News: Nachwuchs in der Neuhirnrinde
Im März 2000 berichtete Jeffrey Macklis, Neurowissenschaftler an der Harvard Medical School in Boston, dass absterbende Nervenzellen den Heilungsprozess fördern können. Er hatte Gehirnzellen bei Zebrafinken zerstört, die für das Singen zuständig sind und fand heraus, dass sich dadurch neue Neuronen bildeten. Macklis bemerkt allerdings, dass diese "Neugeburt" von Zellen in einem Teil des Gehirns auftritt, in dem Nervenzellen saisonal nachwachsen. Er stellte sich deshalb die Frage, ob er die Neubildung von Neuronen auch an Gehirnbereichen anregen kann, wo sie normalerweise nicht beobachtet wird. Ähnlich wie zuvor beim Zebrafinken löste er dann bei Zellen im Neocortex von Mäusen durch Chemikalien die Selbstzerstörung aus. Anschließend beobachtete er mit chemischen Indikatoren, die sich teilende Zellen markieren, die Entwicklung von neuen Neuronen. Als Ergebnis fand er im Neocortex der behandelten Tiere Nervenzellen in allen Entwicklungsstadien: Von gerade neu entstandenen bis hin zu Zellen, die aus der Ventrikularzone einwanderten. Einige der differenzierten Zellen hatten bereits Kontakt zu schon länger etablierten Nachbarn geknüpft.
"Diese Arbeit zeigt, dass das Gehirn die Fähigkeit besitzt, sich bei Beschädigung selbst zu regenerieren", meint Elizabeth Gould von der Princeton University. Wenn ein ähnlicher Regenerationsmechanismus auch im menschlichen Gehirn ausgelöst werden kann, so folgert sie, öffnet diese Entdeckung theoretisch die Tür für die Behandlung von Verletzungen des Gehirns und Rückenmarks.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 19.10.1999
"Nachschub für die Großhirnrinde" - Spektrum Ticker vom 20.3.1998
"Wie regenerationsfähig ist unser Gehirn wirklich?" - Spektrum der Wissenschaft 7/99, Seite 32
"Neue Nervenzellen im erwachsenen Gehirn"
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