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News: Es ist immer alles anders

Wenn zwei das gleiche tun, muß noch lange nicht dasselbe herauskommen. Vor allem nicht in der Wissenschaft. Besonders Forscher, die versuchen, das Verhalten von Tieren mit genetischen Faktoren zu erklären, werden von diesem Problem geplagt: Kaum hat eine Gruppe festgestellt, daß ein Gen X für die Handlung Y zuständig ist, behauptet ein anderes Team, daß in Wirklichkeit überhaupt kein Zusammenhang besteht oder sogar der gegenteilige Effekt zutrifft. Von solchen Erfahrungen frustriert haben Wissenschaftler aus drei verschiedenen Labors peinlich genau dieselben Experimente mit Mäusen gemacht und sind zu völlig unterschiedlichen Resultaten gekommen. Sie ziehen daraus den Schluß, daß selbst winzigste Unterschiede entscheidende Auswirkungen haben können. Keine beruhigenden Neuigkeiten für Verhaltensgenetiker.
Eigentlich hatten die Forscher alles unter Kontrolle: Vom Verlauf des Tag-Nacht-Rhythmus bis zur Futtermarke sollte nichts dem Zufall oder regionalen Schwankungen überlassen bleiben. John Crabbe vom Veterans Affairs' Portland Alcohol Research Center und der Oregon Health Sciences University sowie Kollegen aus Edmonton in Kanada und Albany in New York wollten diesmal endlich wissen, woran es liegt, daß viele Experimente aus einem Labor nirgendwo anders wiederholt werden konnten. Dazu führten sie in ihren Instituten mit demselben Mäusestamm eine Reihe von Verhaltenstests durch und verglichen anschließend ihre Ergebnisse (Science vom 4. Juni 1999).

Das Resultat war wenig ermutigend: Trotz aller Bemühungen um standardisierte Bedingungen erbrachten die Versuche enorm unterschiedliche Daten. Zum Beispiel verlief ein Experiment zum Angstverhalten in Edmonton ganz anders als in den beiden übrigen Labors. Die kanadischen Mäuse fürchteten sich in ihrem Labyrinth anscheinend weniger als die amerikanischen Nager. Ein Mäusestamm, bei dem der Rezeptor für den Neurotransmitter Seretonin ausgeschaltet worden war, verhielt sich sogar in allen drei Städten verschieden: In Portland war er aktiver als die Kontrolltiere mit intaktem Seretonin-Rezeptor, in Albany reagierte er weniger aktiv, und in Edmonton war überhaupt kein Unterschied zu den normalen Mäusen festzustellen.

Crabbe cermutet, die Diskrepanzen könnten durch minimale Unterschiede in den Haltungsbedingungen zu erklären sein, die sich nicht kontrollieren lassen – wie chemische Verunreinigungen im Trinkwasseer oder die Behandlung der Mäuse durch die Mitarbeiter. Wenn die Forscher wissenschaftlich vorankommen möchten, meint er, sollten Verhaltensgenetiker ihre Experimente zumindest standardisieren und so sorgfältig ausführen wie zum Beispiel DNS-Extraktionen. Da abweichende Resultate aber auch so nicht vermieden werden können, sollte vor einer Veröffentlichung jeder Test auch mit einem zweiten Satz Mäuse im selben und vielleicht sogar in einem anderen Labor durchgeführt werden.

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