News: Das Blei in unserer Luft
Entgegen der allgemeinen Annahme, daß verbleites Benzin die Hauptquelle für Blei in der Stadtluft darstellt, kamen die Forscher zu einem ganz anderen Schluß. Die maximalen Konzentrationen dieses Schwermetalls waren in Schichten aus den späten 30er bis frühen 60er Jahren zu finden. Damals erreichte in New York das Programm zum Bau und zur Inbetriebnahme von Müllverbrennungsanlagen seinen Höhepunkt.
Als hingegen in den späten 60er und frühen 70er Jahren besonders viel verbleites Benzin verbraucht wurde, wirkte sich das nur wenig auf die Gesamtmenge in den Sedimenten aus. Auch andere Aktivitäten, bei denen Blei freigesetzt wird – die Verfeuerung von Kohle sowie die Metallgewinnung und -veredelung eingeschlossen –, trugen nicht wesentlich zur Verschmutzung der Luft mit Blei bei. Das Ergebnis setht allerdings im Widerspruch zu der Beobachtung, daß die Konzentrationen von Blei in der Atmosphäre und im Blut der Stadtbevölkerung in den 70er und 80er Jahren sanken, als verstärkt bleifreies Benzin genutzt wurde.
"Die Verbrennung fester Abfälle wurde als Quelle für Blei in der Atmosphäre und andere Verunreinigungen bisher unterbewertet", sagte Chillrud. "Darüberhinaus ist diese Arbeit besonders relevant vor dem Hintergrund der zunehmenden Müllverbrennung in den urbanen Zentren Chinas und der gängigen Praxis in Pakistan und vielen anderen Entwicklungsländern, den Hausmüll zu verfeuern."
Die Verbrennung der festen kommunalen Abfälle dominierte nach Angaben des Wissenschaftlers auch bei den atmosphärischen Konzentrationen von Zink, Zinn, Antimon und eventuell Silber. Chillrud kann sich gut vorstellen, daß auch bei anderen Großstädten des 20. Jahrhunderts die Verteilung der Ursachen ähnlich ist. Für den New Yorker Fall wollen die Forscher jetzt den Anteil der Müllverbrennung an der Kontamination mit Quecksilber, Dioxin, polyzyklischen Biphenylen (PCBs) und polyaromatischen Kohlenwasserstoffen (PAHs) ermitteln.
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