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Seit dieser Entdeckung haben viele Forschergruppen versucht, die SBSL zu erklären und herauszufinden, ob sich hinter dieser Erscheinung bislang unbekannte Physik verbirgt. Physiker der Philipps-Universität Marburg haben nun eine einfache Erklärung geliefert, deren Formulierung jedoch alles andere als einfach war. In Nature vom 1. April 1999 präsentieren Detlef Lohse, nun Professor an der Universität Twente (Niederlande), Siegfried Grossmann und Sascha Hilgenfeldt, ihre theoretischen Berechnungen, die sehr gut mit den gemessenen Daten übereinstimmen.
Die Schwierigkeit, die die Wissenschaftler dabei überwinden mußten, lag in der Vereinigung der Beschreibungen extrem unterschiedlicher Energie- und Zeitskalen, sowie der zu berücksichtigenden physikalischen Prinzipien. Lohse und seinen Kollegen gelang die Beschreibung der SBSL innerhalb einer hydrodynamisch-chemischen Betrachtungsweise ohne Annahme neuer physikalischer Effekte.
Dabei läßt sich ihre Erklärung, die den aufwendigen Rechnungen zugrunde liegt, kurz folgendermaßen skizzieren: In der verdünnenden Phase der sich in Richtung der Schallwellenfront ausbreitenden Dichtschwankungen wächst das Bläschen von etwa fünf auf ungefähr siebzig Mikrometer an. Wirkt das Schallfeld wieder komprimierend, fällt das scheinbar leere Bläschen – angetrieben durch die Trägheit des umgebenden Wassers – wieder in sich zusammen. Während der gesamten Kollapsphase behält es seine sphärische Symmetrie bei und vergrößert seine interne Energiedichte. Mit Beschleunigung des Kollapses wird das Restgas im Bläscheninneren so weit zusammengepreßt, daß die Temperatur auf 20 000 bis 30 000 Kelvin ansteigt. Indem die Wissenschaftler aufspürten, wie sich die Energie auf die Bestandteile des entstehenden Plasmas – Ionen, neutrale Atome und freie Elektronen – verteilt, läßt sich nun verstehen, wie der umgekehrte Vorgang der Lichtemission und -löschung geschieht, wenn die Energiedichte des expandierenden Bläschen wieder reduziert wird und es zur Emission von Photonen kommt.
Die Berechnungen der drei Physiker weichen im Bereich kleiner Intensitäten nur um fünf Prozent von den gemessenen Werten ab und können somit als Grundlage für weitere verfeinerte Modelle zur SBSL dienen. Das Studium dieses Phänomens dürfte auch weiterhin von besonderem Interesse sein, da es eine Vielzahl physikalischer Teilbereiche wie Akustik, Strömungsphysik, Thermodynamik, Plasma- und Quantenphysik unter höchst dynamischen Bedingungen vereint. Außerdem lassen sich mit vergleichsweise einfachen Mitteln extreme Temperatur- und Druckverhältnisse schaffen, die in ferner Zukunft vielleicht sogar in die Bereiche der Kernfusionsphysik vorstoßen könnten.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 22.6.1998
"Warum es blitzt im Glas"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 3.3.1998
"Noch kein Lichtblick bei der Sonolumineszenz"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 2.2.1998
"Schall und Hitze"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 4/95, Seite 50
"Sonolumineszenz"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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