News: Ein Laster bewirkt das andere
Eine Reihe von Untersuchungen sollte die physiologischen Mechanismen des Nikotins, der abhängig machenden Komponente des Tabakrauches, genauer klären. Etwa 80 bis 90 Prozent des "giftigen, flüchtigen Alkaloids", das die Lunge erreicht, wird ins Blutsystem absorbiert. Im Gehirn angelangt, bindet es an eine Gruppe von Proteine, die so genannten Nikotinrezeptoren. Durch die Aktivierung dieser Proteine, die sich an der Oberfläche bestimmter Nervenzellen befinden, wird eine Reihe von physiologischen Funktionen reguliert, von denen einige zur belebenden und süchtigmachenden Wirkung der Substanz beitragen könnten. Letztlich führt Nikotin zur Freisetzung des NeurotransmittersDopamin im Nucleus accumbens, der zum Striatum gehört. Auch der Konsum von Alkohol bewirkt eine Dopaminausschüttung in dieser Hirnregion, wobei der genaue Mechanismus der Freisetzung in beiden Fällen noch nicht vollständig verstanden ist.
"E ist also anzunehmen, dass Nikotin und Alkohol über das selbe Belohnungssystem im Gehirn agieren", sagt Le. "Wir müssen verstehen lernen, wie genau diese beiden Substanzen miteinander wechselwirken und warum sie gemeinsam missbraucht werden, um eine effektive Behandlung der Co-Abhängigkeit zu entwickeln." So ist auch Stephanie S. O'Malley von der Yale University School of Medicine der Ansicht, dass "die Untersuchungen über mögliche Behandlungsarten für Alkoholismus sowie Rauchen ihre Kräfte vereinigen sollten".
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 17.2.2000
"Was verengt die Arterien bei Rauchern?"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 28.9.1999
"Der blaue Dunst greift um sich"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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