Lexikon der Biologie: Copepoda
Copepoda [von griech. kōpē = Ruder, podes = Füße], Copepoden, Ruderfußkrebse, Unterklasse der Krebstiere mit ca. 8500 Arten ( vgl. Tab. ). Die Ruderfußkrebse sind kleine Krebse (1 bis wenige mm), nur die Tiefseeart Bathycalanus sverdrupi erreicht 17 mm und die an Walen parasitierende Penella balaenopterae sogar 32 cm. Charakteristische Merkmale: der Rumpf besteht nur aus 10 Segmenten; von den 6 Thorakalsegmenten sind 1 oder 2 mit dem Kopf zum Cephalothorax verschmolzen; Carapax und Komplexaugen fehlen. Der Körper besteht meist aus 2 Abschnitten, einem vorderen mit Extremitäten und einem hinteren ohne Beine ( vgl. Abb. ). Die Gelenkung zwischen beiden Abschnitten liegt zwischen den letzten beiden Thorakalsegmenten (Ordnungen Cyclopoidea, Harpacticoidea) oder zwischen letztem Thorakal- und erstem Abdominalsegment (Calanoidea). Der hintere Abschnitt ist schmaler als der vordere und endet mit der Furca. – Die 1. Antennen sind lang und vor allem bei planktischen Arten oft zu langen Schwebefortsätzen geworden, die beim Vorschnellen passiv nach hinten bewegt werden. Die Thorakalbeine sind Spaltfüße mit fast gleichem Endo- und Exopoditen. Durch ihr Zurückschlagen bewirken sie das sprungartige Vorschnellen (Hüpferlinge). Nur der 1. Thorakopode ist als Maxilliped den Mundwerkzeugen angeschlossen, und das letzte Paar ist rückgebildet oder, beim Männchen, zur Übergabe der Spermatophore bei der Paarung modifiziert. – Exkretionsorgane sind Maxillendrüsen. Die Calanoidea besitzen noch ein kurzes Herz, sonst sind Kreislauforgane rückgebildet. Spezielle Atemorgane fehlen. Sinnesorgane sind, neben Cuticularsensillen, Naupliusaugen, die recht hoch entwickelt sein können, z. B. bei Copilia und beim Saphirkrebschen. Die Ruderfußkrebse sind getrenntgeschlechtlich. Bei der Paarung heftet das Männchen dem Weibchen eine Spermatophore in die Nähe der Geschlechtsöffnung, die am Genitalsegment (verschmolzenes 1. und 2. Abdominalsegment) liegt. Durch eine Quellmasse in den Spermatophoren wird das Sperma von dort in die Receptacula seminis des Weibchens gedrückt. Die Eier werden in charakteristischen Eisäcken (2 bei den Cyclopoidea, 1 bei den Calanoidea und Harpacticoidea) am Genitalsegment getragen ( vgl. Abb. ). Die Entwicklung geht über das Nauplius-, mehrere Metanauplius- und Copepoditstadien. Ruderfußkrebse leben in allen aquatischen Lebensräumen, marin und limnisch, im Plankton, im Litoral, im Grundwasser, auch in kleinsten Wasseransammlungen, z. B. Bromeliaceen-Trichtern und Baumhöhlen, einzelne Harpacticoidea sogar auf dem Land. Ihnen genügt ein dünner Feuchtigkeitsfilm, und bei Trockenheit können sie sich encystieren. Die planktischen Calanoidea sind Filtrierer, die mit den Maxillipeden und den Maxillen einen Wasserstrom erzeugen. Cyclopoidea und Harpacticoidea sind mehr Detritusfresser, manche auch Räuber. Acanthocyclops vernalis enthält im Darm viele unverdaute Grünalgen, die dort weiterhin Photosynthese betreiben. In großer Zahl und in mehreren Linien sind Ruderfußkrebse zum Parasitismus übergegangen. Parasitisch sind oft die Adulten, aber bei den Monstrilloidea leben diese frei, und nur die späten Metanauplius- und Copepoditstadien sind parasitisch. Bei den Lernaeidae und Penellidae (syn. Lernaeoceridae) gibt es Wirtswechsel. Bei Lernaeocera branchialis heftet sich der Copepodit an die Kiemen von Flundern und anderen Plattfischen, wandelt sich zu dem auch von verwandten Familien bekannten Chalimus-Stadium, das sich mit einem Stirnfaden festheftet, und saugt Blut. Auf diesem Wirt häuten sich die Tiere zum Männchen bzw. praeadulten Weibchen und kopulieren. Nach der Paarung stirbt das Männchen, und das Weibchen sucht den Endwirt, einen Schellfisch, auf, wo es sich mit Kopffortsätzen fest verankert und zu einem unbeweglichen, wurmartigen Gebilde auswächst. Ruderfußkrebse sind wegen ihres reichen Vorkommens von großer ökologischer Bedeutung. Calanus finmarchicus ist die wichtigste Nahrung des Herings. Zur Sinnesphysiologie vgl. Infobox.Achtheres, Nahrungskette, Nauplius, Plankton.
P.W.
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