News: Dem Tau-Neutrino eine Falle gestellt
Bereits 1930 schlug der Nobelpreisträger Wolfgang Pauli die Existenz von neutralen Teilchen vor, die später den Namen Neutrino – das kleine Neutrale – erhielten. Sie sind die ungeladenen Partner zu den geladenen Leptonen. So gehört das Elektron-Neutrino zum Elektron, das Myon-Neutrino zum Myon und zum Tauon sollte es ein Tau-Neutrino geben, zumindest theoretisch. Doch bisher entging das Tau-Neutrino immer wieder den hartnäckigen Fallen der Physiker, da es mit anderen Teilchen kaum wechselwirkt. Es ist fast masselos, besitzt keine Ladung und fliegt somit unbemerkt durchs Weltall. "Sie schweben durch den Raum, durch Wände, durch Planeten und werden niemals langsamer", staunt der Nobelpreisträger Leon Ledermann.
Physiker vom Fermi National Accelerator Laboratory haben nun den ersten direkten Beweis erbracht, dass das Tau-Neutrino wirklich existiert. Dazu haben sie einen Strahl aus Neutrinos auf eine sandwichartige Konstruktion aus Eisen, Plastik und Emulsionsschichten gerichtet. Wenn sehr viele Tau-Neutrinos aus dem Neutronenstrahl auf einen Eisenkern treffen, dann produziert eins davon vielleicht seinen Partner – das Tau-Lepton. Dessen Spur kann in der Emulsionsschicht verfolgt werden, die eine Art dreidimensionaler fotografischer Film ist. Denn das entstandene Tau-Lepton ist nicht stabil, sondern zerfällt auf seiner Reise durch die Schichten aus Plastik und Eisen in einzelne Teilchen. Diese aber hinterlassen auf den zwischengeschalteten Emulsionsschichten ihre Spuren. "Die Signatur eines Tau-Leptons ist eine Spur mit einem Knick, der auf den Zerfall des Leptons kurz nach seiner Enstehung hinweist", sagte Palone von der University of Pittsburgh.
"Es ist wirklich wichtig zu sehen, dass dieses Ding tatsächlich existiert und dass es sich so verhält, wie wir erwartet haben", sagte Phil Yager, Physiker an der University of California in Davis. Und es wurde auch langsam Zeit, dieses winzige Teilchen nachzuweisen, denn sein Partner, das Tauon wurde schon vor 25 Jahren entdeckt. Und so freuen sich bestimmt nicht nur die 54 Physiker aus vier Ländern gemeinsam über den gelungenen ersten Nachweis des kleinen Teilchens.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 20.7.2000
"Ein paar Teilchen zu viel" - Spektrum Ticker vom 9.7.1998
"Ein erster Blick auf das fehlende Neutrino?" - Spektrum Ticker vom 8.6.1998
"Die Masse macht's"
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