News: Von Federn, Vögeln und Dinosauriern
Xing entdeckte das Fossil in einem Bauernhaus in Nordost-China, dessen Besitzer der ursprüngliche Finder war. Es handelt sich um ein ausgewachsenes Tier von der Größe einer Krähe mit gebogenen Krallen – wie bei Vögel, die Bäume bewohnen und auf Ästen sitzen. Das Tier hat einen langen gestreckten Schwanz und weist Strukturen auf, welche der Wissenschaftler als Federn deutet. Er nannte das Tier Microraptor zhaoianus. Es ist der kleinste bisher bekannte Vertreter der Theropoden und lebte vor 124 Millionen Jahren.
"Der Fund hat die morphologische Lücke zwischen Dinosauriern und Vögeln weiter eingeengt", sagt Xing. Doch sein Kollege Paul Barrett von der University of Oxford ist kritischer: "Das neue Tier zeigt eine Reihe von Veränderungen an Hüft- und Schwanz-Knochen sowie den Zähnen, die auf eine Stellung zwischen fortschrittlichen, fleischfressenden Dinosauriern und Vögeln hinweist. Außerdem deuten aber einige anatomische Spezialisierungen an den Füßen darauf hin, dass dieses Tier auf Bäumen lebte", erklärt er. "Das widerspricht dem, was die meisten Wissenschaftler von der Evolution der Vögel denken." Denn das neue Fossil belebt eine ältere Idee, nach der Vögel von Baumbewohnern abstammen, die ihre Flugkunst entwickelten, indem sie sich von Bäumen gleiten ließen.
Ein weiteres Fossil wirft nun auch neues Licht auf die Entstehung der Vogelfedern. Entwickelten sie sich vielleicht aus Schuppen, wie Longisquama nahelegte? Diese Theorie scheint nun auch ein neuer Fund aus dem chinesischen Yixian-Gebirge zu bestätigen. Die Paläontologen Fucheng Zhang und Zhonghe Zou stießen bei ihren Ausgrabungen auf einen Protopteryx fengningensis, die primitivste Art in der Gruppe der so genannten Enantiornithinen, weit verbreiteten Vögeln der Kreide-Zeit. Diese entwickelten sich parallel zu den modernen Vögeln, sind jedoch inzwischen ausgestorben.
Der Protopteryx stammt aus der frühen Kreide-Zeit und war etwa so groß wie heutige Stare. Seine Federn deuten die beiden Forscher als die Vorstufe zu heutigen Vogelfedern (Science vom 8. Dezember 2000). Fucheng und Zhonghe geben an, dass der kleine Vogel die Federn in erster Linie zur Isolierung seines Körpers genutzt hätte, aber auch für zaghafte Flugversuche. Nach diesem Fund unterscheiden die beiden Wissenschaftler bei der Evolution der Vogelfedern vier Schritte: Erst hätten sich die Schuppen verlängert, dann einen Mittel-Schaft ausgebildet und an diesem wären darauf Seitentriebe entstanden. Schließlich hätte sich an diesem Gerüst ein Netz vieler kleiner Triebe entwickelt. Demnach haben sich also die Vogelfedern vor mehr als 100 Millionen Jahren aus langen Saurierschuppen entwickelt.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 24.11.2000
"Federn, Schuppen oder beides?"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 26.6.2000
"Ein frühzeitiges Federvieh"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 20.3.1998
"Ein weiterer Hinweis auf die Herkunft der Vögel"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 4/98, Seite 38
"Der Ursprung der Vögel und ihres Fluges"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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