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News: Mit körpereigenen Genen gegen Krebs

Durch die Aktivierung des Proteins NF-kappa B können Krebszellen eine Resistenz gegenüber Chemotherapien oder Strahlenbehandlungen entwickeln. Mediziner haben an Mäusen eine Gentherapie entwickelt, die diesen Mechanismus hemmt - mit erstaunlichem Resultat: Menschliche Tumorzellen in Versuchstieren bildeten sich unter einer Chemotherapie zurück und verschwanden in einigen Fällen sogar vollständig. Erste Tests an Menschen sind für Ende 1999 geplant.
Bereits 1997 entdeckten Mediziner der University of North Carolina, Chapel Hill, daß das Protein NF-Kappa B vielen Krebszellen dazu verhilft, eine Resistenz gegen Chemo- und Strahlentherapien zu entwickeln. Dazu schaltet es einzelne Gene in der DNA der Krebszelle ein beziehungsweise aus und hilft ihr somit, dem Tod zu entkommen – mit fatalen Folgen für die Patienten. In ihrer neuesten Studie verwendeten die Wissenschaftler das natürliche Inhibitor-Protein I-kappa B, welches NF-kappa B blockiert. Als Folge schlug die Behandlungen der Mäuse wieder an. C.-Y. Wang, J.C. Cusack, R. Liu und A. Baldwin veröffentlichten ihre Ergebnisse in Nature Medicine von April 1999.

Obwohl die Methode noch nicht an Menschen getestet wurde, glauben Wissenschaftler, daß sie eines Tages die Überlebenschancen von Patienten erheblich steigern könnte. "Wir sind überzeugt, daß unser Ergebnis für die Therapie verschiedener Krebsarten außergewöhnlich wichtig sein wird", sagte Baldwin, Direktor des Lineberger Center. "Obwohl nicht alles, was bei Tieren funktioniert, auch bei Menschen funktioniert, klappt es doch oft. Wir sind sehr optimistisch, weil wir glauben, daß dies ein Mechanismus ist, der allgemein wichtig ist, und wir nun wissen, wie wir ihn bekämpfen können."

In den neuen Experimenten konzentrierten sich die Forscher auf bestimmte Formen von Darm- und Knochenkrebs bei Menschen. Sie züchteten die Tumore in Mäusen und behandelten sie dann mit einer modifizierten Art des Hemmstoffes I-kappa B. Behilflich war dabei ein Virus, welches den Inhibitor in die Tumorzellen beförderte. Die Behandlung mit dem häufig verwendeten Chemotherapeutikum CPT-11 war "in hohem Maße erfolgreicher", sagte Baldwin, als sie mit I-kappa B gekoppelt wurde. Die Wissenschaftler entwickeln derzeit Tumormodelle für andere Krebsarten und erwarten eine Genehmigung durch die U.S. Food and Drug Administration für eine Vielzahl klinischer Tests auf der Grundlage der neuen Erkenntnisse.

"Dies bildet die Grundlage für die Entwicklung einer neuartigen Behandlungsstrategie, die in vorklinischen Studien weiter erforscht wird; sie sollte innerhalb dieses Jahres für Patienten zur Verfügung stehen", meint Cusack. "Diese Ergebnisse liefern neue Erkenntnisse darüber, warum viele Krebszellen oftmals nicht absterben, wenn sie einer Chemotherapie ausgesetzt werden. Die Methode zeigt auf, wie wir den Verteidigungsmechanismus von Krebszellen erfolgreich überwinden können, um eine effektivere Behandlung zu erzielen."

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