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News: Zellverpflanzung hilft bei Parkinson

Einer Doppelblind-Studie zufolge kann Parkinson-Patienten durch die Implantation von fötalen Dopamin-Zellen geholfen werden. Bei vielen der Beteiligten wuchsen die Implantate, und die Symptome nahmen ab.
Würden Sie sich an einer Studie beteiligen, bei der Ihnen unter Lokalbetäubung der Schädel aufgebohrt wird – mit fünfzig prozentiger Wahrscheinlichkeit sonst aber nichts passiert? Vielleicht würden Sie es, wenn sie an Parkinson leiden, einer chronischen Krankheit, die Ihnen immer mehr Ihrer Bewegungsfähigkeit nimmt. Ständiges Zittern und Muskellähmungen sind dabei Folge des Absterbens von Gehirn-Zellen im Schwarzen Kern (Substantia nigra), die eigentlich für die Produktion der Chemikalie Dopamin verantwortlich sind. Zwar können Medikamente wie L-Dopa den meisten Erkrankten helfen – die Arzneien verlieren aber oftmals nach fünf Jahren ihre Wirkung. Bei einem anderen Ansatz soll die Transplantation fötalen Gewebes Dopamin-produzierende Zellen ersetzen und die Bewegungsfähigkeiten der Patienten wiederherstellen. 1995 fanden sich zahlreiche Universitätsklinken in New York zusammen und riefen eine Studie ins Leben, welche die Sicherheit und Wirkung solcher Transplantationen zeigen sollte.

Die vierzig teilnehmenden Menschen litten an Parkinson im fortgeschrittenen Stadium und wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt. Der einen Hälfte wurde an vier unterschiedlichen Stellen fötale Zellen eingepflanzt. Der anderen Hälfte öffnete man zwar auch den Schädel, implantierte ihnen jedoch nichts. Weder die Patienten noch die später behandelnden Ärzte wußten zunächst, wer Zellen erhalten hatte und wer nicht. Solche Doppelblind-Studien sind gebräuchlich beim Test von Medikamenten – in der Chirurgie gibt es sie hingegen seltener. Während eines ganzen Jahres wurde der Zustand der Patienten überwacht. Unmittelbar vor der Operation und ein Jahr danach machten die Ärtze PET-Aufnahmen (Positron-Elektron-Tomographie) vom Gehirn der Patienten, um somit das Wachstum der Zellen zu ermitteln. Nur bei einem der zwanzig Placebo-Patienten wurde ein Wachstum nachgewiesen, wo gar keines hätte sein können. Bei 17 der zwanzig Transplantations-Patienten stellten die Mediziner ein Wachstum fest, bei ungefähr einem Drittel sogar beträchtliches. Das Forscherteam vom University of Colorado Health Sciences Center, Denver, dem Columbio Prebyterian Center of New York Presbyterian Hospital, der Columbia University sowie dem North Shore University Hospital veröffentlichten ihre Ergebnisse bei einem Treffen der American Academy of Neurology im April 1999.

Der Studie zufolge zeigte sich eine große Ungewissheit im tatsächlichen Ausgang der Transplantation. Der Nutzen für einen einzelnen Patienten ist unvorhersagbar. Die Altersgrenze von sechzig Jahren scheint jedoch magisch: Patienten darunter zogen Vorteile aus der Operation, Menschen über sechzig nicht. Die Forscher sind nun besonders an den Fragen interessiert, wie man einen einheitlicheren Ausgang der Operationen erreichen kann, und weshalb ältere Patienten weniger auf die Behandlung ansprechen.

Nach zwölf Monaten wurde den behandelnden Ärzten und den Patienten gesagt, wer die Transplantate erhalten hatte. Die Placebo-Patienten konnten sich für eine zweite – diesmal echte Operation – entscheiden. Fast alle haben sich dafür ausgesprochen.

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