Frösche im Friesennerz
Zu spät für viele Fische in den fast gänzlich ausgetrockneten Wasserlöchern, doch zur Freude der überlebenden Waldbewohner, hat endlich die Regenzeit begonnen. Ein paar Tage schieben sich schwere graue Wolken über den Himmel, es ist schwül und donnert in der Ferne, bleibt aber bei kurzem Nieselregen.
Gestern Abend dann der erste Wolkenbruch: Es schüttet, und innerhalb von Minuten bilden sich große Pfützen und kleine Bäche auf dem sandigen Campboden. Wir laufen zu unseren Plattformen, werfen Kleidung von den Wäscheleinen in die Zelte und zurren Planen fest – die grasgedeckten Dächer sind an vielen Stellen undicht. Inzwischen sind die kleinen Trampelpfade zwischen den Plattformen überschwemmt, knöcheltief waten wir zurück zu Küche und Abendessen, zu dem einige der madagassischen Assistenten im knallgelben Friesennerz erscheinen – ein farbenfroher kultureller Austausch.
Am nächsten Tag geht es mit dem Fahrrad im Slalom über die Conoco in den Wald, denn auch hier haben sich große Pfützen gebildet. Zudem verscharren im weichen Sand der Piste zahllose Leguane (Oplurus cuvieri) in stiller Synchronisation ihre großen weißen Eier und achten dabei kein Stück auf den Verkehr. Auch eine hauptsächlich im Boden lebende Schleiche mit winzigen Augen (Typhlops decorsei) hat der Regen auf die Straße gelockt. Außerhalb des Waldes macht der Regen heute zwar eine Pause, im Wald plätschert und tropft es hingegen beständig von den Bäumen und streift man durchs Unterholz, ist man klatschnass.
Unten vom Kirindy dringt unterdessen lautes und vielstimmiges Quaken herauf, eine ungewohnte Geräuschkulisse im zuvor ausgedörrten, stillen Wald. Blickt man hinab ins Flussbett, dominiert auch hier die Farbe gelb: Hunderte Frösche der Art Aglyptodactylus securifer hüpfen durch das feuchte Laub, dümpeln in den wieder aufgefüllten Tümpeln und machen Krach. Ausgelöst durch den Regen haben die Amphibien ihre Trockenstarre beendet, um sich im Flussbett zur Massenpaarung zu treffen: Explosive breeding heißt diese Fortpflanzungsstrategie, und bereits nach wenigen Stunden sind die Tümpel angefüllt mit glibberigen Laichballen. Die kleinen gelben Männchen sitzen auf den dunkler gefärbten Weibchen und lassen sich von diesen durchs Gelände tragen – hunderte hüpfende Friesennerze, die der Regen endlich zum Einsatz gebracht hat.
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