News: Gelegenheit macht Liebe
Und tatsächlich: Männchen, die ihre Mitbewohnerinnen schon aus dem Labor-Aquarium oder den natürlichen Flußbecken kannten, zeigten eine auffällige Vorliebe für die neu hinzugekommenen Artgenossinnen. Die Männchen aus den Fließgewässern hingegen umwarben die unbekannten Damen fast mit der gleichen Begeisterung wie diejenigen Weibchen, die aus demselben Fluß stammten. Das Experiment zeigt, daß männliche Guppies nicht nur die Abwechslung lieben, sondern offenbar auch die Weibchen unterscheiden können – obwohl sie, zumindest für menschliche Betrachter, alle gleich aussehen. Kelley vermutet, daß die paarungswilligen Männchen entweder ganz feine Unterschiede wahrnehmen oder die Partnerinnen anhand von chemischen Hinweisen erkennen (Nature vom 14. Oktober 1999).
In einer weiteren Studie konnte Kimberly Hughes von der Arizona State University West in Phoenix, USA, zeigen, daß sich nicht nur die Guppy-Männchen öfter mal was Neues suchen, sondern auch die Damen für Abwechslung schwärmen. Denn weibliche Fische paaren sich ebenfalls lieber mit unbekannten Männchen. Allerdings ist dieses Ergebnis etwas schwieriger zu erklären, denn beim Weibchen kann nur eine begrenzte Anzahl von Eiern befruchtet werden, und dazu genügt schon ein Männchen. Die Wissenschaftlerin vermutet, daß es sich dabei um "einen Mechanismus handelt, mit dem eine möglichst große genetische Vielfalt erzielt werden soll." Denn auch das ist langfristig für die ganze Art von Vorteil (Animal Behaviour vom Oktober 1999).
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 24.1.1999
"Häufige Partnerwahl zum Wohl des Volkes – jedenfalls bei Hummeln" - Spektrum der Wissenschaft 6/98, Seite 72
"Wie Weibchen Partner wählen"
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