News: Stabile Knochen mit Mehrwert
Schon frühere Studien wiesen darauf hin, daß dagegen der Einsatz eines selektiven Östrogen-Rezeptor-Modulators (SERM) sogar eine Verringerung dieses Risikos mit sich bringt. Im Journal of the American Medical Association vom 16. Juni 1999 (Abstract) veröffentlichen Steven R. Cummings von der University of California, San Francisco, und seine Kollegen nun die Ergebnisse der Multiple Outcomes of Raloxifen Evaluation (MORE). Diese internationale Studie basiert auf Informationen aus 180 klinischen Zentren aus 25 Ländern.
"Raloxifen reduzierte das Risiko von neu diagnostiziertem invasivem Brustkrebs um etwa 76 Prozent während einer durchschnittlichen Behandlungszeit gegen Osteoporose von 40 Monaten, der postmenopausale Frauen unterzogen wurden", erläutern die Wissenschaftler. "Dieses Ergebnis ging auf eine 90prozentige Senkung der Gefahr des Auftretens von Östrogen-Rezeptor-positivem Brustkrebs zurück. Ein Rückgang des Risikos für Östrogen-Rezeptor-negative Mamma-Karzinome zeigte sich nicht. Dies unterstützt die Vorstellung, daß Raloxifen mit den Östrogen-Rezeptoren der Brust interagiert und dort die Östrogen-induzierte DNA-Transkription verhindert." Unter einem negativen Östrogenrezeptorstatus wird hierbei verstanden, wenn diese nur in geringer Menge vorkommen. Nach dem bisherigen Kenntnisstand bindet Raloxifen an die Rezeptoren für Östrogene und unterbindet so die Effekte von Östrogenen bezüglich Brustkrebs und der Gebärmutterschleimhaut. Gleichzeitig aktiviert es aber auch diejenigen Östrogenrezeptoren, die für die positiven Effekte auf die Knochendichte verantwortlich sind.
Die MORE-Studie ergab, das eine dreijährige Behandlung mit dem Wirkstoff die Gefahr von Wirbelbrüchen verringerte, auf andersartige Frakturen aber keinen Einfluß hatte. Gleichzeitig konnte ein positiver Effekt auf den Fettstoffwechsel beobachtet werden. Der absolute Cholesterin-Spiegel senkte sich und auch der Gehalt des Blutes an "schlechtem" Cholesterin (Lipoproteine geringer Dichte, LDL) nahm ab.
Doch auch weniger positive Effekte zeigten sich: Raloxifen scheint auch die Östrogen-Rezeptoren zu aktivieren, die zu einer anormale Verklumpung des Blutes beitragen können. Damit würde sich die Gefahr von Aderverstopfungen erhöhen. Nach Angabe der Wissenschaftler war das Risiko einer Venenthrombose bei den mit Raloxifen behandelten Frauen 3,1mal höher als bei den Teilnehmerinnen aus der Placebo-Gruppe. Daher empfehlen die Forscher dieses Medikament sowie auch Tamoxifen- (ein weiteres "Anti-Östrogen") und Östrogengaben nicht für Frauen, bei denen schon einmal Venenthrombosen oder Lungenembolien eingetreten sind. Auch vor größeren Operationen und Phasen der Immobilisierung sollte eine Einnahme unterbrochen werden.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 27.4.1998
"Medikament schützt vor Brustkrebs"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 7/98, Seite 30
"Prävention von Brustkrebs"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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