraße weg, wobei die Wissenschafter vermuten, daß die Geschwindigkeit des Sterns ausreicht, um die Galaxie für immer zu verlassen.
Maitzen vermutet, daß eine "Gravitations-Schleuder" notwendig war, um den Stern derart zu beschleunigen. Dabei müßte sich "HIP 60350" an einem Stern mit sehr großer Masse mit Hilfe des sogenannten Swing-by-Effekts, bei dem große Gravitationskräfte wie eine Schleuder wirken, den nötigen Schwung für seine Geschwindigkeit geholt haben. Diesen Swing-by-Effekt hat man übrigens auch schon zur Beschleunigung von Raumsonden, etwa den Sonnen-Erforscher "Ulysses", genutzt.
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