Umfrage | 22.09.2008
Rund 240 Leserinnen und Leser haben bei unserer Umfrage abgestimmt, viele davon äußerten sich dort auch in Leserbriefen. Das Ergebnis: Über vierzig Prozent stimmen für "mehr davon". Mehr "Spektrum"-Artikel also über physikalische und kosmologische Forschungsarbeiten, die mit theoretischen Mitteln teils weit über beobachtbare, experimentell belegbare oder auch nur anschaulich verstehbare Modelle hinausgehen, damit aber möglicherweise die Tore für ein neues Weltverständnis aufstoßen. Kaum weniger Stimmen plädieren in der (nicht repräsentativen) Umfrage dafür, die Zahl entsprechender Beitrage auf dem jetzigen Stand zu halten.
Immerhin jeder Fünfte würde dagegen lieber weniger davon in "Spektrum der Wissenschaft" sehen oder – besser noch – gar keine.
Was nun? Zugegeben: Nicht jede von uns präsentierte Theorie wird die Jahre überdauern. Manche wird an inneren Widersprüchen oder experimentellen Ergebnissen scheitern. Auf jeden Fall aber sollte unsere Auswahl der Autoren dafür gesorgt haben, dass im "Spektrum"-Magazin ein realistisches Bild dessen entstand, wie Physiker nach Erklärungen für die großen Zusammenhänge im Kosmos oder in der Teilchenwelt suchen. Und weil unsere Autoren hohes Ansehen in der Fachwelt genießen, dürfen wir auch davon ausgehen, dass sie ihre Theorien - unabhängig davon, wie weit sie sich von experimentellen Belegen entfernt haben - mit guten physikalischen und mathematischen Argumenten begründen können.
Mehr ist, so wird man ehrlicherweise zugeben müssen, nicht realistisch. Wer tatsächlich dahin kommen will, dass er Theorien über den Urknall, die Welt der Strings oder das Multiversum sachkundig zu beurteilen und gegebenenfalls mit guten Gründen zu verwerfen vermag, muss selbst zum Physiker werden. Das aber würde den Rahmen sprengen, den sich "Spektrum der Wissenschaft" gegeben hat. Wir berichten über Wissenschaft, wir betreiben sie nicht. Und wenn bestimmte Ideen, auch wenn sie weit hergeholt erscheinen mögen, in der Fachwelt Anerkennung finden, werden wir sie auch künftig vorstellen. Nach dieser Umfrage möglicherweise sogar noch häufiger als bislang.
Thilo Körkel