Schwenk auf die Rotweinforschung
Einen neuen Seitenzweig der Physik bewegter Materie haben Forscher der ETH Lausanne entwickelt: die "Önodynamik", die Untersuchung des Rotweinschwenkens.
Das kunstvolle Durchwirbeln kräftiger Roter – eindeutiges Erkennungszeichen des Weinkenners – dient im Allgemeinen der Belüftung des Glasinhalts und setzt flüchtige Aromastoffe frei. Doch Martino Reclari und Kollegen interessieren sich weniger für die geschmacklichen Folgen des Schwenkens als vielmehr für die dabei auftretenden Wellenformen.
Als Testflüssigkeit entschieden sich die Forscher für einen kostengünstigen Merlot, das Rotieren der Zylinder übernahm hingegen zum Zweck der besseren Reproduzierbarkeit ein Laborgerät. Am Ende konnten Reclari und Kollegen das Schwappen so genau kontrollieren, dass ihnen eindrucksvolle Wellenformationen gelangen – siehe das Video.
Und welche Eigenschaften des Schwenkvorgangs beeinflussen das Resultat? Das sei gar nicht so kompliziert, resümieren die Wissenschaftler. Insbesondere drei Faktoren bestimmen das Endergebnis: das Verhältnis zwischen Einfüllhöhe und Glasdurchmesser, das Verhältnis zwischen Glasdurchmesser und Radius der Bahn, auf dem das Glas bewegt wird, und schließlich die Größe der Zentrifugalkraft und der Erdanziehung.
Ja, sagen die Forscher, sicher, die Idee zu dieser Forschung sei ihnen eines Abends bei einem Glas Rotwein gekommen. Bei genauerem Nachdenken finde man jedoch durchaus die ein oder andere Anwendungsmöglichkeit: In vielen Labors werden zum Beispiel Bakterienkulturen durch beständiges Schwenken durchmischt und mit Nährstoffen versorgt. Und für diesen Zweck könne ihre Arbeit durchaus von Nutzen sein. (jd)
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