News: 2:0 für Antibiotika
"Eine Eigenart der Antibiotika ist, daß sie im Körper nicht metabolisiert werden", erklärt Mobashery. "Sie verlassen den Körper so, wie sie verabreicht wurden. In den Abwässerkanälen, Kläranlagen oder wo immer sie auch enden, stehen sie dann den Bakterien zur Ausbildung einer Resistenz zur Verfügung." Um dieses Manko auszuschließen, stellten die Wissenschaftler ein Antibiotikum her, das zerstört wird, wenn es den Körper verläßt. Dabei gingen sie von einer modifizierten Form des Cephalosporins aus, das in seiner Struktur dem Penicillin sehr ähnlich ist. In diese Verbindung bauten sie eine Licht-Sensitivität ein, so daß der aktive Teil des Medikaments zerstört wird, wenn er mit Licht in Kontakt kommt. Dieser "Selbstzerstörungs-Mechanismus" verhindert, daß das entsprechende Antibiotika über längere Zeit außerhalb des Körpers existieren kann (Journal of Medicinal Chemistry vom 13. Januar 2000). Die Wissenschaftler sind sich sicher, daß auch andere Mechanismen, wie zum Beispiel eine pH-Sensitivität, eine solche Zerstörung auslösen könnten.
Die Forscher entwickelten noch eine zweite Methode, bei der sich ein Antibiotikum diesmal selbst regeneriert, und verwendeten dazu eine veränderte Version eines Aminoglycosid-Antibiotikums. Unter normalen Bedingungen wird das Medikament von Resistenz-Enzyme attakiert, die das Bakterium freisetzt. Diese bauen eine Inhibitor-Gruppe in die Struktur ein und setzen es so außer Gefecht. Das neu entwickelte Antbiotikum ist in der Lage, diese Gruppe sehr schnell wieder zu entfernen, und ist auf diese Weise innerhalb kurzer Zeit wieder voll funktionstüchtig (Journal of the American Chemical Society vom 22. Dezember 1999). Diese Selbst-regenerierenden Antibiotika begünstigen eine Umgebung, welche die Entwicklung des bakteriellen Enzyms unnötig macht, sagt Mobashery. "Denn der übliche Resistenz-Mechanismus ist nicht wirksam bei diesem Medikament."
Beide Arten von Antibiotika müssen noch an Tieren und Menschen getestet werden. "Die beiden Methoden sind nur zwei Strategie-Beispiele, doch es gibt sicher noch eine Menge andere Möglichkeiten, um Infektionen zu bekämpfen", meint Mobashery.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 21.4.1999
"Resistent gegen Resistenz?"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 11.3.1998
"Resistente Bakterien: Gefährlich, aber nicht zum Gruseln"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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