Lexikon der Biologie: Barben
Barben [von spätlatein. barbus = Barbe], Barbenähnliche, Barbinae, Unterfamilie der Weißfische aus der formenreichen Ordnung Karpfenfische mit vielen Gattungen und ca. 700 Arten. Ihre Stellung im System ist noch nicht gesichert; so werden sie oft der Unterfamilie Karpfen(Cyprininae) zugeordnet. Barben leben in stehenden oder fließenden Süßgewässern und haben meist 2 oder 4 Barteln am end- oder unterständigen, vorstülpbaren Maul, auf die Schlundknochen beschränkte Zähne in 3 Reihen, eine in der Körpermitte angeordnete Rückenflosse und eine kleine Afterflosse. Die bekannteste Art, die mitteleuropäische Barbe oder Flußbarbe (Barbus barbus;vgl. Abb. und Fische X ), bewohnt vor allem den noch schnell fließenden, sauerstoffreichen Mittel- bis Oberlauf der Flüsse mit Sand- und Kiesgrund sowie Verstecken im Uferbereich (Barbenregion, flußabwärts der Äschenregion; Fischzonen der Fließgewässer); sie ist meist 30–50 cm lang (maximal bis 1 m), hat an den vorragenden, wulstigen Oberlippen 4 Barteln und jagt vorwiegend nachts Kleintiere; zum Laichen zieht sie in Schwärmen im Frühsommer flußaufwärts; ihr Fleisch ist wohlschmeckend, aber grätenreich, der Laich (Rogen) giftig; durch Flußverbauungen ist die Art in vielen Gebieten gefährdet. Wirtschaftlich bedeutend sind auch die ca. 50 cm lange Aralbarbe (Barbus brachycephalus), die im Brackwasser lebt und zum Laichen in die Flüsse aufsteigt, die bis 1 m lange Nilbarbe (Barbus altianalis) aus dem Oberlauf des Nils, der zu den Großschuppenbarben zählende, bis 2 m lange, indische Tormahseer (Tor tor) und die bis 2,8 m lange ostasiatische Riesenbarbe (Catlocarpio siamensis). Gleiche Lebensweise wie die Flußbarbe hat die ca. 20 cm lange, südeuropäische Hundsbarbe (Barbus meridionalis) mit der häufigen Unterart osteuropäischer Semling (Barbus meridionalis petenyi). Kleinere, meist unter 10 cm lange Schwarmfische mit leuchtenden Signalfarben sind südostasiatische und afrikanische Zierbarben der Gattung Puntius (manchmal der Gattung Barbus zugeordnet); über 45 Arten davon sind beliebte, meist leicht zu pflegende und zu züchtende Aquarienfische (s. u.). Wirtschaftliche Bedeutung hat nur die bis 20 cm lange Javabarbe (Puntius javanicus), die als tropischer Teichfisch gehalten wird. Eine ebenfalls afrikanische und südostasiatische Gattung der Barben sind die teilweise pflanzenfressenden Fransenlipper (Labeo), mit kräftigen, ein Saugorgan bildenden Lippen, größere Arten dienen vor allem in Südchina als Speisefisch; mehrere Arten werden im Aquarium gehalten (s. u.). Weitere Gattungen sind die westasiatischen Quermundbarben (Capoeta), die mit den knorpeligen, durch eine Hornschicht verstärkten Kiefern Pflanzenaufwuchs abweiden, die kleinen, west- und südasiatischen und afrikanischen, in Gebirgsbächen lebenden, gründlingsartigen Saugbarben (Garra), bei denen ein Unterlippenteil des unterständigen Maules zu einer Saugscheibe umgebildet ist, und die Gattung Blindbarben mit der Art Caecobarbus geertsi, ein schuppenloser blinder Höhlenfisch. – Barben, die oft als Aquarienfische gehalten werden, mit Längen- und Heimatangabe: Zierbarben: Strahlenbarbe (Puntius arulius), bis 12 cm, südöstliches Vorderindien; Prachtbarbe (Puntius conchonius), ca. 12 cm, Nordindien; Clownbarbe (Puntius everetti), ca. 10 cm, Borneo; Bandbarbe (Puntius fasciolatus), ca. 7 cm, Angola; Längsstrichbarbe (Puntius holotaenia), ca. 10 cm, Westafrika; Schmetterlingsbarbe (Puntius hulstaerti), bis 3,5 cm, unterer Kongo; Purpurkopfbarbe (Puntius nigrofasciatus), bis 5 cm, Südceylon; Eilandbarbe (Puntius oligolepis), bis 5 cm, Sumatra; Fünfgürtelbarbe (Puntius pentazona), bis 5 cm, Sumatra; Brokatbarbe (Puntius schuberti, Barbus schuberti;Aquarienfische I ), bis 5 cm, Singapur; Messingbarbe (Puntius semifasciolatus), bis 7 cm, Südostchina; Viergürtelbarbe oder Sumatrabarbe (Puntius tetrazona, Barbus tetrazona;Aquarienfische I ), bis 7 cm, Sumatra und Thailand; Bitterlingsbarbe (Puntius titteya), bis 5 cm, Ceylon. Von den Fransenlippern seien genannt: Feuerschwanzfransenlipper (Labeo bicolor), bis 12 cm, Thailand; Grüner Fransenlipper (Labeo frenatus), bis 8 cm, Nord-Thailand. – Einige Arten der Gattung Bärblinge(Rasbora) werden ebenfalls als Barben bezeichnet. Fließwasserorganismen.
T.J.
Lit.:Stallknecht, H.: Barben und Bärblinge. Die idealen Schwarm- und Gesellschaftsfische. Melle 1994. Steinle, Ch.P.: Barben und Bärblinge. Stuttgart 1998.
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