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News: Wirkstoff T-20 in AIDS-Therapie erfolgreich

Neue Ergebnisse bei der Behandlung von HIV-Patienten: Nach den Reverse-Transkriptase- und den Protease-Hemmern kommt jetzt eine zusätzliche 'Generation' an Medikamenten gegen die Immunschwäche- Viren. Sie blockieren das Verschmelzen der Krankheitserreger mit jenen Zellen, an denen sie andocken, um diese zu infizieren. An Patienten konnte damit eine Reduktion der Zahl der HI-Viren im Blut um das Hundertfache erzielt werden.
"Hier wird zum ersten Mal ein Effekt (von Arzneimitteln) gegen Retroviren demonstriert, der andere Ziele als die Reverse Transkriptase oder die Protease angreift", schreibt "US-Aids-Papst" Univ.-Prof. Dr. Douglas Richman (University of California, San Diego) in einem Kommentar in der Novemberausgabe 1998 von Nature Medicine.

Der Hintergrund: Die ersten Aids-Medikamente (AZT etc.) hemmten das HI-Virus-Enzym Reverse Transpkriptase. In den vergangenen Jahren wurden dann Hemmstoffe für die HIV-Protease auf den Markt gebracht. Die Funktion beider Enzyme ist für die Vermehrung der Aids-Erreger erforderlich. Kombinationen von Arzneimitteln aus diesen beiden Kategorien können bei bis zu 80 Prozent der Betroffenen die Zahl der Aids-Viren im Blut unter die Nachweisgrenze bringen. Das hat in den vergangenen beiden Jahren zu einem dramatischen Rückgang der Aids-Todesfälle in mehreren westlichen Industriestaaten geführt.

Jetzt wird der Angriff auf ein drittes Ziel des HIV-Lebenszyklus möglich. Das US-Pharma-Unternehmen Trimeris hat mit dem Wirkstoff T-20 ein synthetisches Eiweiß-Molekül aus 36 Aminosäuren konstruiert, welches das Verschmelzen von Aids-Viren mit ihren Zielzellen verhindert. T-20 lagert sich an einen Teil des Virus-Proteins GP 41 an. Dieser Eiweißstoff besorgt nach einem ersten oberflächlichen Kontakt zwischen den Viren und den Zellen die Fusion und ermöglicht den Krankheitserregern das Eindringen.

Dr. Michael Kilby und die Co-Autoren von der University of Alabama in Birmingham haben diesen vorerst nur injizierbaren Wirkstoff an 16 HIV-Positiven 14 Tage lang als Monotherapie erprobt. Die Probanden bekamen drei, zehn, 30 oder 100 Milligramm der Subsanz zweimal täglich.

Die Ergebnisse: Bei allen vier Probanden, welche die Dosierung von 100 Milligramm bekamen, sank die Zahl der HI-Viren unter die Nachweisgrenze auf etwa ein Hundertstel des Ausgangswertes. Richman: "Das ist ähnlich wie bei den bisher potentesten Arzneimitteln gegen HI-Viren."

Kilby und seine Co-Autoren betonen, daß es sich bei der Studie zunächst einmal um einen "Beweis der Machbarkeit" handelt. Man werde wohl kaum HIV-Patienten zu einer zweimal täglichen Injektion von Arzneimitteln veranlassen können, wenn das Prinzip der Hemmung der Fusion zwischen HI-Viren und Zellen jedoch machbar ist, könne man andere Wirkstoffe konstruieren, die in Tabletten verpackt werden könnten.

Auf jeden Fall ist bei den HIV-Infizierten auch langfristig eine möglichst intensive Behandlung gegen die Aids-Viren notwendig. In der Ausgabe vom New England Journal of Medicine vom 29. Oktober 1998 (Abstract 1, Abstract 2, Editorial) sind zwei wissenschaftliche Untersuchungen erschienen, in denen studiert werden sollte, ob man nach einer ersten "harten" Behandlung vielleicht auf eine Erhaltungsdosis der Arzneimittel zur Unterdrückung der HI-Viren übergehen könnte. Die Resultate waren negativ. Das Weglassen von Arzneimitteln aus der ursprünglichen Behandlung führt zum Rückfall.

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