News: Alter allein macht nicht dümmer
Die Forscher unterschieden die Ratten in zwei Altersgruppen: junge, aber bereits ausgewachsene Tiere, die zwischen vier und sieben Monaten alt waren, und alte Ratten zwischen 24 und 28 Monaten. In beiden Gruppen gab es Tiere bei denen Gewebsveränderungen bereits einige Nerven im cholinergischem Zentrum zerstört hatten.
Das cholinergische Zentrum der Ratten wurde mit Medikamenten zusätzlich stimuliert, während die Tiere lernten, die Dunkelheit mit einem Futter, das sie mochten, in Zusammenhang zu bringen. Ratten ohne Gewebsveränderungen in der Hirnrinde reagierten in beiden Altersstufen stark auf den Stimulus "Dunkelheit und Fressen". Ihr ACh-Ausstoß stieg im Vergleich zum Normalzustand um 100 bis 180 Prozent. Junge Ratten, die aber schon Gewebsveränderungen aufwiesen, reagierten immer noch mit einem Anstieg um 60 bis 120 Prozent in der ACh-Produktion. Bei ihren älteren Leidensgenossen hingegen war die Reaktion jedoch deutlich geringer. Sie lag nur bei 20 bis 40 Prozent.
Hieraus schlossen die Wissenschaftler, daß Demenz im Alter auf bereits in jungen Jahren sichtbare Hirnveränderungen zurückgeht, deren Symptome allerdings erst mit fortschreitendem Alter im Verhalten der Tiere zu erkennen waren. Auch beim Menschen wird das cholinergische System mit dem Erinnerungsvermögen in Zusammenhang gebracht. Wenn Demenz im Alter, möglicherweise auch die Alzheimer-Krankheit, auf bereits in jungen Jahren entstandene Gewebsveränderungen in der Hirnrinde zurückzuführen ist, besteht nach Meinung der Forscher die Hoffnung, solche Krankheiten bald schon frühzeitig zu erkennen und eventuell zu behandeln, bevor sich die Symtome mit steigendem Alter bemerkbar machen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 19.3.1998
"Eine Zeitbombe im Gehirn"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
Der Heidelberger Verlag Spektrum der Wissenschaft ist Betreiber dieses Portals. Seine Online- und Print-Magazine, darunter »Spektrum der Wissenschaft«, »Gehirn&Geist« und »Spektrum – Die Woche«, berichten über aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.