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News: Handys sind schlecht für's Gedächtnis

Immer wieder geistern Meldungen über die schädlichen Auswirkungen von Mobiltelefonen durch die Medien. In einem Tierversuch konnten Wissenschaftler nun nachweisen, daß gepulste Mikrowellen - wie sie auch von Handys ausgesendet werden - zumindest bei Ratten das Langzeitgedächtnis und das Lernvermögen beeinträchtigen.
Ob gepulste Mikrowellen, wie sie zum Beispiel auch Handys ausstrahlen, nun gesundheitsschädlich sind oder nicht, wird sehr kontrovers diskutiert. Verschiedene Studien befaßten sich unter anderem mit den Auswirkungen auf das Kurzzeitgedächtnis und die Hirnstromaktivität. Henry Lai von der University of Washington und seine Kollegen nahmen nun den Einfluß auf das Langzeitgedächtnis genauer unter die Lupe. Ihre Ergebnisse werden sie demnächst in Bioelectromagnetics veröffentlichen.

Die Wissenschaftler setzten Ratten in einen großen Behälter mit getrübtem Wasser und brachten ihnen bei, eine untergetauchte Plattform zu finden und sich den Weg zu merken. Die Tiere hatten eine Minute Zeit, um die Plattform aufzusuchen. Hatten sie den Weg bis dahin nicht gefunden, setzte Lai sie auf die Platte. Danach mußten sie die Plattform von einem anderen Ausgangspunkt aus erneut anschwimmen. Insgesamt hatte jede Ratte sechs Übungseinheiten, in denen ihr jeweils vier Versuche zum Auffinden der Plattform zugestanden wurden. Insgesamt nahmen hundert Tiere an dem Versuch teil.

Durch diese Wiederholungen speichern die Ratten den Weg in ihrem Langzeitgedächtnis, erklärt Lai. Im Gegensatz zum Kurzzeitgedächtnis, das sich mit frisch erhaltenen Informationen oder kürzlich gelösten Aufgaben befaßt, beschäftigt sich das Langzeitgedächtnis mit Dingen, die einmal gelernt oder wiederholt aufgerufen werden und deshalb im Gedächtnis gespeichert sind.

Vor diesen Trainingsstunden wurde eine Gruppe der Tiere mit gepulsten Mikrowellen bestrahlt, die ähnlich der von Mobiltelefonen ausgesendeten Strahlung sind.

Bei den bestrahlten Ratten war das Lern- und Erinnerungsvermögen offensichtlich beeinträchtigt, denn sie hatten deutlich größere Schwierigkeiten, die Plattform wiederzufinden. Sie schwammen zwar genauso schnell wie die Tiere der Kontrollgruppe, konnten sich jedoch nicht so gut orientieren, und verbrachten auch mehr Zeit mit dem Versuch, an den Wänden aus dem Behälter zu krabbeln. Die unveränderte Schwimmgeschwindigkeit schließt eine Beeinträchtigung von motorischen Fähigkeiten oder der Motivation aus.

In einem weiteren Versuch entfernten die Wissenschaftler die Plattform. Die unbestrahlten Tiere hielten sich daraufhin trotzdem vorwiegend in dieser Gegend auf. "Sie schienen sich am Kopf zu kratzen und zu sagen 'Wir dachten, sie wäre hier'", erzählt Lai. Die bestrahlten Ratten schwammen deutlich ungezielter in dem Behälter umher und machten auch weniger Anstalten, nach der Plattform zu suchen.

"Sie schienen Schwierigkeiten damit zu haben, wie die normalen Ratten in ihrem Kopf einen Lageplan zu entwickeln, anhand dessen sie sich an die Stelle der Plattform erinnern konnten", erklärt der Wissenschaftler. "Ihr räumliches Vorstellungsvermögen oder ihre Strategien zum Einprägen bestimmter Orte schienen nach der Exposition beeinträchtigt zu sein. Es könnte sein, daß sie zu einer einfacheren Lernstrategie Zuflucht nehmen mußten, die nicht so gut funktioniert, und daher sich nicht mehr an die Lage der Plattform erinnern konnten."

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