News: Bodenhaltung von Dinosauriern
Die Annahme eines hoch erhobenen Kopfes wirft jedoch einige Probleme auf, wie zum Beispiel die Schwierigkeit, Blut über eine Höhendifferenz von mehr als zehn Metern in das Gehirn zu pumpen. Deswegen entschieden sich J. Michael Parrish von der Northern Illinois University in DeKalb und Kent Stevens von der University of Oregon in Eugene für eine gründlichere Untersuchung. Zunächst besuchten sie das Carnegie Museum in Pittsburgh, wo die Skelette von Diplodocus (Bild, 171 kB) und Apatosaurus Seite an Seite aufgestellt waren. Auf Gerüsten in luftiger Höhe stehend nahmen die beiden Wissenschaftler Messungen an 33 Halswirbeln vor.
Anschließend erzeugten sie ein Modellskelett auf dem Computer und bewegten den Hals so weit wie möglich, jedoch ohne das die Wirbeln den Kontakt miteinander verloren. Ebenfalls nicht gestattet war eine Überdehnung der verbindenden Bandscheiben zwischen den Wirbeln, die sie nach denjenigen von Vögeln und Krokodilen modellierten. Dabei fanden Parrish und Stevens heraus, daß zwar der Apatosaurus in der Lage war, seinen Kopf irgendwie in die Höhe zu recken, der Diplodocus diesen jedoch kaum über seinen Rücken heraus erheben konnte – schon gar nicht war er in der Lage, eine ausgeprägte S-förmige Halshaltung einzunehmen. Bei einer entspannten Haltung ruhte der Kopf eher in einer Höhe zwischen einem und anderthalb Metern über dem Boden.
Nach Parrishs Ansicht deutet die Rekonstruktion darauf hin, daß sich Dinosaurier hauptsächlich von niedrigwachsenden Blättern ernährten, die möglicherweise wesentlich nahrhafter waren als Kiefernnadeln oder andere Baumwipfelvegetation dieser Zeit.
Diese Studie bringt neue relevante Daten für die Frage nach der Haltung von Dinosauriern, meint der Paläontologe Jeff Wilson von der University of Chicago. Zukünftige Untersuchungen kombiniert mit weiteren Beweisen für die Freßgewohnheiten könnten ein umfassendes ökologisches Bild der Sauropoden liefern. "Es könnte sehr interessant sein, zu sehen, ob auch bei anderen Tieren bestimmte Halsformen mit bestimmten Freßgewohnheiten einhergehen", sagt Wilson.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 29.3.1999
"Ein fossiles Mittemdrin"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 22.1.1999
"Schnell, gefährlich – und ausgestorben"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 4.1.1999
"Große haben's wärmer"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.