News: Ein Herz aus Stein
Wissenschaftler um Dale Russell von der North Carolina State University und vom North Carolina Museum of Natural Sciences sind von Willo begeistert. Er markiert den ersten Thescelosaurus-Fund, der neben einem kompletten Schädel auch noch versteinerte Überreste von Geweben aufweist, die normalerweise zerfallen. So sind einige Sehnen immer noch mit dem Rückgrat verbunden und Knorpel und manche inneren Organe sind auch nach den vielen Jahrmillionen erhalten. Die Paläontologen, Biologen und Experten für Bildgebungsverfahren haben vor allem den Saurier-Brustkorb mit der Computer-Tomographie untersucht (Science, 21. April, 2000). Zunächst machten sie zweidimensionale Bilder vom Brustkorb. Auf diesen erkannten sie etwas, das wie ein Herz aussah. Aber sicher waren sie sich noch nicht, schließlich "hatte das Gewicht des Sandstein-Grabes die Anatomie stark verändert", so Paul Fisher, der Direktor der Veterinary school's Biomedical Imaging Resource Facility. "Aber als der Computer die zweidimensionalen Bilder zu einem dreidimensionalen Modell zusammenfügte, war alles klar. Sie können beide Ventrikel und die Aorta sehen", erläutert Fisher. Ergebnisse mit der Röntgen-Strukturanalyse stützen ihre Annahme, dass sie ein Herz vor sich haben: Sie finden darin Eisen, nicht jedoch im umgebenden Sediment. "Willos Ventrikel und Aorta deuten an, dass sein Blutkreislauf und die Atmung völlig getrennte Systeme waren und dass er deswegen eine höhere Umsatzrate hatte, als heutige Reptilien sie zeigen", so Michael Stoskopf von der North Carolina State University. Russell glaubt, dass das Herz aus vier Kammern bestand und es das Blut durch eine systemische Aorta pumpte. Damit "gleicht es mehr einem Säugetier- oder Vogel-Herzen als dem eines Reptils", so Russell. "Die Ergebnisse deuten an, dass die Dinosaurier ein weiter entwickeltes Kreislaufsystem hatten als Reptilien, und sie unterstützen die Hypothese, wonach Dinosaurier Warmblüter waren."
Den Konservierungszustand verdanken die inneren Organe einer chemischen Umwandlung: Unter feuchten und sauerstofffreien Bedingungen wird das Gewebe in eine Seifen-ähnliche Substanzen überführt, die versteineren anstatt zu zerfallen.
Da die Wissenschaftler mit ihren Programmen aus den zweidimensionalen computertomographischen Aufnahmen dreidimensionale Modelle erhalten können, haben sie eine Möglichkeit, auch Strukturen sichtbar zu machen, die noch nicht freigelegt sind -ohne zerstörerische Eingriffe in das Fundstück. Auf Grund des guten Erhaltungszustandes wollen sie nun noch weitere Organe mit dieser Methode untersuchen.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 10.11.1999
"Der größte aller Saurier"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 18.11.1999
"Der Dinosaurier im Porzellanladen"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 2/95, Seite 68
"Die Fossilienschätze der Gobi"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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