News: Rund um die Ostsee
Die über hundertköpfige Projektgruppe um den Koordinator Bodo von Bodungen vom Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) hatte sich zwei große Ziele gesetzt: Man wollte begreifen, wie und vor allem wie rasch die Ostsee auf Änderungen der auf sie einwirkenden Kräfte, vor allem Klima und menschliche Einflußnahme, reagiert. Daneben galt als zweites Ziel die Verbesserung der Quantifizierung von Stoffflüssen: Ein Vergleich der Menge der in die Ostsee eingetragenen Stoffe mit der exportierten oder im Sediment dem Ökosystem entzogenen Menge wies große Defizite auf – ein Hinweis auf Verständnislücken. Gezielt wurde daher im Rahmen von BASYS der Weg von Nährstoffen über die Flüsse und die Atmosphäre in die biologischen Kreisläufe bis hin zur letztlichen Deposition in den Sedimenten verfolgt. Diese Angaben werden nicht zuletzt von Computermodellen benötigt, mit denen die Reaktion von Ökosystemen auf äußere Einflüsse simuliert werden. Folglich erhoffte man sich von der Verbesserung der Quantifizierung auch einen Entwicklungsschub bei den Computermodellen.
Nach dreijähriger Forschungsarbeit sind neben einer Fülle von interessanten Einzelergebnissen zwei Erkenntnisse besonders hervorzuheben: Mit Hilfe von Altersdatierungen an langen Sedimentkernen, die einen Zeitraum von rund 8 000 Jahren vor heute repräsentieren, fanden dänische Geologen heraus, daß die Ostsee alle dreihundert Jahre in ein Regime des Sauerstoffmangels gerät. Die Ursache dieser Zyklizität wird in natürlichen Klimaschwankungen gesehen. Außerdem stellten die Wissenschaftler fest, daß Maßnahmen zur Reduzierung des Nährstoffeintrags erst mit einer Verzögerung von zehn bis zwanzig Jahren in den Tiefenbecken der Ostsee wirksam werden. Grundlage hierfür war, daß die im Rahmen von BASYS geschaffene Datenlage die Computer-Modelle in ganz entscheidendem Maße verbesserte, so daß sie heute effektive Werkzeuge für das Management einer nachhaltigen Nutzung von Küstenregionen darstellen.
BASYS war mit über hundert beteiligten Wissenschaftlern aus allen meereskundlichen Disziplinen und allen Osteeanrainerstaaten das größte und umfassendste Forschungsprojekt, das jemals in der Ostsee angesiedelt war. Zum ersten Mal seit dem Fall des Eisernen Vorhangs war gleichzeitig eine intensive Kooperation zwischen West- und Osteuropa möglich geworden. Insbesondere die Aufarbeitung der lange Zeit unzugänglichen, von osteuropäischen Instituten erhobenen Datenreihen war ein wichtiger Bestandteil des Programms.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 1.10.1998
"Nitratmangel begrenzt Planktonwachstum"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 2/99, Seite A 33 (Sonderteil)
"Ökosystem Ostsee"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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