Technikgeschichte: Die Vorfahren der Enigma und des Computers
Ein wahrhaft monumentales Werk hat Gottfried Wilhelm Leibniz uns hinterlassen. Schon die schiere Menge des Materials ist beeindruckend: Die annähernd 100 000 Blatt Papier, die er im Lauf seines Lebens beschrieben hat, füllen ein Volumen von ungefähr zwei Kubikmetern. Und die hochphilosophischen Gedanken über die beste aller Welten (Teil 1 dieser Serie) sowie die Beherrschung des abstrakten Unendlichen (Teil 2) waren nur der theoretischere Teil seines Werks. Auf der praktischen Seite stehen nicht nur seine Arbeiten zur Experimentalphysik (Teil 3), sondern, noch handfester, auch die Beschäftigung mit merkwürdigen Zahnrädern und anderen mechanischen Bauteilen. Leibniz hat – neben vielen anderen Dingen – zwei geradezu visionäre Maschinen entworfen, die "Machina arithmetica" zum Rechnen und die "Machina deciphratoria" zum Ver- und Entschlüsseln von Texten.
Zu seinen Lebzeiten hat die Rechenmaschine trotz intensiver Bemühungen nie richtig funktioniert, und die Chiffriermaschine ist nie gebaut worden. Das lag bei der Rechenmaschine nicht etwa daran, dass Leibniz beim Entwurf etwas falsch gemacht hätte. Für die Chiffriermaschine fand sich kein zahlender Interessent, vermutlich weil die Diplomaten der damaligen Zeit die Sicherheit ihrer etablierten Geheimverfahren überschätzten und daher keinen Aufwand für eine Verbesserung treiben mochten.
Die Rechenmaschine ist daran gescheitert, dass die Mechaniker die geforderte Präzision bei der Fertigung der Bauteile nicht erreichten. Aber so wie Leibniz seine Maschinen entworfen hat, waren sie funktionsfähig. Wir wissen das, weil wir sie unter meiner Leitung nachgebaut haben. In der mehrjährigen Auseinandersetzung mit dieser Maschine und mit einer Rekonstruktion der Chiffriermaschine habe ich eine Reihe überraschender Erkenntnisse gewonnen. ...
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