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News: Den Seehunden auf der Spur

1988 starben im Watt vor der Nordseeküste Tausende von Seehunden an einer Virusinfektion. Die Tiere waren dem Hundestaupevirus zum Opfer gefallen. Schuld war aber auch die hohe Belastung der Nordsee mit Schadstoffen, die das Immunsystem stark geschwächt hatte. Heute leben im Watt wieder mehr als 16.000 Seehunde. Kieler Forscher haben nun herausgefunden, dass der Mensch durch Tourismus und Fischerei weiterhin einen großen Störfaktor im Leben der Seehunde darstellt.
Eine Forschergruppe vom Institut für Meereskunde an der Universität Kiel ist unter Leitung von Professor Dieter Adelung dem Verhalten der Seehunde auf die Spur gekommen. Dazu implantierten sie einen kleinen Sender unter die Haut der Seehunde (siehe Seehund-Telemetrie). Dieses Gerät schickte alle 10 bis 15 Sekunden Informationen über die Tauchtiefe, die Tauchhäufigkeit und die Schwimmgeschwindigkeit an einen Empfänger. Aber auch die Lage des Tieres- ob Bauch oder Rücken – wurde gespeichert. Die Daten zeigen, wie der Seehund seinen Tag verbringt. Dabei kamen überraschende Ergebnisse zu Tage: Oft entfernen sich die Meeressäuger bis zu 30 Kilometer von ihrer Sandbank. Im eigentlichen Wattenmeer halten sie sich nur noch selten auf. Sie suchen Gebiete mit tiefem Wasser auf.

Den Grund dafür sieht Dieter Adelung in der Störung durch den touristischen Betrieb im Wattenmeer. Etwa neun Millionen Menschen halten sich jedes Jahr an den Badestränden der Deutschen Bucht auf. Deshalb ziehen sich die Seehunde in tiefere Gewässer zurück, wo sie ungestörter jagen können. Leider ist auch hier schon der Mensch als Konkurrent in das Leben der Seehunde getreten. Sage und schreibe 22 Millionen Tonnen Fisch werden jedes Jahr von der Industriefischerei gefangen. Adelung hat bereits Tiere gesehen, die eine wesentlich dünnere Speckschicht haben, als in früheren Jahren. So werden die Seehunde im Wattenmeer zur Zeit weniger von Krankheiten bedroht, als durch ihren Nahrungskonkurrenten Mensch.

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