News: Das Schwergewicht unter den Kristallen
Das Verfahren basiert auf einer ursprünglich von der russischen Wissenschaftlerin Natalia Zaitsewa entwickelten Methode und ist in Livermore weiterentwickelt worden. Für die Züchtung eines Riesenkristalls platzieren die Wissenschaftler einen synthetischen, etwa daumennagelgroßen Kristallkeim in einen 1,80 Meter hohen Tank. Darin befindet sich ein Kubikmeter 65 Grad Celsius heiße, übersättigte KDP-Lösung, aus der sich der wachsende Kristall ernährte. Während der Kristall wuchs, senkten die Forscher ständig die Temperatur, damit die Lösung auch übersättigt blieb.
Der bisherige Rekordhalter wog 295 Kilogramm und stammt ebenfalls aus dem Labor in Livermore. Um aber die Größe, das Gewicht und die Qualität des neuen Rekordkristalls zu erreichen, mussten die Wissenschaftler der Nährlösung beständig zusätzliches KDP-Salz über ein so genanntes kontinuierliches Filtrationssystem hinzufügen. Die Hälfte der erforderlichen KDP-Kristalle ist bereits fertig, denn das Laboratorium produziert die Kristalle mit der Schnellwachstumstechnik zusammen mit kommerziellen Kristallherstellern. "Diese Technik ermöglicht es uns, zukünftig noch größere und noch reinere Kristalle zu züchten", meint Ruth Hawley-Fedder, Leiterin des Wissenschaftlerteams. "Unser neuer Rekordhalter hätte eigentlich noch weiter wachsen können, aber unser Wachstumstank war einfach zu klein."
Der Riesenkristall wird später in einzelne Platten geschnitten und für die National Ignition Facility (NIF) verwendet, einem sich noch im Bau befindlichen Riesenlaser. Die Kristallplatten von 127 Milimetern Stärke und einer Fläche von etwa 1756 Quadratzentimetern sollen das Infrarotlicht des Lasers in ultraviolettes Licht umwandeln. Dafür benötigt die National Ignition Facility ungefähr 600 Kristallplatten.
Siehe auch
- Spektrum der Wissenschaft 3/97, Seite 17
"Silicium-Germanium-Kristalle aus der schwebenden Schmelze"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 3/93, Seite 26
"Kristallzüchtung in Zentrifugen"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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