News: Natürliche Händigkeit, die von innen kommt
Auch im Bereich der subatomaren Quantenwelt gibt es eine Asymmetrie: Die als schwache Wechselwirkung bezeichnete Kraft, die für den radioaktiven Zerfall von Neutronen zu Protonen und Elektronen verantwortlich ist, verhält sich einseitig: Das ausgesandte Elektron hat stets einen Linksspin. Einige Wissenschaftler überlegten daher, ob die schwache Wechselwirkung ihre Händigkeit oder Chiralität auch Molekülen aufzwingen kann und somit vielleicht der Grund für viele Asymmetrien ist.
Robert Compton und seine Mitarbeiter von der University of Tennessee in Knoxville haben am 27. Oktober 1999 auf dem International Symposium on Cluster and Nanostructure Interfaces in Richmond, Virginia, die ersten experimentellen Befunde vorgestellt, nach denen die Händigkeit subatomarer Teilchen sich auf Atome und deren Kristallaufbau auswirken kann. Die Wissenschaftler bestrahlten Natriumchlorat (NaClO3) mit Elektronen aus dem Zerfall von radioaktivem Strontium, was einen spiraligen Kristallaufbau im Uhrzeigersinn zur Folge hatte. Beschossen sie das Salz dagegen mit Positronen mit Rechtsspin, verliefen die meisten Spiralen gegen den Uhrzeigersinn.
Noch ist nicht klar, wie der Spinzustand des Elementarteilchens die Kristallstruktur moduliert. Doch anscheinend spiegeln sich die Eigenheiten der Kleinsten durchaus in den Werken der Großen wider.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 10.11.1999
"Ein spiegelbildlicher Signalstoff" - Spektrum Ticker vom 31.7.1998
"Der Ursprung der Einseitigkeit"
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