Lexikon der Biologie: Gesneriaceae
Gesneriaceae [benannt nach C. Gesner], Gesneriengewächse, Familieder Braunwurzartigen mit rund 2000 Arten in 125 Gattungen ( vgl. Tab. ). Überwiegend in den Regenwäldern der Tropen und Subtropen, mit einigen Arten jedoch auch in den gemäßigten Zonen verbreitete Rosettenpflanzen, Stauden oder Sträucher, seltener kleine Bäume. Die meist einfachen, ganzrandigen oder gezähnten Blätter sind oft samtartig behaart; die leuchtend gefärbten, 5zähligen Blüten stehen einzeln, in Trauben oder Cymen und besitzen eine radförmige bis langröhrige, 2seitig symmetrische, mehr oder minder 2lippige Krone. Von den ursprünglich 5 Staubblättern sind meist nur 2 oder 4 fertil. Die Früchte sind runde oder längliche Kapseln, selten Beeren, und enthalten eine große Anzahl zum Teil sehr kleiner Samen. Manche Gesneriengewächse leben als Epiphyten auf Bäumen, verschiedentlich werden auch wasserspeichernde Organe (sukkulente Sprosse und Blätter) sowie Speicherknollen und Rhizome gebildet. Als Anpassung an Nektar sammelnde Vögel (Kolibris) haben manche Arten leuchtend rote, röhrenförmige Blüten entwickelt. Bei vielen Arten wächst eines der Keimblätter stärker als das andere (Anisokotylie). Die vegetative Entwicklung einiger dieser Arten, z.B. aus den Gattungen Monophyllaea (Name!) und Streptocarpus, kann sich sogar auf die beständige Vergrößerung eines Keimblatts durch basales Spreitenwachstum beschränken. Vertreter der südeuropäischen Gattung Ramonda (3 krautige, mehrjährige Arten; Spanien, Pyrenäen, Balkan) und Haberlea (2 krautige, mehrjährige Arten; Balkan) zeichnen sich durch besondere Trockenresistenz aus. Sie können völlig ausgetrocknet 3–4 Jahre verharren, um nach Befeuchtung wieder zu assimilieren. Viele Arten der Gesneriengewächse sind ihrer leuchtenden Blüten wegen zu beliebten Zierpflanzen geworden. Aus der ostafrikanischen Gattung Saintpaulia (20 krautige, mehrjährige Arten), Usambaraveilchen (nach dem Verbreitungsschwerpunkt in den Usambarabergen), ist vor allem Saintpaulia ionantha ( vgl. Abb. und Afrika III ) von Bedeutung. Die kleine Staude mit in Rosetten stehenden, rundlichen, fleischigen, langgestielten und samtig behaarten Blättern sowie radförmigen, blauvioletten Blüten ist die Stammform zahlloser weiß, blau, rosa, rot oder purpurfarbig blühender Topfpflanzen. Breitglockige bis röhrenförmige Blüten und Rosetten aus ovalen, weich behaarten Blättern besitzen die aus dem tropischen Amerika stammenden Gloxinien (Gloxinia, 8 mehrjährig-krautige bis zwergstrauchige Arten mit schuppenblättrigem Rhizom; vgl. Abb. ). Die unter der Bezeichnung Sinningia × hybrida gehandelten rot, rosa, purpurn oder weiß blühenden Topfpflanzen gehen hauptsächlich auf die purpurn blühende, brasilianische Art Sinningia speciosa (Gattung mit ca. 40 mehrjährig-krautigen bis strauchigen Arten; Südamerika V) zurück. Gern als Ampelpflanze kultiviert wird die in Zentralamerika heimische Columnea gloriosa (Columnea), ein Epiphyt mit achselständigen, leuchtend scharlachroten, röhrenförmigen Blüten an schlank herabhängenden Sprossen. Von den ca. 130 in Afrika und Südostasien heimischen, ein- bis mehrjährigen Kräutern bzw. Halbsträuchern der Gattung Streptocarpus (Drehfrucht, die Frucht ist spiralig gedreht) werden ebenfalls etliche als Zierpflanzen gezüchtet. Die im Handel angebotenen Topfpflanzen mit meist großen, röhrigen oder trichterförmigen, schief 2lippigen, weißen, blauen oder purpurnen Blüten sind Kreuzungen verschiedener Arten (insbesondere Streptocarpus rexii; vgl. Abb. ) und werden als Streptocarpus × hybridus bezeichnet (Mendelsche Regeln I–II). Aus der im tropischen Amerika heimischen Gattung Gesneria wird zumeist nur Gesneria cuneifolia (Puerto Rico), eine rosettenbildende Staude mit, je nach Sorte, leuchtendroten, orangefarbenen oder gelben Röhrenblüten als Zimmerpflanze gezogen. Das tropische Amerika ist auch Heimat der Gattung Episcia, deren Ausläufer treibende Arten nicht nur wegen ihrer leuchtenden Blüten, sondern auch wegen ihrer schön gemusterten Blätter geschätzt werden; besonders beliebt sind die Kultursorten von Episcia cupreata mit ihren behaarten, dunkelgrünen bis bronzefarbenen, an den Adern hellgrün oder silbrig gezeichneten Blättern. Eher für den Steingarten geeignet ist der in den Pyrenäen heimische Felsenteller (Ramonda myconi = Ramonda pyrenaica), eine Rosettenpflanze mit behaarten, meist runzligen und gewellten Blättern sowie weiß, rosa oder blaßviolett gefärbten, in der Mitte gelb gezeichneten Blüten. Gesneriaceae .
N.D.
Gesneriaceae
1 Usambaraveilchen (Saintpaulia ionantha),2 Gloxinie (Gloxinia spec.) in Blüte, 3aStreptocarpus wendlandii,b Streptocarpus rexii
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