News: Der Schalter für das Langzeitgedächtnis
Gesunde Ratten, so entdeckten die Wissenschaftler, erinnerten sich mehrere Tage lang daran, daß sie in einer dunklen Kammer Stromstöße erhalten hatten. Tiere, bei denen der als Fornix bezeichnete Bereich des Gehirns geschädigt war, vergaßen dagegen bereits nach einigen Stunden ihre Aversion gegen die bewußte Kammer. Der Fornix ist ein Nervenbündel und verbindet das Ammonshorn – ein Gebiet, das bekanntermaßen eine essentielle Rolle für das Langzeitgedächtnis spielt – mit anderen Bereichen des Hirns, zum Beispiel mit dem der Motivationssteuerung dienenden Hypothalamus und mit dem Hirnstamm.
Die Probleme der hirngeschädigten Ratten scheinen nach Ansicht der Wissenschaftler mit einem wichtigen biologischen Prozeß verbunden zu sein, der als Phosphorylierung bekannt ist. Dabei wird die Aktivität eines Proteins durch Anhängen einer Phosphatgruppe verändert. Wie das Team herausfand, erhöhte sich bei den gesunden Ratten die Phosphorylierung des Proteins CREB, während sie lernten, statt in die abgedunkelte Kammer in eine erleuchtete zu gehen. Bei den Ratten mit geschädigtem Fornix stieg der Anteil des modifizierten CREB beim Lernen dagegen nicht.
CREB ist ein sogenannter Transkriptionsfaktor, der an der Kontrolle mehrerer Gene und deren Aktivitäten beteiligt ist. Zwar ist noch nicht klar, wie Nervenimpulse die Phosphorylierung des Proteins bewirken, doch sobald CREB verändert wird, ist damit der Weg frei für vielgestaltige Prozesse in der jeweiligen Zelle.
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