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News: Viel Wind, wenig Surfer

Die schöne Fassade der Internet-Nutzerzahlen und des E-Commerce- Wachstums im 'Web-Vorreiterland' USA scheint zu bröckeln. Denn laut einer Studie des B.A.T.-Freizeitinstituts in Hamburg wollen drei Viertel aller Amerikaner vom Internet nichts wissen und zappen stattdessen lieber durch die TV-Programme. Nur jeder vierte Amerikaner nutzt demnach das weltweite Datennetz wenigstens einmal pro Woche für private Konsum-, Informations- oder Unterhaltungszwecke, in Deutschland sind es sieben Prozent.
"Die meisten Deutschen, aber auch die Mehrheit der Amerikaner sind Computer-Muffel", resümiert der Leiter des B.A.T.-Freizeitinstituts in Hamburg, Horst Opaschowski. Das zumindest offenbaren die Ergebnisse einer Studie in der die Wissenschaftler jeweils 3000 repräsentativ ausgewählte Personen ab 14 Jahren befragte, um den Gebrauch und die Nutzungshäufigkeit elektronischer Medien zu ermitteln. Die Forscher sahen sich in beiden Ländern mit einer Mehrheit von Computer-Verweigerern konfrontiert: Nur etwa 25 Prozent der Amerikaner und knappe sieben Prozent der Deutschen nutzen das Netz regelmäßig in ihrer freien Zeit.

Die Freizeitforscher gehen aber noch weiter. Auch in der nahen Zukunft zeichne sich keine revolutionäre Entwicklung ab. "Das Internet wird auch in fünf Jahren kein Massenmedium wie das Fernsehen sein", prognostiziert Opaschowski. Knapp drei Viertel der Befragten in Deutschland und zwei Drittel in den USA hören Radio, den Fernseher schalten in beiden Ländern über 90 Prozent mindestens einmal pro Woche an. Das Internet werde hingegen erst in ein bis zwei Generationen zu einem echten Gebrauchsgegenstand avancieren. Denn selbst die Mehrheit der 18- bis 29-Jährigen – in beiden Ländern über 60 Prozent – sei am PC als Alltagsmedium nicht interessiert. Aber auch die Bevölkerungsstruktur verdirbt offensichtlich die Nutzerstatistik. Gerade Menschen über 50 Jahren finden schwer Zugang zum Internet, erklärt Michael Pries, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Freizeitforschungs-Institut, gegenüber c't. Als Gründe nennt Pries Schwellenangst sowie das Erscheinungsbild der Internet-Gesellschaft, die sich mit ihren Angeboten überwiegend jung präsentiere. Im Vergleich zu anderen Gebrauchsgegenständen wie Fernseher oder Radio sei ein PC und damit das Internet noch zu unkomfortabel zu bedienen. Zudem sei die Internet-Nutzung in beiden Länder immer noch eine Frage der Bildung.

Mit 52 Prozent nutzt im Vergleich zu Personen mit anderen Schulabschlüssen ein überproportional großer Anteil der deutschen Universitätsabsolventen einen PC in der Freizeit. Damit unterscheiden sie sich kaum von ihren US-amerikanischen Kollegen (Post-Graduates). Hier liegt der Anteil bei 54 Prozent. Das liege jedoch nicht nur an der Bildung, sondern auch an der besseren finanziellen Ausstattung dieser Bevölkerungsschicht, die sich die erforderlichen PCs und deren Aufrüstung einfach eher leisten könnten, ergänzt Pries. Hinsichtlich der Internet-Nutzung hinken die deutschen Studienabsolventen allerdings deutlich hinter ihren amerikanischen Kollegen her. Fast jeder Zweite Post-Graduate surft regelmäßig, der Anteil unter den deutschen Universitätsabsolventen liegt bei 27 Prozent.

Auch der E-Commerce kommt der Studie zufolge nur mühsam in die Gänge. Teleshopping, elektronische Reisebuchung oder Bücherkauf nutzen in beiden Ländern nur jeweils unter drei Prozent der Verbraucher. Das Homebanking findet fast ebenso wenig Anklang. Hier werde es ebenfalls 20 bis 30 Jahre dauern, bis das Fern-Shopping ebenso zur Normalität wird wie das Fern-Sehen, ergänzt Spies die Ergebnisse der Studie. Er glaubt jedoch nicht, dass der elektronische Handel konventionelle Einkaufsformen ersetzen, sondern nur verändern wird. "Den Menschen wird das Erlebnis des Einkaufens weiterhin wichtig bleiben."

Die Ergebnisse der Studie scheinen anderen Untersuchungen zum Teil zu widersprechen oder diese in Frage zu stellen. Jedoch muss man die Resultate vor dem Hintergrund der Fragestellung betrachten. Als "Internet-Nutzer" haben die Forscher des B.A.T. nur Personen definiert, die zumindest einmal pro Woche in ihrer Freizeit im Web surfen – im Unterschied zu anderen Studien, die auch Gelegenheits- oder "Berufs"-Surfer dazuzählen.

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